Kapitel 35
Am nächsten Morgen, durften wir alle ausschlafen. Ich genoss das und wachte dann so gegen zwölf Uhr von alleine auf. Gut gelaunt streckte ich mich und stellte fest, dass mein Kater weniger schlimm war, als ich gestern Abend befürchtet hatte. Als ich mich umsah, entdeckte ich erleichtert, dass ich heute wirklich absolut alleine in meinem Bett aufgewacht war und es auch nicht so aussah, als wäre irgendwer außer mir heute Nacht hier gewesen.
Mit einem kleinen Kichern, erinnerte ich mich an gestern Nacht, in der Liv mir ziemlich betrunken einige interessante Dinge erzählt hatte. Sie hatte mir nie davor erzählt, was damals wirklich zwischen ihr und Harry gelaufen war. Nun wusste ich, dass sie miteinander geschlafen hatten und danach sogar einmal zusammen essen gewesen waren. Liv allerdings, wollte keine Beziehung, weshalb sie Harrys Kontaktversuchen so weit als möglich aus dem weg ging. Sie hatte mir erzählt, dass sie schon jetzt Angst davor hatte, dass er sie bei der Premiere zur Rede stellen würde. Ihre größte Befürchtung war allerdings, die After-Show-Party. Würde sie dort betrunken sein, sagte sie, würde sie es sicher noch einmal mit ihm tun. Denn im Bett, fand sie, war er richtig gut. Das waren Fakten gewesen, die ich nur wegen meiner Betrunkenheit hatte ertragen können. Nun in nüchternem Zustand, fand ich das ganze etwas befremdlich. Caro jedenfalls, hatte alles wissen wollen als echter Directioner. Jamie und ich, hatten uns kaum halten können vor lachen, während Caro jedes Detail wissen wollte.
Ich stand auf und duschte erst einmal ausgiebig. Prasselnd lief das warme Wasser über meinen Körper und ich genoss seine massierende Wirkung. Wenig später war ich fertig und lief durch die Flure des großen Gebäudes. Wie immer freute ich mich an der wunderschönen Aussicht auf den Strand, die man durch die Fenster an der Treppe hatte. Ich trampelte in üblich tollpatschiger Manier durch die Flure zum Essenssaal. Hoffentlich hatten die Anderen mir noch etwas vom Frühstücksbuffet übrig gelassen.
Als ich in den Saal kam, saßen dort nur Louis, Liv und Mael. Alle anderen schienen schon fertig zu sein. Ein Großteil meiner Gäste, war ja auch heute Nacht schon wieder verschwunden. Darunter auch Jamie, Caro und meine Gasteltern.
"Morgen", rief ich gut gelaunt in den Saal und setzte mich breit grinsend auf einen Stuhl neben Liv.
"Gott nicht so laut bitte", stöhnte Louis und vergrub gequält seinen Kopf in den Händen. Da hatte jemand wohl einen ordentlichen Kater. Auch Mael und Liv sahen nicht gerade Gesund aus. Ob Mael sich wohl erinnerte? Ich hatte keinen Ahnung. Auch seine und Livs Haut war blass und sie wirkten kränklich und erschöpft. Sinnvollerweise hatte David an so etwas gedacht und uns für heute einen Drehfreien Tag eingeräumt. Ich glaubte nicht, dass er noch wusste, was gestern Abend passiert war. Vermutlich besser so.
"Tjaa Louis du hättest Gestern eben einfach nicht so viel trinken sollen."
Ich lachte laut auf und alle Anderen am Tisch stöhnten gequält und schienen nicht einmal mehr die Energie zu haben, sich bei mir zu beschweren.
"Ach seid ihr alles Schnarchnasen."
Ich stand auf und lief zum Buffet, das glücklicherweise noch recht voll war. Das Catering hier war wirklich eins A und ich liebte das Essen hier. Ich lud mir meinen Teller voll mit allen möglichen Köstlichkeiten. Hier ein Muffin, dort etwas Rührei, da ein Pfannkuchen und ein Stück richtigen Kuchen. Sehr zu meiner Freude entdeckte ich am Ende des Buffets noch eine Schüssel Mousse au chocolat, welches ich mir natürlich sofort auch noch auf meinen Teller tat.
