Würdest du eher...
(Pov. Rye)
Das mit dem Kuss auf die Wange war zwar eine Kurzschlussreaktion gewesen, dennoch wollte ich es am liebsten gleich nochmal tun, aber er konnte ja nicht wissen, was dieser kleine Kuss in mir ausgelöst hatte. Es war, als würden die Schmetterlinge in mir Silvester feiern und ihre Raketen mit extra viel Sprengstoff abschießen. Ich wollte ihn zwar nicht loslassen, aber als erst alle Jungs und schließlich auch Blair auf uns sprangen, ließ ich ihn dann doch los. „Hast du schon gepackt? Können wir gleich los?", drängte Jack. „Lass ihn doch erstmal durchatmen!", lachte Blair und schaute Andy an, der rot angelaufen war, aber lachte „Warum hätte ich denn schon packen sollen?! Ich wusste ja nicht mal, dass ihr kommt!" „Dann lass dir Zeit und wir ruhen uns von der Hinfahrt noch ein wenig aus", meinte nun Blair und alle waren einverstanden. Als Andy die Treppe hinauf ging fragte Mikey noch, der inzwischen staunend umher sah, „Kann ich mich hier ein bisschen umsehen? Das Haus ist so riesig!" „Na klar! Eines der oberen Schlafzimmer ist aber abgeschlossen," bei diesen Worten schaute er mir kurz in die Augen und ich wusste, dass es das Schlafzimmer seiner Mutter gewesen war, bevor sie in die Psychiatrie zog. Mikey nickte strahlend und begab sich mit Brook und Jack auf Entdeckungstour durch das Haus. Blair verzog sich auf die Couch und ich stand immer noch im breiten Flur vor der Treppe, die nach oben führte. Als Andy, der lachend Mikey und den anderen hinterher geschaut hatte, wieder zu mir sah machte er eine Handbewegung ihm zu folgen.
Ich betrat sein Zimmer erst nach ihm. Es sah fast so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte, als ich mit ihm telefoniert hatte. In der Mitte des großen rechteckigen Raumes stand ein breites hellgraues Metallbett mit einigen großen und kleineren bunten Kissen darauf. Als meine Vorstellung von ihm, wie er weinend mit dem Handy am Ohr im dunkeln hier lag, zu bildlich wurde, zog ich meinen Blick zu dem Doppelfenster. Ich ging hin und schaute auf die Straße, an dessen Rand Blair's rotes Auto parkte. Hinter mir raschelte und klapperte es ununterbrochen und als ich mich umdrehte sah ich, dass Andy dabei war seine Sachen in einen Koffer zu stopfen. „Hey," fing ich leich lachend an, „du musst doch nicht alles in einen einzigen Koffer quetschen. Wir haben genug Platz im Auto und schließlich musst du ja alles mitnehmen, denn du ziehst ja bei uns ein!" Wie schön klangen diese Worte. Pure Freude durchflutete mich, wenn ich daran dachte, dass Andy endlich bei uns einziehen konnte, darauf hatte ich schließlich seit seinem Casting gewartet.
„Soll ich dir helfen?", fragte ich als ich sah, dass er sich ganz schön strecken musste, um an seine Reisetasche zukommen, die auf seinem Schrank lag. Er schaute mich mit seinen ozeanblauen Augen an und nickte dankbar. „Danke", murmelte er mir zu und ich gab ein leises „dafür nicht" zurück.
Zusammen packten wir Andy's restliche Sachen zusammen und brachten sie ins Auto. „Hast du deine Gitarre?" fragte Jack während er ins mit leuchtenden Augen ins Auto kletterte, als er, Mikey und Brook mit der Auskunschaftung des Hauses fertig waren. „Aber sicher! Die würde ich bestimmt nicht vergessen!", grinste der Blonde.
Wenig später fuhr das Auto los und wir verließen die Straße. Andy sah dem Haus nur kurz nach, schloss dann die Augen und drehte sich wieder nach vorne.
(Pov. Andy)
Eingekeilt zwischen Rye und Mikey saß ich auf der Rückbank von Blair's Auto. Rye's Aussage, dass das Auto groß genug für all meine Sachen sei, war fast eine Lüge, denn Jack saß zwischen meinem Gitarrenkoffer, meinem normalen Koffer, meiner Reisetasche und meinem Rucksack im Kofferraum auf einem ausgeklappten Extrasitz, was mir ziemlich leid tat. Brook saß vorne auf dem Beifahrersitz. Es lief zwar Musik, aber am Anfang hatte ich noch genug damit zu tun meine Gedanken zu sortieren. Rye musste mich bei der Fahrt aus unserer Straße beobachtet haben und gesehen habe, wie nachdenklich ich jetzt war, denn er beugte sich näher zu mir und flüsterte mir zu „Hey, alles in Ordnung mit dir?" Er war mir mit seinem Mund so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spürte. Als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte waren uns unsere Lippen so nah, dass ich, wenn ich ihn hätte küssen wollen (was ich so gerne wollte, mich aber zurück hielt) mich nur um einen knappen Zentimeter nach vorne hätte lehnen müssen. Andy! Denk doch sowas nicht! Es wird sich nur traurig machen! Stattdessen hauchte ich „Jetzt ja, ich habe mich nur gedanklich von meiner Mum verabschiedet". Rye sah mir mitfühlend in die Augen, bis ich von Mikey angestoßen wurde, der laut angefangen hatte ein Lied mitzusingen. Auch alle anderen sangen lauthals mit und nach einem kurzen Moment der Verwirrung wurde ich mitgerissen. Bis wir nach ungefähr der Hälfte der Fahrt an einer Raststätte anhielten hörten wir weiter laut Musik und sagen mit. Ich fühlte mich so wohl in diesem engen Auto mit so vielen absolut genialen Menschen wie ich es noch nie getan hatte.
