Kapitel 9: Ein Feind in meinem Körper
Freya schlief schlecht in dieser Nacht. Und als sie um fünf Uhr Morgens aufstand um sich etwas zu trinken zu holen, war das Bett neben ihr immer noch leer. Sie hatte nicht angenommen, dass James nach Hause gekommen war und machte sich etwas sorgen um ihn. Deshalb erschrack sie auch ziemlich, als sie die dunkle Gestalt auf dem Sofa erblickte, die Löcher in die Wand starrte. Schnell knipste sie das Licht an und war erleichtert, als sie ihren Freund erkannte. "Wieso kommst du nicht ins Bett?", fragte sie sanft und setzte sich zu ihm. Sie griff nach seiner Hand, doch der Dunkelhaarige schien wie festgefroren. "Du hattest Recht", erwiderte er dann und sah sie an. Seine Augen waren so starr und kalt, dass es sie schauderte. "Du warst der unfreiwillige Maulwurf?", fragte sie etwas zögerlich und er nickte. "Sie haben die Wanze gefunden und entfernt. Ausserdem haben sie Shuri für heute Abend ins Gebäude zitiert, sie wird das erklären müssen", gab er dann sehr Monoton zu verstehen und die Rothaarige lehnte ihren Kopf gegen seine menschliche Schulter. "Ist das nicht gut?", fragte sie weiter, weil James irgendwie überhaupt nicht erleichtert aussah. "Gewissermassen war ich froh, als Tony mir das alte Modell weggeschmort hat", murmelte der Dunkelhaarige und sah sie nun an, "Es war immer ein Teil von HYDRA, der da an meinem Körper hing. Ich war erleichtert, als ich den Neuen bekommen habe. Ich wollte frisch beginnen, das gut machen was ich als Winter Soldier getan hatte. Und jetzt herauszufinden, dass ich wieder die ganze Zeit über benutzt wurde... Ich würde ihn am liebsten ausreissen Freya. Egal wer den anfertigt, es wird immer ein Fremdkörper sein, die Schöpfung eines Andern an meinem Körper." Es tat Freya weh ihn so verletzt zu sehen. Und sie konnte einfach nichts dagegen tun. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine Schulter und sah ihm tief in die Augen. "Dieser Arm definiert dich nicht. Der Winter Soldier definiert dich nicht. HYDRA oder S.H.I.E.L.D. definieren dich nicht. Du kannst selber Entscheiden was du damit anfängst. Und ich wäre sehr froh, wenn du dich jetzt dafür entscheiden würdest mit mir ins Bett zu kommen und deine Arme dafür einsetzt mich festzuhalten", flüsterte sie und gab ihm noch einen langen sanften Kuss auf die Lippen. Sie konnte spüren wie seine Muskeln sich unter ihrer Berührung lockerten und er sie schliesslich hochhob und ins Schlafzimmer trug.
Freya ging sicher, dass der Wecker ausgestellt war, bevor sie sich an James nackten Oberkörper kuschelte. Er sollte schlafen, sie hatte ihn selten so fertig gesehen wie gerade eben. So war sie sehr erleichtert, als sich bereits nach ein paar wenigen Minuten sein Herzschlag verlangsamte und seine Atemzüge ruhiger wurden. Der Dunkelhaarige war eingeschlafen und da er nun wieder neben ihr lag, konnte auch sie endlich friedlich ins Land der Träume schlummern. Erwachen tat sie dann aber wenige Stunden später, weil sie enorm heiss hatte. Irgendetwas extrem Warmes drückte gegen ihre Seite und ihren Bauch. Und als sie sich aus James Umarmung wandte, bemerkte sie auch schnell, was es war. Sein Arm war richtig warm gelaufen, auch wenn sich das Metall sonst immer kühl anfühlte. Schweissperlen standen auf seiner Still und sie bemerkte auch, dass er leicht zitterte. "James, wach auf", sagte sie, erschrocken über der Situation, doch er reagierte nicht. Sie begann ihn sogut es ging zu schütteln und endlich öffneten sich seine Augen, doch sie starrten ins Leere. "James, hörst du mich?", fragte sie, nun sichtlich beunruhigt und fuhr ihm über die Stirn. Der Rest seines Körpers war eiskalt, nur der Arm schien geradezu zu glühen. Dann plötzlich ging ein Zucken durch seinen Körper und sie hörte, wie er leise ihren Namen sagte. Und dann noch etwas, was sie erst beim dritten Mal verstand: Wasser. Schnell sprang sie aus dem Bett und brachte ihm ein Glas voll Wasser. Ausserdem schnappte sie sich sein Handy. Mit diesem Monstrum an Metall kannte sie sich nicht aus, sie würde ihm nicht helfen können. Aber sie wusste jemand, der es konnte. Oder der zumindest wusste, wo er Hilfe holen müsste. Sie wählte Steves Nummer und hörte, wie dieser noch ziemlich verschlafen das Telefon beantwortete. "Steve, hier ist Freya. Bitte, du musst sofort vorbeikommen. Irgendetwas stimmt mit James überhaupt nicht", sagte sie nervös ins Telefon und hörte wie er eine Frage stellte, doch sie konnte dem Blonden nicht antworten, da schlug ihr James auch schon das Handy aus der Hand. Erschrocken sah sie zu ihm, der nun wirklich stark zitterte. Sie sass hilflos daneben und wusste nicht, was sie tun sollte. Sanft nahm sie ihm deshalb einfach das Glas wieder aus der rechten Hand und hielt sie fest, als er sich plötzlich zu winden begann und dem Dunkelhaarigen ein kehliger Schrei entfloh. Freya zuckte zusammen, es zerriss ihr das Herz sein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen. Zum Glück klingelte es in dem Moment und sie sprang so schnell sie konnte zur Tür.
