"Ich komme morgen wieder, versprochen."
Ich bin ein Feigling, jetzt ist es offiziell.
Bevor ich Chiara eine Antwort geben konnte, die nur die halbe Wahrheit enthalten hätte, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts ein kleiner Junge auf. Er hatte genau die gleiche Haarfarbe wie Chiara und außerdem zeichnete ein großer, blauer Fleck seine Wange.
Als auch Chiara ihn bemerkt hatte, wurden ihre Augen ganz groß und sie schien genauso überrascht zu sein wie ich.
"Miles?", fragte sie und tiefe Besorgnis lag in ihrer Stimme. "Miles, was ist los?"
Plötzlich fühlte ich mich wie ein Beobachter, der das eigentlich gar nicht mitbekommen sollte. Der fehl am Platz war. Doch ich konnte mir sicher sein, dass das ihr Bruder sein musste.
"Du sollst nach Hause kommen, Chiara", presste er zögernd hervor und sein Blick fiel auf mich. Er hatte sogar die gleichen Augen.
Ich lächelte leicht, was mir dann doch absurd vorkam in dieser Situation, sodass mein Lächeln wieder in sich zerfiel. Ich merkte die Anspannung, die von Chiara ausging und mit einem mal fragte ich mich, woher dieser blaue Fleck kam.
Mit großer Sicherheit nicht von einem versehentlichen Unfall, wie ich anhand Chiaras Verhalten vermutete. Besorgnis schlich sich in mir hoch.
Chiara neben mir erhob sich sofort, beugte sich leicht zu ihm hinunter und strich ihrem Bruder liebevoll über den Kopf.
"Ich komme." Irgendwas hatte sich in diesem Moment in ihr verändert. Mir schien es, als würde eine andere Person vor mir stehen und nicht das Mädchen, was ich diesen Sommer kennengelernt hatte. Ihre Ausstrahlung hatte an Fröhlichkeit verloren, ihre Augen an Glanz.
"Tut mir leid, Johnny, aber ich muss jetzt gehen."
Sie lächelte, doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen.
Ich wusste nicht, was mich trauriger machte, die Tatsache, dass ihr Lächeln aufgesetzt war oder dass sie jetzt schon gehen würde.
"Ich komme morgen wieder, versprochen."
Hätte sie es mir nicht versprochen, hätte ich es ihr nicht geglaubt. Eilig lief sie mit ihrem Bruder Hand an Hand die Straße entlang, die zum Wohngebiet führte.
Was war mit ihr? Aber vor allem, wieso habe ich so ein ungutes Gefühl?
Am liebsten wäre ich ihr nachgelaufen, hätte sie gefragt, was los sei, doch ich wusste, dass sie mich nur abgewiesen hätte.
Ich wusste, dass ich sie alleine lassen sollte, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte.
Aber eins war sicher, ich hatte so eben eine andere Seite an Chiara kennengelernt. Eine Seite, die so ziemlich das Gegenteil war von dem fröhlichen Mädchen, das ich in meinem Kopf hatte, wenn ich an sie dachte.
Ich komme wieder, versprochen.
Ich hoffte es.
Ich hoffte es so sehr.
~
All that I am, all that I ever was
Is here in your perfect eyes,
they're all I can see
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro