
20. Kapitel
Anfang September 2023
Kate's POV
"Bitte bleib nicht all zu lange, Schatz.", sagte ich zu Rocky, bevor er sich noch einmal umdrehte, mir sanft zunickte und in Richtung seines Wagens ging.
Ich hielt Michael auf meinem Arm und er streckte gerade seine kleinen Hände in Richtung seines Vaters aus. "Papa", quengelte er ihm hinterher.
Mein Mann richtete seinen Blick noch einmal zu Michael und mir, strahlte uns entgegen und fuhr nun endgültig weg. Gemeinsam mit meinem Sohn winkte ich ihm hinterher, bis er aus unserem Sichtfeld verschwand.
Michael und ich gingen wieder in das Wohnzimmer, wo ich einen Blick auf die Uhr warf und bemerkte, dass es fast Zeit war, um meinen 16 Monate alten Sohn ins Bett zu bringen. Ich spielte noch ein wenig mit ihm, bis ich beschloss ihn schlafen zu legen. Für ein paar Minuten laß ich ihm noch eine Geschichte vor, bis er schließlich friedlich, wie ein Engel einschlief.
Einige Zeit stand ich einfach nur so da und beobachtete Michael, wie wundervoll es doch war, wie er unser Leben verändert hatte. Dieser kleine Mensch zeigte mir jeden Tag aufs neue, was bedingungslose Liebe bedeutete und erfüllte unsere Herzen.
Schließlich verließ ich das Zimmer wieder und begab mich in Richtung Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Ich warf einen Blick auf mein Handy und bemerkte, dass Lilly, meine Stiefmutter mich gerade anrief.
"Kate, honey hey, wie geht es dir?", fragte sie mich. „Alles in Ordnung Lilly, dankeschön. Wie gehts euch?", antwortete ich fröhlich. „Ach uns gehts super. Und was machen die Morgen? Immer noch so schlimm?", sagte Lilly und ich wusste, auf was sie hinaus wollte.
Sie war neben Rocky die Einzige, die bis jetzt von meiner Schwangerschaft wusste und ich wollte es so schnell auch nicht allen erzählen, immerhin würde unser zweites Baby erst im März zur Welt kommen und bis dahin würde noch eine menge Zeit vergehen. „Nein. Alles gut, die morgen Übelkeit ist jetzt besser geworden. Aber bei Michael habe ich das alles nicht so sehr gemerkt.", gab ich zu.
„Und wie geht es Rocky damit?", fragte meine Stiefmutter lachend. „Er ist so glücklich. Ich habe ihn selten so erlebt und er ist so vorsichtig. Inzwischen hat er sich zu einem richtigen Familienvater entwickelt, eigentlich hoffe ich, dass es ein Mädchen wird, aber so lange es gesund ist bin ich glücklich. Rocky ist die ganze Sache ob es ein Junge oder Mädchen wird wirklich total egal, er will sowieso so schnell nicht aufhören. Ich hingegen genieße unsere Zeit zu dritt noch in vollen Zügen, ich freue mich zwar, aber ich weiß auch, dass eine Menge mehr Verantwortung und Stress auf uns hinzu kommt.", antwortete ich ebenfalls lachend.
Ich war mir nicht sicher, wie ich das Ganze sehen sollte, immerhin liebte ich Rocky und Michael und sowohl mein Mann, als auch ich träumten von einer großen Familie. Jedoch war ich erst 22 wenn unser zweites Kind zur Welt kommen würde und auch Rocky erst 29. Ich wusste, dass wir bereit dafür waren und nicht auf die Meinung irgendeines anderen hören sollten, solange wir es richtig fanden, jedoch musste ich auch erkennen, was das alles für meinen Job und meine Zukunft zu bedeuten hatte.
„Aber dafür bekommt ihr eine Menge Liebe zurück! Ach ja Kate? Ich habe eine kleine große Bitte an dich. Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll.", hörte ich Lilly am anderen Ende zähneknirschend sagen. „Los raus damit.", erklärte ich ruhig. „Naja, also dein Vater und ich wollten nächstes Wochenende ein paar Bekannte in Palms Springs besuchen, allerdings sind die Jungs gar nicht begeistert und dein jüngster Bruder möchte unbedingt das Wochenende bei seiner großen Schwester verbringen.", erklärte sie verlegen.
„Drake will bei uns bleiben? Das ist gar kein Problem, Rocky wird sich freuen und wir haben eh noch nichts geplant. Mach dir keine Sorgen Lills. Solange es nicht alle drei auf einmal sind.", erklärte ich und lachte, bei dem Gedanken, dass meine drei kleinen Stiefbrüder im Alter von knapp acht bis 13 bei uns zu Hause rum rannten. Obwohl sie nicht meine richtigen Brüder waren liebte ich sie über alles und sie bedeuteten mir so viel. Die drei erinnerten mich sehr an Kylie und mich, denn sie hatten, genau wie wir eine strake Bindung zueinander. Besonders die beiden älteren Daniel und David konnten nicht ohne einander.