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Einen Moment war ihr Gesicht noch über ihm, dann war sie weg. Verzweifelt schrie Bucky ihren Namen. Er war erwacht, weil Freya ihn geschüttelt hatte und hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er spürte den Strom, der durch seinen Körper floss. Und dann kam ein Schock. Er spürte, dass alles von seinem Arm aus ging, diesem Monstrum, dass sich am Vortag als Verräter offenbahrt hatte. Und dann geschah es. Ein Schrei entwich ihm, er wusste nicht wie, er wusste nicht warum oder weshalb aber er wusste genau was passierte. Er hatte es bereits genug oft über sich ergehen lassen müssen. Sein Arm beeinflusste sein Gehirn, seine Gedanken. Und es schmerzte beinahe mehr, als das erste Mal als die HYDRA ihn so gestaltet hatte, wie sie es wollte. Er ballte die Hand zur Faust, wollte das Metall abreissen, doch er hatte die Herrschaft über seinen Körper verloren. Da tauchten zwei Gestalten in seinem Sichtfeld auf; seine zierliche Freundin, die er inzwischen mehr liebte als alles Andere auf dieser Welt. Und sein bester Freund, der immer an seiner Seite gewesen war. Erleichterung durchfuhr ihm, Steve war da, er würde Freya beschützen. Ein neuer Schock, das Bild von Doktor Zola vor sich. Nein, das durfte nicht passieren. Nicht nocheinmal. "Steve", stiess er zwischen den Zähnen hervor und fixierte seinen Freund. "Mach ihn ab!", forderte er und schrie im nächsten Moment wieder auf. Nun sah er sich, in der Box in den sie ihm immer wieder eingefroren hatten. Ein leises 'Nein' entwich seinen Lippen, dann hatte er für einen Moment wieder die Kontrolle. Wieso war sein Arm immer noch dran? "Reiss ihn ab! JETZT STEVE!", schrie er nun seinen Freund an und sah wie Freya vor Angst zurück wich. Es zerriss ihm das Herz. Als sein Freund immer noch nicht reagierte, drehte er sich und landete auf dem Boden. "STEVE BITTE", flehte er und wurde in die nächste Welle gerissen. Nun sah er sich, wie er sich verzweifelt am Bahnwagon festhielt. Er sah Steves Gesicht und hörte seinen Schrei als er fiel, fiel, fiel. Sekunden später hatte er die Kontrolle über seinen Körper für kurze Zeit errungen. "Halt ihn fest", hörte er die Stimme seines Freundes und erkannte ihn über sich. Auch Freya war da, sie drückte ihn so fest sie konnte auf den Boden, doch es wäre für ihn ein leichtes Gewesen sie von sich zu schleudern. Doch darüber nachdenken konnte er gar nicht, denn da spürte er plötzlich einen Schlag. Sein Kopf flog zur Seite und er sah wie Steve mit seinem Schild zu einem zweiten Ausholte. Und dann flog der Vibranium-Arm weg und unters Bett. Schlagartig waren die Schmerzen weg, doch er bemerkte, dass das nicht alles gewesen war. In seinem Kopf hörte er die russischen Worte: Sehnsucht. Rostig. Siebzehn. Morgengrauen. Seine Lippen flüsterten sie mit, ohne dass er Kontrolle darüber hatte. Er sah Panik in den Augen seines Freundes, dann noch ein Stromschlag und es wurde es schwarz um ihn.
