06 Entscheidungen
Einen schönen guten Abend wünsche ich euch!
Heute mal ein spezielles Kapitel, denn es ist aus sechs (!) Sichten geschrieben. Ihr werdet schon sehen warum. Ich muss direkt eine kleine Sache sagen: Ulrike (Schneiders Frau) kommt in diesem Kapitel vor und bitte denkt daran, dies ist eine FanFiktion, ich denke nicht ein bisschen, dass sie so ist, wie hier dargestellt!!
Viel Spaß beim Lesen!
Kapitelname: 06 Entscheidung
Wörterzahl: 2506
Vorkommende Personen + Sichten: Paul Landers, Till Lindemann, Christian Flake Lorenz, Oliver Riedel, Christoph Schneider, Richard Kruspe
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POV Paul
Zum wiederholten Male werfe ich einen Blick auf die Uhr, 2:36 Uhr. Wieder sind nur wenige Minuten verstrichen, die sich anfühlten, als wären es Stunden gewesen. Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich habe mich für die Gemeinschaft, die Freundschaft, das Risiko entschieden. Vor allem weil es mir auch darum geht, Richard als meinen besten Freund nicht zu verlieren. Ja, er hat uns dreist ins Gesicht gelogen, aber er hatte seine Gründe. Er wollte nicht nur sich, sondern auch uns schützen. Er hat es aus freundschaftlicher Liebe getan. Das rechne ich ihm hoch an. Ich weiß auch nicht, ob ich eine Freundschaft mit ihm eingegangen wäre, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, dass er ein Krimineller ist.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, an dem ich ihn kennen lernte. Es war der 14. November 2003. Damals, als ich dachte, dass seine Namensänderung nur ein Gerücht war.
Flashback – 14. November 2003
Nachsitzen! Nur weil meine dämliche Klassenlehrerin keinen Spaß versteht. Völlig genervt betrete ich das Klassenzimmer, in dem das heutige Nachsitzen stattfinden soll. Ich setze mich nach hinten an einen Doppeltisch und lasse meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Was ein Scheißtag! Warum bin ich überhaupt noch hier? Warum mache ich Abitur? Da sind sie wieder, die Existenzfragen.
Der Aufpasser kommt herein, einer dieser typischen Alte-Schule-Lehrer, der mit seinem Geschichtsunterricht schon mehrere Schüler zu Tode gelangweilt hat. Er überprüft die Anwesenheitsliste, bemerkt direkt, dass einer fehlt. In gleichen Moment klopft es an der Tür. Ein Schüler betritt den Raum. Der wohl bekannteste Schüler der gesamten Schule. Richard Kruspe – sportlich, intelligent und vor allem bei den Mädchen sehr beliebt. Gerüchten zufolge ist sein Vorname nicht mal sein richtiger Name, weil der nun mal nicht der Modernste ist, aber man kann sich ja über alles das Maul zerreißen.
„Kruspe, Richard?"
„Korrekt", er grinst.
„Setzen Sie sich dort hinten zu Herrn Hiersche."
Er nickt, kommt auf mich zu. Er lässt sich auf dem Stuhl neben mir fallen und starrt ins Leere. Ich beobachte ihn von der Seite. Er beeindruckt mich jetzt schon. Er ist grade mal 15, sieht aber etwas älter aus. Er soll sich mit 13 das erste Mädchen klargemacht haben. Ich bin 18 und hatte noch nicht einmal eine Freundin. Ich bin zwar sehr beliebt, grade weil mich alle für witzig halten, aber kein Mädchen will mich als festen Freund, nur als besten Freund. Muss ich mit leben.
„Meinst du nicht, ich merke nicht, dass deine Augen auf mir ruhen, kleiner Hirsch?", zischt mein Sitznachbar und sieht zu mir.
„Ich heiße Hiersche mit Nachnamen, nicht Hirsche. Aber stell dir vor, ich habe auch einen Vornamen."
„Heiko Paul, von den Schülern nur Paul genannt. Du bist recht beliebt in der Oberstufe. Abiturjahrgang, richtig?", er grinst wieder.
„Woher weißt du das?"
„Spricht sich so rum."
Richard riecht nach Nikotin, da ich selbst Raucher bin, habe ich ihn schon oft im Raucherbereich gesehen. Gesprochen habe ich aber bisher noch nicht mit ihm.
„Warum hockst du hier?", hakt er nach.
„Habe einer Mitschülerin bisschen Kunstblut auf den Stuhl gekippt. Fand meine Klassenlehrerin aber nicht so lustig. Was hast du gemacht?"
