Zurück...
(Pov. Rye)
Ich wusste nicht, wie weit ich gehen konnte, denn Andy und ich waren ja schließlich erst seit ziemlich kurzer Zeit zusammen, also beschloss vorsichtig die Grenzen auszutesten. Meine Zähne hielten immer noch seine Lippe fest, sodass er nicht sprechen konnte, als ich meine Hand auf seinen Rücken presste und darüber strich. Ich fuhr bis an seine Hüfte hinunter und noch ein Stückchen weiter, bis ich merkte, wie Andy sich verkrampfte. Schnell zog ich meine Hand weg und gab seine Lippe frei. Er schaute mich zögerlich an, gab mir dann einen Kuss auf den Mund und legte den Kopf auf meine Brust. Seine Augen waren geschlossen, seine Lippen leicht geöffnet und sein Atem ruhig, als er wenig später einschlief. Meine Gedanken kreisten noch immer um seine Reaktion, welche ich nach langem durchdenken für nicht weiter verwunderlich hielt, denn schließlich hatte er, ebenso wie ich, keine Erfahrung mit einem Jungen gemacht. Nach Stunden, in denen Andy schon längst schlief, legte ich sanft einen Arm wieder um ihn, vergrub meine Hand in seinen Haaren und schloss ebenfalls die Augen.
Am nächsten Tag schliefen wir ziemlich lange und erst gegen Nachmittag kam der Rest meiner Familie zurück.
Die letzten Tage der freien Zeit verbrachten wir viel mit ihnen und vorallem zusammen, da wir in der Wohnung nicht jede Nacht in dem gleichen Bett schlafen konnten.
Bald war es auch schon wieder so weit.
Andy und ich packten all unsere Sachen am Abend vor der Rückfahrt in die Wohnung, in welcher wir nur einige Tage bleiben würden, da danach unsere Tour fortgesetzt werden sollte.
„Hast du meinen Pullover gesehen?", fragte ich Andy nun schon zum wiederholten Mal, da auf merkwürdige Art und Weise fast alle meine Oberteile verschwunden waren. Der Blonde wühlte auf meine Frage hin nur kurz in seinem Klamottenberg, der über die freien Wochen immer größer geworden war, bis er schließlich meinen Pullover in den Händen hielt und ihn mir quer durch mein Zimmer zuwarf. „Ach!", lachte ich, „hast du vielleicht noch mehr Klamotten von mir? Bevor ich immer wieder fragen muss meine ich?" „Nö glaub nicht!", rief er unschuldig guckend und fing eine halbe Stunde später, in der er aus für mich unerklärlichen Gründen nicht aufgehört hatte in seinem Klamottenhaufen zu wühlen, an zu kichern. „Was ist?", fragte ich verwirrt. Daraufhin schmiss er einen riesigen Haufen an Klamotten auf mein Bett. Ich starrte erst die Klamotten, dann Andy an. „Was ist das?", schmunzelte ich, da ich eine Vermutung hatte. „Das ist alles deins!", lachte Andy laut und weinte fast vor Lachen. „Ach du hast meine ganzen Sachen! Ich hab mich schon gefragt, ob ich einfach nur zu dämlich bin die wiederzufinden!", prustete ich los und schnappte mir die Klamotten vom Bett.
Am nächsten Morgen waren alle Sachen gepackt, das Taxi schon vor dem Haus und meine Mutter den Tränen nah. „Kommt uns bald wieder besuchen!", fing sie wimmernd an, bis sich ihr Ton schlagartig auf gespielte Ernsthaftigkeit änderte und sie Andy und mir nacheinander tief in die Augen blickte. „Wagt es ja nicht Schluss zu machen!" Als sie ihrer Stimme noch ein Wenig mehr Nachdruck verlieh, konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen. „Haben wir glaube ich nicht vor oder Babe?" Fragend schaute ich zu Andy, der neben mir stand und mir als Bestätigung einen kurzen Kuss auf die Wange schmatzte, woraufhin ein ‚Aww' von meiner Mutter und ein ‚iuu' von meinen kleinen Brüdern kam. Trotzdem sprangen die beiden mir noch einmal in die Arme, bevor wir uns auch von meinem großen Bruder verabschiedeten und ins Taxi stiegen.
Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander, unsere Finger waren ineinander verschränkt.
„Was sollen wir eigentlich den Jungs und vorallem den Roadies sagen?", fragte Andy irgendwann und hob deutend unsere Hände ein Stück an. Ich hatte mir noch gar keine Gedanken darum gemacht und wurde nun ein Wenig nervös. „Ehrlich, ich hab keine Ahnung. Willst du es den Jungs sofort erzählen?", fragte ich und war mir nicht einmal sicher, wie ich auf diese Frage geantwortet hätte. „Weiß nicht, eigentlich dachte ich schon, denn sie werden es spätestens nach einer Woche mitbekommen haben. Und ich könnte schwören, dass Mikey es eh schon weiß, obwohl er nicht einmal dabei war".
Einige Zeit diskutierten wir bereits über die Vor- und Nachteile, die es mit sich brachte, wenn Andy und ich es den Jungs direkt erzählten, bis sich plötzlich eine dritte Stimme zwischen unsere mischte und uns beide augenblicklich vor Erstaunen verstummen ließ.