„Willst du dein erstes Live.ly mit mir machen?", fragte mich Mikey, als wir gerade vom Rastplatz fuhren. „Was soll ich tun?" Ich starrte ihn unwissend an, woraufhin er losprustete. „Dein Blick war genial Andy!" Erst als er sich beruhigt hatte sprach er weiter. „Wir können bei einer App einen Livestream starten, den die Roadies dann sehen und mit uns schreiben können." „Au ja! Das hab ich noch nie gemacht!" Der schwarzhaarige lachte „Irgendwann ist immer das erste Mal" und sein Blick wanderte verstohlen zu Rye. Verwirrte schaute ich von Mikey zu ihm und wieder zurück. Grinsend stieß er mich an und zückte sein Handy, er öffnete eine App und richtete den Livestream ein.
„Guten Tag Roadies!", säuselte Mikey und ich grinste. „Hi", grüßend hob ich die Hand und wurde rot. „Nur keine Scheu", versuchte Rye mich zu beruhigen und ich nickte im dankend zu. „An dieser Zahl kannst du erkennen wie viele Menschen uns gerade zugucken" erklärte Mikey und deutete auf eine Ecke des Bildschirms, in welchem die Zahl in sekundenschnelle bereits auf über 500 angestiegen war. Auch die Kommentare fingen an über die untere Bildfläche zu rauschen und Mikey versuchte so viele wie möglich davon vorzulesen. Ich entdeckte einen der mir gefiel „Jemand hat ‚hi Andy' geschrieben. Hi, wie geht's?!" Ich schaute fragend zu Mikey und der nickte lachend „Gut so". Nach einigen Minuten der Begrüßung wollten wir ein Spiel mit den Roadies spielen. „Ich dachte mir, damit ihr Andy besser kennenlernt, spielen wir ein kleines Spiel mit ihm und euch. Ihr fragt eine ‚würdest du eher'-Frage und er beantwortet sie!" Er sah mich fragend an. „Klingt als könnte es Spaß machen! Also dann legt mal los Leute!", rief ich. Kurz darauf fing Mikey wie am Fließband an, die Fragen vorzulesen.
„Würdest du eher eine Nacht im Wald oder eine Nacht in einem U-Boot schlafen?"
„In einem U-Boot, im Wald ist es dunkel, gruselig und da sind viele Tiere, die einen direkt erreichen können."
„Würdest du eher immer sagen was du denkst, oder nie sagen was du denkst?"
„Immer sagen was ich denke. Probleme lange in sich aufzustauen macht depressiv", bei diesen Worten konnte ich Rye's Blick auf mir spüren.
„Würdest du eher unendlich reich sein, oder deinen perfekten Partner finden?" Ich dachte an den braunhaarigen Jungen neben mir und lächelte.
„Den perfekten Partner finden. Liebe ist wertvoller als Geld."
„Würdest du eher einen Harry Potter-Marathon oder einen Herr der Ringe-Marathon anfangen?"
„Harry Potter"
„Würdest du lieber nie mehr eine Hose tragen können oder nie mehr ein Oberteil tragen können?"
„Nie wieder ein Oberteil, das sieht nicht ganz so merkwürdig aus, wie als wenn man im Winter mit Jacke, aber ohne Hose rumläuft", lachte ich.
„Okay und die letzte: Würdest du lieber mit 10 anderen in einer Wohnung leben oder für den Rest deines Lebens alleine? Ihr seid echt gut heute Roadies!"
„Mit 10 anderen in einer Wohnung. Ich war schon zu lange alleine." wieder war es die Wahrheit. Dann las Mikey einen Kommentar vor, der mich ein wenig aus der Fassung brachte und mich sehr überraschte. „Ist Randy real? Ich weiß es nicht, da müsst ihr die beiden fragen!" Dann drückte er mir das Handy in die Hand und ich wurde rot. Ich richtete den Bildschirm so aus, dass Ryan und ich zusammen im Bild waren und zu meiner Erleichterung rettete er mich aus dieser Situation „Warten wir ab was sich ergibt. Fovvs war schließlich erst eine Woche bei uns"
Genau, allerdings hatte ich es bereits vor dieser Woche geschafft mich in ihn zu vergucken. Dabei zwinkerte er in die Kamera, sodass er einfach unverschämt gut aussah.
Wir setzten den Livestream weiter fort und auch Mikey war nun wieder mit im Bild. Wir alberten viel herum und sangen mit dem Handy vor uns zu der Musik im Auto. Es war richtig entspannt. Irgendwann kam mir eine Straße bekannt vor und nur wenige Meter später hielt das Auto vor der Wohnung, in der ich ab jetzt wohnen würde...
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So. Hier ist das nächste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Btw. vielen Dank für über 1K Reads, das ist unglaublich. Ansonsten wie immer: Fragen, Sorgen, Nöte, Anträge in die Kommis, ich freu mich drüber und einen schönen Abend,
Eure Lisa
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