8. Louis
In der Rehaklinik scheint es Liam besser zu gehen. Mittlerweile ist er seit drei Tagen dort und hat zum Glück Anschluss an zwei ältere Damen gefunden, die ihn auf Trab halten. Ich freue mich sehr für ihn, dass er langsam wieder neuen Lebensmut schöpft. Sein bester Freund Niall hat ihn gestern besucht und ich beneide ihn darum, dass er Liam nahe sein kann.
Gerade sitze ich hinter dem Café und mache Pause. Gloria gesellt sich zu mir, weil ihre Tochter da ist und ein wenig aushilft. Sie bringt mir eine Tasse Tee mit und setzt sich neben mich.
"Wie geht es deinem Liam?"
"Glo, du weißt so gut wie ich, dass er nicht mein Liam ist. Es geht ihm etwas besser, seit er in der Reha ist."
"Aber du hättest gerne, dass er der Mann an deiner Seite ist."
"Seien wir doch mal realistisch. Das wird nie passieren. Jeder weiß doch, dass er reihenweise weibliche Fans vernascht nach seinen Konzerten. Und wie du weißt, bin ich keine Frau."
"Ich wünsche dir, dass du einen Mann findest, der dich auf Händen trägt. Du bist schon zu lange allein."
Ich lehne den Kopf an ihre Schulter und seufze leise. "Du hast absolut Recht. Ich mach mich wieder an die Arbeit."
Bevor ich hineingehe, sammle ich unser Geschirr ein und nehme es mit in die Küche. Dann schnappe ich mir ein Tablett und fange an, die Tische abzuräumen. Dabei unterhalte ich mich hier und da mit ein paar Gästen. An einem kleinen Tisch in der Ecke sitzt ein junger Mann, den ich hier noch nie gesehen habe.
"Hallo, was kann ich Ihnen bringen?", spreche ich ihn freundlich an.
Er hebt den Kopf und schaut mich lächelnd an. "Hallo. Ich nehme eine heiße Schokolade und ein Stück Schokokuchen, bitte."
"Kommt sofort."
Ich richte die Sachen her, trage sie an den Tisch und stelle sie vor ihm ab. "Lassen Sie es sich schmecken."
"Vielen Dank. Schön ist es hier. Ich bin erst vor ein paar Tagen hergezogen und dabei, die Gegend zu erkunden."
Da er sehr sympathisch ist, unterhalte ich mich eine Weile mit ihm. Er hat ein süßes Lächeln, graue Augen und braune Haare. Nachdem er seinen Kuchen aufgegessen hat, bezahlt er und verabschiedet sich von mir.
"Ich hoffe, wir sehen uns wieder", sagt er.
"Wenn du öfter herkommt, dann schon. Mein Name ist Louis."
"Ich heiße Kaden."
Erneut schenkt er mir dieses niedliche Lächeln und ich erwidere es automatisch. Ich spüre, dass mein Herz ein klein wenig schneller schlägt und schaue ihn nach, während er die Straße hinunter geht.
"Der Typ gefällt dir", stellt Gloria fest und grinst mich an.
"Ja", gebe ich leise zu und spüre, dass ich rot werde.
"Dann ergreif die Chance und frag ihn nach einem Date."
"Gloria", schnaube ich gespielt und überdrehe die Augen.
Vor zwei Stunden war es noch mein Liam, jetzt soll ich mich mit Kaden verabreden. Aber um ehrlich zu sein, reizt es mich schon, mit dem sympathischen Mann auszugehen. Vielleicht frage ich ihn beim nächsten Mal wenn er kommt, wirklich nach einer Verabredung.
Auf dem Heimweg grüble ich die ganze Zeit, was ich machen soll. Da ich auf keinen grünen Zweig komme, gehe ich bei Harry vorbei, um mir einen Rat zu holen. Ich klingle und er öffnet mir tatsächlich sofort die Tür.
"Lou, schön dich zu sehen. Komm rein."
"Hallo Hazza, bist du allein?"
"Ja, Zayn ist noch in der Arbeit und kommt erst später. Was ist denn los?"
"Ich brauche deinen Rat." Wir setzen uns ins Wohnzimmer und ich lehne den Kopf an seine Schulter.
"Dann schieß mal los und erzähl mir, was du auf dem Herzen hast."
"Naja, du weißt, wie verliebt ich in Liam bin. Schon eine so lange Zeit. Als er mir dann geschrieben hat, ging ein Traum für mich in Erfüllung. Und heute taucht plötzlich dieser Mann im Café auf, Kaden, der mir Herzklopfen beschert und mit dem man unglaublich gut reden kann", sage ich leise.
"Du hast endlich jemanden kennengelernt, der dir gefällt und der greifbar ist. Das mit Liam ist ein Traumschloss, dass du dir aufgebaut hast. Ihr könnt Freunde sein, aber du weißt selber, dass er auf Frauen steht."
"Was soll ich jetzt machen?"
"Sobald dieser Kaden erneut ins Café kommt, bittest du ihn um eine Verabredung. Mir gefällt, wie er deine Augen zum Strahlen bringt."
"Meinst du wirklich, dass ich das machen soll?"
"Ja, meine ich. Sei mutig, Boo. Du hast es so verdient endlich glücklich zu sein."
"Danke, Hazza."