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Voller Furcht beobachtete Freya wie Steve dem leidenden James den Arm abriss. Die Schreie hörten auf, es wurde schlagartig still im Schlafzimmer und endlich getraute sie sich wieder zu atmen. Auch Steve sass sichtlich abgekämpft auf James rechter Seite am Boden. Sie getraute sich nichts zu sagen, ihr fehlten die Worte. Was war da gerade passiert. Und dann hörte sie es. Liese, beinahe gespenstisch kamen die Worte über James ausgetrocknete Lippen. Sie verstand kein einziges Wort, aber Steve schien sie zu kennen, denn seine Augen wurden gross vor Verzweiflung und er fluchte. "Wir müssen ihn irgendwie ruhigstellen", presste er dann hervor und Freya verstand, dass das hier ein Notfall war. Sie griff in ihren Nachttisch und warf ihm die Box mit den zwei Metallknöpfen zu. Steve öffnete sie, seine Augen weiteten sich erneut, dann zögerte er aber keinen Moment, aktivierte den einen und drückte ihn James direkt an den Hals. Sein Körper zitterte und dann lag er Ganz still da. "Was war das?", fragte sie dann und ihre Hand glitt an James Hals. Er hatte noch einen Puls, sie beruhigte sich. "Ich muss ihn sofort mitnehmen", meinte der Blonde dann nur, zog James abgetrennten Arm unter dem Bett hervor und hob dann auch den Dunkelhaarigen hoch. "Ich komme mit", sagte die Rothaarige und war schon in ihre Jeans geschlüpft. "Das geht nicht Freya", kam es von dem Blonden doch sie zog sich einen Pulli über und liess gar nicht mit sich reden. "Das war keine Bitte", erwiderte sie dann, steckte Geldbeutel und Schlüssel ein und sah den Blonden auffordernd an, "Versuch nicht mir das auszureden. Er geht mich sehr wohl etwas an." Sie konnte sehen, dass der Captain nicht glücklich war darüber. Aber er sagte nichts weiter. So landete James auf der Rückseite von Steves Wagen und sie kam das erste Mal ins Hauptgebäude von S.H.I.E.L.D.
Seit sie in dem riesigen Komplex angekommen waren, war die Rothaarige einfach nur mit allem überfordert gewesen. Sie stolperte hinter Steve her, sah lauter unbekannte Gesichter und fühlte sich verloren. Doch sie wollte nicht von James Seite weichen. Sie kamen in einen hellen Raum, wo sie ihren immer noch bewusstlosen Freund auf einen Schragen legten und festmachten. Freya wollte schon protestieren, doch dann erinnerte sie sich daran, wie unkontrolliert er vorher gewesen war. Sie wusste nicht, ob es der sterile Geschmack in diesem Raum war, aber es wurde ihr schlecht. So stürmte sie schliesslich aus dem Raum, fand zum Glück die Toilette und übergab sich. Dann lehnte sie ihren dröhnenden Kopf gegen die kühle Wand. Am liebsten wäre sie hier geblieben. Aber James brauchte sie. Als sie wieder in den Gang trat, erschien Sam neben ihr und bedeutete ihr, ihm zu folgen. So tat sie es dann auch und landete in einem Raum, der hinter dem hellen Raum in dem der Dunkelhaarige nun festgezurrt lag, liegen musste. Eine dicke Glasscheibe trennte sie von den Geschehnissen im Raum selbst, aber über einen Lautsprecher konnte sie alles hören. Steve sprach mit einer dunkelhäutigen Frau, die sehr verwirrt aussah. "Ich schwöre ich war das nicht. Es muss jemand meiner Techniker gewesen sein, auch wenn ich für diese die Hand ins Feuer legen würde Steve. Irgendjemand hat die Wanze gepflanzt und meine Therapie rückwärts aufgerollt. Ich weiss nicht wie, aber ich bringe das in Ordnung, ich schwöre es", erklärte diese und Freya fühlte mit ihr. Sie schien das Ganze genauso wenig zu verstehen wie sie selbst. "Was passiert jetzt?", fragte sie mit zitternder Stimme und hörte wie hinter ihnen die Tür aufging. Steve betrat mit einer Tasse Tee den Raum und reichte ihn ihr: "Trink das, es wird dich beruhigen." Doch sie dachte gar nicht daran sich zu beruhigen. "Was ist passiert? Was macht ihr mit ihm?", schluchzte sie und spürte wie der Schock von vorher nun seine Nachwirkungen zeigte. Steve legte sanft einen Arm um sie und sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter. "Anscheinend hat irgendjemand seinen Vibranium-Arm so manipuliert, dass er aus der Ferne einen Mechanismus aktivieren kann, der eine Prozedur aktiviert, die Shuris Therapie rückgängig machen soll. Irgendjemand da draussen, wollte den Winter Soldier in ihm wieder aktivieren und ihn in seine Gewalt bringen", erklärte der Blonde ihr geduldig und Freya konnte hören, dass er selbst auch mit der Situation zu kämpfen hatte. "Und jetzt?", fragte sie besorgt und trat wieder an die Scheibe heran. Er hatte ihr mehr als einmal erzählt, wie er dieses Monster in sich hasste. Sie war sich nicht sicher, ob er damit klarkommen würde, wenn man ihm sagte, dass es beinahe wieder so weit gewesen war.
