Kapitel 14
"Mael?", rief ich noch einmal in die Nacht hinein. Wieder Stille.
"Mael komm schon, das ist nicht witzig."
Dieses Mal zitterte meine Stimme leicht. Ich bekam immer noch keine Antwort. Langsam setzte ich einen Fuß aus der Tür und lief auf Socken hinaus in die kleine Einfahrt. Kein Mael, soweit ich sehen konnte. Nicht einmal sein Gepäck war noch da, wie ich nach einigem Suchen feststellte. Ob er bei einem der Anderen war? Aber wie denn? Er kannte sich hier genauso wenig aus wie ich.
Das Auto, kam mir auf einmal ein Geistesblitz. Wir hatten einen Leihwagen. Dieser sollte eigentlich auf dem Gehweg vor unserem Häuschen stehen. Ich lief noch ein paar Schritte weiter und schaute nach ob der Wagen noch da war. Er war da. Wo zum Teufel konnte Mael hingegangen sein?
Was sollte ich nun tun? Sollte ich die Anderen anrufen? Aber die würden sicher wissen wollen, warum Mael weg war. Und nun ja sie wären sicher nicht besonders begeistert von dem, was ich getan hatte. David wäre vermutlich sogar richtig angepisst. Er hätte es gerne, dass sich alle in seinem Team gut verstanden und Mael und ich waren die Einzigen, die das nicht taten. Insgeheim hegte ich den Verdacht, dass wir mit Absicht zusammen in diesem Häuschen gelandet waren.
Also kein Anruf bei den Anderen... vorerst jedenfalls. Ich beschloss ihn weiter zu suchen und lief ein wenig um das Haus herum. Als ich ihn dort auch nicht fand, lief ich auf Strümpfen die Straße entlang und hielt Ausschau nach etwas oder jemandem, der Mael sein könnte. Um diese Uhrzeit trieb sich jedoch nicht ein einziges Lebewesen hier herum und so war meine Suche ziemlich erfolglos.
Nachdem ich nun schon ziemlich lange strümpfig draußen herumlief, wurde mir irgendwann ziemlich kalt. Wie musste es wohl Mael gehen, wenn er schon seit Stunden da draußen war? Als meine Zähne anfingen wie wild zu klappern, machte ich mich seufzend und zitternd auf den Rückweg.
Was ich dummerweise nicht beachtet hatte, war das ich mich hier auch nicht auskannte. Und so irrte ich erst einmal ziemlich lange durch den Waldanfang und die Straßen, bis ich durch Zufall in die richtige Straße abbog. Ich konnte unser Häuschen, die Downs Valley Road 29 schon sehen und lief erleichtert darauf zu.
An der Haustür angekommen bemerkte ich, das ich keinen Schlüssel mitgenommen hatte. So ein Mist! Ich stellte jedoch schnell fest, dass sie noch angelehnt war. Ich hatte sie wohl nicht richtig zu gemacht und da wenig Wind wehte, war sie offen geblieben.
Zitternd schlüpfte ich ins Haus und mein Körper registrierte erfreut die Wärme,die meine kalten Knochen nun umfing. Ich schleppte mich langsam in die Küche und ließ mir ein Glas Wasser aus dem Hahn. Dann ließ ich mich erschöpft auf einen der Stühle am Tisch fallen. Vorsichtig nahm ich einen Schluck. Mhh naja es gab besseres Leitungswasser. Louis hatte mir aber erzählt, dass hier fast alle Leitungswasser tranken, da die Briten sowieso keinen Sprudel verkauften. Eine Tatsache, die ich ziemlich idiotisch fand. Wer bitteschön trinkt denn so was? Ich hoffte schwer, hier irgendwo Sprudel mit Kohlensäure zu finden.
Denk nach, Emelie, befahl ich mir etwa eine Stunde später. Was tun? Mir war, auch nach einer Stunde intensivstem Kopfzerbrechen immer noch keine gescheite Lösung eingefallen. Was sollte ich nur tun?
Ich hatte wirklich keine Ahnung und in meiner Verzweiflung beschloss ich schließlich doch jemanden aus der Crew an zu rufen. Zögernd wählte ich Louis Nummer.
Es tutete eine Weile, bis er abnahm. Er klang ein wenig außer Atem, und ich wunderte mich ein wenig, dass er tatsächlich so spät in der Nacht noch wach war.
"Hallo Em. Was gibt's?" ging er ans Telefon. „Haben du und Mael euch schon gegenseitig ausgebracht? Wo willst du ihn vergraben?" Seine Stimme hörte sich ein wenig belustigt an. Dabei war es nicht witzig, dass Mael und ich uns das hier teilen mussten.