Man konnte sagen, dass ich Anfangs zu den beiden älteren eine andere Bindung als zu Drake hatte, da ich mit den beiden aufgewachsen war und als Drake zur Welt gekommen war schon bei Kylie gewohnt hatte, aber gerade in den letzten Jahren und gerade seit meiner Schwangerschaft mit Michael konnte man sagen, dass wir uns wieder sehr aneinander angenähert hatten.
Ich war wieder häufiger bei den Millers und es tat mir durchaus gut, dass wir wieder so regelmäßigen Kontakt hatten. Es war klar, dass ich öfter bei ihnen, als bei meiner wirklichen Familie, den Crows war, aber dort fühlte ich mich zu Hause. Ich hatte in den letzten Jahren gelernt, dass Familie nicht unbedingt bedeutete, dass man miteinander blutsverwandt war, sondern, dass die Familie die Menschen waren, die für einen da waren, in guten und in schlechten Zeiten. Die Menschen, die sich um einen sorgten und denen man alles bedeute.
Es war zwischen meinem wirklichen Vater und mir zum Bruch gekommen, als ich entschieden hatte, dass Max, zu dem ich inzwischen wieder 'Dad' sagte, mich auf Rockys und meiner Hochzeit zum Altar führen sollte. Hanne versuchte zwar, sich mir anzunähern und mit mir zu sprechen, aber Lucas nahm mir die ganze Sache immer noch sehr übel und es berührte mich noch nicht einmal sehr, dass das Eis zwischen uns immer dicker wurde.
"In Ordnung, danke Kate. Ich rufe dich dann noch mal an, pass auf dich auf Liebes und Grüße von Max und den Jungs.", verabschiedete Lilly sich und legte auf.
Inzwischen war es nach 20 Uhr und ich wollte mich gerade auf die Couch setzen, um etwas fern zu sehen, als mein Handy schon wieder klingelte. Ross.
"K-Ka, Kaate, bist du, du zu hause?", murmelte Ross und ich konnte hören, dass er betrunken war. "Ross was ist los? Natürlich bin ich zu Hause.", erklärte ich etwas besorgt. Es war nicht das erste Mal, dass ich in letzter Zeit mitbekommen hatte, dass er sich sehr betrunken hatte. "Warum machst du dann nicht auf?", antwortete Ross fast etwas vorwurfsvoll. "Die Klingel ist aus, Michael schläft. Warte ich komme gleich.", sagte ich seufzend und legte auf, um an die Haustür gehen zu können.
"Kaatie, da bist du ja!", begrüßte mich Ross, scheinbar glücklich darüber, mich zu sehen. Er begab sich zuerst einfach nur in unser Haus, schlang seine Arme jedoch fest um mich, nach dem ich die Tür wieder geschlossen hatte. Der Geruch von Alkohol war kaum zu übersehen. "Was ist los?", fragte ich etwas lachend. "Ich habe dich vermisst. Darf ich das nicht?", erwiderte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein kurzer Schauer durchfuhr meinen Körper und ich bemerkte, wie nah er mir doch war. Vielleicht verstand ich das Ganze ja nur falsch, immerhin war er alles andere als nur ein wenig angetrunken. Ross legte seinen Kopf auf meine Schulter und ich merkte, dass er meine Anwesenheit mehr genoss, als ich das Ganze hier.
"Ross, vielleicht solltest du schlafen gehen.", erklärte ich und versuchte nicht genervt zu klingen, denn ich wollte nicht, dass die Situation aus dem Ruder geriet. "Aber nur, wenn du mit mir kommst.", nuschelte er und schlang sich noch enger an mich, wenn überhaupt möglich. Ich ring einen Moment nach Luft, hatte ich das gerade richtig verstanden?
"Ross, ich denke nicht, dass das ..", ich wollte ihm mitteilen, dass ich nicht dachte, dass es eine gute Idee war, aber ich kam gar nicht so weit. "Shhh. Ich weiß, aber er muss es ja nicht wissen.", meinte Ross und legte seinen Finger auf meinen Mund. "Ross ich bin mit deinem Bruder verheiratet.", sagte ich und schluckte schwer, seine Anwesenheit war mir mehr als nur unangenehm. "Ist mir egal.", antwortete er und zuckte nur mit den Schultern. "Bist du jetzt völlig verrückt geworden? Ich bin mit Rocky verheiratet und ich liebe ihn! Wie kannst du ihm das nur antun? Außerdem bin ich schwanger!", sagte ich entsetzt über seine Worte. Seit dem er sich von seiner Freundin, Marie getrennt hatte, hatte er sich wieder in den Kopf gesetzt in mich verliebt zu sein und tauchte immer hier auf, wenn Rocky nicht hier war.
