01 Freiheit
Moin und hallo zu dieser neuen FF meinerseits.
Wie man vielleicht an der Kurzbeschreibung bereits merkt, ist diese FF keine Band-FF. Die Bandmembers kommen vor, aber die Band existiert hier nicht. Dennoch lässt mich das nicht davon abbringen, dass das hier eine Paulchard FF ist. Dazu habe ich unsere werten Jungs vom Alter etwas verjüngert, das Ganze spielt im Jahr 2018. Darauf dürft ihr also gespannt sein. Bevor ich es vergesse, hier kommen auch Leute aus anderen Bands vor, aber das werdet ihr schon sehen. Ich möchte auch nicht zu viel vorwegnehmen. Deshalb wünsche ich einfach nur viel Spaß!
Zeichen:
/=\ = Übergang zur Story
>=< = Zeitsprung
<=> = größerer Zeitsprung
Titel: Ich will – The devil in I
Kapitelname: 01 Freiheit
Wörterzahl: 4211
Vorkommende Personen: Richard Kruspe, Jukka Nevelainen, Tobias Sammet, Paul Landers, Till Lindemann, Christoph Schneider, Oliver Riedel, Flake Lorenz
Sicht: Richard
WARNUNG!
Diese FanFiktion könnte möglicherweise folgendes enthalten:
-Blut
-Gewalt
-Sexuelle Kraftausdrücke
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
/=\
POV Richard
Kälte durchzieht den Raum, immer noch starre ich diese elendig graue Zimmerdecke an. Manchmal bilde ich mir ein, in den Farbstrichen wären Muster zu erkennen. Dieser Ort macht mich teilweise wahnsinnig. Aber das interessiert hier ja keinen, hier interessiert die Menschen überhaupt nichts. Die schwere Tür öffnet sich, einer der uniformierten Männer betritt den Raum.„Kruspe! Los, hoch jetzt!"
„Wenn du mir schon wieder den Drecksfraß andrehen willst, steck ihn dir einfach direkt in den Arsch", zische ich, ohne ihm eines Blickes zu würdigen.„Gut, deine Entscheidung. Aber glaub ja nicht, dass ich eine Meinungsänderung wahrnehme."
„Verpiss dich einfach, okay?"
Der Wärter geht wieder raus, ich richte mich auf und fahre mir mit den Händen durch das Gesicht. Es gibt schlechteres Essen, aber in diesem Dreckhaus vergeht mir der Appetit ziemlich, außerdem bin ich einfach andere und vor allem gute Gerichte gewohnt.
Für die Schwachköpfe, die nicht verstanden haben, wo ich mich befinde, ist hier die einfache Antwort; im Knast. Mal wieder, ist ja nicht das erste Mal. Mittlerweile bin ich schon seit zwei Jahren wieder hier drin, bei einem Überfall ist ganz schön was schief gegangen.
„Ihr kennt den Plan. Wenn mir was passiert, verschwindet ihr", ordne ich an, ehe ich meine Maske aufziehe und ein letztes Mal meine Waffe checke. Meine beiden Kollegen nicken und steigen ins Auto. Ich trete in die Bank, mit der Waffe in der Hand.„So ihr Süßen, Kohle her!", schreie ich, „Und wenn hier einer auf die scheiß Idee kommt, die Bullen zu rufen, wird demjenigen das ganz schnell leidtun."
Die Menschen rücken mit ihrem Geld heraus, ich sacke alles ein. Doch plötzlich sind Sirenen zu hören. Fuck! Ich schließe den Beutel mit der Beute und stürme aus dem Laden. Blöderweise ist die Polizei bereits vor Ort, was heißt, dass ich weglaufen muss.
Leider musste ich mich irgendwann ergeben, mir war nicht so nach einer Schussverletzung, dass dauert so ewig, bis der Mist verheilt ist und außerdem hasse ich Krankenhäuser fast genauso sehr wie den Knast.
Keine Ahnung, was mit meinem Kollegen passiert ist, ich habe seitdem nichts mehr von ihnen gehört. Das bedeutet allerdings was Gutes, denn somit wurden sie nicht erwischt, sie haben getan, was ich ihnen gesagt habe.
