Die langsame Öffnung
**ein paar Tage später**
Die langsame Öffnung
Tessa saß auf ihrem Lieblingsplatz in der Bibliothek und starrte auf das Buch vor sich. Es war eigentlich ein ganz interessantes Thema, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder zu den Ereignissen der letzten Woche ab. Sie hatte nun schon ein paar Mal den Marauders geholfen, sei es bei der Flucht vor Filch oder bei den vielen chaotischen Erlebnissen, die sie zusammen durchlebt hatten. Und je mehr Zeit sie mit ihnen verbrachte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie sich nicht mehr so unsichtbar fühlte wie früher.
Sie hatte nie wirklich viel darüber nachgedacht, was es bedeutete, Teil einer Gruppe zu sein. Aber mit James, Sirius, Remus und Peter war das anders. Auch wenn sie sich noch oft wie die Außenseiterin fühlte, gab es eine ständige, unausgesprochene Einladung. Eine Einladung, sich zu öffnen.
Es war das erste Mal, dass sie sich wirklich einem anderen Menschen nahe fühlte. Dass sie jemanden hatte, dem sie vertrauen konnte. Und trotz der ganzen verrückten Abenteuer und der unzähligen Male, bei denen sie sich in die wildesten Situationen verstrickt hatte, wusste Tessa, dass sie sich nicht mehr ganz so alleine fühlte.
„Hey, Tessa!"
Sie schrak zusammen und sah auf. Da stand James, mit einem verschmitzten Lächeln und einer Hand an seiner Stirn, als würde er sie salopp salutieren. Die anderen Marauders standen hinter ihm, in einer lockeren, beinahe vertrauten Haltung.
„Oh", murmelte Tessa und richtete sich auf. Sie versuchte, ihre Nervosität zu verbergen, als sie das Buch zuklappte und sich aufrichtete. „Hallo, James. Was gibt's?"
„Nicht viel", antwortete James und setzte sich auf den Tisch neben ihr. „Wir haben gerade eine Besprechung. Es geht um... na ja, Sachen, bei denen du uns vielleicht helfen könntest."
„Ich... helfen?" Tessa blinzelte. Sie war sich nicht sicher, ob sie es hören wollte. „Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt?"
Sirius grinste. „Ach, du weißt ja, was wir tun. Ein bisschen Chaos, ein bisschen Magie, und schon ist alles wieder aufregend."
Tessa schüttelte den Kopf, doch ein kleines Lächeln spielte an ihren Lippen. „Ich glaube, ich bleibe lieber hier. Ich muss noch diese Hausaufgaben erledigen."
„Ach komm schon, Tessa", meinte Sirius und setzte sich ebenfalls auf die Tischkante, „du bist doch viel zu gut im Verstecken, um uns nicht zu helfen. Außerdem... du bist inzwischen quasi ein Teil von uns."
Die Worte trafen sie wie ein sanfter Schlag, und für einen Moment merkte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Ein Teil von ihnen? War das wirklich so? Hatte sie sich wirklich so verändert?
„Was meinst du?", fragte Tessa, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Doch der Gedanke, dass sie zu etwas gehören könnte, fühlte sich nicht mehr so fremd an wie früher.
„Du weißt schon", sagte James und lächelte ein wenig unsicher, „du bist anders als die anderen. Und... wir sind irgendwie froh, dass du bei uns bist."
„Genau!" fügte Sirius hinzu. „Manchmal haben wir das Gefühl, du bist fast wie ein heimlicher Zauber, der uns immer wieder aus den größten Schlamasseln holt."
Tessa errötete und sah zu Boden. „Ich... ich wollte eigentlich nie so im Mittelpunkt stehen", flüsterte sie.
„Und du tust das auch nicht", sagte Remus ruhig, „aber du bist da. Und das ist mehr, als du denkst. Manchmal braucht es eben diese leise Art, um alles zusammenzuhalten."
Tessa fühlte sich plötzlich so, als hätte sie etwas verstanden, das ihr lange verborgen geblieben war. Sie hatte immer geglaubt, dass man laut sein musste, um wirklich gesehen zu werden. Doch hier in Hogwarts, in der Nähe dieser Jungs, hatte sie gelernt, dass es manchmal mehr bedeutete, ruhig und stetig zu sein. Sie hatte sich nicht verändert, aber sie war auf jeden Fall weniger unsichtbar geworden.
„Danke", sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang stärker, als sie es erwartet hätte.
„Kein Problem", antwortete Sirius mit einem Grinsen, das wieder von Unfug nur so strotzte. „Jetzt komm, hilf uns dabei, den nächsten Plan zu schmieden!"
„Ich denke, wir sollten ein wenig mehr überlegen, bevor wir wieder Filch auf den Hals hetzen", sagte Tessa vorsichtig. Doch die Marauders lachten nur, und James klopfte ihr auf die Schulter.
„Du bist gut, Tessa. Aber du solltest wirklich öfter mit uns abhängen. Vielleicht ist ein bisschen Chaos genau das, was du brauchst."
Tessa sah die Jungs an, und in diesem Moment wusste sie, dass sich etwas verändert hatte. Sie war immer noch die schüchterne, ruhige Tessa, aber sie hatte sich langsam geöffnet, ohne es wirklich zu merken. Es war nicht die große Veränderung, die sie erwartet hatte, sondern etwas Kleines, das sich über Zeit entwickelte.
Und vielleicht, nur vielleicht, war das der Beginn von etwas, das viel mehr bedeutete als all das Chaos, das noch kommen sollte.
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