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Vergessene Freundschaft I

Schon in den frühen Morgenstunden brach Apio erneut auf und stand vor den Toren Bai Tians, deren Überreste von den ersten Sonnenstrahlen erhellt wurden. Silberner Nebel sammelte sich auf den Wiesen und benetzte die Welt mit kleinen Regentropfen.

Doch Apio war nicht allein, wie er es gedacht hatte. In Bai Tian, den Rücken zu ihm gewandt, erkannte er Shulangs Gestalt. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sah auf die Zerstörung, die der Angriff gebracht hatte.

„Shiye", rief er ihm zur Begrüßung zu und wollte schon auf ihn zu gehen. Doch er stockte in der Bewegung. Die Erinnerung an die letzte Begegnung mit Shulang schlug wie ein Blitz ein. Ob der Großmeister sich freuen würde, ihn wiederzusehen?

Shulang drehte sich zu ihm um. Instinktiv legte er eine Hand an Mudian und ließ den Griff des Schwertes wieder los, als er sah, wer ihn störte.

„Shidi", begrüßte er ihn. Die Miene blieb unterkühlt und eine seiner Augenbrauen zuckte. „Du bist auch hier."

Mudian bebte leicht – ob aus Freude oder Mordlust vermochte Apio nicht zu sagen. Shulang verpasste ihm einen Schlag, auf den hin das Schwert aufhörte zu zittern.

„Bin ich", antwortete Apio und dachte nicht darüber nach, dass er Shulang beim letzten Treffen gesagt hatte, dass er nach Bai Tian gehen würde. Mittlerweile hatte er sich schon fast daran gewöhnt, dass ihm niemand je zuhörte.

Er machte eine kurze Verbeugung in Shulangs Richtung, aber dieser hatte sich bereits wieder abgewandt.

„Der Fuchs ist fort?", fragte er.

Das ist jetzt also sein offizieller Spitzname? Apio seufzte und sagte: „Das ist er."

Shulang stieß ein Schnauben aus. „Das war doch von vornherein klar. Du hättest ihm nicht vertrauen dürfen."

Apio presste die Lippen zusammen. Kurz überlegte er, einfach zu schweigen und Shulang in seinem fehlgeleiteten Glauben zu lassen, aber er konnte den Satz einfach nicht so stehen lassen.

„Er ist nicht auf diese Art fort", erklärte er. „Er muss sich nur kurz um etwas anderes kümmern."

Shulang betrachtete ihn. Nach einigen Sekunden neigte er den Kopf und musterte ihn weiter, ehe er ihm andeutete, ihn zu begleiten.

Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging los. „Das Gespräch mit Hai Tun war ernüchternd. Er wird keine Hilfe schicken."

„Das dachte ich mir schon", antwortete Apio. „Und weshalb seid Ihr dann zurück?"

„Weshalb sollte ich woanders sein, Shidi? Dies ist mein Zuhause und das wird es auch immer bleiben. Solange ich noch lebe, wird auch Bai Tian fortbestehen. Ohne Hai Tuns Hilfe wird der Wiederaufbau nur länger dauern."

Er warf einen Blick auf Apio, ehe er ihn wieder starr nach vorne richtete. „Ich hatte den Plan, dieses Jahr zum ersten Mal auch Mädchen hier aufzunehmen. Meine Schwester schickte ihre Tochter zu mir, damit ich sie ausbilde, aber nun weiß ich nicht einmal, ob sie überlebt hat. Bisher konnte ich ihrer Mutter noch nicht unter die Augen treten und sie fragen."

Apio erinnerte sich an das Mädchen, das er kurz nach dem Angriff gesehen hatte.

„Damit habe ich mich dem ausdrücklichen Befehl des obersten Kultivators widersetzt. Wie du weißt, schienen mir diese Regelungen schon lange ungerecht. Qi fließt in jedem – ob nun Mann oder Frau, ob arm oder reich – und jeder wird es mit der richtigen Führung einsetzen können. Einige haben eine bessere Veranlagung, einige fangen früher an zu lernen, aber eigentlich gibt es kein Überlegen und Unterlegen. Es gibt nur ein Früher oder ein Später, kein zu spät. Verstehst du, was ich versuche zu sagen, Shidi?"

