16. Louis
Ich freue mich unglaublich auf das Wochenende. Liam will für mich kochen und ich habe versprochen, einen Kuchen zu backen. Deshalb blättere ich in einem Backbuch, während ich gemütlich auf dem Sofa liege. Molly hat es sich auf mir bequem gemacht, schnurrt leise und pfötelt ab und zu nach einer Seite des Buches.
Meine Gedanken schweifen jedoch ab, weil ich daran denken muss, dass Liam nicht mehr auf seinem geliebten Klavier spielen kann. Vor ein paar Jahren hatte ich Unterricht und kann ein bisschen spielen, habe aber nur selten Gelegenheit dazu. Harrys Mutter hat einen Flügel im Wohnzimmer, auf dem ich hin und wieder spiele, wenn ich ihn zu seiner Familie begleite. Es muss schwer für meinen Freund sein, sich jetzt mit einem Keyboard zufrieden geben zu müssen.
Am nächsten Morgen bin ich schon früh im Café und frage Gloria, welchen Kuchen ich backen soll. Das Backbuch war nicht sehr hilfreich und meine Chefin ist die beste Bäckerin weit und breit.
"Soll ich den Kuchen backen?", fragt sie.
"Nein, ich mache das lieber selber."
"Du willst ihn beeindrucken."
Ich lächle sie verlegen an. "Er ist ein Millionär. Natürlich will ich ihn beeindrucken."
"Liam liebt dich so wie du bist", sagt sie und umarmt mich liebevoll.
"Danke, dass du für mich da bist."
Zwei Stunden arbeite ich konzentriert, serviere Kaffee, Kuchen und Sandwiches, putze Tische ab und wische die Theke ab. Dann geht erneut die Tür auf und ich hebe den Kopf, um die Gäste zu begrüßen. Doch mir bleiben die Worte im Hals stecken, als ich sehe, wer da hereinkommt.
"Hallo Louis."
Endlich kann ich mich aus der Starre lösen, eile um die Theke herum und umarme meinen Freund stürmisch.
"Hallo Babe. Was machst du denn hier?"
"Ich wollte dich überraschen und dir außerdem jemand vorstellen. Louis, das ist meine Mutter Karen."
Höflich strecke ich ihr die Hand hin. Karen nimmt sie und zieht mich in eine herzliche Umarmung. "Louis, wie schön, dich endlich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört. Liam schwärmt in den höchsten Tönen von dir." Ich spüre, dass ich rot werde und wende verlegen den Blick ab. "Kein Grund, dich zu verstecken. Ich bin dir sehr dankbar, dass du meinen Sohn glücklich machst."
"Dafür müssen Sie mir nicht danken, Mrs Payne."
"Nenn mich bitte Karen", bietet sie mir an.
Ich nicke nur, weil ich kaum glauben kann, was hier gerade vor sich geht. Liam greift nach meiner Hand und zieht mich erneut in eine Umarmung.
"Es tut mir leid, dass wir dich so überrascht haben. Sollen wir lieber gehen?"
"Nein, ich freue mich, dass ihr da seid. Setzt euch, ich bringe euch Kaffee und Kuchen. Oder wollt ihr lieber Tee?"
"Einmal Kaffee, einmal Tee", antwortet Karen und geht zu einem Tisch am Fenster.
Ich küsse Liam auf die Wange, bevor ich hinter die Theke eile. Er rollt zu seiner Mutter hinüber und ich sehe, dass er übers ganze Gesicht strahlt. Ehe ich ihre Bestellung fertig mache, schaue ich zu Gloria in die Küche.
"Glo, Liam und seine Mutter sind hier", sage ich leise.
"Was? Wieso hast du mir nicht erzählt, dass er dich besuchen kommt?"
"Ich wusste es nicht. Sie haben mich überrascht."
"Willst du frei nehmen, damit du Zeit mit ihnen verbringen kannst?"
"Ich kann dich doch nicht alleine lassen", wende ich ein.
"Ich kann Tasha anrufen und sie bitten zu kommen."
Ich umarme sie dankbar und küsse sie auf die Wange. "Vielen Dank, Gloria. Du bist die Beste."
"Ach ja, alles was ihr esst und trinkt, geht auf Haus."
Jetzt brennen Tränen in meinen Augen und ich blinzle hektisch, um sie zurück zu halten. Erneut werde ich umarmt, danach schiebt Gloria mich aus der Küche. Eilig bereite ich Kaffee und Tee zu, schneide Kuchen ab und bringe alles zum Tisch.
"Geht aufs Haus", sage ich und ernte verwunderte Blicke. "Meine Chefin hat mir frei gegeben und gesagt, alles was wir essen und trinken geht aufs Haus."
"Heißt das, du hast Zeit, um noch mit uns in die Stadt zu gehen?", fragt Liam und strahlt mich dabei an.
"Das würde ich sehr gerne."
Liams Mutter wirft uns besorgte Blicke zu. "Was ist los?", frage ich leise.
"Was ist, wenn uns irgendwelche Paparazzi erwischen?", gibt sie zu bedenken.
Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Bis jetzt waren wir abgeschottet von der Öffentlichkeit, aber jetzt können wir jederzeit fotografiert werden, wenn wir zusammen unterwegs sind. Außerdem wird dann herauskommen, was Liam passiert ist. Kann ich damit umgehen, derart im Rampenlicht zu stehen? Wenn ich mit ihm zusammen sein will, sollte ich mich daran gewöhnen. Ängstlich schaut mein Freund mich an, deswegen greife ich nach seiner Hand und drücke sie sanft.
