"Sie mag dich wirklich sehr"
Es war der Montag in der letzten Ferienwoche.
Eigentlich würde ich jetzt gerne sagen, dass es ein schöner Tag war. Dass die Sonne schien und kleine Schäfchenwolken am Himmel zu sehen waren.
Doch so war es nicht, nein, es war kein schöner Tag.
Während immer mehr Wind aufkam und es so aussah, als würde es bald regnen, erreichte ich die Wiese, auf der Chiara und ich uns die letzten Wochen immer getroffen hatten. Es war die Wiese, die zu meinem Lieblingsplatz geworden war.
Und schon spürte ich einzelne Regentropfen auf meinen Armen. Es war so, als ahnte das Wetter schon, was jetzt kommen würde.
Denn heute war etwas anders. Ich sah nicht wie gewohnt und sehnsüchtig erwartet Chiaras blonden Schopf, sondern einen dunkelbraunen. Stirnrunzelnd ging ich auf das Mädchen zu, das dort saß. Es schien mich ebenfalls bemerkt zu haben, denn es stand auf und drehte sich zu mir um.
Da erkannte ich sie.
Es war Violet, Chiaras Freundin und meine Klassenkameradin.
Was machte sie hier? Woher wusste sie von hier?
Aber vor allem, wo war Chiara?
Bevor ich ihr eine dieser Fragen stellen konnte, übernahm sie schon das Sprechen.
"Hey, Johnny." Ihre Mundwinkel waren zu einem leichten Lächeln gehoben.
Ich antwortete nicht, dazu war ich nicht in der Lage.
"Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass ich nicht Chiara bin." Ja, das war mir schon aufgefallen, leider. "Aber sie hat mich gebeten, dir das hier zu geben."
Sie hielt mir einen weißen Brief hin, der mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Zögernd nahm ich ihn und überlegte, was es damit auf sich haben konnte.
"Danke", sagte ich nur und musterte den weißen Umschlag, auf dessen Vorderseite mit geschwungener Schrift Für Johnny stand.
Violet nickte, wobei ihre Locken leicht wippten. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, oder sie sah mich wirklich mitleidig an.
Darüber konnte ich allerdings nicht lange nachdenken, denn schon lief sie an mir vorbei, um zu gehen. Doch nach ein paar Schritten drehte sie sich noch einmal kurz zu mir um.
"Sie mag dich wirklich sehr."
Ich wiederholte diese Worte mehrmals in meinem Kopf, doch sie ergaben für mich in diesem Moment keinen Sinn. Die einzige Frage, die in meinem Kopf herumschwirrte, war immer noch: Wo war Chiara?
Ich sah ihr hinterher, als sie zu einem Jungen lief, der am Rand der Wiese stand. Er legte einen Arm um sie, als sie bei ihm war und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Als ich das nächste mal zu ihnen blickte, waren sie weg. Nur ich stand noch alleine auf dem Gras, im Regen und mit dem Brief in der Hand, den ich öffnen wollte, aber nicht konnte.
Machte das einen Sinn?
Die Neugier sagte mir, ich sollte ihn öffnen, doch irgendetwas hielt mich davon ab.
Irgendetwas, das mir sagte, dass mir das, was da drin stand, nicht gefallen würde.
~
If I lay here
If I just lay here
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