Apio nickte. „Das tue ich, aber weshalb erzählt Ihr es mir?"

Shulang stockte, blieb sogar stehen und sah zu Apio. „Weil du mein Shidi bist", sagte er und setzte seinen Weg fort. „Und weil ich glaube, dass du es vergessen hast."

Apio senkte den Blick. Für den ersten Moment hatte er gedacht, dass er zum ersten Mal in seinem Leben freundliche Worte von Shulang hören würde, doch selbstverständlich kehrte die Kälte im nächsten Satz schon zurück.

„Du hast die Toten begraben?", fragte Shulang.

Apio nickte. „Hua Li half mir dabei ... und falls es Euch beruhigt: Ich sah dabei kein Mädchen."

„Er hat dir geholfen", sagte Shulang und hatte offensichtlich den Rest des Satzes ignoriert. „Du hast ihn also hineingelassen." Er schnaubte. „Dann hat er dich in seinen Bann gezogen, wie es jeder von einem Fuchs erwartet hatte. Nur du bist zu blind, um es zu sehen."

„Shiye", Apio räusperte sich, „unter den Toten war kein Mädchen", lenkte er Shulangs Aufmerksamkeit erneut auf das Wesentliche. Seine Beziehung zu Hua Li hatte hier nichts zu suchen.

„Verstehe", sagte Shulang, erwiderte aber ansonsten nichts. Seine Miene blieb kühl.

Was hatte Apio auch erwartet? Dass der Großmeister aufjauchzte und in die Luft sprang? Dass er auch nur ein Wort der Anerkennung verlor?

„Und ...", setzte Apio an, bracht aber wieder ab. Interessierte sich Shulang überhaupt für seine Worte?

„Sprich, Shidi."

Apio räusperte sich. „Bei dem Angriff", sagte er. „Ich war bewusstlos und eine Gruppe Rekruten fand mich. Und unter ihnen war ein Mädchen – ich vermute, Eure Nichte. Ich schickte die Kinder zu meiner Hütte und gab ihnen Anweisungen dort zu warten, bis sich der Staub legt. Auch dort war niemand mehr, als ich gestern herkam. Ich denke, sie hat überlebt und versteckt sich vielleicht in der Stadt oder ist zu ihrer Mutter zurückgekehrt."

„Hm", machte Shulang und setzte seinen Weg fort.

Apio blieb noch kurz stehen. Wie kann man nur so kalt sein?, fragte er sich und lief ihm dann nach. „Wohin geht Ihr?", fragte er.

Shulang deutete mit dem Kinn in Richtung Berg. „Hast du ..." Er brach ab, holte tief Luft und setzte von neuem an. „Hast du ihn auch begraben?"

Überflüssig zu erklären, wen er mit ‚ihn' meinte.

Apio schüttelte den Kopf. „Er war fort", sagte er. „Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist."

Diesmal antwortete Shulang wieder mit „Verstehe." Keine Spur von Trauer legte sich in seine Stimme. Er blieb nüchtern und kühl.

Apio konnte nicht anders, als Makiro zu bemitleiden. Der Junge war aus der Welt gegangen und bekam keine Träne des Geliebten, kein Wort des Abschiedes und kein Grab.

Er seufzte, ging Shulang jedoch stumm hinterher. Es war nicht an ihm, den Großmeister infrage zu stellen.

„Weshalb folgst du mir?", fragte Shulang.

„Weil ..." Hat er nicht selbst gesagt, ich soll ihm folgen? Er schüttelte den Kopf und beschloss, sich nun wirklich keine Gedanken mehr um Shulangs Gemütszustand zu machen.

„Ich suche mein Schwert", sagte er stattdessen.

„Dann geh es woanders suchen, aber belästige mich nicht mit deiner Anwesenheit."

