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Liebe/r Autor/in,
deine Geschichte gehört zu denen, die nicht nur mindestens zweimal gelesen werden müssen, um sie zu durchdringen, sondern es auch verdienen, mehrfach gelesen zu werden. Du unterteilst deine Geschichte in vier Abschnitte, die jeweils eine Überschrift erhalten: Träumer, Traum der Zeit, Traum des Mädchens und Traum vom Tod. Bereits der erste Teil machte mich beim Lesen neugierig, da ich mich immer wieder gefragt habe, wohin die Geschichte führen soll. Am Ende kam der große Oh- und Aha-Effekt, der sich beim zweiten Lesen verstärkt hat. Geschichten, die voller Hinweise sind, die sich zum Ende hin zusammenfügen oder erst beim erneuten Lesen zeigen, sind herausfordernd zu schreiben. Es gilt, das richtige Maß zwischen Verschleiern und Präsentieren zu finden. Als Leser möchte man die Geschehnisse verstehen können, aber auch Vermutungen anstellen und mitfantasieren können. Dein Text gehört definitiv zu der Sorte der herausfordernderen Geschichten, was nicht im negativen Sinne gemeint ist.
Ich persönlich würde diese Geschichte unter Legenden und Sagen einordnen. Die Legende vom Traumfänger, wie er zu einem seelenlosen Handlager des Todes wurde und nun die Träume zurück zu den Menschen bringt, hat mich zum Nachdenken angeregt. Die Szene mit dem Spinnenwesen, das Welten auf leere Schneckenhäuser zeichnet, und die dehnbare, unendliche Weite des Raumes, in der es sich befindet, erinnern mich ein wenig an die „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Ich liebe die Skurrilität, das Spielen mit überdimensionalen Vorstellungen: Ein Traumfänger, der in den Traum der Zeit dringt und ihn einfängt.
In der Szene mit der jungen Frau, die ein Traum des Mädchens ist, habe ich mich gewundert, ob diese Traumwesen in ihren eigenen Welten oder gemeinsam mit den Menschen leben. Die Welten, die das Spinnenwesen auf die Schneckenhäuser zeichnet, könnte ein Hinweis auf die erste Vermutung sein. Die Einleitung in die „Villain-Origin-Story“ des Traumfängers könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Traumfänger einst als Mensch ein Traumwesen liebte, das verschwand, als es eingefangen und zu seinem Menschen zurückgebracht wurde. Das würde bedeuten, dass es noch mehr Traumfänger gibt. Mir schwirrt der Kopf vor Theorien – darin zeigt sich, wie begeistert ich von der Geschichte bin. Sie wird mich vermutlich noch eine Weile verfolgen. Ich würde auch gerne weiterhin auf Theorien eingehen, überlegen, weshalb der Tod einen Traumfänger-Handlanger benötigt und wie es möglich ist, dass Stille und Zeit träumen können, weshalb ausgerechnet dieser Mensch zum Traumfänger wurde und ob er jemals sein Ziel erreichen wird. Allerdings würde das den Sinn dieser Kritik verfehlen und den Rahmen sprengen.
Zu formal-sprachlichen Gestaltung habe ich nichts zu meckern. Ich finde es übrigens genial, dass du die Schreibgespräche des Traumfängers und der „Traumfrau“ in eine andere, passendere Schriftart versetzt hast. Da du für die Figuren keine Namen verwendest und sie häufig nur mit Personalpronomen oder mit „Mensch“, „Junge“, „Mädchen“ ansprichst, war ich zwischendurch verwirrt darüber, um wen es nun geht. Bspw. ist mir die Konstellation des Zeitraumes, Traumfängers und des nicht namentlich genannten Jungens, der am Ende des jeweiligen Abschnittes genannt wird, nicht klar geworden. Ein Beispiel, bei dem es einfach ist, die Handlungen den Figuren zuzuordnen, ist die Szene in der Gaststätte, in der du die Kartenspieler zwar nicht namentlich vorstellst, dafür aber an ihrer markanten Eigenschaft benennst: der Junge, der Verbitterte und der Alte.
