Verlassen, verlaufen, verletzt...
(Pov. Rye)
Es tat weh.
Es riss mir beinahe das Herz heraus.
Ich war nicht genug.
Nein. Ich war nicht gut genug.
Ich durfte nicht so fühlen, wie ich wollte.
Ich konnte nicht lieben. Nicht in diesem Zustand.
Er hatte etwas besseres verdient, als die tickende Zeitbombe in mir, die nur darauf wartete eines Tages zu explodieren und meine Welt in ein ewiges Schwarz zu hüllen.
Nichts war passiert und doch dachte ich so.
Wieso, konnte ich mir nicht erklären. Es war einfach so. Und auch, wenn die vergangene Zeit die beste meines bisherigen Lebens gewesen war, waren meine Gedanken schwarz.
Trübe Nebelschleier in meinem Kopf verdeckten all die schönen Geschehnisse und Erinnerungen und ließen nichts als Leere in mir.
Ich konnte nicht fühlen, ob ich traurig war oder nicht.
Ich fühlte einfach Nichts.
Ich musste etwas fühlen.
Jetzt.
Ich konnte es nicht länger aushalten.
Ich hatte immer gewusst, dass eines Tages der endgültige Zusammenbruch kommen würde, doch nie war mir wirklich bewusst gewesen, dass es in einem Moment soweit sein konnte.
Scheiß Depressionen.
Ich konnte nie sagen zu welchem Zeitpunkt sie kommen würden und aus welchem Grund. Mein Gehirn entschied sich einfach dazu mit einem Mal nichts mehr zu fühlen. Meistens dann, wenn ich gerade in einem Hoch steckte, denn Hochmut kommt vor dem Fall. In diesem steckte ich gerade. Ich fiel. Zu schnell, als dass ich es hätte aufhalten können.
„Ich geh mal Laufen!", rief ich und hatte schon meinen MP3-Player und meine Schuhe in den Händen. Andy kam aus unserem Zimmer auf mich zu und gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. So schnell, wie seine Lippen wieder verschwunden waren, kamen die Schmerzen durch meinen Körper geschossen. Jetzt konnte ich es nicht mehr durch mein aufgesetztes Lächeln verbergen, drehte mich zur Tür, öffnete sie und verließ kurze Zeit später das Haus. Ich steckte meine Kopfhörer in die Ohren und drückte auf ‚play'. Traurige Instrumentalmusik erklang und nahm mich langsam mit, während ich erst langsam losging. Als eine mir bekannte Note erklang, brachen die ersten Tränen aus meinen brennenden Augen und liefen heiß und feucht über meine Wangen. Plötzlich rannte ich los. Alles tat weh. Schmerzen. Überall tat es weh. Nicht wegen der körperlichen Anstrengung, sondern wegen den psychischen Schmerzen. Ich wusste nicht woher sie kamen, doch sie waren die selben wie damals im Bad, als Andy kam und mir half. Meine Beine rannten immer schneller über den rauen Asphalt und blind vor Tränen wechselte ich viel zu oft die Richtungen an Kreuzungen.
Irgendwann hörte ich Steine unter meinen Füßen knirschen, doch ich blickte nicht auf. Immer stärker rannen mir die Tränen vom Gesicht und mittlerweile sah ich überhaupt nichts mehr. Alles war verschwommen, ebenso wie die Gedanken in meinem Kopf.
Dann spürte ich plötzlich wie mein Fuß hinter etwas festhakte und ich verlor den restlichen wenigen Halt, den meine Füße noch am Boden gehabt haben. Ich schlug der Länge nach hin und augenblicklich fingen meine Handballen sowie meine Knie an zu brennen. Doch es war mir komplett egal. Ich rappelte mich wieder auf und stolperte weiter. Bei jeder Bewegung spürte ich die einzelnen Steinchen in den Wunden hin und her reiben und meine Schienbeine und Unterarme fühlten sich mittlerweile klebrig und feucht an. Wieder wogte der Schmerz in mir auf und ich stürzte erneut. Wieder zuckte ein Stechen und Brennen durch meine Glieder.
Dieses Mal blieb ich liegen.
Ich bewegte mich nicht.
Alles tat mir weh, doch ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr.
Nichts hatte bisher so verdammt weh getan, wie dieser Augenblick. Wann würde ich endlich daran zu Grunde gehen? Wann gab mein Körper auf, beziehungsweise, wann gab mein Kopf auf? Wann würde die Depression so schlimm werden, dass ich es nicht mehr aushielt und mich in einer Kurzschlussreaktion, naja egal. Jetzt auf jeden Fall nicht, denn ich wusste nicht wie. Als ich mich zu einem Baum schleppte, knirschte es in meinen Knien und Handballen. Ich kauerte mich zusammen. Meine Beine an dem Körper gezogen, meine Arme darum geschlungen, versuchte ich das Wrack, welches von mir übrig war, zu schützen. Meine Augen schloss ich und meinen Kopf lehnte ich an die harte, unebene Baumrinde.
Irgendwann wurde es kalt und ich begann zu zittern.
Zudem spürte ich plötzlich überall an meinem Körper Regentropfen. Nach und nach wurde der Regen stärker und der Himmel dunkler. Es war kalt und nass und ich saß alleine an einen Baum gelehnt, mit dem einzigen Wunsch nach Armen, die mich halten würden. Doch es war niemand da und so brach ich innerlich zusammen.
(Pov. Andy)
Es war bereits Stunden her, seit Rye zum Laufen aufgebrochen war und ich machte mir ernsthaft Sorgen um ihn. Und auch wenn Mikey, Brook und Jack permanent versuchten mich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging und er jeden Augenblick wiederkommen würde, spürte ich, dass es nicht so war. Irgendetwas in mir sagte mir, dass es Rye nicht gut ging und ich mich schleunigst auf den Weg machen sollte, um ihn zu suchen.
„Leute ich kann nicht mehr warten. Ich gehe ihn jetzt suchen!"
„Andy es ist dunkel und kalt draußen. Du kannst doch jetzt nicht einfach so los laufen, ohne dass du weißt, ob du ihn findest!", widersprach Brook, doch seine Aussage machte in meinen Ohren wenig Sinn. „Genau! Es ist dunkel und kalt und Rye ist seit Stunden irgendwo da draußen! Wenn du nicht willst, dass ich da alleine raus gehe, dann komm doch mit, aber ich gehe jetzt meinen Freund suchen!" Mit diesen Worten verließ ich die Wohnung und lief los. Doch schon nachdem ich wenige Meter vom Haus entfernt war, hörte ich eine Stimme nach mir rufen...
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So. Sowas entsteht, wenn man neben dem Schreiben traurige Musik hört und selbst fast am weinen ist. Ich hoffe sehr, dass es euch gefällt, denn ich habe mir dabei echt viel Mühe gegeben. Vielen dank für's Lesen, einen wunderschönen Tag wünsche ich,
Eure Lisa
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