Ich lasse mich wieder zurückfallen, nur noch ein halbes verkacktes Jahr, dann habe ich es hinter mir. Komischerweise habe ich nur zweieinhalb Jahre gekriegt, wie auch immer mein Anwalt das geschafft hat.
Hier drinnen hat man das Gefühl, die Zeit würde gar nicht verstreichen. Zwar gibt es hier auch Arbeit, aber die ist scheiße öde. Gleich beginnt die Arbeitszeit auch. Da kann ich mich ja schon mental drauf einstellen. Besonders Lust habe ich darauf nicht, diese notgeilen Typen hier stinken nach Mülltonne und genauso einen Scheiß geben sie auch von sich, wenn sie anfangen zu reden. Ich habe nicht viel mit ihnen zu tun, sie sind nicht auf meinem Niveau und außerdem stehe ich nicht so ganz darauf, von diesen Kerlen bestenfalls gefickt zu werden.
Vielleicht strenge ich mich bei der Arbeit mit Absicht nicht ganz so sehr an, dann kriege ich kein Abendessen und das bleibt mir dann erspart. Die einzige Nahrung, die ich hier zu mir nehme, ist das Frühstück. Nicht besonders gesund, das ist mir auch bewusst, aber ich gebe manchmal auf meine Gesundheit einen Fick.
Wieder öffnet sich die schwere Tür, wieder der gleiche Beamte. Sein Name lautet Krüger, er und ich verstehen uns definitiv nicht.
„Kruspe, heute keine Arbeit für dich. Herr Feckler will dich sprechen, beweg dich!"
„Ist ja gut, mach nicht den Dicken, du weißt genau, wer von uns beiden der Boss ist", grinsend gehe ich an ihm vorbei.
Er führt mich zum Büro von Herrn Feckler, er ist der Leiter vom Gefängnis. Jedes Mal ist es ungewohnt, in diesen Bürotrakt zu sein. Hier wirkt alles so friedlich und es stinkt nach Kaffee. Dieser Knastkaffee aus dem Automaten ist der letzte Dreck, so wie alles in diesem Loch.
„Herr Kruspe, setzen Sie sich", begrüßt mich Herr Feckler freundlich und deutet auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch.
Mies gelaunt setze ich mich und starre aus dem Fenster.
„Danke, Herr Krüger. Sie können nun gehen, wir kommen schon klar."
Der Beamte verlässt mit prüfendem Blick den Raum und lässt uns zwei zurück.
„Also? Was soll ich hier?"
„Wenn Sie eine Sache hier drin nicht gelernt haben, Sven, dann ist es die Freundlichkeit. Kaffee?"
„Nennen Sie mich nicht bei meinem scheiß Vornamen, okay? Aber Kaffee klingt ganz gut."
Dazu schnappe ich mir aus dem kleinen Schälchen auf dem Schreibtisch einen Keks, den ich schnell esse, während Feckler den Kaffee holt.
„Das habe ich genau gesehen, aber ich werte es nicht als Diebstahl. Mit Milch, wie immer?"
Ich nicke einfach nur und nehme den Kaffeebecher entgegen, nehme einen Schluck davon. Scheiße tut das gut, endlich keine Automatenbrühe.
„Ihr Anwalt hat mich kontaktiert, letzte Woche. Er fordert eine vorzeitige Entlassung", beginnt Feckler zu erzählen.
Überrascht lehne ich mich nach hinten und hebe die Augenbrauen, ist ja interessant.
„Sie wussten davon nichts?", er ist nun darüber überrascht.
„Nein, woher auch? Ich kriege ja kaum Besuch."
„Jedenfalls habe ich einen Antrag gestellt für vorzeitige Entlassung, Ihre Führung ist schließlich dieses Mal unwahrscheinlich gut. Beim letzten Mal haben Sie sich mit mehr Männern geprügelt, als ich zählen kann."
„Keinen Bock auf großen Stress. Außerdem sind die alle so weich geworden, die braucht man nur anpusten und die fallen schon mit gebrochenen Knochen um", ich verdrehe die Augen.
