Kapitel 7: Folgeschwere Entscheidung
Selbst nachdem James gegangen war und sie ihm versprochen hatte, es sich zu überlegen, war Freya immer noch verwirrt. Natürlich, sie würde lieber hier bleiben anstatt nach Hause zu fahren. Aber mit ihm zusammen wohnen? Sie kannte ihn nun gut drei Monate und er hatte ihr niemals einen Grund gegeben, Angst vor ihm zu haben. Aber da war einfach diese Angst in ihr. Sie kannte die Schilderungen ihres Grossvaters vom Krieg. Und sie hatte leider eine blühende Fantasie. Und dann sah sie all diese Bilder, stellte sich diese ganzen Szenarien vor. Und doch mochte sie seine Nähe, sie war gerne mit ihm zusammen. Und das Angebot schien verlockend. Doch sie noch ein paar Zweifel. Vor allem machte sie sich Sorgen darüber, was passieren würde, wenn sie ihm so nahe war. Sie hatte zwar am Vorabend viel getrunken, aber sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie sich gefühlt hatte als sie auf seinem Schoss auf dem Sofa sass und ihren Kopf gegen seinen Hals lehnte: Sie hatte sich sicher gefühlt. Obwohl sie in den Armen eines Killers gelegen hatte. Vielleicht hatten die Leute ja recht, er war ein anderer Mensch als er damals gewesen war. Freya musste irgendwann erkennen, dass sie geradezu nach einem Grund suchte, weshalb sie das Angebot ausschlagen sollte. So landete sie kurz nach sieben Uhr vor James Tür.
Der Dunkelhaarige öffnete ziemlich schnell die Tür. Freya bemerkte sofort, dass seine Haare nass waren. Wahrscheinlich war er gerade erst duschen gewesen. "Ich schulde dier ein Abendessen", begründete sie dann ihren Besuch und lächelte leicht. "Aber erst muss ich mit dir reden, darf ich reinkommen", fügte sie dann noch an und James trat zur Seite. Freya trat ein und blieb stehen anstatt sich hinzusetzen. Sie konnte gerade nicht stillsitzen, dafür war sie zu nervös. Sie konnte sehen, dass ihr Nachbar etwas sagen wollte, doch sie schnitt ihm das Wort ab. "Ich will über Weihnachten reden", gab sie dann zu und atmete einmal tief durch, "Ich kann dein Angebot nicht annehmen, bevor wir über Weihnachten gesprochen haben."
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Bucky atmete einmal tief durch, als sie sagte, dass sie über Weihnachten sprechen wollte. Er wusste genau was sie meinte: Sie wollte über den Kuss sprechen. Der Dunkelhaarige deutete auf das Sofa, doch Freya machte es ziemlich deutlich, dass sie sich nicht setzen wollte. "Freya, das Angebot hab ich nicht gemacht, weil ich irgendetwas von dir erwarte", erklärte er dann und lehnte sich gegen die Rücklehne der Couch. "Ich weiss, dass du Angst vor mir hast. Ich habs oft genug in deinen Augen gesehen. Ich wäre sowieso meistens nur früh Morgens und Abends hier. Und ich verspreche dir, ich werde dir nie weh tun", erklärte er dann. Sein Blick war erst auf den Boden gesenkt, doch dann sah er auf. Er hatte bemerkt gehabt, dass Freya näher gekommen war. Nun stand sie vor ihm. "Ich habe keine Angst vor dir. Das was mir Angst gemacht hatte, waren die Geschichten die ich über dich gehört habe. Nicht du, du hast mir nie einen Grund gegeben mich zu fürchten", sagte sie dann und trat noch einen Schritt auf ihn zu. Bucky ahnte was jetzt kommen würde. Er stellte sich wieder auf die Füsse und sah zu der Rothaarigen hinunter. "Du musst nicht...", begann er zu sprechen und wollte ihr erklären, dass er überhaupt nichts von ihr erwartete. Er hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass das zwischen Freya und ihm auf freundschaftlicher Basis bleiben würde. Bis jetzt. "Ich will aber", sagte seine Nachbarin nämlich in diesem Moment, stellte sich auf die Zehen und legte ihre Lippen auf seine. Bucky erwiderte den Kuss ohne Zögern und legte die Arme um ihren schmalen Körper. So kam sie noch etwas näher an ihn und er konnte die Wärme ihres Körpers an Seinem spüren.
