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Du hast für deine Geschichte ein nicht gerade leichtes Thema gewählt und ich möchte deinen Mut, darüber zu schreiben, loben. Du machst damit auf ein wichtiges Thema aufmerksam, besonders in deinem Hintergrundkapitel.
Was ich insgesamt sehr an deiner Geschichte mag, ist die Symbolik, die du auch in deinem Hintergrundkapitel erwähnst – die tiefgehende Bedeutung von Oliven und Thymian, die sich die ganze Zeit durchzieht. Auch mag ich die Idee der Geschichte in der Geschichte, die Verflechtung der beiden wird zum Ende hin immer klarer. Dass der Sänger der Sohn von Ali und Amar ist, deutest du über die Geschichte hin immer wieder sanft an, sodass man als Leser eine immer deutlichere Ahnung davon bekommt, bis du es am Schluss schließlich auflöst. Das Konzept der Geschichte in der Geschichte, eine episch, eine lyrisch erzählt, hat mir die Bewertung ein wenig schwieriger gemacht, ich habe mich aber für das Raster Lyrik entschieden.
Springen wir zum Anfang der Geschichte: Du schaffst es, durch deine Beschreibungen ein sehr buntes, lebendiges Bild zu zeichnen, dass ich als Leser klar vor Augen hatte und das neugierig auf die Geschichte macht. Allerdings denke ich, dass man die Beschreibungen etwas kompakter gestalten könnte. Teilweise hast du Wiederholungen drin, die meiner Meinung nach nicht nötig wären – zum Beispiel das mehrmalige Betonen, dass alles mit Sand überzogen ist. Hab‘ ein bisschen mehr Vertrauen in den Leser, dass er es sich merkt, auch wenn du es nur einmal erwähnst. ;) Auch, dass ihm niemand Beachtung schenkst, wird mehrmals betont. Das könnte man vielleicht machen, wenn er darauf achten würde, unbeobachtet zu bleiben, wenn er sich vielleicht immer wieder umsehen würde – aber das scheint nicht der Fall zu sein.
Ich mag es, wie sich in deiner Geschichte Gedicht und epische Erzählung abwechseln, wie man mit dem Sänger in seine Erinnerungen eintaucht und später wieder mit ihm seine Umgebung und sein hier und jetzt wahrnimmt. Die Beschreibungen versuchen, sehr dramatisch und kraftvoll zu sein, wirken dabei teilweise aber etwas zu bemüht. Ich würde hier ein bisschen auf „weniger ist mehr“ setzen, die Beschreibungen kompakter gestalten und weniger Wiederholungen einbauen. Vertraue ein bisschen mehr darauf, dass die Fantasie des Lesers vieles selbst vervollständigen kann und wird, und nicht alles nachdrücklicher Erklärungen bedarf. Das ist allerdings ein Punkt, der nicht besonders stark aufgefallen ist.
Die Gedanken und Gefühle in deiner epischen Erzählung werden teilweise etwas zu sehr erzählt und nicht gezeigt – show don’t tell! Ich weiß, dass das teilweise wirklich nicht einfach ist, vor allem bei deiner Geschichte, anmerken möchte ich es aber trotzdem. Im Zuge der Gefühle versuchst du dich an vielen ausdrucksstarken Metaphern, die ich teils sehr gut finde (sehr effektvoll finde ich zum Beispiel folgende Stelle: „bis hin zum Happy End - oder bis zum letzten Tintentropfen“), teils sind sie aber auch ein bisschen zu dick aufgetragen, in einem Stil, in dem sie nicht zum Rest der Geschichte passen. Teilweise verliere ich beim Lesen der Metaphern etwas den Faden und werde verwirrt zurückgelassen (was aber auch an meiner Unfähigkeit liegen kann ;)). Formulierungen wie „schwarze Feuerschluchten“ widersprechen sich ein wenig. Ich weiß, was du damit ausdrücken willst, aber Feuer ist nun mal selten schwarz.
