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Ich wusste, dass ich mich zusammenreißen sollte.
Wirklich. Ich wusste es.
Aber verdammt noch mal – der Interviewer war einfach zu heiß.
Er war genau mein Typ.
Groß, schlank, aber mit definierten Schultern, die sich unter seinem perfekt sitzenden Hemd abzeichneten.
Seine Finger – lang, gepflegt, leicht an den Knöcheln sichtbar geädert – hielten das Mikrofon mit einer lässigen Eleganz, die mich völlig aus der Fassung brachte.
Und dann seine Stimme. Tief, warm, mit einem unterschwelligen Lächeln in jedem Wort.
Ich hatte mich von Anfang an nicht konzentrieren können.
„Also, 3RACHA“, sagte er mit einem charmanten Lächeln und blickte zwischen uns hin und her. „Ihr habt euer neues Album rausgebracht, und die Reaktionen sind überwältigend. Wie fühlt ihr euch dabei?“
Chan antwortete als Erster, professionell wie immer. „Wir sind wirklich dankbar für all die Liebe, die wir bekommen. Es fühlt sich surreal an, dass die Fans unsere Musik so sehr mögen.“
Changbin nickte zustimmend. „Ja, wir haben so lange daran gearbeitet. Es ist schön zu sehen, dass sich das ausgezahlt hat.“
Der Interviewer richtete seinen Blick auf mich.
„Und du, Jisung?“
Ich war einen Moment lang sprachlos. Was selten vorkam.
Sein Blick hielt meinen fest, und ich musste mich zwingen, nicht auf seine Lippen zu starren.
„Äh … ja. Es fühlt sich … ähm, großartig an.“ Ich lachte nervös und kratzte mir am Nacken. „Ich meine, wir haben viel Herzblut reingesteckt, also ist es natürlich schön, dass es so gut ankommt.“
Er lächelte, kippte seinen Kopf leicht zur Seite, als würde er mich durchschauen.
„Du wirkst ein bisschen abgelenkt.“
Ich blinzelte.
Oh. Oh, fuck.
Hatte ich so offensichtlich gestarrt?
Chan räusperte sich neben mir, und ich hörte, wie Changbin leise durch die Nase ausatmete.
Ich musste mich wieder fangen.
„Nein, nein“, sagte ich schnell und setzte mein bestes unschuldiges Lächeln auf. „Ich bin einfach nur müde. Wir hatten eine lange Nacht im Studio.“
Der Interviewer grinste. „Verständlich. Aber es scheint, als hättest du trotzdem genug Energie.“
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
War das eine Anspielung? Ein Test? Oder hatte ich mir das eingebildet?
Ich wollte es herausfinden.
„Kommt drauf an, für was“, erwiderte ich mit einem spielerischen Grinsen.
Changbin stieß hörbar Luft aus. Chan bewegte sich unmerklich auf seinem Stuhl.
Der Interviewer lachte nur und fuhr mit der nächsten Frage fort, aber ich konnte den Blick in seinen Augen nicht übersehen.
Ich hatte Spaß. Und vielleicht war es dumm, aber ich konnte nicht anders.
Das Interview lief weiter, doch ich wusste, dass ich einen gewissen Eindruck hinterlassen hatte.
Und verdammt, das fühlte sich gut an.
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„Bist du eigentlich komplett bescheuert?“
Die Tür fiel kaum ins Schloss, da fuhr Chan sich auch schon durch die Haare und sah mich mit einem genervten Blick an.
„Was denn?“ Ich ließ mich auf die Couch fallen, streckte die Arme über den Kopf.
„Das Interview?“, fragte Changbin trocken, während er sich seine Schuhe von den Füßen streifte.
„Du hast ihn ja praktisch mit deinen Blicken ausgezogen.“
Ich grinste. „Kannst du’s mir verübeln?“
Chan schüttelte nur den Kopf. „Wir waren da, um Promo für unser Album zu machen, nicht um zu flirten.“
„Multitasking, Hyung“, sagte ich und zwinkerte.
Changbin stieß ein genervtes Geräusch aus. „Das war kein Flirten, das war Durst. Und zwar auf einem Level, das fast peinlich war.“
Ich verdrehte die Augen. „Kommt schon. Ein bisschen Spaß muss doch erlaubt sein.“
Chan setzte sich auf den Sessel mir gegenüber, verschränkte die Arme. „Es geht nicht darum, ob du Spaß hast. Es geht darum, dass das unser Job ist. Und wenn du dich nicht mal für zehn Minuten zusammenreißen kannst, sieht das scheiße aus.“
Ich seufzte. „Okay, okay. Ich werd’s beim nächsten Mal runterfahren.“
„Danke.“ Chan schüttelte den Kopf.