„Ich finde ihr solltet es euren Freunden sagen".
Ich starrte Andy an und dieser starrte mit dem gleichen, leicht geschockten Blick zurück. Der Taxifahrer hatte sich wirklich gerade in unsere Beziehungsfrage eingemischt.
„Bitte?", fragte Andy jetzt etwas zögernd, doch der Taxifahrer lachte leise. „Ich bin selber mit einem Mann verheiratet und habe unsere Beziehung vor der Hochzeit sehr lange vor meinen anderen Freunden geheim gehalten. Schlussendlich haben sie es herausgefunden und waren anschließend ziemlich überrascht und auch ein Bisschen sauer, dass ich es ihnen nicht erzählt habe". „Oh", entfloh es mir, doch ich sah, wie Andy unserem Fahrer interessiert eine Frage nach der anderen stellte. „Und was ist dann passiert?" „All meine Freunde wollten Trauzeuge spielen", Andy und der Fahrer lachten, dann fuhr er fort , „und weil das natürlich nicht bei allen ging, hatten wir am Ende ziemlich viele Blumenmädchen". „Und wann habt ihr geheiratet?" „Jetzt vor ziemlich genau drei Jahren" „Glückwunsch nachträglich!", kicherte Andy und sein Gesprächspartner bedankte sich freudig. „Wie lange ward ihr denn schon zusammen? Und wer hat wen gefragt?" „Du bist ja echt neugierig! Aber ich kann es dir nicht verübeln, war ich nämlich früher auch. Also bevor mein jetziger Mann mich gefragt hat, waren wir circa sechs Jahre zusammen". „Wow, das ist ja echt viel", staunte mein Freund und sah mich mit einem merkwürdigen Blick an.
Viele Minuten später hielt das Taxi vor unserer Wohnung und bereits bevor wir richtig ausgestiegen waren, warf sich ein schwarzhaariger, schlaksiger Junge kreischend in unsere Arme. „Ich hab euch ja so vermisst Leute!", juchzte Mikey und umklammerte uns beide zusammen so fest, dass kaum Platz zum Atmen blieb. „Und wie war die Zeit bei euch so? Was habt ihr so gemacht? Ist irgendwas passiert von dem ich etwas wissen müsste? Und ach ja, frohe Weihnachten und frohes Neues!" Der gepiercte Sänger war total aufgeregt und hibbelig, sodass Andy ihn an den Unterarmen festhielt und langsam beruhigend auf ihn ein redete, während er sich immer wieder das Lachen verkneifen musste, was ich schon längst nicht mehr hinbekam und somit lieber unsere Sachen aus dem Auto holte.
(Pov. Andy)
Mikey hatte ich auf später vertröstet und verabschiedete mich nun von unserem ebenfalls schwulen Taxifahrer, welcher mir noch kurz zuzwinkerte und mir mit bedeutungsvollem Blick viel Glück wünschte, bevor er wegfuhr.
Rye, Mikey und ich schleppten unseren Kram in die Wohnung und wurden bereits an der Türschwelle von Brooklyn und Jack überrannt. Und auch, wenn wir nur gute zwei Wochen ohne sie gewesen waren, fühlte es sich jetzt verdammt gut an wieder zusammen zu sein.
Unsere Sachen fanden wie immer den Platz in unseren Betten oder in irgendwelchen Ecken, in welchen sie mit der Zeit verschwinden und irgendwann wieder auftauchen würden. Dann tippelte Mikey plötzlich auf mich zu, schlang seine Arme um mich und schmiss sich mit mir auf sein Bett. Er lag so nah auf mir, dass mir sein Flüstern unglaublich laut vorkam. „Und jetzt erzählst du mir, was zwischen dir und Rye vorgefallen ist", gerade als ich ausweichen wollte, fiel er mir wieder ins Wort. „Und glaub ja nicht, dass du mir hier irgendwelche Lügenmärchen auftischen könntest. Ich kenne dich mittlerweile Andy Fowler! Du nutzt deine Chancen, also erzähl". „Ich . . . also . . . Rye und ich . . . waren bei ihm . . . äh . . .", weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment betrat Rye das Zimmer, sah uns und stellte sich frech grinsend mit verschränkten Armen vor uns auf. Ich kniff die Augen zusammen, da ich ein Wenig Angst vor dem Kommenden hatte.
„Mikey Cobban! Würdest du bitte die Freundlichkeit besitzen und von meinem Freund runter gehen?", fragte er mit übertrieben höflichem Tonfall.
Erst blieb es still...
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So. Ein kleiner Cliffhanger am Ende macht doch jeden Leser glücklicher ;). Ich hoffe es gefällt euch, wenn ja lasst doch einen Vote und vielleicht einen lieben Kommentar da, ich freue mich drüber. Übrigens bin ich parallel am Schreiben von weiteren Szenen, die noch in die Geschichte mit einfließen werden (nur damit ihr wisst, dass ich momentan nicht überhaupt nichts schreibe). Vorfreude, sag ich da nur. Einen schönen Tag noch,
Eure Lisa
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