„Gute Einstellung. Nun, der Antrag wurde genehmigt, du darfst morgen gehen."
„Morgen schon?", das wundert mich nun wirklich.
„Nun Ihr Anwalt wünscht, dass Sie sehr schnell rauskommen. Warum wollte er mir nicht erklären, aber nicht nur ich, sondern auch der Richter ist der Meinung, dass Sie sich charakterlich verändert haben und vernünftiger geworden sind. Und mal so unter uns, ich habe beim Richter ein besonders gutes Wort für Sie eingelegt. Sie haben sich wirklich gebessert."
„Sie retten mir grade den Tag!", ich grinse breit, „Könnten Sie mir aber noch einen Gefallen tun? Könnten Sie mir einen Abholdienst beordern. Die Nummer haben Sie ja."
Zwinkernd trinke ich meinen Kaffee aus, stelle den Becher ab und schnappe mir noch einen Keks. Der Leiter nickt und packt meine Akte aus, wo sich die Nummer drin befindet. Daraufhin darf ich wieder gehen, Krüger bringt mich zurück zu meiner Zelle.
>=<
Am Tag darauf fühle ich mich richtig gut – lange ist es her, als ich mich das letzte Mal gut gefühlt habe. Meine Tasche ist fertig gepackt, ich schultere diese und warte darauf, dass meine Tür geöffnet wird. Als dies geschieht, steht dort nicht wie gewohnt Krüger, sondern Feckler. Was eine Ehre, dass er persönlich mich nach draußen begleitet. Dem Krüger hätte ich vor die Füße gespuckt.
Vor der Ausgangsschleuse verabschiedet sich Herr Feckler noch von mir.
„Endlich Freiheit, was Herr Kruspe? Aber tun Sie mir einen Gefallen, kommen Sie nicht so schnell wieder, auch wenn ich Sie gerne hier habe. Alles Gute", verabschiedet er sich schmunzelnd.
„Ich gebe mir Mühe. Aber man sieht sich sowieso wieder", ich grinse.
Ich kriege meine ganzen Wertsachen wieder, Handy, Portemonnaie und Schlüssel, den anderen Kram – wie Armbanduhr, Armbänder, Ketten und Kippen – durfte ich hier bei mir tragen. Die Wertsachen sind in einer Plastiktüte verstaut, schnell packe ich sie aus und lasse sie in meine Hosentaschen gleiten. Sofort fühle ich mich vollständig, es ist schon komisch, so ohne Handy.
Ich trete durch die Schleuse, nicke den Beamten noch mal zu und verlasse dann die JVA. Erstmal tief durchatmen, wie schön es doch ist, wieder in Freiheit zu sein. Es ist sogar angenehm warm, aber wir haben auch schon Mitte Mai, da darf das so sein. Ich sehe mich um und entdecke fast direkt den schwarzen BMW, den ich schon fast vermisst habe. Aber den Typen, der an der Motorhaube lehnt, habe ich noch viel mehr vermisst.
Er entdeckt mich und seine Lippen umspielt ein Grinsen, leider sind durch seine Sonnenbrille die Augen nicht zu sehen.
„Willkommen in Freiheit!", kommt als Begrüßung und schon umarmt er mich.
„Habt ihr mich auch vermisst, Jukka?", frage ich grinsend.
Jukka ist ein immer gut gelaunter, sehr schmaler Finne, der immer ein Bandana als Kopftuch trägt und eine meiner besseren Hälften ist. Ich kenne ihn schon sehr lange und er ist ein sehr guter Arbeitspartner.
„Dich doch immer. Komm steig ein."
Ich folge seine Anweisung, verstaue zunächst meine Tasche im Kofferraum, ehe ich mich auf dem Beifahrerplatz niederlasse.
„Ich habe was für dich. Handschuhfach."
Ich öffne dieses, direkt blitzt mir meine silberne Colt M1911 entgegen, die ich auch direkt einstecke. Die habe ich wirklich vermisst, mein treuer Begleiter.
