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Vergessene Freundschaft II

Shulang sah jünger aus. Einem Kultivator konnte man ohnehin nur in wenigen Fällen sein Alter ansehen, doch noch keine grauen Strähnen spickten Shulangs schwarzes Haar und die Flamme der Kerze in seiner Hand gab seinem Gesicht einen goldenen Schimmer.

Apio schätzte, dass diese Szene vor zwanzig oder vielleicht dreißig Jahren stattgefunden haben musste. Oder Shulang hatte nach diesem Treffen sehr schnell graue Haare bekommen.

Er blieb vor Apio stehen. Nun, nicht direkt vor ihm, sondern vor den Gitterstäben hinter denen er eingesperrt war.

„Liu Shijia?", fragte er.

Apio nickte. Seine Zunge schien bleischwer. Er versuchte den Mund zu öffnen und das System anzuschreien, weshalb es ihn überhaupt nach einer Entscheidung fragte, wenn es doch ohnehin tat, was es wollte. Aber seine Lippen blieben geschlossen.

Shulang rümpfte die Nase und sah sich um. Und was er erblickte waren Spinnenweben, Staub, Schmutz, Ratten – die Liste könnte man noch ewig fortführen. Ekel zuckte durch sein Gesicht.

„Hai Tun möchte dich hinrichten", sagte Shulang und richtete den Blick zurück auf Apio. „Hat er dich schon gefoltert?"

Erst jetzt bemerkte Apio, dass die Flüssigkeit an seinem Kopf Blut sein musste. Ohne sein Zutun nickte er.

Shulangs Blick wurde weicher. Und dann tat er etwas, das Apio niemals von ihm erwartet hätte. Er kniete sich auf den Boden – mitten in den Staub, mitten in den Schmutz – und war damit fast auf Augenhöhe mit Apio. Die Kerze stellte er neben sich auf den Boden.

„Mein Name ist Shulang, Großmeister von Bai Tian", stellte er sich vor. „Ich schätze deine Loyalität, selbst wenn sie den Falschen gegenüber ist. Jun Renyi hat in dir einen treuen Untertanen gefunden und diese Treue sollte nicht ungenutzt bleiben."

Apio neigte den Kopf – wieder geschah es, ohne dass er selbst so handeln wollte. Mittlerweile ahnte er, dass es sich hierbei um eine Erinnerung handelte, in der er keinen Einfluss hatte. Was bereits geschehen war, konnte er nicht verändern.

„Du möchtest wissen, worauf ich hinaus möchte", sagte Shulang. „Ob ich zu denen gehöre, die dich tot sehen wollen und ob ich mich deshalb hier hineingeschlichen habe, weil ich es selbst tun möchte."

Apio musterte ihn kurz, dann nickte er.

Shulangs Blick wurde noch weicher. „Ich möchte dir ein Angebot machen, Shijia."

Die Art, wie Shulang den Namen aussprach, ließ einen kalten Schauer Apios Rücken hinabrinnen. Warum musste er ihn ansprechen wie einen alten Freund? Warum konnte er ihn nicht wie immer ‚Apio' oder ‚Shidi' nennen?

Die Antwort darauf war klar: Ersteres, weil Shulang den Namen Apio noch nicht kannte und Letzteres, weil Apio noch nicht sein Shidi war.

„Ich möchte deine Treue für mich, Shijia", fuhr Shulang fort und wieder fröstelte Apio. „Ich möchte, dass du Bai Tian beitrittst und unter meiner Führung meinen Pfad einschlägst. Und im Gegenzug bürge ich vor Hai Tun für dich. Du musst zusichern, dass du niemals wieder irgendeine Verbindung mit einem Dämon eingehst, und versprechen, dass du nur nach meinem Weg kultivierst. Keine dämonische Kultivierung, verstehst du?"

Apio antwortete nicht. Er neigte nur den Kopf in die andere Richtung. Die Gedanken seines Ichs standen ihm so deutlich vor Augen, als wären es seine eigenen.

Warum will er mir helfen?

Warum will er bürgen?

Warum bringt er sich in solche Gefahr?

Warum vertraut er einem Verräter?

Warum glaubt er, dass ich ihn nicht hintergehen würde, sobald er mich befreit?

Aber seine Stimme war nicht in der Lage, all diese Fragen auszusprechen. Stattdessen beließ er es bei einem einfachen: „Warum?" Und selbst dieses eine Wort war so leise, dass er es kaum hören konnte.