"Wir haben Glück gehabt. Wir waren noch rechtzeitig, sie konnten ihn noch nicht Ganz wieder zurück drehen. Aber die Zeit tickt. Shuri hat damals, als sie ihn therapiert hat, sein Gehirn auf einen Computer geladen und die Manipulationen gelöscht", erklärte er und Freya konnte sich nicht vorstellen, dass das Möglich war. Nun verstand sie James Zweifel an seiner Heilung. "Ihr wollt das nochmal so machen?", fragte sie dann und Steve sah sie nun an. Irgendetwas sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. "Dazu fehlt uns leider die Zeit. Shuri hat aber die Daten noch. Sie meinte, dass sie einfach seine manipulierte Psyche mit den Daten von damals ersetzen würde. Dann sollte alles wieder in Ordnung sein", erklärte er und Freya sah ihn an. Es klang für sie fremd, dass man einen Menschen wie einen Computer einfach Reseten könnte. Unheimlich sogar. Aber wenn es James half. Sie nickte und nahm einen Schluck des Tees. "Es gibt allerdings einen Haken. Er wird sich an nichts mehr erinnern, was in den letzten zehn Monaten passiert ist", sagte der Captain dann noch und Freya liess ihre Teetasse fallen. Vor zehn Monaten hatte sie noch in New Orleans gewohnt. "Das könnt ihr nicht machen", schrie sie den Blonden nun an, stürmte aus dem Zimmer und in den Raum nebenan, wo die Frau, die dann wohl Shuri sein musste, gerade mit irgendwelchen Elektroden hantierte. "Das könnt ihr nicht machen!", schrie die Rothaarige wieder und spürte wie sich ein dicker Knoten in ihrem Hals bildete. Dann stand Steve neben ihr und hielt sie fest. "Ihr könnt das doch nicht machen! Er ist keine Maschine! James ist ein guter Mensch, ihr könnt ihm doch nicht einen Teil seines Lebens einfach so wegnehmen!", schrie sie und wehrte sich gegen den Griff des Blonden, doch sie war zu schwach. "Ihr könnt ihn mir doch nicht wegnehmen", schluchzte sie nun und blickte zu dem Dunkelhaarigen, der in diesem Moment so friedlich aussah. Ohne auf ihre Proteste zu achten, wurde sie hochgehoben und aus dem Saal getragen. "Steve, du kannst das nicht zulassen!", forderte sie nun von dem Captain und stiess ihn von sich. "Es tut mir leid Freya, aber wir können nicht riskieren ihn ganz zu verlieren. Das verstehst du doch, oder?", kam es von dem Blonden und obwohl sie sah, dass es ihm nicht leicht fiel, fühte Freya überhaupt kein Mitleid. Sie wollten ihn ihr weg nehmen. "Was soll ich denn dann tun?", schluchzte sie nun und raufte sich die Haare.
Sie hatte gar keine Wahl gehabt, was sie tun sollte. Nach ihrem Aufstand wurde sie in ein Auto verfrachtet und von zwei Agenten zurück nach New Orleans verfrachtet. Keine 48 Stunden später wurde auch all ihr Hab und Gut nachgeliefert. Steve brachte es höchst persönlich vorbei. "Wie geht es ihm?", fragte sie, als sie die letzte Kiste annahm. "Ich darf mit dir nicht darüber reden. Es ist das Beste so, für euch beide. Er ist nicht stabil genug und wenn er dir je etwas angetan hätte, hätte er es sich nie vergeben", waren die Worte des Blonden gewesen, "Ich muss dir sagen, dass du keinen Kontakt aufzunehmen versuchen solltest. Ansonsten würde das Konsequenzen für dich und deine Familie geben, die wir beide nicht möchten." Das hatte ihr gereicht, sie hatte dem Captain eine Ohrfeige verpasst. Auch wenn das diesen wohl kaum schmerzte, fühlte sie sich danach besser. Doch nichts konnte die Leere in ihrem Innern füllen, die James hinterlassen hatte.
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