„Einen Fünftklässler abgezogen. Diese frechen kleinen Kinder denken, sie können sich alles erlauben. Also bin ich schon wieder hier. Aber hey, du bist meine erste Nachsitzen-Bekanntschaft. Bist nicht so scheiße wie die Anderen", er grinst wieder, aber diesmal auf eine andere, eine freundliche Art.
-Ende-
Das war der Beginn dieser Freundschaft. Diese Freundschaft, die eigentlich zerbrochen ist und mit der Entscheidung wiederaufleben kann. Ich habe mich entschieden, für Richard.Eine wahre Herzensentscheidung.
POV Till
Diese Entscheidung fällt mir leicht. Aber doch irgendwie auch schwer. Ein Risiko, ich könnte alles verlieren oder alles gewinnen. Ich hätte nichts gegen ein solches Leben, aber was ist mit meinen Freunden. Schon so viele Jahre verbrachten wir zusammen, insgesamt zehn Jahre existiert diese sechser Freundschaft bereits. Es kann alles endgültig vorbei sein, es kann aber auch alles gut werden. Ich kenne Richard nun schon seit 16 Jahren, kennen gelernt durch eine Schlägerei, und dennoch hatte ich kurzzeitig das Gefühl, ihn niemals gekannt zu haben. Man könnte mir vorwerfen, ich würde mein Leben aufgeben, für einen Fremden. Aber mein Herz sagt mir, was der richtige Weg ist, dass er nicht nur gelogen hat. Er wollte uns Schützen, er wollte auch sich schützen. Ich kann ihn verstehen. Nun selbst dieses Leben führen, warum eigentlich nicht? Die Freiheit ist doch das, was wir alle wollen. Auch wenn Richard dann nicht nur mein bester Freund, sondern auch mein Chef wäre, damit kann ich leben. Ich bin nur ehrlich, ich habe etwas Angst vor Mister X, auch wenn er mich bisher sonst in Ruhe gelassen hat. Ich möchte nur auf gar keinen Fall Stress mit ihm haben, das könnte böse enden. Trotzdem... Meine Entscheidung steht fest. Ich werde den Weg gehen, den Weg der Freiheit. Ich werde mich Richard anschließen und anfangen, zu leben.
POV Ollie
Diese Stille während einer Arbeitsphase. Heute werde ich sie zum letzten Mal erleben. Das Geräusch der sich bewegenden Federn ihrer Füller. Heute werde ich es zum letzten Mal wahrnehmen. Die fragenden Blicke in meine Richtung. Heute werde ich sie zum letzten Mal spüren. Das Klingeln zur Pause. Heute werde ich es zum letzten Mal hören. Eine Verabschiedung an meine Schüler, die der Ewigkeit gilt. Doch wissen tun sie es nicht. Stumm, mit einem leichten Grinsen, verlasse ich den stickigen Raum. Heute werde ich ihn zum letzten Mal verlassen. Starr nach vorne blickend, bewege ich mich auf die Treppe zu, die mich in den 2. Stock bringen soll. In diesem befindet sich das Direktorat. Ohne mein Umfeld zu beachten, steuere ich darauf zu. Mit bestimmendem Ton klopfe ich an die Tür, drücke die Klinke herunter. Der Geruch von neuem Teppich und gekochten Kaffee in Kombination mit Zimmerpflanze steigt mir in die Nase. Heute werde ich ihn zum letzten Mal riechen. Der Direktor starrt mich verdutzt an. Ich greife in meine Tasche, ziehe Schlüssel und einen Brief aus meiner Tasche, lege ihm beides auf den Tisch.
„Meine Kündigung, Fristlos."
Ich erwarte keine Antwort, drehe mich einfach um und verlasse mit einem Grinsen den Raum. Heute werde ich das zum letzten Mal tun. Meine Entscheidung ist gefallen, ich werde nun einen neuen Weg des Lebens gehen. Und ich freue mich drauf!
POV Flake
Seit einer gefühlten Ewigkeit sitze ich an meinem Schreibtisch und starre auf das Blatt, auf dem eine Tabelle mit Pro- und Kontraargumenten steht. Die Kontraspalte, mich gegen ein neues Leben zu entscheiden, ist leer. Die Prospalte ist gefüllt mit vielen Argumenten. Eigentlich deutet dies auf meine endgültige Entscheidung hin, allerdings denke ich grade über die möglichen Gefahren nach, die diese Entscheidung mit sich bringen würden. Das macht mir schon etwas Angst. Das wären so Dinge, die auf die Kontraliste gehören, trotzdem ändert das nichts. Ich will ja auch, dass wieder etwas Spannendes in meinem Leben passiert. Im Moment ist es ja eher so interessant wie die Videoaufnahmen in einem Altenheim. Diese Zeit, in der ich mit Drogen gehandelt habe, war schon echt spannend und ich will diesen Nervenkitzel wieder, auch wenn ich nicht so wirke, wie jemand, der das braucht.