Der Dunkelhaarige verspürte eine unerwartete Erleichterung. Er hatte sich eigentlich damit abgefunden, dass sie einfach nur Freunde bleiben würden. Das Gefühl der Normalität, dass Freya ihm gegeben hatte, hatte ihm genügt. Aber jetzt ihre Lippen auf Seinen zu spüren war berauschend. Seine Arme waren um ihre Taille geschlungen und er konnte spüren, wie ihre Hände in sein Haar fuhren. Es war sicher zehn Jahre her, dass ihm zuletzt eine Frau so nahe gewesen war und er hatte Mühe sich zu kontrollieren. Doch als sich eine Hand der Rothaarigen dann im Saum seines T-Shirts wiederfand und es hoch zog, wurde ihm klar, dass das nicht nötig war und er liess sich einfach gehen.
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Freya war selbst von ihrem Mut überrascht gewesen. Doch nun als sie hier in James' Armen lag, war sie froh, dass sie ihrem Verlangen nachgegeben hatte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen und sie drehte sich zur Seite. Den Kopf stützte sie auf ihren rechten Arm während sie mit der linken Hand über die Narben fuhr, die den Ansatz der Prothese umrahmten. Sie hatte zuvor gar nicht gewusst, dass auch ein Teil seiner linken Schulter aus Metall bestand, Freya war immer davon ausgegangen, dass es bloss der Arm war. "Wie hast du deinen Arm verloren?", fragte sie dann etwas nachdenklich und sah in die hellblauen Augen des Dunkelhaarigen. "Daran kann ich mich nicht genau erinnern. Ich bin eine Eisenbahnbrücke runter gefallen. Und als ich dann wieder aufwachte, war er weg, etwa hier", erklärte er ihr und deutete auf den eine Stelle, eine handbreit unterhalb seiner Achsel. Nun war Freyas Neugier geweckt. "Und der Rest? Ist das noch da drunter?", fragte sie dann und klopfte leicht gegen das Metall an seiner Schulter. Nun war es James der lächelte: "Ich weiss es nicht, ist ja nicht so als ob ich nachschauen könnte." Nachdenklich nickte die Rothaarige und gab sich vorübergehend damit zufrieden. Stattdessen drehte sie sich nun auf den Bauch und sah dem Dunkelhaarigen in die Augen. "Ich nehme das Angebot gerne an", sagte sie dann lächelnd und küsste ihn sanft auf die Lippen. Dann setzte sie sich jedoch auf und sah sich nach ihrem Shirt um. "Normalerweise würde ich das ja nicht vorschlagen, aber es ist bereits halb neun und ich hab schrecklich Hunger. Bestellen wir Pizza?", schlug Freya dann vor als sie sich gerade ihre Unterwäsche wieder anzog und in ihr T-Shirt schlüpfte. "Bin dabei", erwiderte James, der sich gerade aus dem Schrank etwas frisches Anzuziehen holte. "Gut, ich rufe an", sagte sie und sprang vom Bett auf. Die Telefonnummer ihrer Lieblingspizzeria hatte sie im Handy eingespeichert, so ging es nicht lange bis sie durchgestellt wurde. Für sich wählte sie sich eine Pizza mit frischen Tomaten, Mozarella, Parmesan und Ruccola. Es überraschte sie nicht, dass James eine typische Pizza Peperoni mit Salami wollte, schliesslich hatte sie bereits gesehen, dass diese Pizza in Form eines Tiefkühlproduktes immer im Gefrierfach seines Kühlschranks vertreten war.
Sie hatte gerade aufgelegt und legte das Handy auf den Küchentisch als der Dunkelhaarige hinter ihr auftauchte. "Was machen wir mit all deinen Möbeln wenn du hier einziehst?", fragte er und Freya zuckte zusammen. Sie hatte nicht gehört, wie er ins Wohnzimmer gekommen war. "Ich hab heute Mittag schon mit dem Vermieter gesprochen. Wenn ich die Wohnung schon auf in zwei Wochen kündigen will, muss ich bis dahin einen Nachmieter finden. Wer weiss, vielleicht will der- oder diejenige auch meine Möbel haben. Ich hoffe nur ich finde wen", erklärte sie ihm und sah sich etwas in seiner Küche um, "Obwohl ich denke, dass ein paar meiner Küchenutensilien hier bestimmt bestimmt noch nötig sind." Es dauerte nicht lange bis die Pizzen kamen und als sie diese verdrückt hatten, begannen sie noch am selben Abend einige von Freyas Dingen in Kisten zu Packen und zu James hinüber zu tragen. Und gleich am nächsten Tag gab Freya ein Inserat auf und suchte nach einem Nachmieter für ihre Wohnung.