Er kocht Tee und eine halbe Stunde später kommt Zayn herein. Sein Blick wird kurz skeptisch, aber dann lächelt er mich an. "Louis, schön dich zu sehen. Ist alles in Ordnung?"
"Er ist verliebt", platzt Harry heraus.
"In Liam, ich weiß."
"Nein, in Kaden."
Er beginnt zu erzählen und ich werfe ein paar Sachen ein, die er vergessen hat. Gespannt hört sich Zayn alles an, was wir zu berichten haben. Danach umarmt er mich und drückt mich fest.
"Ergreif die Chance und geh mit ihm aus. Ich würde es dir gönnen, dass du endlich glücklich wirst."
"Danke, ihr seid die besten Freunde, die man sich wünschen kann."
Da die beiden noch etwas vorhaben, verabschiede ich mich bald, um nach Hause zu gehen. Molly erwartet mich an der Tür und ich hebe sie hoch, um sie zu kraulen. Danach mache ich ihren Napf voll und sie stürzt sich auf das Futter. Als ich in der Küche stehe und mir etwas zu Essen herrichte, klingelt mein Handy.
"Hallo Liam, wie geht es dir?"
"Hi Louis, ganz gut. Die Anwendungen sind zwar anstrengend, aber ich komme jeden Tag leichter damit zurecht. Wie war der Tag im Café?"
Jetzt gilt es. Soll ich ihm von Kaden erzählen? Warum eigentlich nicht? Er hat doch gesagt, ich soll die Augen offen halten.
"Der Tag war ruhig, nicht allzu viel zu tun. Dafür habe ich...ich habe jemanden kennengelernt."
"Sag bloß, dein Traummann ist dort aufgetaucht?"
"Naja, ja. Ich denke schon. Er heißt Kaden und ist wirklich ein netter Kerl. Ich möchte ihn um eine Verabredung bitten, wenn er wieder ins Café kommt."
"Das freut mich für dich", sagt er und ich bilde mir ein, dass er sich traurig anhört.
"Bist du in Ordnung?"
"Ja, alles gut. Ich...ich dachte nur nicht, dass du... Ach, vergiss es. Ich freue mich für dich."
Liam erzählt mir noch ein bisschen von der Reha und das er nachher noch mit Myra und Elisabeth in den Park will. Wir verabschieden uns voneinander und in mir bleibt ein seltsames Gefühl zurück. Ich glaube nicht, dass er sich für mich freut. Dazu hat er sich einfach zu komisch angehört.
Allerdings will ich mir von ihm die Freude nicht kaputt machen lassen. Er würde in mir sowieso nie mehr sehen, als einen Freund und ich sehne mich nun mal nach Liebe.
Zwei Tage später sitzt Kaden wieder an den kleinen Tisch in der Ecke und ich gehe zu ihm, um ihn zu begrüßen und nach seinen Wünschen zu fragen. Mit großen Augen schaut er mich an und nagt an seiner Unterlippe.
"Louis, würdest du mit mir ausgehen?", fragt er leise und zaubert mir damit ein Lächeln aufs Gesicht.
"Ja, das würde ich wirklich gerne."
Er strahlt mich an und sofort schlägt mein Herz schneller. "Heute Abend? Ich meine, wenn du noch nichts anderes vor hast."
"Gerne. Ich habe Zeit."
Während Gloria grinsend seine Bestellung fertig macht, kritzle ich meine Adresse und Handynummer auf einen Zettel. Dann bringe ich die Sachen an Kadens Tisch und stelle sie vor ihm ab.
"Holst du mich um 19 Uhr ab?", frage ich und halte ihm den Zettel hin.
"Mache ich. Ich freue mich, dass du ja gesagt hast."
Die restliche Schicht zieht wie im Nebel an mir vorbei. Meine Gedanken sind bei Kaden. Erst eine Nachricht von Liam, die ich nach der Arbeit lese, bringt mich wieder in die Realität. Er will wissen wie mein Tag war und ich beschließe ehrlich zu sein.
'Super. Ich gehe heute Abend mit Kaden aus.'
'Wünsche dir viel Spaß. Wir hören uns morgen.'
Viel Zeit, mir über sein seltsames Verhalten Gedanken zu machen, habe ich nicht. Nach einer schnellen Dusche ziehe ich mich an und gleich darauf klingelt es auch schon an der Tür.
"Hey, schön dich zu sehen."
"Hallo Louis, ich freue mich auf unseren gemeinsamen Abend."
Auf dem Weg zum Italiener erzählt er mir, dass er wegen der Arbeit in die Stadt gezogen ist. Er arbeitet für einen großen Verlag und liebt Bücher. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir reden, lachen, machen Späße und ich verliebe mich tatsächlich ein klein wenig in ihn. Es tut gut, ihn als Gesellschaft zu haben, nicht nur über Telefon und Nachrichten.
Kaden bringt mich nach Hause und wir stehen unentschlossen vor der Haustür. Zögernd kommt er mir näher und umarmt mich. Seine Wärme umfängt mich und ich genieße es, ihm nahe zu sein. Unsere Blicke versinken ineinander, während sich unsere Gesichter immer näher kommen. Mein Herz rast wie verrückt und ich schließe die Augen, weil ich nur noch fühlen will.
Hauchzart berühren sich unsere Lippen und ein Kribbeln erfasst meinen Körper. Liebevoll küssen wir uns und in Kadens Armen vergesse ich alles um mich herum.
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