„Dann lass uns mal los. Wie ist es im Moment so?"
„Läuft ganz gut. Tobi und ich haben das ganz gut hingekriegt."
„Ein Wunder, wenn Tobi überhaupt mal was hinbekommt. Aber wenn ich jetzt schon wieder da bin, sollte ich vielleicht auch meine Freunde mal informieren."
„Ich verstehe immer noch nicht, was du von diesen Freaks hältst, dieses langweilige einfache Leben ist doch nichts. Dann auch noch dieses Versteckspiel."
„Jukka, sie sind nun mal seit Jahren meine Freunde, schon vor dieser Geschichte. Da muss ich dieses Doppelleben nun mal in Kauf nehmen. Ich will mir das nicht kaputt machen, schließlich bedeuten sie mir auch irgendwo was. Die werden bestimmt sauer sein, dass ich mich so gar nicht gemeldet habe", ich schalte mein Handy endlich mal wieder ein und direkt explodiert es vor lauter Nachrichten.
Als aller Erstes schreibe ich Paul – einem kleinen Energiebeutel, den ich als meinen besten Freund betitle – dass ich wieder zurück bin. Der wird sich bestimmt freuen und für heute Abend ein Treffen anordnen. Wahrscheinlich werden die anderen vier dann auch am Start sein. Insgesamt sind wir sechs, wir haben uns alle mal auf unterschiedlichen Partys kennengelernt, als wir noch jünger waren. Vor allem sind wir alle so unterschiedlich. Paul ist immer gut drauf und hasst nichts, Christoph, wir nennen ihn mit seinem Nachnamen – Schneider – steht auf Partys, ist aber trotzdem ein Familienmensch, Ollie ist normalerweise sehr ruhig, außer er ist betrunken, Till sieht ziemlich prollig aus, ist aber eigentlich eher schüchtern, bei uns dreht er aber gerne auf und Flake ist ziemlich komisch. Also nicht so komisch im Sinne von witzig, sondern einfach wirklich komisch.
„Du grinst so? Schreibst du wieder mit deinem Paul?"
„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass er nicht mein Paul ist? Wir sind bloß Freunde", protestiere ich direkt.
„Nur Freunde, jaja. Come on Richi, du vögelst zwar viele Weiber, aber dein Herz gehört Paul. Ich kenne dich dafür viel zu lange, um deine Lügen und Wahrheiten unterscheiden zu können."
Richi ... So darf mich niemand nennen, ich finde den Spitznamen richtig widerlich, aber Jukka ist da eine Ausnahme. Er hat damit angefangen, weil er der Meinung ist, dass es böser klingt. Tobi spricht mich entweder mit Ricardo oder mit Boss an. Bei meinen Freunden bin ich Richard, meine persönliche Änderung von meinem schrecklichen Vornamen. Meine Freunde wissen nicht mal, dass Richard nicht mein richtiger Vorname ist. Müssen die aber auch nicht wissen. Die denken sowieso, dass ich beim polizeilichen Geheimdienst arbeite und deshalb ständig untertauchen muss, was eigentlich bedeutet, dass ich mal wieder im Knast versauere.
Endlich wieder zu Hause. Gut es ist eines von meinen beiden Wohnorten, ich habe noch eine Wohnung in einem Stadtteil von Berlin. Unsere Männer Villa steht etwas abseits an einem Wald. Der Wald ist wichtig, falls wir mal jemanden umbringen müssen. Unser Beruf ist hart, wir sind Dealer, Räuber und Mörder. Aber wegen Mord haben die Bullen uns bisher noch nicht drangekriegt. Ob es mir schwer fällt einen Menschen zu töten? Ganz klares nein. Mir fällt es nicht schwer, einen Menschen zu töten, ich werde schon meine Gründe haben, warum ich das tue.
Außerdem besitzen wir noch ein sehr gut besuchtes Luxus-Bordell. Bringt auch noch ordentlich Geld in die Kasse, leider müssen wir dafür auch Steuern und alles zahlen. Aber so tut man wenigstens etwas Legales.
