Ein kleiner Schritt mehr
Ein kleiner Schritt mehr
Tessa saß in der Ecke des Hufflepuff-Gemeinschaftsraums, den Blick auf den Tisch vor ihr gerichtet, wo ihre Skizzen verstreut lagen. Die anderen Schüler waren bereits in ihren Betten, und die warme, beruhigende Atmosphäre des Raumes half ihr, den Tag hinter sich zu lassen. Sie mochte die Ruhe, die dieser Raum ausstrahlte – ein sicherer Hafen nach einem langen Tag.
Doch heute war etwas anders. Irgendetwas lag in der Luft, und sie konnte nicht genau sagen, was es war. Ein leichtes Ziehen in ihrem Bauch, das sie nicht abstellen konnte. Vielleicht lag es daran, dass sie in letzter Zeit immer öfter an die Marauders dachte.
Tessa hatte ihre Gesellschaft begonnen zu genießen, auch wenn sie sich immer noch nicht ganz sicher war, ob sie wirklich dazugehörte. Sie fühlte sich wie ein Fremder, der langsam, aber sicher in eine Welt hineingezogen wurde, in der Chaos und Abenteuer an der Tagesordnung standen.
Plötzlich hörte sie die vertrauten Schritte, die den Raum füllten. Sie hob den Kopf und sah, wie James Potter mit einem selbstsicheren Grinsen auf den Lippen in den Raum trat, gefolgt von Sirius, Remus und Peter. Tessa fuhr unwillkürlich zusammen. Was wollten sie von ihr?
„Hey, Tessa!", rief James, als er sie erblickte, und kam direkt auf sie zu. „Könnten wir deine Hilfe gebrauchen?"
Tessa verschluckte sich fast an ihrer Tasse, als sie seine Worte hörte. Ihre Gedanken rasten. „Hilfe?", fragte sie vorsichtig, als ihr Herz schneller schlug. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.
„Ja, wir haben ein kleines Projekt, bei dem wir deinen... speziellen Talente brauchen", sagte James, während er sich neben ihr niederließ und ihren Skizzen einen kurzen Blick zuwarf. „Du bist doch ziemlich geschickt, was Verstecken angeht, oder?"
„Verstecken?", wiederholte Tessa skeptisch, während sie sich an ihren Stift klammerte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich von dieser Gruppe in irgendeine Art von Streich hineinziehen lassen sollte. Besonders nicht, nachdem sie erst vor kurzem gemerkt hatte, dass sie ein bisschen mehr in das Leben der Marauders verwickelt war, als ihr lieb war.
„Es geht um Filch", sagte Sirius, der sich ebenfalls zu ihr setzte und grinsend die Arme hinter seinem Kopf verschränkte. „Wir wollen ihm eine kleine Lektion erteilen, nichts Gefährliches, aber Filch ist so... nun ja, Filch. Wir müssen ihm mal zeigen, dass wir nicht so einfach zu fangen sind."
„Du bist doch die perfekte Ablenkung", fügte James hinzu und sah sie mit einem charmanten Lächeln an, das Tessa fast aus der Fassung brachte. „Weißt du, du hast dieses Talent, dich in den Schatten zu bewegen, ohne dass jemand dich bemerkt. Es wäre ein Kinderspiel für dich."
Tessa wusste nicht, warum sie nervös wurde. Vielleicht lag es an James' Nähe, seinem Lächeln, das plötzlich wie ein magnetischer Sog wirkte, der sie mit einem einzigen Blick in den Bann zog. Aber sie konnte sich nicht einfach darauf einlassen. Sie war kein Teil von so etwas. Sie mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, geschweige denn in Streiche verwickelt zu werden, die sicher Ärger einbrachten.
„Ich weiß nicht", sagte Tessa leise und schaute wieder auf ihre Skizzen. „Das klingt irgendwie riskant. Was, wenn Filch uns erwischt?"
„Keine Sorge", sagte James, als er ihr einen Blick zuwarf. „Ich werde dafür sorgen, dass er nichts merkt. Und du... du bist wie ein Schatten. Niemand wird dich sehen. Du musst uns einfach nur aus der Patsche helfen, falls er uns in eine Ecke treibt."
Tessa beiß sich nachdenklich auf die Lippe. Sie hatte James noch nie so direkt erlebt – seine Augen funkelten vor Aufregung, und sie konnte sehen, dass er es ernst meinte. Er war so... überzeugt. Und das war irgendwie... ansteckend.
„Es wird einfach eine kleine Ablenkung sein", fügte Remus hinzu, seine Stimme ruhig und ernst. „Nichts Gefährliches, nur ein bisschen Spaß."
„Filch ist eh der einzige, der uns erwischen könnte", sagte Sirius mit einem Schulterzucken. „Und ehrlich gesagt, wäre das eine ziemlich langweilige Geschichte, wenn wir ihn einfach in einem Raum abschließen würden, oder?"
„Aber... warum ausgerechnet ich?", fragte Tessa, immer noch unsicher. „Warum nicht einer von euch?"
James beugte sich ein wenig näher zu ihr, und Tessa bemerkte, wie er leicht mit den Fingern über den Rand ihrer Skizzenfläche fuhr. „Weil du etwas Besonderes bist", sagte er in einem halb scherzhaften, halb ernst gemeinten Ton. „Du hast diese ruhige, unauffällige Art. Und du weißt, wie man in den Schatten bleibt. Du bist der perfekte Teil dieses Plans."
Tessa fühlte sich plötzlich viel zu warm und verlegen. Warum sollte ausgerechnet sie der perfekte Teil eines Plans sein? Sie war doch nur... Tessa. Eine Hufflepuff, die lieber zeichnete, als in irgendwelche Streiche verwickelt zu werden.
Aber dann... dann dachte sie an die letzten Wochen. Die Momente, in denen sie mit den Marauders gelacht hatte, die gemeinsamen Abenteuer, die seltsamen, chaotischen Abende. Sie mochte es, Teil von etwas zu sein. Sie mochte es, dass sie gesehen wurde. Und vielleicht – nur vielleicht – war es an der Zeit, aus ihrer eigenen Komfortzone herauszutreten.
„Okay", sagte sie schließlich und sah James direkt an, der sie mit einem breiten Grinsen ansah. „Ich mache mit. Aber nur, wenn wir niemanden verletzen und Filch uns nicht wirklich erwischt."
„Abgemacht", sagte James schnell und sprang auf, als wäre es das größte Abenteuer aller Zeiten. „Du wirst sehen, es wird großartig."
Tessa konnte nicht umhin, ein kleines Lächeln zu unterdrücken. Vielleicht würde sie sich ja doch ein wenig Spaß gönnen. Sie konnte sich immer noch rechtzeitig zurückziehen, wenn es zu viel wurde.
Aber für den Moment... fühlte es sich irgendwie richtig an.
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