Shulang seufzte. „Treue ist eine hohe Tugend", sagte er. „Etwas, das ich nur in wenigen Menschen gefunden habe und noch weniger behalten dies in Augenblicken äußerster Not bei. Du würdest für deine Überzeugungen in den Tod gehen. Du wusstest von Anfang an, wie gefährlich deine Aufgaben sein werden und hast sie trotzdem übernommen. Du hast Hai Tun kein Wort über Jun Renyis Schwachstellen erzählt, obwohl du so übel zugerichtet wurdest. Ich beneide dich."

Apio wartete. Es klang nicht, als hätte Shulang seinen Monolog bereits beendet.

„Und gleichzeitig bist du so verdammt töricht, dass ich nur auf dich hinabblicken kann." Shulangs Blick erkaltete. So sah er schon eher aus wie derjenige, den Apio in der Zukunft kennengelernt hatte. „Jun Renyi hat dich fortgeworfen, weil du ihm keinen Nutzen mehr bringst. Er versucht nicht, dich zu befreien. Du bist allein, Shijia. Nur ich bin hier, um dir zu helfen."

„Eine seltsame Zwickmühle", brachte Apio hervor. Jedes Wort, jede Silbe kratzte in seinem Hals. Er lachte trocken. „Wenn ich auf dein Angebot eingehe, dann bekommst du, was du möchtest. Meine Treue. Und gleichzeitig beweise ich dir dann doch, dass niemand bedingungslos treu ist. Wenn meine Loyalität so leicht zu erkaufen ist, welchen Wert hat sie dann noch?"

Shulang schwieg eine lange Zeit und auch Apio machte sich nicht die Mühe, die Stille zu durchbrechen. Beide musterten sich nur im flackernden Licht der Kerze.

Erst einige Minuten später ergriff Shulang das Wort. „Weshalb Jun Renyi? Womit hat er dich verdient? Du bist kein Dämon, du bist unter Menschen aufgewachsen. Weshalb hast du die Seiten gewechselt?"

Apio dachte über seine Antwort nach. „Unter Menschen traf ich Monster und unter Dämonen fand ich Güte. Äußere Umstände können nicht über den Charakter entscheiden, aber der Charakter ist es doch, der als so wichtig erachtet wird. Ich schätze Jun Renyi für das, was er versucht zu erreichen."

Eine Welt in Harmonie. Eine Welt, in der jedem jede Möglichkeit offensteht. Eine Welt, in der niemand für Äußerlichkeiten ausgeschlossen wird. Apio sagte es nicht laut, denn dann würde er doch Jun Renyis Pläne verraten.

„Und dabei kümmert es mich nicht, ob er ein Dämon ist", fuhr Apio fort. „Ob jeder denkt, dass seine Vorstellungen zu utopisch sind oder ob überhaupt jemand an ihn glaubt. Seine Ziele sind meine Ziele und wenn ich nicht für meine Ziele einstehe, welchen Sinn hat mein Leben dann noch? Er und ich trafen uns, weil wir auf demselben Pfad wandeln und natürlich arbeiten wir dann auch zusammen."

Apio machte eine kurze Pause, schonte seine Stimme, denn sein Hals schmerzte, und sprach weiter. „Du kannst meine Treue schätzen, obwohl ich Dinge getan habe, die du als unmoralisch einstufst. Und ich kann schätzen, dass du hier bist, mit mir sprichst und mich in der Zeit bis zu meiner Hinrichtung von der Langeweile befreist."

„Obwohl wir auf verschiedenen Seiten stehen", führte Shulang den Satz zu Ende.

Apio nickte.

Shulang schwieg eine Weile und meinte dann: „Du bist interessant, Shijia. Es bedrückt mich wirklich, dass ich dich nicht von meinem Weg überzeugen kann."

„Ich kenne deinen Weg nicht", antwortete Apio. „Du hast mir nicht von ihm erzählt."

„Oh", machte Shulang. „Du hast recht." Er rückte näher an das Gitter heran. „Ich träume von einer Welt, in der jedem die gleichen Möglichkeiten zustehen. In der niemand wegen seines Alters oder seines Geschlechts benachteiligt wird. Eine Welt, die jeden auf gleiche Weise liebt."

Apio stockte. Nun war es an ihm, für eine lange Zeit zu schweigen. „Und trotzdem siehst du die Dämonen als naturgemäß böse an?"

Shulang gab ihm ein entschuldigendes Lächeln, ehe er wieder eine ernste Miene annahm. „Im Gegensatz zu dir traf ich mehr Monster unter den Dämonen und fand Güte in den Menschen. Doch ich werde über deine Worte nachdenken. Du bietest einen interessanten Ansatz."