"Was wie ich ihm so etwas antue? Wieso tust du mir das an? Ich liebe dich und du denkst nur an dich. Aber wie es mir damit geht ist dir komplett egal. Solange es für dich passt bin ich nicht wichtig für dich! Rocky, Rocky, Rocky. Ich kann es nicht mehr hören!", Ross hatte sich nun endlich von mir gelöst, aber sein Ton wurde immer lauter. "Schrei hier nicht so rum, ich habe dir schon einmal gesagt, dass Michael schläft.", antwortete ich ruhig und versuchte mich, von ihm zu distanzieren, jedoch gelang es mir nicht, da er meine Hand fest umklammerte. "Ross lass mich los, du tust mir weh.", sagte ich, als er den Griff um meinen Arm festigte. "Dann weißt du jetzt wie es sich für mich anfühlt, wenn ich dich und Rocky sehe.", zischte Ross mich an. "Wieso machst du das?", schluchzte ich, statt einer Antwort spürte ich im nächsten Moment nur seine geballte Faust in meinem Gesicht. Ich sank zu Boden und alle meine Kräfte waren in dieser Sekunde verschwunden.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah ihn verärgert an. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als er bemerkte, was er gerade getan hatte und die Schockiertheit war in sein Gesicht geschrieben. Für einige Momente stand er nur da uns sah mich ratlos an, während ich im wütende Blicke entgegen schoss.
"Es tut mir leid.", sagte Ross und kniete sich zu mir nach unten. Als seine Hand mein Gesicht streifte rutschte ich weiter weg und wünschte mir, dass er mich nicht berühren würde. "Fass mich nicht an.", zischte ich leise und rutschte immer weiter nach hinten. "Geh jetzt ins Bett und halt dich ja von meinem Sohn fern.", erklärte ich und zeigte in Richtung Gästezimmer. "Ich wollte das nicht.", sagte Ross entschuldigend, als er ging.
Ich warf meine Hände in mein Gesicht, wie hatte ich es nur so weit kommen lassen können? Schließlich rappelte ich mich wieder auf und machte mich auf die Suche nach meinem Handy. Als ich es nun endlich gefunden hatte durchsuchte ich meinen Kontakte und auf der Suche nach Rocky. "Kate ist alles in Ordnung?", hörte ich meinen Mann besorgt sagen, nachdem er meinen Anruf angenommen hatte.
Normal rief ich ihn nicht an, wenn er weg war, wenn es nicht wirklich dringend war. Ich wollte ihm seine Freiheiten geben und ihn nicht einengen oder das Gefühl geben, ihn zu kontrollieren, aber dieses Mal war es unvermeidbar gewesen, ihn anzurufen. "Ja, alles in Ordnung.", log ich. "Ich wollte nur fragen, wann du nach Hause kommst.", fuhr ich fort. "Ist wirklich alles okay? Du hörst dich nicht so an. Ich bin schon auf dem Weg, in 15 Minuten bin ich da.", antwortete Rocky liebevoll.
Ich wollte ihm nicht all zu große Sorgen machen, denn ich wusste, dass er wegen jeder Kleinigkeit Angst um unser Baby hatte, jedoch war ich trotzdem erleichtert, dass er bereits auf dem Weg war. "Ja, es ist wirklich alles in Ordnung, ich liebe dich.", sagte ich nun und legte, nachdem wir noch kurz gesprochen hatten auf.
Nach einigen Minuten öffnete sich leise die Haustür und ich sah Rockys Schatten hereinkommen. "Wer ist hier?", fragte er mich zuerst verwirrt, als er die fremden Schuhe sah. "Ross ist hier.", sagte ich etwas verzweifelt. Erst jetzt konnte Rocky mich sehen und seine Augen weiteten sich bei meinem Anblick. "Was ist passiert?", fragte mein Mann geschockt. "Er ist einfach wieder hier aufgetaucht. Er war total betrunken, ich habe ihn nach unserer Auseinandersetzung ins Bett geschickt.", erklärte ich und spielte nervös mit meinen Händen. "Ross hat dich angefasst?", meinte Rocky nun während ich nur beschämt auf den Boden starrte. Er nahm mich beschützend in seine Arme und ich fühlte mich so schwach wie nie zu vor. "Ich wollte das nicht, ich hab ihm gesagt, dass er mich in ruhe lassen soll und wie er dir das nur antun kann, aber er hat nur gemeint, dass es mir nur um mich gehen würde und es ihm egal ist, dass wir verheiratet sind.", schluchzte ich in Rockys Brust. "Du musst mir das nicht erzählen, ich weiß, dass das gerade schwer für dich ist. Aber so kann das nicht weitergehen.", antwortete Rocky verständnisvoll und küsste meine Stirn, bevor er mich ins Bett trug.
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Ouh ouh ouh! Wer hätte soetwas erwartet?
Lasst mich wissen was ihr denkt!
Xoxo 💋
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