„Habe ich doch richtig gehört, dass du wieder da bist. Und du bist auch noch ganz oder haben sie dich kastriert?", begrüßt mich Tobi grinsend.
„Niemand kommt an meine Eier", kopfschüttelnd wende ich mich von ihm ab.
Mein Blick schweift durch den Eingangsbereich unserer Villa.
„Dann müssen wir ja dein Comeback feiern", meint Tobi noch.
„Kannst du knicken, Richard zieht es vor, mit seinen langweiligen Freaks zu feiern", wirft Jukka genervt ein.
„Das habe ich dir eben schon erklärt Jukka und ich werde es nicht noch mal tun", äußere ich mich dazu nur und gehe nach oben, in mein Schlafzimmer.
Rückwärts lasse ich mich auf das Bett fallen, endlich wieder ein weiches Bett. Das im Knast fühlt sich an, als würde man auf eingefrorenem Metall schlafen und das Kissen war ursprünglich mal ein Frühstücksbrett.
Aber großartig Zeit habe ich nicht, muss mich schließlich wieder um die Arbeit kümmern und außerdem muss ich ja noch in meine zweite Wohnung. Zwar haben sich meine Freunde während meiner Abwesenheit darum gekümmert, aber trotzdem sollte ich selbst mehr als rechtzeitig dort sein, damit es nicht so aussieht, als wäre ich grade mal seit fünf Minuten im Haus.
Ich richte mich aus den weichen Kissen wieder auf und erhebe mich. Schnell gehe ich nach unten in mein Büro, ich habe einen neuen Computer bekommen. Worum sich Jukka und Tobi so alles kümmern, während ich weg bin, ist echt interessant. So kann man direkt gut anfangen. Zunächst sollten meine Stammkunden erfahren, dass ich wieder da bin, damit sie wissen, dass wieder Köpfe rollen, sobald etwas schiefläuft. Zumal Tobi weiterhin richtig aufpassen muss, er hat nämlich noch eine Bewehrung offen und es muss ja nicht sein, dass direkt wieder einer in den Knast muss. So langsam macht unser Anwalt das auch nicht mal mit, außer, ich besteche ihn.
Jukka kommt herein, hält ein Klemmbrett in der Hand. Wahrscheinlich ist er grade unser Lager durchgegangen oder wir haben Lieferung bekommen. Mein Blick fällt zum Kalender an der Wand, es ist Donnerstag, da ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass wir neue Lieferungen gekriegt haben.
„Bestände wieder aufgefüllt. Lieferer war da, als ich dich abgeholt habe", bestätigt er meine Gedanken.
„Sehr gut. Also haben wir derzeit alles da? Läuft der Verkauf soweit gut?"
„Verkauf rollt wie immer. Die Anfragen werden nur mehr, wir bräuchten mehr Dealer."
„Tz, die wollen doch nur Bezahlung. Nein, ich habe genug Mäuler mit Geld zu stopfen. Die Mädchen wollen bestimmt schon wieder eine Gehaltserhöhung, dabei bezahle ich sie schon so gut."
„Bei mir haben sie sich in den letzten zwei Jahren nicht beschwert. Tobi und ich haben natürlich alles feinsäuberlich festgehalten mit den Einnahmen, haben sich mal wieder ordentlich gesteigert."
„Es lebe das Schwarzgeld. Gucke ich mir später an. Ich werde jetzt einmal zum Bordell fahren, Lage checken und dann zu meiner Zweitwohnung."
„Pennst du da oder bist du morgenfrüh hier?"
„Je nachdem wie lange es dauert. Ich schreibe dir, okay? Ich werde dann mal."
Ich schnappe mir meinen Autoschlüssel, endlich darf ich mal wieder selbst Auto fahren. Habe ich ja schon so ein bisschen vermisst, aber vor allem habe ich das Motorradfahren vermisst. Das werde ich morgen mal wieder tun, wenn ich die Stammzellen, so nennen wir unsere Stammkunden, besuche.