Ich lehne mich zurück und sehe aus dem Fenster. Will ich wirklich weiterhin ein Leben am Schreibtisch sitzen. Dann kann ich doch gleich ein Buch darüberschreiben. „Mein Leben am Schreibtisch" wird mit Sicherheit (kein) Bestseller. Nein, ich möchte etwas erleben. Ich bin doch grade mal fast 33 Jahre jung, soll mein Leben wirklich schon vorbei sein? Nein danke!
Ich stehe auf, verlasse mein Arbeitszimmer. Ich muss packen, es wird einen Umzug geben.
POV Schneider
„Das kannst du nicht machen Christoph! Vor allem nicht von einem Tag auf den anderen!"
„Von einem Tag auf den anderen?! Ulrike, wir leben schon seit Wochen, wenn nicht schon seit Monaten aneinander vorbei! Wir streiten nur noch, ich schlafe seit Ewigkeiten auf der Couch oder bei Freunden! Ich liebe dich nicht mehr."
Ulrike guckt mich wütend und traurig an, ein paar Tränen laufen über ihre Wangen.
„Tu mir das nicht an, tu den Kindern das nicht an. Wir waren doch so glücklich."
„Ja, waren. Das ist Vergangenheit. Ich werde gehen, das ist entschiedene Sache. Ich brauche dann erst einmal ein paar Tage für mich, aber ich werde mich bei dir melden, da kannst du dir sicher sein. Vertrau mir."
„Und wo willst du bitte hin?"
„Ich denke mal zu einem meiner Freunde."
„Wenn du zu Richard gehst, lasse ich meine Kinder ganz sicher nicht zu dir!", faucht sie.
„Erstens sind es unsere Kinder und zweitens was hast du immer gegen ihn?"
„Er ist kriminell, dem kann man nicht trauen, da bin ich mir sicher. Ich weiß nicht, was du an ihm so super an ihm findest", sie schnaubt.
„Drehst du jetzt völlig durch? Du hast dich da echt in was verrannt. Jedes Mal die gleiche Diskussion, kannst du ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen? Ich will da gar nicht weiter drüber reden, ich bin weg. Das war's, aus."
POV Richard (Mister X)
Am darauffolgenden Abend stehe ich vor Pauls Tür. Nun im Mister X Outfit, ich werde ihnen garantiert noch nicht sagen, dass ich Mister X bin. Ich zücke mein Türwerkzeug und öffne die Tür. In meiner normalen Hand halte ich die fünf Verträge. Ich steuere direkt auf das Wohnzimmer zu, trete in den Raum. Die Jungs erschrecken kurz, weil ich nun mal so hereinplatze.
„Wie schön zu sehen, dass alle fünf Herren hier sind. Leider kann Richard nicht an diesem Meeting teilnehmen, er muss geschäftliche Dinge erledigen. Nun gut, ich gehe davon aus, dass ihr alle euch so weit dafür entschieden habt, ein Teil meines gleichen zu werden. Habt ihr euch das gut überlegt? Vergesst nicht, euer Chef ist Gott und der Teufel, der Tod höchstpersönlich. Ihr müsst damit klarkommen, Menschen zu quälen, ihnen das Leben zu nehmen. Ihr müsst damit klarkommen, zu sehen, wie das wertlose Leben eines Freaks zerbricht. Die Qual in den Augen eines Freaks zu sehen, muss euch glücklich machen, muss euch Macht geben. Ihr seid diejenigen, die die Stärke ausstrahlen. Polizisten sind nichts gegen euch, ein Hauch von Staub. Traut ihr euch das zu?"
Alle fünf nicken, ich würde jetzt grinsen, wenn ich es zeigen könnte. Dafür starre ich sie einfach mit meinen leeren Augen an.
„Mit diesen Verträgen unterzeichnet ihr einen Schwur. Den Schwur, dass ihr mir immer die Treue halten werdet, dass ihr jeden noch so kleinen Befehl ausführen werdet. Ihr habt euch an die Gesetze zu halten, die ich euch gebe. Sie stehen im Vertrag. Unterzeichnet wird mit eurem Blut. Hier sind eure Verträge, ich gebe euch fünf Minuten, sie gründlich durchzulesen. Wer sich umentscheidet, geht. Ihr verschwendet ansonsten meine wertvolle Zeit."
Ich verteile die Verträge und lasse ihnen die Zeit, sehe mich dafür etwas um. Paul hat schon angefangen zu packen. Er kann definitiv nicht alles mitnehmen, auch wenn die Räume recht groß sind, so passt doch nicht alles rein.