Apio seufzte. Dahin war auf einmal all dieses ‚Ich vertraue dir meine Gedanken an, weil du mein Shidi bist' und anwesend war ‚Nerv mich nicht'.

„Wie Ihr wünscht", sagte Apio und gab Shulang zum Abschied eine Verbeugung. Ehe er sich umdrehen konnte, hielt der Großmeister ihn aber auf.

„Warte", sagte er. „Eine Sache noch." Seine Stimme war noch kühler geworden – Apio hatte nicht gedacht, dass es überhaupt noch möglich war.

Er drehte sich langsam zu Shulang um und zog den Kopf ein. Stumm schickte er ein Gebet gen Himmel, dass es keine Standpauke wäre.

„Wir können uns nicht leisten, uns zu zerstreiten", fing Shulang an.

Keine Standpauke? Apio löste die Ich-mache-doch-schon-alles-was-du-sagst-also-bitte-bitte-kein-Tadel-Stellung vorsichtig auf.

„Und wisse, dass dies der einzige Grund ist, weshalb ich dich nicht sofort Bai Tian verwiesen habe, als ich von deiner Verbindung zu Hua Li erfahren habe. Wir hatten eine Abmachung und ich habe mich daran gehalten."

Welche Abmachung? Apio nahm seine Ich-will-bitte-keinen-Kopf-kürzer-gemacht-werden-Haltung wieder ein.

„Ich rettete dich vor dem Tod, nahm dich unter meinen Schutz, bürgte für dich und nenne dich meinen Bruder und so verdankst du es mir?" Shulang schnaubte. Er griff nach Apios Kragen und zog ihn zu sich. „Ich hatte gehofft, dass du deine Verbindungen zu den Dämonen zumindest geheim hältst, aber du musstest unbedingt mit Hua Li vor dem obersten Kultivator auftauchen. Ich gelte nun auch als unvertrauenswürdig. Mich degradierte Hai Tun auf eine Stufe mit dir."

Er ließ den Kragen los und wischte sich die Hand an seiner Robe ab. Apio taumelte einige Schritte zurück, brachte einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen sich und den Großmeister.

Ehe er aber etwas sagen konnte, ergriff Shulang von neuem das Wort. „Ein Wunder, dass sie uns noch gehen lassen haben." Er sprach die Worte so leise, dass Apio nicht wusste, ob sie überhaupt für seine Ohren bestimmt waren.

„Du suchst Qiufeng?" Diese Frage war nun deutlich lauter gestellt und ohne Zweifel an Apio gerichtet.

Apio nickte.

„Dann suche es und gehe dann. Ich möchte allein sein." Shulang machte eine Handbewegung – eine Mischung aus einem Winken und dem Befehl, dass sein Gegenüber verschwinden sollte.

Apio faltete die Hände zusammen und machte eine Verbeugung in Shulangs Richtung, die der Großmeister nicht mehr sah. Er hatte sich bereits abgewandt und war auf dem Weg zu seinem Tempel.

Apio stieß ein Seufzen aus. Das letzte Wort war gesprochen und Shulang würde es nicht zurücknehmen. Er konnte froh sein, dass der Großmeister ihn nicht direkt aus Bai Tian verbannt hatte.

[Qiufeng befindet sich etwa 23 Kilometer östlich von hier.]

Apio blickte auf das türkise Fenster, das neben ihm schwebte, und blinzelte. Er rieb sich die Augen, erwartete, jeden Moment aus einem Traum zu erwachen.

Eine Karte öffnete sich auf dem Display. Zwei blaue Punkte zeichneten sich ab; der eine mitten in Bai Tian, der andere im tiefen Osten. Zwischen ihnen schlängelte sich eine blaue Linie entlang.

Apio wedelte mit der Hand und wischte die Karte fort. „System, wo warst du? Was hat es mit Raposa auf sich? Und weshalb soll ich vor ihm fliehen?"

[...]

Apio wartete auf eine Antwort, aber sie kam nicht. „System?", fragte er vorwurfsvoll und verschränkte die Arme vor der Brust. Fast als würde er ein kleines Kind fragen, ob es die Kekse gegessen hatte, die es eigentlich nicht anrühren sollte.