Es gibt zwar keinen Spannungsbogen im klassischen Mause-Schema (Einleitung – Höhepunkt – Schlussteil). Dennoch hat es nicht an Spannung gemangelt, da du mich mit dem Schicksal des Traumfängers fesseln konntest und ich dadurch mehr von ihm erfahren wollte. Ich fand es ein wenig schade, dass die Veränderung des Traumfängers von seiner menschlichen zu seiner übermenschlichen Gestalt nur aus der Sicht Außenstehender beschrieben wird. Mir fehlt die Innensicht – hat er nicht versucht, sich zu wehren? Was ist in ihm vorgegangen, seit er dem Tod begegnet ist? Hat er sich nicht gewundert, was aus den anderen Anwesenden des besagten schicksalhaften Abends geworden ist? Da du einen eher distanzierten, auktorial ausgerichteten Erzähler gewählt hast, hätten mehr Dialoge Einsicht in den Charakter und das Innenleben der Figuren bringen können.
Insgesamt ist dein Beitrag eine originelle Geschichte, die sich ähnlich der Zeitschleife in der seltsamen Weite der Dimension anfühlt, in der sich das Spinnenwesen mit den Schneckenschalen befindet: Jedes Mal, wenn ich glaube, dem wahren Kern, dem Geheimnis der Geschichte näher zu sein, dehnt sich der Raum der Interpretationsmöglichkeiten aus und ich habe das Gefühl, die Geschichte immer wieder lesen zu müssen und komme doch nicht näher an die Wahrheit heran.
Ich wünsche dir weiterhin viel Freude am Schreiben!
Gesamtpunktzahl: (474 von 585)
In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)
Sprache (max. 175 Punkte)
Rechtschreibung
Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 80/80 Punkte
Grammatik
Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 20/20 Punkte
Zeichensetzung
Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 15/15
Wortwahl/Vokabular
Wie sehr tragen Ausdruck, Wortwahl und Sprachstil dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar und verständlich ist (wichtig für den Lesefluss)? 8/10 Punkte
Wie sehr wird deutlich, dass der Verfasser einen für die Geschichte ausreichend/genügend großen Wortschatz besitzt? 8/10 Punkte
Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte (werden Fachbegriffe/Fremdworte (sinngemäß) eingesetzt - ist die Wortwahl abwechslungsreich - erkennt man, dass bestimmte Worte sehr bewusst eingesetzt werden? 6/10 Punkte
Inwiefern ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 6/10 Punkte
Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel
Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 8/10 Punkte
Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 9/10 Punkte
Idee (max. 10 Punkte)
Wie außergewöhnlich und durchdacht ist die Idee? Hier zählt nicht die Umsetzung! 9/10 Punkte
Wissen/Hintergrund/Facettenreichtum (50 Punkte)
Wie gut erscheinen die Recherche und das notwendige Basiswissen des Autors für seine Geschichte? 9/10 Punkte
Wie sehr werden allgemeine Gesetzmäßigkeiten, historische Fakten und/oder jene Aspekte, die den logischen Aufbau der Welt, in der die Geschichte spielt, berücksichtigt und lassen sie nachvollziehbar und wie "aus einem Guss" erscheinen? 9/10 Punkte
Kann die Faktenbasis die Geschichte tragen? Passt das, was passiert, in die Welt, in der die Handlung spielt? 8/10 Punkte
Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 9/10 Punkte
Für die Entscheidung der Punkthöhe kann der Inhalt des Hintergrundkapitels mit einbezogen werden!