"Hey Lou." Meine Stimme hörte sich ziemlich verzweifelt an, dass merkte ich sofort.
"Lou ich muss dich was fragen."
"Schieß los." Er klang ein wenig besorgt.
"Ich hab Scheiße gebaut", begann ich ein wenig Zögernd. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte.
"Und was für Scheiße? Lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen."
"Ich hab Mael ausgesperrt und jetzt ist er weg. Und ich weiß nicht was ich machen soll." sagte ich hilflos. Ich hatte keine Ahnung wie ich das erklären sollte.
"Du hast was?" Er lachte ungläubig.
"Ich hab ihn ausgesperrt. Wie oft willst du mich das noch sagen lassen."
Jetzt lachte er richtig.
„Ich kann mir fast vorstellen, wie ihr euch gekloppt habt und du ihn dann aus der Tür geschmissen hast", kicherte er.
"Hee lach nicht so. Das ist nicht lustig. Außerdem war es ganz anders. Ich hab ihn gleich ausgesperrt. Und was soll ich jetzt machen?" Ich war empört. Ich hatte mir mehr erhofft.
"Keine Ahnung."
"Super du bist mir echt eine große Hilfe."
"Ruf doch David an", schlug er vor.
"Pfff Idiot. Ich leg jetzt auf." Ich schnaubte wütend. Wir beide wussten, dass David mich zusammenscheißen würde, sollte er es jemals erfahren.
"Hee warte ich muss dir noch was erzählen", sagte er schnell.
Neugierig horchte ich auf. Was er wohl sagen wollte? Vermutlich etwas wegen dem Artikel. Ich war neugierig, was nun herausgekommen war.
"Was denn?", fragte ich schnell nach.
"Ich werde mich mit El verloben", sagte er fröhlich.
"Ahhhh das ist ja sooo toll", quietschte ich fröhlich.
„und ich dachte du wärst so was wie ein kleiner Bruder für mich. Ich glaube ich habe mich geirrt." Ich konnte förmlich spüren, wie Louis die Augen verdrehte und musste kichern.
„Ach du bist ein Idiot", lachte ich. „Wie kommt es denn jetzt dazu?"
„Na Simon war der Meinung dass das eine gute Möglichkeit wäre, die Gerüchte zu stoppen und da ich das sowieso schon überlegt hatte, habe ich gerne zugestimmt. Ich werde natürlich erst mal El fragen müssen. Wenn, dann richtig."
Er klang richtig stolz und ich musste lächeln. Wenn er nicht gerade ein Auto halb zu Schrott fuhr, weil er mit Eleanor flirten musste, waren die beiden ziemlich süß.
„Ah wie süß", rutschte es mir heraus.
Louis machte sich noch eine Weile über mich lustig und legte dann auf.
Nach dem Telefonat legte ich meinen Kopf seufzend auf den Küchentisch. Louis hatte mir kein Stück weitergeholfen. Es war zwar süß,dass er und Eleanor sich nun verloben würden, das half mir im Moment leider jedoch nicht weiter. Da mir nach einer weiteren Ewigkeit des Kopfzerbrechens immer noch nichts eingefallen war, beschloss ich einfach ins Bett zu gehen.
Entweder würde Mael, irgendwie wieder auftauchen, oder ich war wenigstens ausgeschlafen, wenn David mir morgen dann den Kopf abreißen würde. Das war zwar nicht wirklich ein Argument, aber in meinem Wachheitszustand erschien mir das recht gut.
Leider konnte ich nicht gut schlafen und wälzte mich praktisch die ganze Nacht im Bett herum. So stand ich am nächsten Morgen sogar zu früh auf und duschte. Dabei stellte ich fest, dass ich meine Tage bekommen hatte. Na immerhin das bekam Mael nicht mit. Das wäre mir irgendwie peinlich gewesen. Ich ging nach unten in die Küche und schaute nach, was eigentlich so im Küchenschrank war. Es war nur etwas Müsli und im Kühlschrank entdeckte ich Milch. Während ich Frühstück machte, hörte ich es rumpeln. Ich erschrak und ließ fast die Milch fahren. Was zum Teufel war da?
Schnell lief ich nach Oben, doch da war nichts. Nur einer meiner Koffer war umgekippt. Schnell lief ich wieder nach unten und machte, dass ich frühstücken kam. Irgendwie musste ich nachher noch zum Drehort kommen. Einen Führerschein hatte ich ja, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob der hier galt, aber das war mir egal. Und den Linksverkehr, beherrschte ich dank Neuseeland auch. Irgendwie würde ich es schon schaffen, zum Strand zu fahren, ohne erwischt zu werden.
Ob Mael noch auftauchen würde? So ganz hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, auch wenn es nicht gut aussah.
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