Kommen wir zu dem Gedichtteil deiner Geschichte – ich liebe die Beschreibungen am Anfang. Du zeigst das Land sehr bunt, sehr hell, und ich habe direkt wunderschöne Bilder vor Augen. Du erzählst rührend die Geschichte von Ali und Amar, nimmst dir Zeit dafür und lässt den Leser mitfühlen. Teilweise schaffst du es, eine sehr dichte Atmosphäre mit nur sehr wenigen Worten aufzubauen und mit sehr wenig sehr viel auszudrücken – beispielsweise an der Stelle, als die beiden aus dem Haus vertrieben werden und die „kalten, gesichtslosen Gestalten“ sie anweisen, ihr Heim zu verlassen. Man fiebert mit den beiden mit, ist mit ihnen traurig und niedergeschlagen. Du erzählst eine tieftraurige Geschichte, und das machst du gut.
Was mich an dem Gedicht aber teils sehr stört, ist die Form. Es gibt kaum einen Rhythmus, wodurch es sich nicht besonders schön lesen lässt. Was mich auch sehr irritiert war, ist, dass an Versenden nie Satzzeichen gesetzt sind, obwohl sie teils grammatikalisch hingehören. Überhaupt solltest du sehr an der richtigen und geschickten Verwendung von Kommata arbeiten – sie sind für ein Gedicht essenziel und können wirklich viel bewirken und ausdrücken, sind bei dir aber kaum vorhanden. Wie gesagt, besonders am Versende habe ich sie vermisst.
Das Ende ist schön, vielleicht nicht so zuckersüß, wie ich es beim ersten Lesen erwartet habe, aber es ist sehr konsequent gewählt, wenn auch bis zu einem gewissen Grad sehr vorhersehbar. Ich mag es, wie hoffnungsvoll dein Text endet, obwohl er von so einer Tragödie schildert.
Für dein Hintergrundkapitel möchte ich dich noch einmal gesondert loben. Du hast dich bewusst einem sehr schwierigen und wichtigen Thema gestellt, bringst einem in deinem HIK aber auch dem Leser die wichtigen Informationen sehr gut näher und klärst auf. Alles in allem möchte ich mich für diese schöne Geschichte bedanken. Ich weiß nicht, ob ich der richtige Kritiker dafür war, aber ich bewundere dich dafür, wie du sie geschrieben hast.
Gesamtpunktzahl: (424 von 585)
Sprache (max. 175 Punkte)
Rechtschreibung
Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 72/80 Punkte
Grammatik
Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 15/20 Punkte (0, 5, 10, 15 oder 20)
Zeichensetzung
Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 5/15 Punkte (0, 5, 10 oder 15)
Wortwahl/Vokabular
Wie sehr tragen Ausdruck, Wortwahl und Sprachstil dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar und verständlich ist (wichtig für den Lesefluss)? 6/10 Punkte
Wie sehr wird deutlich, dass der Verfasser einen für die Geschichte ausreichend/genügend großen Wortschatz besitzt? 7/10 Punkte
Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte (werden Fachbegriffe/Fremdworte (sinngemäß) eingesetzt - ist die Wortwahl abwechslungsreich - erkennt man, dass bestimmte Worte sehr bewusst eingesetzt werden? 8/10 Punkte
Inwiefern ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 7/10 Punkte
Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel
Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 6/10 Punkte
Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 7/10 Punkte
Idee (max. 10 Punkte)
Wie außergewöhnlich und durchdacht ist die Idee? Hier zählt nicht die Umsetzung! 9/10 Punkte
Wissen/Hintergrund/Facettenreichtum (50 Punkte)
Wie gut erscheinen die Recherche und das notwendige Basiswissen des Autors für seine Geschichte? 10/10 Punkte
Wie sehr werden allgemeine Gesetzmäßigkeiten, historische Fakten und/oder jene Aspekte, die den logischen Aufbau der Welt, in der die Geschichte spielt, berücksichtigt und lassen sie nachvollziehbar und wie "aus einem Guss" erscheinen? 9/10 Punkte
Kann die Faktenbasis die Geschichte tragen? Passt das, was passiert, in die Welt, in der die Handlung spielt? 10/10 Punkte
Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 9/10 Punkte
Für die Entscheidung der Punkthöhe kann der Inhalt des Hintergrundkapitels mit einbezogen werden!
Wie sehr wird deutlich, dass der Autor sich mit seiner Geschichte befasst hat? 10/10 Punkte
Figurenentwicklung (max. 120 Punkte)
Allgemein (70)
Wie schlüssig sind die Figuren in ihrem Aufbau? 8/10 Punkte
Wie sehr bereichern die Figuren das Geschehen? 8/10 Punkte
Ist es so, dass ihre Handlungen zu ihrer Geschichte bzw. zu ihrem Charakter passen? 7/10 Punkte
Wie groß ist der Wiedererkennungswert der Figuren? 6/10 Punkte
Wie differenziert werden die Figuren charakterisiert? 8/10 Punkte
Wie sehr sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 6/10 Punkte
Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 3/10 Punkte
Der Protagonist (50 Punkte)
Verfolgt der Protagonist ein eigenes Ziel? 10/0 oder 10 Punkte
Wie klar ist das Ziel und wie logisch ergibt es sich aus dem Geschehen bzw. dem Charakter? 9/10 Punkte
Gibt es einen Konflikt/einen Widerstand, der dem Erreichen des Zieles im Wege steht? 10/0 oder 10 Punkte
Wie sehr wird deutlich, dass der Protagonist gegen diesen Widerstand ankämpft und versucht ihn zu überwinden? 4/10 Punkte
Ist es so, dass ihm das auf glaubhafte (passt es zu seinem Charakter?), realistische (nutzt er nachvollziehbare und plausible Mittel?) und dem Verlauf der Geschichte angepasste (ist das Verhalten irgendwie erwartbar/ergibt es sich aus der Handlung?) Weise gelingt (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 1/10 Punkte
(Anmerkung des Kritikers: Es wird zwar leicht angedeutet, dass der Sänger einen Weg sucht, wieder in seine Heimat zurückzukehren, er tut es aber nicht, deshalb kann ich hier nur einen Punkt vergeben.)
Lyrik (statt "Dialoge" bzw. Innerer Monolog"; 50 Punkte)
Regt das Gedicht zum Nachdenken an? 10/10 Punkte
Werden Zeilenumbrüche sinnvoll gesetzt? 8/10 Punkte
Wird ein Leserhythmus spürbar (durch bestimmte Versmaße, Silbenzahlen etc.)? 2/10 Punkte
Trägt die Wortwahl zum Erzählrhythmus bei? 3/10 Punkte
Gewinnt der Text dadurch, dass er in Gedichtform verfasst ist? 5/10 Punkte
Emotionalität (max. 20 Punkte)
Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 8/10 Punkte
Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 3/10 Punkte
Beschreibungen (max. 60 Punkte)
Wie geschickt werden Beschreibungen eingesetzt? 6/10 Punkte
Wie sinnvoll sind sie? 6/10 Punkte
Inwiefern sind sie sinnvoll platziert? 7/10 Punkte
Wie stark fördern die Beschreibungen die Figuren- und Handlungsentwicklung? 6/10 Punkte
Wie vielfältig werden Sinneseindrücke (Gerüche, Geschmäcker, Geräusche und Gefühle/Tastsinn) eingesetzt? 5/10 Punkte
Inwiefern sind die Beschreibungen konkret/aussagekräftig/sparsam-effektiv eingesetzt (Gegenteil: zuviele Beschreibungen ohne Effekt/Mehrwert)? 6/10 Punkte
Hinweis: Abstrakt nicht im technischen oder "kühlen" Sinne verstanden, sondern als zu allgemein, zu unspezifisch, zu wenig Bildlichkeit vermittelnd.
Spannungsbogen/Dramaturgie (max. 50 Punkte)
Gibt es einen Spannungsbogen? 10/0 oder 10 Punkte
Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 7/10 Punkte
Wirkt der Aufbau der Geschichte durchdacht? 8/10 Punkte
Ist die Handlung glaubwürdig? 7/10 Punkte
Wird die Handlung von den Figuren getragen? 9/10 Punkte
Atmosphäre (max. 50 Punkte)
Wird durch den Schreibstil/die Figuren/die Handlung/die Weltenbeschreibung eine Atmosphäre geschaffen (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 6/10 Punkte
Wirkt die Atmosphäre passend? 8/10 Punkte
Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 9/10 Punkte
Werden die Erwartungen an die Atmosphäre erfüllt? 8/10 Punkte
Weiß der Autor die Atmosphäre geschickt aufzubauen? 7/10 Punkte
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