Apio überlegte wieder einige Sekunden. Sein Ich zweifelte an Shulangs Worten, doch sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen, schien ihm töricht. Wenn es die Chance gab, dass Shulang die Wahrheit sprach und er wirklich die Welt ändern wollte, dann war es doch das Beste, was er tun konnte.

„Mir scheint, wir bewegen uns auf demselben Pfad", sagte Apio. „Ich mag dir meine bedingungslose Loyalität nicht geben können, doch ich verspreche dir meine Unterstützung. Sofern du mir ermöglichst, meine Ziele weiterhin zu verfolgen, werde ich mich aus den Angelegenheiten des Krieges zurückziehen und keinen öffentlichen Kontakt mehr zu Dämonen pflegen."

„Aber im Geheimen weiterhin?"

„Ich habe Freunde unter den Dämonen", erklärte Apio. „Aber wie gesagt, ich werde mich aus dem Krieg zurückziehen, wenn es deine Bedingung ist."

Nun neigte Shulang seinen Kopf. „Du bist Jun Renyi nicht loyal gegenüber", stellte er fest. „Du bist nur dir loyal gegenüber."

„Mir und meinem Pfad."

„Und dabei kümmert es dich nicht, wer dich begleitet oder ob du den Weg allein bestreitest."

Apio nickte.

„Ich glaube, ich mag dich, Shijia", sagte Shulang. „Und ich akzeptiere deine Bedingungen. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit."


Apio fand sich in einer Wüste wieder. Die Sonne hatte ihren Zenit erreicht und er hob die Hand, um sich vor ihr zu schützen. Im Gegensatz zu dem schummerigen Licht im Kerker schmerzten die hellen Strahlen in seinen Augen.

So verharrte er einige Momente, ehe er die Hand sinken ließ und sich umsah. Wüste so weit das Auge reichte. Er war bereits im Osten angelangt.

„System?" Sein Mund war trocken, die Lippen eingerissen. Er musste mehrere Stunden gebraucht haben, bis er hier angekommen war.

Das Display öffnete sich und zeigte ihm die Karte. [Folgen Sie dem Weg noch 10 Minuten und biegen sie dann nach links ab. Sie werden die Mauern einer Stadt sehen und in dem Palast befindet sich Qiufeng.]

„Das wollte ich gar nicht von dir", murrte Apio. „Was ist geschehen, dass Apio und Shulang sich nicht mehr mögen? Die beiden wirkten damals so ... freundschaftlich. So locker. Sie hatten gemeinsame Vorstellungen einer besseren Zukunft. Und jetzt sind sie so ..." Er brauchte die Antwort des Systems gar nicht, um die Gründe für die Veränderung zu erfahren.

Beide hatten den Enthusiasmus der Jugend besessen und trafen dann gegen die Realität. Eine Verbesserung zu wollen und für sie einzustehen war die eine Sache, aber um sie durchzusetzen mussten mehrere Faktoren stimmen.

Shulang hatte damals weite Teile seines Rufes verloren, als er Apio gerettet hatte. Der Veränderung, die er sich so sehr wünschte, hatte er selbst Steine in den Weg gelegt und Apios Anblick erinnerte ihn tagtäglich, was er alles nicht vollbringen konnte.

Der junge Großmeister wurde älter, verbittert. Er erkannte, dass es ihm nicht gelang, sein Ziel zu verfolgen, und dass seine Partnerschaft zum Scheitern verurteilt war. Wäre nicht Apio stets in seiner Nähe, hätte er seine Pläne, die Welt zu verändern, als törichten Gedanken eines Jugendlichen abgestempelt und langsam vergessen.

Aber durch Apio gelang es ihm dies nicht. Er hatte ihn in die hinterste Ecke Bai Tians verbannt und sich selbst auf dem Gipfel des Berges zurückgezogen. Nur wenige Tage im Monat schickte er nach Apio und nahm dabei Kleinigkeiten als ausreden, um ihn zu sehen. Das Gießen von Blumen, die schon lange vertrocknet waren; das Anzünden von Räucherstäbchen in seinem Tempel; er hatte ihn sogar zu sich geholt, damit er ihm die Haare kämmte.

In Wirklichkeit wollte er nur herausfinden, wie sich Apio schlug, ob er noch lebte, ob er ihm schon den Rücken zugekehrt hatte.

Und er hatte nie vergessen.

Apio hingegen ... Apio hatte von all dem nichts gewusst. Er war stets bei der ersten Gelegenheit zu Jun Renyi gerannt. Der Shulang hier war nicht derjenige aus den letzten Spielständen, erinnerte sich also nicht an all die Male, die Apio ihn hintergangen hatte, aber er erinnerte sich zweifellos an die Verbindung zu Hua Li.