Changbin warf sich auf das andere Ende der Couch. „Obwohl … ich geb’s ja zu. Er war heiß.“
Ich grinste breit. „Siehst du?!“
„Trotzdem“, murmelte er, „du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall.“
Ich lachte nur.
Vielleicht war ich das. Aber ehrlich gesagt – das störte mich kein bisschen.
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Ich lag quer auf der Couch, meine Beine über die Armlehne geschwungen, mein Kopf in ein Kissen gedrückt, während Chan irgendwo im Raum saß und irgendwas über das Konzert redete. Ich hörte ihm zu.
So halb.
Also, ich bekam mit, dass er sprach, aber mein Gehirn hatte schon nach den ersten drei Sätzen abgeschaltet.
„Wir müssen die Setlist noch einmal durchgehen. Ich will, dass die Übergänge flüssiger sind, vor allem zwischen den härteren und softeren Tracks“, sagte er und tippte irgendwas in sein Handy.
Ich nickte. Automatisch. Ohne wirklich drüber nachzudenken.
Changbin saß mit verschränkten Armen in einem Sessel und brummte zustimmend. Wahrscheinlich. Vielleicht war es auch ein genervtes Brummen. Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung. Ich war nämlich gerade beschäftigt.
Ich hatte mein eigenes Handy in der Hand, den Bildschirm leicht angewinkelt, damit Chan nicht zufällig rüberschielen konnte. Nicht, dass es mich groß interessiert hätte, wenn er sah, was ich tat – aber ich hatte keine Lust auf seinen genervten Blick.
Mein Daumen scrollte langsam über den Bildschirm.
Ich war mir noch nicht sicher, worauf ich Bock hatte. Also, ich wusste, worauf ich grundsätzlich Bock hatte – das hatte sich den ganzen Tag über schon mehr als deutlich gemacht – aber ich war wählerisch.
Blondes Haar oder dunkles? Breite Schultern oder schmale Taille? Ich war in so einer seltsamen Stimmung. Einer Mischung aus „Ich brauche dringend Ablenkung“ und „Nichts spricht mich so richtig an“.
„Jisung, hast du überhaupt zugehört?“
Ich blinzelte und sah von meinem Handy auf.
Chan saß mir gegenüber auf einem Stuhl, die Arme auf die Knie gestützt, sein Blick auf mich gerichtet. Changbin beobachtete mich ebenfalls, aber mit dieser Art von Blick, der mir sagte, dass er ganz genau wusste, dass ich nicht zugehört hatte.
Ich tat so, als müsste ich kurz nachdenken, dann nickte ich. „Ja, ja. Setlist. Übergänge. Flüssiger.“
Chan blinzelte langsam, als würde er überlegen, ob er mich einfach ignorieren oder mir eine Standpauke halten sollte.
„Und was genau habe ich gerade gesagt?“
Ich presste die Lippen aufeinander. Ich hatte keinen Plan.
„Irgendwas über Songs und … keine Ahnung, Bühnen-Flow?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Wir kriegen das schon hin.“
Chan schnaubte. „Vergiss es.“
Ich grinste. „Mach ich.“
Er rieb sich die Schläfen und murmelte irgendwas vor sich hin, während ich mein Handy wieder hochnahm.
„Worauf guckst du eigentlich so konzentriert?“ fragte Changbin plötzlich.
Ich versteifte mich kurz, bevor ich mein Gesicht in mein Kissen drückte und gespielt beiläufig sagte: „Nichts Wichtiges.“
„Aha.“ Changbin beugte sich vor. „Lass mal sehen.“
„Nein.“
„Jisung.“
„Changbin.“
Er streckte die Hand aus, aber ich wich mit meinem Handy aus.
„Bist du wieder auf diesen schmutzigen Seiten unterwegs?“ fragte er trocken.
„Was heißt hier ‚wieder‘?“ Ich hob eine Braue. „Ich bin immer da unterwegs.“
Chan stöhnte laut. „Ich kann das nicht mehr hören.“
„Dann halt dir die Ohren zu.“
Changbin lachte leise. „Alter, du bist wirklich unverbesserlich.“
Ich grinste und drehte mein Handy wieder leicht weg von ihren Blicken. Ich hatte noch keine endgültige Wahl getroffen, aber spätestens, wenn ich allein im Zimmer war, würde ich mich entscheiden.
„Ich nenne es Prioritäten setzen.“
„Ich nenne es Ablenkungssucht.“
„Und ich nenne es“, sagte Chan und stand auf, „eine gute Gelegenheit, mir ein bisschen frische Luft zu gönnen, bevor ich euch beiden noch eine überziehe.“
Ich winkte ihm grinsend hinterher, während er kopfschüttelnd den Raum verließ.
Changbin blieb noch sitzen, sah mich an, dann schüttelte er langsam den Kopf.
„Junge, du hast echt ein Problem.“
Ich lehnte mich entspannt zurück und grinste.
„Sag mir was Neues.“
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