Schon beim Öffnen der Garage spiegelt sich die Sonne im schwarzmetallic Lack meines Maserati Levante. Ich muss mit dem fahren, mein Ferrari wäre zu merkwürdig für meine bodenständigen Freunde, die sind schon über den Maserati verwundert genug. Mein Porsche kommt nur in besonderen Fällen zum Einsatz, dazu aber wann anders. Ich gehe stark davon aus, dass Jukka und Tobi in der Zeit mal mit meinen Babys gefahren sind, sonst springt er gleich nicht an.
Ich setze mich ans Steuer, betätige den Zündungsknopf und er startet. Glück gehabt, ich fahre aus der Garage.
Kaum auf der Straße gebe ich Gas. Wie habe ich das vermisst. Es gibt mir das Gefühl von Freiheit und das bin ja jetzt wieder; frei. Hoffentlich halten mich die Mädels nicht so lange im Bordell auf. Aber das muss ja auch abgecheckt werden. Kann ja nicht meine Geschäfte linksliegen lassen.
Ich parke genau vor der Tür des Bordells. Ist das schön, diesen Drecksschuppen wieder zu sehen.
Ich betrete das Bordell und sehe mich kurz um. Immer noch derselbe rote Teppich im Eingangsbereich, immer noch dieselbe Wand mit den wenigen speziellen Bildern. Die Kronleuchter an der Decke erhellen die Räumlichkeiten, dennoch sind die Mädels nicht zusehen. Gut, um diese Zeit kommen auch nicht viele Kunden, wahrscheinlich machen die grade Pause.
„Papa ist wieder da!", rufe ich einfach mal durch den Raum.
„Richard mein Schnucki", begrüßt mich Roxy, die aus dem privaten Bereich kommt, direkt mit einem breiten Grinsen.
Sie ist quasi die Mutti der Mädels, weil sie schon am längsten hier arbeitet und ist auch für die Ausbildung zuständig. Sie macht auch mehr die Bar und Strippen, als dass sie die Männer befriedigt.
„Haben sie dich doch schon aus dem Knast gelassen? Lass dich ansehen, Mensch siehst du gut aus, trotz der zwei Jahre. Aber du rasierst dich doch wieder? Richard, mit Bart siehst du immer so alt aus", sie streicht mir mit zwei Fingern über die Wange, wobei sie mich leicht mit ihren langen Fingernägeln kratzt.
„Jaja, der kommt wieder ab. Wie läuft es so?"
„Wir haben drei neue Mädchen zur Ausbildung, Jukka hat noch eine Neue eingestellt und ansonsten ist alles beim Alten. Die Drei müssen dich ja auch langsam mal kennen lernen, sie müssten auch bald da sein. Im Moment sind außer mir nur Kitty und Abby da und Kitty hat Kundschaft."
„Ich habe nicht so viel Zeit."
„Wollen die Freaks dich schon wieder entführen?", sie verdreht die Augen und setzt sich auf den Tresen, starrt auf ihre glitzernden High Heels.
„Es sind nun mal meine Freunde. Ich wollte nur wissen, ob der Laden noch läuft. Bringt ihr auch ordentlich Geld ein?"
„Und wie, wir steigern uns jährlich."
„Sehr gut. Jetzt habe ich ja wieder Zeit, jetzt kann ich auch wieder vorbeikommen und das überprüfen. Ich muss dann auch wieder, spätestens morgen gucke ich wieder rein."
„Sonst wäre ich auch sehr beleidigt, Schnucki."
Ich muss lachen und mache mich wieder auf den Weg.
Bei meiner Zweitwohnung bin ich ziemlich erstaunt, wie ordentlich Till und Paul sie gehalten haben. Ich habe da ja immer so meine Zweifel. Ich habe auf dem Weg schonmal Getränke besorgt, dann ist das schon erledigt. Jetzt dürfte das auch nicht mehr wirklich lange dauern, bis meine Freunde kommen. Doch mit einem Schreck stelle ich fest, dass ich ja noch bewaffnet bin. Zwar würde ich als Polizist auch eine Waffe haben, aber die wäre schwarz und vor allem eine P99. Schnell verstaue ich sie in meinem Tresor, wie gut, dass ich den habe.