Als ich mich mit meinem vollen Teller setzte, sahen mich drei paar Augen ungläubig an. Ich schaute lächelnd zurück und irgendwann, schien es ihnen zu anstrengend zu werden und sie legten alle drei wieder stöhnend ihren Kopf in ihre Hände.
"Ach ihr seid solche Luschen", murmelte ich, während ich mein köstliches Frühstück genoss. Ich war gerade bei der Mousse au chocolat angelangt und ließ die cremige Speise genießerisch auf meiner Zunge zergehen. Einfach nur köstlich diese Schockladengeschmack. Ich war Schoki-Addicted wie Jamie immer zu sagen pflegte. Eine Tatsache, die durchaus zu traf und auf die ich stolz war.
Anstatt einer Antwort stöhnten meine Freunde nur auf, was mich erneut grinsen ließ. Ich hatte zwar erwartet, dass es mir ähnlich ergehen würde, doch zu meinem Glück ging es mir blendend und so konnte ich mich endlich einmal über sie lustig machen.
Als ich wenige Tage später wieder einmal am Flughafen stand, war ich dieses Mal zum Glück nicht alleine. Ich flog mit der ganzen Crew im Privatjet, der extra für mich in Stuttgart landen würde.
"Oh Em ich werde dich so krass vermissen." Liv und ich lagen uns in den Armen und drückten uns. Traurigkeit überkam mich und mir standen bereits die Tränen in den Augen. Wir hatten in den letzten Tagen so viel Spaß gehabt und nun würde ich sie schon wieder eine ganze Weile nicht sehen. Caro war extra nicht gekommen, da ich ihr gesagt hatte, dass ich so einen Abschied nicht noch einmal aushalten würde.
"Ich komm wieder ganz bestimmt", versprach ich Liv mit Tränen in den Augen. Sie hatte ebenfalls Tränen in den Augen.
Irgendwann, musste ich zur Seite treten, da sich die Anderen auch noch von Liv verabschieden wollten. Bis sie endlich fertig waren, war es schon fast Zeit endgültig zu gehen. Gerade eben löste Liv sich aus Louis Umarmung. Sie sah irgendwie ein bisschen geschockt aus und schüttelte nur den Kopf, als ich sie fragend ansah. Dann eben nicht, dachte ich und winkte ihr trotzdem voller Abschiedsschmerz zu. Sie winkte zurück, während wir langsam zu unserem Gate liefen, von wo aus wir in den Privatjet steigen würden.
Als Liv zurück winkte, erkannte ich, dass sie etwas in der Hand hatte. Was war das wohl? Hatte sie das von Louis bekommen und hatte sie deswegen so geschockt ausgesehen?
Nachdenklich lief ich weiter und vergaß dabei fast, traurig wegen dem Abschied zu sein. Immer weiter liefen wir durch den langen Gang des Flughafens bis wir endlich beim richtigen Gate waren. David und Holly scheuchten uns ins Flugzeug und nach einer Weile, bequemten wir uns, sehr zu ihrer Erleichterung, dazu ins Flugzeug einzusteigen.
"Ach bin ich froh wenn ich diesen Hühnerhaufen endlich los bin", erzählte David halb im Spaß der lachenden Holly. Diese lachte fröhlich und war dieses mal zum Glück nicht ganz so sehr in der strengen Rolle der Produzentin.
"Ach ich bin auch froh wenn ich endlich wieder human geweckt werde."
Ich warf Mael einen Blick zu, der verlegen grinste und mich dann aber herausfordernd ansah. Ich erwiderte den Blick, bis wir beide anfingen zu lachen. Seit meinem Geburtstag, war die Stimmung zwischen uns wieder besser und nicht mehr so angespannt. Und das lag an bestimmten Dingen, die dort passiert waren. Während ich mich in meinen Sitz zurücklehnte, überkamen mich – wie so oft in den letzten Tagen - die Erinnerungen an meinen Geburtstag, die sich für immer und ewig in mein Gedächtnis eingebrannt hatten.
"Schenkst du mir einen Tanz Schönheit?" , fragte Mael leise und ich ich fing an alles um mich herum zu ignorieren, während sich ein warmes Gefühl in mir ausbreitete und ich lächelnd nickte.
"Natürlich mein Lieber. Es könnte allerdings passieren, dass deine Füße darunter leiden werden."