„Sind die Worte nun in euren dämlichen Köpfen abgespeichert? Gut. Ihr sitzt alle noch vor mir, eure Entscheidung ist gefallen", aus meiner Jacketttasche ziehe ich mein langes Messer, „Till, du kennst das doch schon. Du hast ja schon den Kriminellenvertrag unterschrieben. Nun den Erweiterten. Strecke deine Hand aus, mit der du Worte auf Papier niederlässt."
Till streckt seine rechte Hand aus. Ich schneide ihm in die Handfläche, lege das Messer beiseite und drücke seine Hand auf das Papier. Er muss scharf die Luft einziehen.
„Till Lindemann, geboren am 04. Januar 1983 in Leipzig, seit 17 Jahren in Berlin, Poet und Gedichtautor. Dein Blut ist nun das meine, dein Fleisch meiner Haut. Schwöre auf dein Leben, gib mir die Treue. Brennende Seele, heißes Feuer."
Ich lasse seine Hand wieder los.
„Schwörst du, mir dein Leben lang treu zu bleiben. Dann entferne deine Hand."
Till nimmt seine Hand von dem Papier, ich nicke ihm zu.
„Willkommen in der Hölle. Flake, zeig mir deine Hand, mit der du die Feder deiner Seele verwendest."
Auch Flake reicht mir seine rechte Hand, ich nehme mir das Messer und schneide in seine Handfläche, drücke sie auf das Papier.
„Christian ‚Flake' Lorenz, geboren am 16. November 1986 in Berlin, ehemalige DDR, Autor seiner armen Seele. Deine Feder schreibt die Tinte deines Blutes, auf Steinen meines Grabes. Schwöre mir ohne Furcht deine unzertrennliche Treue. Staubiges Blut in deinen Adern, gehört nun mir. Nimm die Hand vom Papier, somit schwörst du."
Flake nimmt die Hand wieder weg, sieht mir in die leeren Augen. Ich nicke leicht und gehe einen Schritt weiter. Nun sitzt Ollie vor mir.
„Oliver, zeige mir deine Korrekturhand."
Ollie streckt seine rechte Hand aus, ich setze den Schnitt und schon platziere ich die Hand auf dem Papier.
„Oliver Riedel, geboren am 11. April 1991 in Schwerin, seit der Studienzeit in Berlin, Lehrer. Deine Rechte auf Worte nun entzogen, alles verloren und doch alles gegeben. Deine Seele in meinem Körper. Schwöre auf dein Wissen, mir immer die Treue zu schenken."
Ollie nimmt die Hand vom Vertrag und ich nicke wieder, als nächster ist Schneider dran.
„Christoph, reiche mir deine dirigierende Hand."
Christoph gibt mir die rechte Hand, ich schneide wieder in die Handfläche. Er kneift kurz die Augen zusammen, süß. Ich drücke die Hand auf das Papier.
„Christoph Schneider, geboren am 11. Mai 1986 in Berlin, ehemalige DDR, Opernregisseur. Bestimmung und Planung vorbei und doch wichtig für meine Arbeit. Jedes einzelne Stück deines Leibs von nun an mein Eigentum. Schwöre auf deine Kinder, dass du mir ewig die Treue halten wirst."
Mit leicht ängstlichem Blick nimmt er die Hand weg, ich nicke. Als letztes ist dann Paul dran.
„Paul, gib mir deine Hand, die dein Halt ist."
Paul reicht mir etwas verwirrt die rechte Hand. Er weiß wohl nicht, was ich damit meine.
„Paul Heiko Landers, geboren am 09. Dezember 1984 unter dem Namen Heiko Paul Hiersche in Berlin, ehemalige DDR, Person des öffentlichen Lebens. Positive Energie wird nun in meine Speicher reisen, dennoch deinen Körper unterstützen. Feuer im Herzen, das lodert für deinen wahren Mann. Liebe, Schutz, Sicherheit. Schwöre auf deine Brust, dass du mir die Treue hältst."
Paul nimmt seine Hand von dem Papier, sieht mich immer noch etwas verwirrt an. Er hat meine Ansprache nicht verstanden, sein Herz allerdings schon,
„Nun seid ihr ein Teil von mir. Aber seid gewarnt! Enttäuscht ihr mich zu oft oder zu schwer, werde ich euch töten und eure Leichen vernichten, ohne dass jemand wusste, dass ihr jemals existiert habt. Meine Taten sind für heute getan. Wir sehen uns wieder."
Ich stecke mein Messer wieder ein, nehme die frischen Verträge und gehe meinen Weg. Nun ist es soweit, ich werde sie nie wieder los, es sei denn, ich muss sie umbringen. Das wird eine harte Zeit.
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