Kaum ist dies erledigt, klingelt es auch an der Tür, wie passend. Kurz schließe ich die Augen und stelle mich darauf ein, dass ich nicht mehr das böse Arschloch bin, dann öffne ich mit einem aufgesetzten Lächeln die Tür.
„Hey du Untertaucher!", begrüßt mich Paul grinsend und umarmt mich.
Nur zu gerne erwidere ich die Umarmung und auch die der Anderen tun unglaublich gut. So unterschiedlich sie im Gegensatz zu mir auch sein mögen, trotzdem liebe ich diese Freaks.
„Und wo warst du diesmal untergetaucht, wieder Amerika?", hakt Till direkt nach.
„Diesmal darf ich das nicht verraten, sonst macht mich mein Chef wirklich noch einen Kopf kürzer."
„Warst aber ganz schön lange weg, länger als beim letzten Mal. Da war es nur ein Jahr, nicht?", erinnert sich Schneider.
Da war ich für ein Jahr und zwei Monate im Gefängnis.
„Das hat halt alles länger gedauert als gedacht, aber dafür ist jetzt alles abgeschlossen und ich habe erstmal wieder Ruhe. Hoffe ich zumindest, so gerne, wie ich eingesetzt werde. Aber jetzt erzählt doch mal, was ist bei euch so passiert?"
„Ach bei mir nichts Besonderes. Habe nur mal wieder ein Buch rausgebracht und mache momentan eine kleine Pause", Flake ist Autor mit Leib und Seele, er schreibt aber auch wirklich gute Geschichten. Ich hatte sein erstes Buch mit im Knast.
Aber auch Tills Bücher hatte ich mit. Auch er ist Autor, dazu ist er noch Dichter. Ich nenne ihn deshalb gerne mal den dunklen Goethe. Sein Vater war schon Dichter, da hat er das einfach übernommen.
„Bei mir auch nicht, ich habe nur mittlerweile mal kapiert, dass das Lehrerleben ganz schön langweilig sein kann", Ollie ist Musik- und Sportlehrer, die beste Kombination, die es meiner Meinung nach gibt.
Christoph arbeitet mit seinem Vater zusammen, der Leiter eines Opern- und Theaterhauses hier in Berlin ist. Christoph ist Regisseur, war sein absoluter Traumberuf. Und Paul? Der arbeitet beim Fernsehen und manchmal auch beim Radio als Moderator. Passt auch wirklich zu ihm, er ist eine richtige Rampensau.
Man merkt, sie alle haben normale Jobs, führen ein einfaches und vor allem normales Leben und dann komm ich. Ich bin kriminell, seit ich 15 Jahre alt bin.
Und wie sieht es mittlerweile aus? Neben meiner normalen Tätigkeit als Dealer und Zuhälter habe ich eine zweite Identität, von der niemand – außer Jukka und Tobi – weiß. Diese zweite Identität ist das Böse höchstpersönlich. Aber ich möchte noch nicht zu viel verraten.
„Bei mir gibt es aber war neues. Ich bin zum zweiten Mal Vater geworden", berichtet Christoph.
„Oh wirklich? Glückwunsch, freut mich sehr für dich. Wieder ein Sohn?"
„So ist es."
Hach ja, Kinder. Ich habe selbst welche, aber die habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Ist auch besser für die, so ein Leben sollen sie nicht führen. Außerdem verstehen ihre Mütter nicht, dass ich als ‚Polizist beim Geheimdienst' viel zu tun habe. Ich bezahle den Unterhalt und dann ist alles gut, dass ich sie kaum sehe, akzeptiere ich.
„Habe ich ansonsten irgendwas Wichtiges verpasst?", hake ich noch weiter nach, aber die Jungs verneinen die Frage.
Umso besser, so kann man in die Zukunft sehen und muss nicht in der Vergangenheit stecken bleiben. Mein Leben wird ab morgen wieder meinen typischen Alltag finden. Von dem niemand was wissen darf. So ein Doppelleben ist kompliziert, aber ich bin darin ja schon geübt.