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Das Ganze ging dann doch ziemlich schnell. Freya fand eine Nachmieterin für ihre Wohnung, eine Studentin die noch so froh war, dass sie auch ihre Möbel übernehmen konnte. Eine Woche später waren dann alle ihre Habseligkeiten bei Bucky untergebracht und sie definitiv bei ihm eingezogen. Der Soldat war für den Moment einfach nur froh, dass sie nicht weggegangen war. Ausserdem mochte er den Gedanken, dass sie immer da war, wenn er nach Hause kam. So hatte er auch daran gedacht, was die Rothaarige wohl gerade tat, als er mit Steve und Sam trainierte. Erst ein ziemlich harter Schlag gegen seine Seite, der ihn durch den Raum und gegen eine Wand warf, holte ihn aus seinen Gedanken zurück. "Buck, du bist unkonzentriert", tadelte ihn Steve und der Dunkelhaarige bemühte sich möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen. "Ehrlich Mann, nimm das Ganze ernst oder ich nehm dich auseinander", kam es nun von Seiten des Falcon und Bucky rollte mit den Augen. Stattdessen rannte er nun auf die Wand zu, nutzte sie um wieder abzuspringen und kam so den einen Flügel von Sams Anzug zu greifen. Dieser versuchte ihn mit einem Manöver abzuwerfen und hatte Erfolg, als er mit voller Wucht gegen Steve donnerte. Gemeinsam landeten sie auf dem Boden und Bucky rollte sich so gut es ging ab. Dann kam er wieder auf die Beine und liess sich auf einen Faustkampf mit dem Captain ein, welcher schliesslich damit endete, dass beide sich auf dem Boden hin und her rollten und aufeinander einprügelten.
Etwa eine halbe Stunde später hatten sie sich dann genug ausgetobt und gingen sich umziehen. Bucky wollte eigentlich schnellstmöglich nach Hause. Doch er hatte weder Steve noch irgendjemandem sonst von Freya erzählt. Er wollte nicht, dass sie in irgendetwas hineingezogen wurde. Ausserdem fühlte er sich mit ihr normal und hatte Angst, dass das sich ändern würde, wenn die Arbeit mit nach Hause kam. Er schälte sich also nach dem Training aus der schwarzen Schutzkleidung als Steve neben ihm auftauchte. "Was ist los mit dir Buck? Du warst selten so unkonzentriert wie in den letzten zwei Tagen", meinte er und Bucky konnte gut heraushören, dass sein langjähriger Freund sich Sorgen machte. Aber jetzt einfach alles abzustreiten würde auch nichts nützen. "Ich weiss es nicht ob dir das schon aufgefallen ist, aber ich sitz hier auf der Ersatzbank. Seit die Operation in Mittelafrika schief gegangen ist, erledige ich Botenjobs", meinte er und es war nicht ganz gelogen. Die Maulwurf-Sache war nicht der Grund, weshalb er beim Training nicht bei Sache gewesen war. Aber die Sache nervte ihn inzwischen wirklich so stark, dass er seine Wut darüber nicht vorspielen musste. "Mach mal halblang Einarmiger, ich sitz hier auch seit Wochen in der Zentrale fest", beschwerte sich nun Sam von der anderen Seite des Raumes und Steve seufzte. "Ich darf mit euch nicht darüber sprechen, das wisst ihr", meinte er dann und Bucky schlug mit seiner Faust gegen den Spind, der eine Dellung davontrug. "Ernsthaft Steve. Ihr tappt seit Monaten im Dunkeln, für mich sieht das so aus als ob du Hilfe gebrauchen könntest", konfrontierte er nun seinen besten Freunden und Sam meinte: "Ich glaube nicht, dass ich das sage, aber er hat Recht." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Bucky zuerst zu dem Falcon, dann aber wieder zu Steve der wirklich auch nicht glücklich mit der Situation aussah. "Ich werd mit Nick reden, ich kann euch aber nichts versprechen", meinte er, doch dem Dunkelhaarigen war es ziemlich egal. Er wollte einfach nur noch nach Hause.