"Wir schaffen das gemeinsam. Ich bin mit einem Star in einer Beziehung, da wird es sich kaum vermeiden lassen, dass wir zusammen abgelichtet werden. Kommst du damit klar, dass alle erfahren, was dir passiert ist?"
Er atmet tief durch und ich sehe, dass er innerlich mit sich kämpft. Wir haben über vieles geredet, aber dieses Thema haben wir bewusst beide vermieden. Ich weiß, wie schwer es Liam fällt, über den Unfall zu reden.
"Früher oder später wird es sowieso die ganze Welt erfahren. Sollten wir erwischt werden, werde ich ein Interview geben und alles erklären. Du kannst immer noch entscheiden, ob ich auf unsere Beziehung eingehen soll oder lieber nicht."
Nachdem wir alles verzehrt haben, verabschieden wir uns von Gloria und machen uns auf den Weg in die Stadt. Ich schiebe den Rollstuhl, Karen geht neben uns her und wir unterhalten uns angeregt. Schon lange habe ich mich nicht mehr so wohl gefühlt, wie mit den beiden. Familie bedeutet mir alles, auch wenn ich meine Schwestern und meinen kleinen Bruder nur selten sehe. Seit meine Mutter gestorben ist, lebe ich in Amerika und sie in England.
"Louis, ist alles in Ordnung?"
Ich tauche aus der Erinnerung auf und merke, dass ich angefangen habe zu weinen. "Ja, es geht mir gut. Ich habe nur gerade an meine Mutter gedacht. Sie ist vor einem Jahr gestorben", sage ich leise.
"Das tut mir leid." Karen umarmt mich fest.
"Lou, ich wollte keine Wunden aufreißen", flüstert Liam zerknirscht.
Ich gehe vor ihm in die Hocke, nehme seine Hände und schaue ihn voller Liebe an. "Alles gut, Babe. Ich habe daran gedacht, wie wohl ich mich mit dir und deiner Mutter fühle. Es ist schade das meine Mum dich nie kennenlernen kann. Aber ich bin mir sicher, dass meine Geschwister dich eines Tages gerne treffen würden."
"Wir machen einfach ein großes Familienfest", sagt Liam und überrascht mich damit zum wiederholten Mal an diesem Tag.
"Das hört sich toll an."
Wir verbringen einen wunderschönen Tag zu dritt. Bummeln durch die Stadt, kaufen ein paar Sachen ein, unterhalten uns und abends lädt Karen uns noch zum Essen ein. Danach fährt sie mich nach Hause und ich verabschiede mich von ihnen. Liam und ich tauschen einen liebevollen Kuss, dann steige ich aus und gehe hinein.
Obwohl ich selber kaum etwas gekauft habe, schleppe ich drei große Taschen in meine Wohnung. Mein Freund hat darauf bestanden, mir etwas zu schenken und ich konnte nicht ablehnen. Glücklich packe ich alles aus und kann kaum fassen, dass ich einen so großzügigen Freund habe. Natürlich hat er auch dafür gesorgt, dass Molly nicht zu kurz kommt. Sie stürzt sich auf die Leckerchen und spielt anschließend mit der Plüschmaus, die Li für sie gekauft hat.
Mein Handy meldet eine eingehende Nachricht. Ich nehme es vom Tisch und fange an zu lächeln, als ich sehe, dass sie von Li ist.
'Ich danke dir für den wunderschönen Tag, mein Engel. Du hast meine Mutter um den Finger gewickelt, sie ist begeistert von dir. Ich bin unendlich froh, dich an meiner Seite zu haben. Ich hab dich lieb.'
'Hör auf, sonst heule ich. Ich fand den Tag auch richtig schön. Es hat Spaß gemacht, mit euch unterwegs zu sein. Ich hab dich auch lieb, Babe.'
Da ich meine Freude mit jemandem teilen muss, rufe ich Harry an und berichte ihm von dem tollen Tag mit Liam. Mein bester Freund freut sich für mich, gibt aber auch zu bedenken, dass es nicht lange dauern wird, bis Bilder von uns auftauchen werden. Schon wieder werde ich mit diesem Problem konfrontiert und habe immer noch keine Ahnung, wie ich auf solche Fotos reagiere, wenn die ersten davon gedruckt werden.
Am nächsten Morgen bin ich auf dem Weg zur Arbeit, als mein Blick auf einen Zeitungsständer fällt und ich bleibe wie angewurzelt stehen.
'Sänger Liam Payne taucht aus der Versenkung auf und hat einen unbekannten Jungen Mann an seiner Seite.'
Diese Schlagzeile ist auf mindestens zehn Zeitungen in mehr oder weniger gleichem Wortlaut zu lesen. Schnell kaufe ich drei davon und eile dann zum Café. Zum Glück ist Gloria schon da, denn ich brauche jetzt dringend jemanden zum Reden. Liam will ich um die Uhrzeit noch nicht anrufen.
"Guten Morgen, Louis. Hast du gut...?" Als sie mein Gesicht sieht, stoppt sie und kommt zu mir. "Was ist los?"
Ich halte ihr die Zeitungen hin. "Ich bin auf der Titelseite", hauche ich und lasse mich auf einen Stuhl fallen. "Ich dachte nicht, dass das so schnell gehen würde. Was soll ich denn jetzt machen? Glo, ich weiß nicht, ob ich bereit bin, mein ganzes Leben vor der Öffentlichkeit auszubreiten."
"Rede mit Liam. Er weiß am Besten, was zu tun ist. Mach dir nicht allzu viele Gedanken, es wird sich schon alles finden. Du liebst ihn doch. Gib bitte nicht gleich auf, er braucht dich."
"Danke, ohne dich wäre ich durchgedreht."
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