Wie sehr wird deutlich, dass der Autor sich mit seiner Geschichte befasst hat? 9/10 Punkte
Figurenentwicklung (max. 120 Punkte)
Allgemein (70)
Wie schlüssig sind die Figuren in ihrem Aufbau? 9/10 Punkte
Wie sehr bereichern die Figuren das Geschehen? 8/10 Punkte
Ist es so, dass ihre Handlungen zu ihrer Geschichte bzw. zu ihrem Charakter passen? 10/10 Punkte
Wie groß ist der Wiedererkennungswert der Figuren? 6/10 Punkte
Wie differenziert werden die Figuren charakterisiert? 6/10 Punkte
Wie sehr sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 6/10 Punkte
Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 7/10 Punkte
Der Protagonist (50 Punkte)
Verfolgt der Protagonist ein eigenes Ziel? 10/0 oder 10 Punkte
Wie klar ist das Ziel und wie logisch ergibt es sich aus dem Geschehen bzw. dem Charakter? 7/10 Punkte
Gibt es einen Konflikt/einen Widerstand, der dem Erreichen des Zieles im Wege steht? 10/0 oder 10 Punkte
Wie sehr wird deutlich, dass der Protagonist gegen diesen Widerstand ankämpft und versucht ihn zu überwinden? 5/10 Punkte
Ist es so, dass ihm das auf glaubhafte (passt es zu seinem Charakter?), realistische (nutzt er nachvollziehbare und plausible Mittel?) und dem Verlauf der Geschichte angepasste (ist das Verhalten irgendwie erwartbar/ergibt es sich aus der Handlung?) Weise gelingt (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 9/10 Punkte
Dialoge (max. 50 Punkte)
Wie gut gelingt es dem Autor, mit den Dialogen die Handlung voranzutreiben? 7/10 Punkte
Wie sehr verleihen die Dialoge den Figuren Tiefe? 6/10 Punkte
Wie fesselnd und interessant sind die Dialoge geschrieben? 6/10 Punkte
Wie gut passt die Menge der Dialoge in die Geschichte (wird zuviel/zuwenig geredet (und zu viel/zu wenig gehandelt)? 6/10 Punkte
Inwiefern wird ihre Funktion deutlich, die sie für die Geschichte haben (Charakteren Tiefe verleihen; Vermittlung handlungsrelevanter Infos; erzeugen Konflikte; offenbaren Wissen; erklären Situationen)? 7/10 Punkte
Emotionalität (max. 20 Punkte)
Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 5/10 Punkte
Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 4/10 Punkte
Beschreibungen (max. 60 Punkte)
Wie geschickt werden Beschreibungen eingesetzt? 7/10 Punkte
Wie sinnvoll sind sie? 9/10 Punkte
Inwiefern sind sie sinnvoll platziert? 10/10 Punkte
Wie stark fördern die Beschreibungen die Figuren- und Handlungsentwicklung? 9/10 Punkte
Wie vielfältig werden Sinneseindrücke (Gerüche, Geschmäcker, Geräusche und Gefühle/Tastsinn) eingesetzt? 4/10 Punkte
Inwiefern sind die Beschreibungen konkret/aussagekräftig/sparsam-effektiv eingesetzt (Gegenteil: zuviele Beschreibungen ohne Effekt/Mehrwert)? 7/10 Punkte
Hinweis: Abstrakt nicht im technischen oder "kühlen" Sinne verstanden, sondern als zu allgemein, zu unspezifisch, zu wenig Bildlichkeit vermittelnd.
Spannungsbogen/Dramaturgie (max. 50 Punkte)
Gibt es einen Spannungsbogen? 10/0 oder 10 Punkte
Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 7/10 Punkte
Wirkt der Aufbau der Geschichte durchdacht? 10/10 Punkte
Ist die Handlung glaubwürdig? 9/10 Punkte
Wird die Handlung von den Figuren getragen? 7/10 Punkte
Atmosphäre (max. 50 Punkte)
Wird durch den Schreibstil/die Figuren/die Handlung/die Weltenbeschreibung eine Atmosphäre geschaffen (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 9/10 Punkte
Wirkt die Atmosphäre passend? 7/10 Punkte
Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 8/10 Punkte
Werden die Erwartungen an die Atmosphäre erfüllt? 7/10 Punkte
Weiß der Autor die Atmosphäre geschickt aufzubauen? 7/10 Punkte
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