Etwa eine Stunde später kam er dann durch die Tür in die Wohnung und hörte das Klicken der Schreibmaschiene, das ihm inzwischen vertraut war. Ausserdem roch es lecker nach etwas Würzigem. Er schloss die Tür hinter sich und ging ins Wohnzimmer wo er Freya vorfand, die an der Schreibmaschiene sass. "Kommst du voran?", fragte er sie und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. "Ja, ich denke schon. Ich glaube ich habe endlich einen Protagonisten, der mir gefällt", erwiderte die Rothaarige und fügte an: "Ich hab Gulasch gekocht, muss nur noch den Reis fertig machen." Bucky lächelte darüber und gab ihr einen Kuss. "Klingt gut, erst will ich aber mehr von deiner Geschichte hören", forderte er dann und setzte sich auf das Sofa. Freya setzte sich zu ihm und begann dann zu erzählen: "Ich mache ihn zum Veteranen. Er hat im ersten Weltkrieg seinen Vater verloren und ist dann, blind vor Wut, sobald er alt genug war in die Armee gegangen. Dort hat er ohne grosses wenn und aber jede Befehle ausgeführt. Bis er ein Ziel ausschalten sollte und bei seiner Flucht aus dem Haus den siebenjährigen Sohn des Mannes traf, den er gerade umgebracht hatte. Er sah sich selbst in dem Jungen wieder, kehrte nach New Orleans zurück und wurde Polizist. Als dann aber flüchtige Nazis in der Stadt auftauchten, setzte er alles daran diese zu finden und auszuschalten... Was denkst du?"
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Freya war ziemlich nervös als sie James ihre Idee von dem Protagonisten erzählte. Sie musste zugeben, sie hatte sich ein wenig von seiner Geschichte inspirieren lassen. Junger Soldat befolgt Befehle so blind, dass es einer Gehirnwäsche gleicht und begeht Schreckliches. Dann kommt er an einen Punkt an dem er realisiert, was er da tat und versucht alles zum Guten zu wenden und sich für die richtige Sache einzusetzen. Nervös spielte sie mit ihrem T-Shirt und sah in James blaue Augen, die sie inzwischen überhaupt nicht mehr angsteinflössend sondern unglaublich schön fand. "Ich finde das klingt nach einer sehr guten Basis", meinte dieser dann nachdem er etwas nachgedacht hatte. "Phuu da bin ich aber froh", gab sie dann zu und erhob sich. "Ich werde den Reis kochen, du solltest duschen. Du stinkst", meinte sie dann und gab ihm lächelnd einen Kuss auf die Wange. Als sie dann in der Küche gerade Reis ins kochende Wasser schüttete, konnte sie hören wie im Badezimmer das Wasser anging. Anscheinend war der Dunkelhaarige ihren Anweisungen gefolgt. Für sie war es immer noch ein rätsel, dass dieser Arm mit all der Elektronik komplett wasserdicht war, aber das war er.
Freya deckte gerade den Tisch als es an der Tür klingelte. Noch mit dem Besteck in der Hand ging sie zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand ein blonder Mann, der noch einmal ein Stück grösser als James war. Und irgendwoher kam ihr sein Gesicht bekannt vor. Sie konnte es allerdings nicht einordnen. Der Blonde sah ziemlich verwirrt aus und sah nochmal zum Schild unter der Klingel. "Oh, entschuldigen sie Miss. Ich suche meinen Freund. Ich wusste nicht, dass er umgezogen ist", entschuldigte sich der unerwartete Gast und da ging Freya ein Licht auf. Sie hatte den Typen auf Fotos zusammen mit James gesehen. Das war dann wohl der berühmte Captain America. "Oh, James wohnt immer noch hier. Ich bin nur eingezogen", erklärte sie ihm mit einem Lächeln und trat zur Seite, "Kommen Sie nur rein, er ist zu Hause." Der Gesichtsausdruck des Blonden sprach immer noch von Verwirrung. Die Rothaarige schloss die Tür hinter ihm und ging zum Badezimmer. Sie klopfte an die Tür und meinte: "Du hast Besuch." Dann kehrte sie in die Küche zurück und rührte einmal den Reis um bevor sie noch ein drittes Gedeck vorbereitete, nur für alle Fälle.
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