„Hast auch schon wieder kein Mädchen mitgebracht?", fragt mich Ollie grinsend und öffnet das erste Bier.
„Nein, habe ich nicht. Ihr wisst doch, dass dieses Untertauchen nicht dazu da ist, um Mädchen kennen zu lernen", grinsend schüttle ich den Kopf, was die schon wieder denken.
Aber im Knast sind ja sowieso nur Justizvollzugsbeamtinnen und die aus der Küche, wobei die aus der Küche um die 80 Jahre sind. Einer der Mitgefangenen hat es doch tatsächlich geschafft, eine der Beamtinnen flachzulegen und ich frage mich bis heute, wie der das geschafft hat. Er wollte es mir nicht verraten, aber mein Interesse war auch nicht so groß.
Aus meiner Hosentasche nehme ich meine Schachtel Zigaretten und stecke mir eine Kippe an, habe ich heute noch gar nicht.
„Aber zum Rauchen bist du gekommen", Till schmunzelt.
Er ist zwar selbst Raucher, aber ich rauche ziemlich viel und darüber machen sich die anderen gerne mal etwas lustig. Zigaretten sind teilweise meine Energiekästen und mein Beruhigungsmittel, sonst würde ich durchdrehen.
„Du weißt doch, Till, ohne Zigaretten bin ich nicht komplett."
Der Abend verläuft gut, wir reden über viele belanglose Themen, zwischendurch haben wir uns auch noch Pizza bestellt, damit keiner verhungert. Pizza ist auch so eine Sache, die ich wirklich vermisst habe.
„Hatten die da keine Pizza oder warum geniest du die so?", Schneider beginnt zu lachen.
Normalerweise haue ich so eine Pizza, ohne zu zögern weg, aber jetzt verspeise ich sie relativ langsam, lasse sie mir ordentlich schmecken. Ich habe sogar vergessen, wie geil geschmolzener Käse schmecken kann.
Letztendlich ist nur noch Paul da. Es ist schon ziemlich spät und wir haben ziemlich gut getrunken. Wir liegen auf meiner Couch und lachen einfach völlig grundlos.
„Reesh? Kann ich dich eigentlich mal was fragen?", unterbricht Paul sein Lachen und wird ernst.
„Immer doch, was los?"
„Wie kannst du dir diesen Maserati leisten? Ich habe mal nachgeguckt, wie viel so ein Auto kostet und das ist ja so teuer."
„Ich verdiene nun mal gut, Zusatzzahlungen und so, weißt du?"
„Ach so... Ulrike hatte da mal was von gesagt, dass man in deinem Alter niemals so viel verdienen kann."
Ulrike ist Christophs Frau, sie findet mich etwas merkwürdig. Sie traut mir nicht so ganz, was natürlich ein Problem ist, aber ich kann sie ja schlecht aus dem Weg schaffen. Also muss ich vor ihr noch mehr aufpassen.
„Warum hast du eigentlich keine Freundin, Paul? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du in den letzten zwei Jahren nur von ONS gelebt hast."
„Ich habe kein großes Interesse an einer Beziehung. Ist mir zu anstrengend. Ich liebe meine Freiheit", er seufzt leise, „Ich habe dich echt vermisst, Reesh. So überhaupt nichts von dir zu hören war schon schrecklich."
„Strenges Kontaktverbot, wegen der Überwachung. Alles muss strenggeheim bleiben. Auch immer noch, obwohl ich wieder da bin und alles abgeschlossen ist. Wegen der Beteiligten, weißt du?"
„Ich verstehe, was du meinst, aber es war trotzdem eine Qual für mich, so in völliger Ungewissheit zu sein. Es fühlte sich ein bisschen so an, als wärst du mit der Bundeswehr im Krieg und wir würden nie erfahren, ob du schon tot bist oder nicht. Das war richtig schlimm und ich habe mich so gefreut, als deine Nachricht kam."
Es tut mir leid, dass ich ihm solche Gedanken gemacht habe. Aber es tut mir leid Paul, ich kann dir die Wahrheit nicht sagen, niemals...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro