G759io (1)
Diese Geschichte ist auf erfrischende Art anders und mit einem tragischen Ausgang. Die Idee an sich grandios, weswegen Du hier auch die volle Punktzahl von mir bekommst. Leider verliert die Geschichte an anderen Stellen Punkte, die aber weder der Idee noch der grundsätzlichen Umsetzung geschuldet sind. Ich empfand die Geschichte interessant zu lesen, habe aber auch die Informationen aus dem Hintergrundkapitel benötigt, um sie vollends verstehen zu können. Da die Anzahl der erlaubten Worte bei weitem nicht ausgeschöpft wurde, hätte ich mir gewünscht, dass die Hintergründe für V. und die Gründe für seinen dramatischen Entschluss im Rahmen der Erzählung aufgelöst worden wären. Der Part mit der Psychologin im letzten Kapitel hat bei mir nicht dazu geführt, dass das Verhalten erwartbar oder gar erklärbar gewesen wäre. Hier schlummert, trotz des vorhandenen Spannungsbogens, eine Dramaturgie, die bei weitem nicht ausgeschöpft wurde, wie Potenzial vorhanden ist. Der Konflikt, der in seinem Inneren entsteht, wurde für mich nicht so deutlich transportiert, wie es Durch ein bis zwei weitere Kapitel möglich gewesen wäre. Ohne das Lesen des Hintergrundkapitels, war ich Durch wesentliche, optische Beschreibungen nach dem ersten Lesen, eine verwirrte Leserin, die nicht vollständig in der Lage war zu begreifen, was mir Durch den intelligenten Aufbau der Geschichte, dargeboten wurde.
Alle sind T-Shirt Träger, haben bestimmte Vorlieben bei der Wahl ihrer Farben. Bei allen dreien wirkt die Farbwahl zwingend. Alle haben kastanienfarbene Haare auf ohrenlänge und himmelblaube Augen. Alle drei gehen in den Park um auf die eine oder andere Art dort zu entspannen. An diesem Punkt ist zweierlei passiert. Zum einen habe ich fast schon verzweifelt bis genervt gedacht: „Das glaube ich jetzt nicht, kann die/der/diverse keine anderen Beschreibungen finden?“, zum anderen habe ich darauf gewartet, dass sie irgendwie im Park aufeinandertreffen. Dass dies gar nicht möglich ist, hast Du eindrucksvoll im Folgekapitel aufgelöst. Das war wirklich überraschend und von der Idee her gut.
Mit dem Wissen des Hintergrundkapitels, machte es so viel mehr Sinn, dass alle kastanienfarbene, ohrenlange Haare und himmelblaue Augen hatten.
Was Dir richtig gut gelungen ist, sind die charakterlichen Unterschiede, die anhand der immer wiederkehrenden Situationen und die Dialoge herausgearbeitet wurden. Meinen Respekt dafür. Es wird deutlich, dass hier drei grundverschiedene „Wesensarten“ transportiert werden. Allerdings gestehe ich auch, dass die Tatsache mit den Kaffeeflecken bei mir dazu geführt hat, dass ich dachte, die Psychologin meinte diese Situationen, als sie V. seine Angst ansprach. Das war ein weiterer Punkt, der mich beim ersten Lesen verwirrt hatte, weil mir das als Motiv für die Erkrankung und ihre Folgen als zu schwacher Grund galt, für die dramatische Auswirkung.
Trotz der an sich tragischen Entwicklung, war ich weder tief berührt, noch geschockt, noch habe ich mich in die Atmosphäre fallen lassen können. Durch bestimmte Wortwiederholungen, (denn, dann, nachdem); Beschreibungen, die bei mir Fragen aufwarfen und teilweise einer Art des Erzählens, das an manchen Stellen eher an Aufzählungen erinnert, war mein Lesefluss stellenweise arg gestört. Soewas führt bei mir dazu, dass sich die Atmosphäre (selbst, wenn vom Stil und technisch gesehen, eine angelegt ist), für mich nicht „spürbar“ aufbaut, ich sie nicht fassen und/oder erleben kann.
Bei J. könntest Du z. B. den aufzählenden Charakter umgehen, indem Du die Worte „denn“ und „dann“ einfach weglässt. Es handelt sich um sogenannte „Füllwörter“, die für den Text keinen Wert besitzen. Vielleicht wird es Dir selber bewusst, wenn Du Dir die entsprechenden Sätze einmal mit und einmal ohne diese Worte Durchliest. Bei D. könntest Du den aufzählenden Charakter umgehen, indem Du z. B. Wörter austauschst. Einmal kann es ja ruhig stehen bleiben. Z. B.: Nachdem er sich wieder von dem Zusammenstoß erholt hatte …, Nachdem (Als) Damian endlich seine Bestellung bekommen hatte …, Nachdem er den Park betrat (Im Park). Durch mehr Variation in der Wortwahl, entsteht automatisch ein schönerer Lesefluss. Bei V. kommt zu oft das Wort Brücke vor. Wir wissen ja aus dem vorigen Satz, dass er sich auf einer Brücke befindet. Im Folgesatz stört es, dass noch zweimal die Brücke erwähnt wird. Traue deinen Lesern ruhig zu, dass sie vom Satz vorher noch wissen, wo sie sich befinden. 😊
Bei den Beschreibungen haben sich für mich ein paar Ungeereimtheiten ergeben. J. sein bordeauxrotes T-Shirt, ist sein Lieblings T-Shirt. Er besitz sieben Stück, alle bordeauxrot. Worin unterscheidet es sich von den Anderen, dass es sein Lieblings T-Shirt ist? - Dass die Kaffeflecken auf Damians schwarzkariertem (zweite Farbe fehlt) Guccishirt und Levis Dunkelblauem T-Shirt klebrig waren, hat mich etwas gestört, weil Kaffee für mich selber erst einmal nur schwarz ist und mit Wasser aufgefüllt. Damit sind Kaffeeflecken für mich zwar hässlich und störend, wenn sie auf dem Zeug sind, aber als klebrig habe ich sie nie empfunden.- Bei L. erschien der Zusammenstoß gar nicht so unglaublich. Die Beschreibung der gesamten Szene, ließ für mich gar keinen anderen Schluss zu, als dass es passiert. Eher, war der Zusammenstoß unausweichlich, als unglaublich. - Dass D. sich erst unglaublich aufregt und dann einfach vergisst, dass er einen großen Kaffeefleck auf dem Shirt im Brustbereich vor sich hertrug, erschien mir nicht sehr glaubhaft.
Kurz vor Schluss noch Kleinigkeiten, die mir aber erst bei der Grammatiküberprüfung aufgefallen sind: Damian: soviel, immernoch, werden im textlichen Zusammenhang getrennt geschrieben. – Wörtliche Rede: oft ein Leerzeichen zu Beginn der Wörtlichen Rede hinter den Anführungszeichen, statt Direkt mit dem Text zu beginnen. Beispiel Jayden: „ Nicht so schlimm … Korrekt ist: „Nicht so schlimm … - Auslassungspunkte – Hier fehlt ein Leerzeichen zwischen dem Wort und den Punkten. Sie kleben nur Direkt am Wort, wenn das Wort nicht ausgeschrieben wird. Ist es ein Gedanke, der nicht zu Ende gedacht wird, wollen sie Abstand haben.
Zum Schluss komme ich nicht drumherum auf die Psychologin einzugehen. Sie ist tatsächlich diejenige, die mir am wenigsten glaubhaft und zu wenig überdacht vorkommt. Sie kennt ihn seit Jahren, kann aber jetzt erst sein Problem greifen? Auch, dass sie Monologe verfasst, passt nicht mit dem Bild überein, dass ich von Personen vermittelt bekomme, die psychologisch Hilfe in Anspruch nehmen. Das ganze Thema ist unglaublich komplex und Du hast über die Ähnlichkeiten und den Park schon so schöne Gesetzmäßigkeiten geschaffen, die die Psychologin eigentlich nicht nötig machen. Eine Möglichkeit wäre z. B. das Setting des Parkes aufzugreifen, V. dort ein Umfeld zu geben. Möglicherweise sogar einen inneren Monolog halten zu lassen, indem wir über seinen Hintergrund erfahren und dann auf das Drama zuzusteuern. So wie es ist, wirkte das Ende etwas konstruiert und führt dazu, dass ich die Geschichte nicht als vollends abgerundet empfinde.
Nichtsdestotrotz ist Dir hier eine Geschichte gelungen, die ich alles andere als alltäglich empfinde und die (wenn auch mit der Unterstützung des Hintergrundkapitels erst beim zweiten Mal) gerne gelesen habe. Danke dafür!
Deine Jurorin
Gesamtpunktzahl: (453 von 585)
In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)
Sprache (max. 143/175 Punkte)
Rechtschreibung
Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 80/80
Punkte
Grammatik
Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 15/20 Punkte
Zeichensetzung
Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 10/15 Punkte
Wortwahl/Vokabular
Wie sehr tragen Ausdruck, Wortwahl und Sprachstil dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar und verständlich ist (wichtig für den Lesefluss)? 5/10 Punkte
Wie sehr wird deutlich, dass der Verfasser einen für die Geschichte ausreichend/genügend großen Wortschatz besitzt? 7/10 Punkte
Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte (werden Fachbegriffe/Fremdworte (sinngemäß) eingesetzt - ist die Wortwahl abwechslungsreich - erkennt man, dass bestimmte Worte sehr bewusst eingesetzt werden? 6/10 Punkte
Inwiefern ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 5/10 Punkte
Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel
Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 9/10 Punkte
Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 6/10 Punkte
Idee (max. 10/10 Punkte)
Wie außergewöhnlich und Durchdacht ist die Idee? Hier zählt nicht die Umsetzung! 10/10 Punkte
Wissen/Hintergrund/Facettenreichtum (38/50 Punkte)
Wie gut erscheinen die Recherche und das notwendige Basiswissen des Autors für seine Geschichte? 7/10 Punkte
Wie sehr werden allgemeine Gesetzmäßigkeiten, historische Fakten und/oder jene Aspekte, die den logischen Aufbau der Welt, in der die Geschichte spielt, berücksichtigt und lassen sie nachvollziehbar und wie "aus einem Guss" erscheinen? 7/10 Punkte
Kann die Faktenbasis die Geschichte tragen? Passt das, was passiert, in die Welt, in der die Handlung spielt? 8(10 Punkte
Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 6/10 Punkte
Für die EntscheiDung der Punkthöhe kann der Inhalt des Hintergrundkapitels mit einbezogen werden!
Wie sehr wird deutlich, dass der Autor sich mit seiner Geschichte befasst hat? 10/10 Punkte
Figurenentwicklung (max. 81/120 Punkte)
Allgemein (59/70)
Wie schlüssig sind die Figuren in ihrem Aufbau? 9/10 Punkte
Wie sehr bereichern die Figuren das Geschehen? 9/10 Punkte
Ist es so, dass ihre Handlungen zu ihrer Geschichte bzw. zu ihrem Charakter passen? 9/10 Punkte
Wie groß ist der Wiedererkennungswert der Figuren? 9/10 Punkte
Wie differenziert werden die Figuren charakterisiert? 5/10 Punkte
Wie sehr sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 9/10 Punkte
Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 9/10 Punkte
Der Protagonist (22/50 Punkte)
Verfolgt der Protagonist ein eigenes Ziel? 10 Punkte
Wie klar ist das Ziel und wie logisch ergibt es sich aus dem Geschehen bzw. dem Charakter? 5/10 Punkte
Gibt es einen Konflikt/einen Widerstand, der dem Erreichen des Zieles im Wege steht? 5/10 Punkte
Wie sehr wird deutlich, dass der Protagonist gegen diesen Widerstand ankämpft und versucht ihn zu überwinden? 1/10 Punkte
Ist es so, dass ihm das auf glaubhafte (passt es zu seinem Charakter?), realistische (nutzt er nachvollziehbare und plausible Mittel?) und dem Verlauf der Geschichte angepasste (ist das Verhalten irgendwie erwartbar/ergibt es sich aus der Handlung?) Weise gelingt (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 1/10 Punkte
Dialoge (max. 50/50 Punkte)
Wie gut gelingt es dem Autor, mit den Dialogen die Handlung voranzutreiben? 10//10 Punkte
Wie sehr verleihen die Dialoge den Figuren Tiefe? 10//10 Punkte
Wie fesselnd und interessant sind die Dialoge geschrieben? 10//10 Punkte
Wie gut passt die Menge der Dialoge in die Geschichte (wird zuviel/zuwenig geredet (und zu viel/zu wenig gehandelt)? 10/10 Punkte
Inwiefern wird ihre Funktion deutlich, die sie für die Geschichte haben (Charakteren Tiefe verleihen; Vermittlung handlungsrelevanter Infos; erzeugen Konflikte; offenbaren Wissen; erklären Situationen)? 10/10 Punkte
Achtung! Wenn keine Dialoge vorhanden sind, bitte auf "Inneren Monolog" bzw. "Lyrik" ausweichen.
Emotionalität (max. 15/20 Punkte)
Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 3/10 Punkte
Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 3/10 Punkte
Beschreibungen (max. 36/60 Punkte)
Wie geschickt werden Beschreibungen eingesetzt? 7/10 Punkte
Wie sinnvoll sind sie? 7/10 Punkte
Inwiefern sind sie sinnvoll platziert? 6/10 Punkte
Wie stark fördern die Beschreibungen die Figuren- und Handlungsentwicklung? 6/10 Punkte
Wie vielfältig werden Sinneseindrücke (Gerüche, Geschmäcker, Geräusche und Gefühle/Tastsinn) eingesetzt? 4/10 Punkte
Inwiefern sind die Beschreibungen konkret/aussagekräftig/sparsam-effektiv eingesetzt (Gegenteil: zuviele Beschreibungen ohne Effekt/Mehrwert)? 6/10 Punkte
Hinweis: Abstrakt nicht im technischen oder "kühlen" Sinne verstanden, sondern als zu allgemein, zu unspezifisch, zu wenig Bildlichkeit vermittelnd.
Spannungsbogen/Dramaturgie (max. 48/50 Punkte)
Gibt es einen Spannungsbogen? 10 Punkte
Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 10 Punkte
Wirkt der Aufbau der Geschichte Durchdacht? 10 Punkte
Ist die Handlung glaubwürdig? 8 Punkte
Wird die Handlung von den Figuren getragen? 10 Punkte
Atmosphäre (max. 32/50 Punkte)
Wird Durch den Schreibstil/die Figuren/die Handlung/die Weltenbeschreibung eine Atmosphäre geschaffen (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 6/10 Punkte
Wirkt die Atmosphäre passend? 8/10 Punkte
Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 6/10 Punkte
Werden die Erwartungen an die Atmosphäre erfüllt? 6/10 Punkte
Weiß der Autor die Atmosphäre geschickt aufzubauen? 6/10 Punkte
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