[...]

„System!", wiederholte Apio. Diesmal mit mehr Nachdruck. „Was ist passiert?"

[*seufz*]

Benutzte das System nun auch noch Pseudo-Lautmalerei? Apio hatte sich noch nicht einmal an die Smileys gewöhnt, da konnte es ihm doch nicht so etwas antun.

[Die Verbindung war unterbrochen. Wir haben versucht, Sie zu erreichen, aber das Signal war gestört und daher konnten wir Ihnen auch keine Hilfe schicken, als Sie nach uns gerufen haben. Was die Unstimmigkeiten in dem Plot anbelangen: Der Support kümmert sich darum, aber bisher wurde der Fehler nicht gefunden. Wenn er ausfindig gemacht wird, werden die Unannehmlichkeiten sofort behoben und Sie können wie gewohnt fortfahren.]

Das war eine ungewöhnlich deutliche Antwort des Systems. So viel Ehrlichkeit kannte Apio von ihm gar nicht.

[So lange wie der Support noch an der Fehlerbehebung arbeitet, schlagen wir vor, dass Sie sich kleine Beschäftigungen suchen, die Sie nicht in Gefahr bringen. Bei einem eventuellen Tod kann nicht gewährleistet werden, dass Ihr Bewusstsein sich davon erholt.]

„Das heißt ... wenn ich sterbe, dann bin ich tot?" Eine seltsame Frage, wenn Apio genau darüber nachdachte.

[Vermutlich.]

„Aha", machte Apio. „Dann werde ich also erstmal Qiufeng suchen und dann ... Däumchen drehen?"

[Bei Ersterem liegt ihre Chance zu sterben bei 32,7%. Wir bevorzugen daher die zweite Möglichkeit.]

Apio rollte mit den Augen und machte sich dann auf den Weg, Bai Tian zu verlassen. „Zeig mir die Karte nochmal."

Das System rief ein weiteres Mal die Karte auf und Apio studierte sie kurz. Er war noch nie so weit in den Osten gereist. Dort müssten die Wüsten schon anfangen, deren heißer Wind die ständige Schwüle nach Bai Tian trug.

Er knirschte mit den Zähnen.

[Wir haben das Gefühl, dass Sie sich nicht freuen, uns wiederzusehen.]

„Doch, doch", sagte Apio und es war nicht einmal ganz gelogen. „Nur die Reise in den Osten bereitet mir Bauchschmerzen."

[Wie wir gesagt haben: Wir würden uns freuen, wenn Sie nicht in den Osten gehen würden.]

„Doch, ich gehe", sagte Apio. „Ich will Qiufeng zurück."

[Dann freuen wir uns, Sie begleiten zu dürfen.]

Apio seufzte. Er konnte kaum glauben, dass er das System mal vermisst hatte.

„Na dann, komm mit", sagte er, stockte danach kurz und schüttelte den Kopf. Er sprach mit dem System, als wäre es irgendeine Person. Natürlich würde es an seiner Seite bleiben, solange die Verbindung bestand.

Leider ...

„Ah, eine Sache, die mir gerade einfällt, System", sagte er. „Wie hat Apio eigentlich Shulang kennengelernt?"

[Möchten Sie, dass wir es Ihnen erzählen oder dass wir es Ihnen zeigen?]

„Erzähl es mir." Dann könnte er nebenbei in den Osten reisen und das System als Hörbuch gegen die Langeweile nutzen.

Doch im nächsten Augenblick fand er sich in einem dunklen Raum wieder. Seine Atmung glich einem lauten Keuchen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Etwas Heißes rann seine linke Gesichtshälfte hinab.

System!, wollte er rufen, aber die rissigen Lippen öffneten sich nicht. Sein Körper entzog sich seinen Befehlen.

In einiger Ferne erklangen Schritte, ein schwacher Lichtschimmer flackerte in einem Korridor und kam näher. Nur wenige Sekunden später betrat ein anderer Mann den Kerker.

Shulang.


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