Schuld packte Apios Herz und presste es schmerzhaft zusammen. Wie ein Gewicht legte sie sich auf seine Brust und hinderte ihn am Atmen.

Beide hatten sie denselben Weg bestritten und hatten sich daher getroffen, doch offenbar war es ihnen nicht vorherbestimmt, beieinander zu bleiben und so war die Partnerschaft zerbrochen.

Apio wandte sich um, wollte zurückrennen und Shulang erzählen, dass es ihm leidtat und dass er ihn verstand. Aber hinter ihm erstreckte sich gelber Sand bis an den Horizont. Und so blieb ihm keine andere Wahl, als Shulang und alles, was er erfahren hatte, in den Hintergrund zu schieben, und sich zunächst Qiufeng zu widmen.

Er war schon zu weit gekommen, um nun wieder umzukehren.

Apio seufzte und machte sich auf den Weg, aber Shulang und die Szene aus der Vergangenheit verschwand nicht aus seinem Kopf. Um sich abzulenken, fragte er: „System, was kannst du mir über den Osten erzählen?" In all den Spielständen hatte er die Wüsten kein einziges Mal betreten.

[Der Osten liegt nicht mehr in Hai Tuns Herrschaftsgebiet und Sekten gibt es nur zwei, die unabhängig voneinander agieren. Wenn jemand von ruhelosen Geistern oder Kreaturen befallen wird, müssen die Opfer für gewöhnlich eine lange Zeit warten, bis Hilfe sie erreicht. Sandstürme sind hier nicht selten. Die Temperaturen bei Nacht sind oft unter dem Gefrierpunkt und bei Tag werden die Menschen mit Hitze geplagt. Wasser und Nahrung sind knapp und daher herrschen schwere Kämpfe unter der Bevölkerung, die von den Fürsten gewaltsam niedergeschlagen werden.]

[Reichen Ihnen diese Ausführungen?]

Apio nickte. Das hatte er nicht erwartet. Nicht nur hatte das System zuvor von einem Palast gesprochen, nun erzählte es auch noch von Fürsten. Es klang nach einer ganz anderen Welt.

„Zu dreißig Prozent werde ich sterben, hast du gesagt?"

[Mittlerweile vermuten wir, dass Sie zu 78,2% sterben werden.]

„Weshalb ist die Prozentzahl auf einmal angestiegen?" Apio fragte es eher geistesabwesend. Er versuchte sich wirklich zu konzentrieren, aber seine Gedanken schweiften immer wieder zu Shulang.

[Weil Sie unkonzentriert wirken.]

Apio stockte und wandte sich zu dem Display. „Wie kannst du mir die Szene mit Shulang zeigen und dann erwarten, dass ich nicht unkonzentriert wäre?"

[Wir haben nicht erwartet, dass Sie Shulang solch starke Affektion entgegenbringen.]

Apio stieß nur einen leisen Seufzer aus. Statt dem System zu antworten, folgte er dem Weg.

Nach wenigen Minuten kam er an der Stadt an, in der sich Qiufeng befinden sollte. Wobei Stadt ein sehr freundliches Wort für die wenigen tristen Häuser war. Risse zogen sich durch jede Fassade, mit Löchern gespickt war jedes Dach.

In einigen Metern Entfernung erkannte er ein Bauwerk, das alle anderen überragte. Der Palast.

Obwohl die Sonne schien, legte sich Dunkelheit über die Welt, sobald er einen Schritt in die Stadt trat. Er fröstelte, hielt aber nicht an.

„System –" Er wollte es fragen, weshalb Qiufeng genau hier war, aber das System unterbrach ihn.

[Wir haben eine Frage an Sie], sagte es. Die Frauenstimme blechern wie immer. Und doch kam Apio nicht umhin, zu glauben, dass in der Stimme ein seltsamer Unterton lag.

Er blieb stehen und wandte sich dem türkisenen Fenster zu. Wie gewöhnlich stand der Text, den das System gerade gesprochen hatte, auf dem Display, hob sich bläulich von dem Hintergrund hab.

[Und wir hoffen, dass Sie diese Frage mit Ehrlichkeit beantworten.]

Apios Kehle schnürte sich zu. „Natürlich", sagte er. Es gelang ihm nicht, seiner Stimme Leichtigkeit zu verleihen. „Was gibt es?"

Der Text änderte sich. Noch bevor das System die Worte aussprach, legte sich eine kalte Hand um Apios Herz und ließ es zu Eis gefrieren.

[Sind wir Freunde?]


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