Scherzhaft machte ich einen Knicks, den Mael mit einem Handkuss erwiderte. Durch die zärtliche Geste kribbelte meine Haut wie verrückt und ich reagierte noch sensibler auf seine Bewegungen als sonst.
Er zog mich in seine Arme und legte seine großen rauen Hände erstaunlich sanft um meine Schultern. Passenderweise lief gerade A Love Like War von All Time Low, weswegen unsere Tanzart von manchen Menschen vielleicht etwas seltsam beäugt wurde. Das Lied war eher schnell und nicht wirklich für Paartanz geeignet.
Ich legte vorsichtig meine Hände auf Maels Schultern und kam ihm dabei ein Stückchen näher. Nun konnte ich jede kleine Kontur seines Gesichts erkennen. Die kleine Narbe rechts über seiner Augenbraue und natürlich die Sprenkel in seinen tiefbraunen Augen. Sprenkel, die wie Sterne aussahen und im Licht der Discokugel blitzten.
Wir drehten uns schweigend zur Musik und ich fing an, seine Nähe immer mehr zu genießen. Unsere Köpfe kamen sich immer näher und als wir uns dieses Mal küssten, war das nicht wegen der Show oder um den anderen zu ärgern. Einfach nur.... ja wieso eigentlich?
Vielleicht wegen diesem wundervollen Kribbeln, dass meinen Körper nun durchfuhr und das meine Lippen sicher übertrugen. Immer enger presste ich mich an Mael und gierte nach seinen Lippen. Ich strich über sie und fühlte ihre Weichheit. Wie zart sie doch waren, ganz anders als er. Doch da fühlte ich einen Riss. Spröde und irgendwie seltsam. Wie er. Immer fester pressten seine Lippen auf meine und um uns herum konnte ich Jubel vernehmen.
Mit einem lauten Platschen fiel ich wieder zurück in die Realität. Eine Realität, in der wir das Paar nur spielten und in der wir uns irgendwie nicht einmal richtig mit einander unterhalten konnten. Eine Realität, die nun mal Realität war. Und es hieß ja nicht umsonst: Sometimes the hardest thing and the right thing are the same, wie es The Fray so schön sang. Und darum spielte ich weiter den verliebten Teenie, auch wenn mein Inneres vielleicht nach Echtheit und einer Aussprache dürstete, denn im Nachhinein, war ich mir nicht mehr sicher, was wirklich echt gewesen war.
Fröhlich tanzte ich weiter mit ihm. Mit aufgesetztem Lächeln, aufgesetzt auf hohen Schuhen, deren Absätze seine Füße mal mit mehr, mal mit weniger Absicht trafen.
Meine Gedanken schwirrten wild umher und ich war abgelenkt. Das musste Mael gemerkt haben, denn er stoppte plötzlich unseren Tanz und sah mich nachdenklich an.
„Was ist los Kratzbürste?",fragte er.
„Nichts."
„Ja und ich fress einen Besen", meinte er sarkastisch und sah mich eindringlich an. „Du kannst mir wirklich alles erzählen."
Ich musste lächeln. Er war schon lieb. Eine warme Welle durchfuhr mich und ich erzählte ihm tatsächlich, wie komisch es für mich war, das Paar zu spielen. Von meinen Gefühlen erzählte ich natürlich nichts, die gingen niemanden etwas an. Nicht einmal meine Gedanken. Diese Gefühle sollten sich am besten für immer in irgendeiner kleinen Zelle in meinem Herzen einschließen und nie wieder heraus kommen.
Diese Gefühle waren nämlich auch der Grund, warum ich reagierte, als Mael mich wieder küsste. Warum ich beinahe dahin schmolz, als er mir Mut machte und auch der Grund, warum ich erneut mit ihm schlief.
Ich hatte das nicht geplant und er sicher auch nicht. Er war unglaublich betrunken, als wir in mein Zimmer gegangen waren. Wir hatten uns geküsst, viel geküsst und irgendwann war es immer heiße zu gegangen und wir hatten miteinander geschlafen. Nur dass ich mich dieses Mal komplett daran erinnern konnte. Er nicht. Ich hatte ihn danach in sein Zimmer gebracht und er war augenblicklich eingeschlafen. Und er hatte nicht ein einziges Mal irgendeine Andeutung gemacht, dass er sich an irgendetwas erinnerte.
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