Verbotene Küsse...
(Pov. Rye)
Von Tag zu Tag wuchs meine innere Anspannung und es tat schon beinahe weh, so aufgeregt wurde ich. Zudem half es auch nicht, dass Harvey eines Tages anfing Andy's Sachen in unserem Zimmer zusammen zu packen und diese sowie sein Bettzeug in das Wohnzimmer zu Mikey zu bringen. Seine eigenen Sachen brachte er in mein Zimmer und schob dann die zwei zusammengeschobenen Betten auseinander. Ziemlich überfordert stand ich einfach nur da und starrte ihn dabei die ganze Zeit an. Als ich meine Worte wiederfand, hatte Harvey sich bereits auf nun sein Bett geschmissen und grinste mich breit an. „Ähm, Harvey? Was genau soll das jetzt hier sein?", stammelte ich mir zusammen. „Hast du vergessen, dass du und Andy euch vor der Hochzeit nicht sehen sollt? Also jetzt hast du mich erstmal als neuen Zimmergenossen und Andy wird von Mikey in Beschlag genommen. Du wirst ihn so wenig wie möglich zu Gesicht bekommen, bis ihr beide vor dem Altar steht. Ich sage ‚kaum', weil ihr schließlich immer noch in einer Wohnung zusammen wohnt. Aber zum Auseinanderhalten sind wir ja da". Fassungslos ließ ich mich auf mein Bett fallen. „Das kann doch nicht wahr sein", nuschelte ich in mein Kissen. Es konnte doch nicht sein, dass ich meinen Zukünftigen nicht sehen durfte.
Schon in der ersten Nacht nervte es mich. Ich brauchte einfach jemanden zum Kuscheln, um einschlafen zu können. Die erste Hälfte der Nacht lag ich komplett wach und rollte mich immer wieder einfach nur hin und her. In dem nun ziemlich weit entfernten Bett schnarchte Harvey leise vor sich hin. Als ich nicht mehr liegen konnte, stand ich auf und ging zu unserem größeren Bad. Ich stand bereits im Türrahmen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte und mich erschrocken in der Dunkelheit umdrehte. Ich hörte sein leises Atmen, fühlte seine Wärme und spürte seine gesamte Anwesenheit in meinem Körper. Hitze wallte in mir auf. Zwei kühle Hände griffen nach meinen, fuhren meine Unterarme hinauf zu meinen Oberarmen, über meine Schultern und legten sich dann auf meine Brust. Seine Berührungen lösten Gänsehaut bei mir aus. Eine Hand strich in meinen Nacken, zog mich leicht hinab, bis ich weiche, leicht raue Lippen auf meinen spürte. Sein Duft hüllte mich ein, während sich unsere Münder zärtlich gegeneinander bewegten. „Was machst du hier?", fragte er. „Ich konnte nicht schlafen". Er stieß ein wenig Luft aus. Es klang wie ein leises Lachen als er antwortete „Ich auch nicht". Völlig lautlos fuhren meine Hände an seinem Körper entlang, schlangen sich anschließend um seine Taille und pressten ihn an mich. „Wenn die uns so entdecken, gibt's Ärger", flüsterte seine wundervolle, weiche Stimme. „Scht", hauchte ich gegen seine Lippen und ließ mich tiefer hinein sinken. Es fühlte sich sehr interessant an uns so verboten zu küssen. Es kribbelte gleich noch viel mehr in meinem Körper. Immer mehr verschmolzen unsere Lippen miteinander. Dann leckte seine Zunge über meine Unterlippe. Bereitwillig öffnete ich meinen Mund einen Spalt und gewährte ihm Einlass, welchen er sofort nutzte und unsere Zungen umeinander tänzeln ließ. Ein leises Seufzen entfuhr mir und als wir ein Geräusch hörten fuhren wir auseinander. Keiner von uns bewegte sich auch nur einen Zentimeter, bis wir sicher waren, dass uns niemand so entdecken würde. Ich musste ein Gähnen unterdrücken und ich spürte seinen Atem an meinem Ohr. „Morgen, selbe Zeit, selber Ort. Schlaf gut, ich liebe dich".
Und schon war er verschwunden.
Mit meinem Zeigefinger fuhr ich meine Lippen nach, auf welchen eben noch die anderen lagen. Als ich erneut gähnen musste begab ich mich zurück in mein Bett und konnte nach meinem nächtlichen Ausflug gleich viel besser schlafen.
Den ganzen Tag hatte Harvey alle Hände voll zu tun, mich von Andy fern zu halten. Seine Idee war einfach, aber auch extrem anstrengend. Er hatte Kartenspiele gekauft und zusammen spielten wir nach und nach jedes erdenkliche Kartenspiel durch. Und ich meine wirklich jedes. Von ‚Black Jack' über ‚Uno' und ‚Mau Mau' bis hin zu ‚Skat' und ‚Romme'. Ein kleiner Luxus war, dass ich von Harvey zudem bekocht wurde und er mich dann fast in meinem Zimmer einschloss, damit ich ja nicht das Wohnzimmer betrat. Andy und Mikey schienen ziemlich viel unterwegs zu sein, denn ab und zu durfte ich tatsächlich mein Zimmer verlassen. Zu diesen Zeitpunkten war aber niemand anders in der Wohnung. Brook und Jack waren ebenfalls sogut wie nie da.
Am Abend taten wir sogar etwas anderes als Kartenspiele zu spielen, denn wir schauten Filme, bis Harvey einschlief. Den Laptop schaltete ich aus, platzierte ihn auf seinem Nachttisch und legte mich auf den Rücken. Ich wartete, bis es wieder mitten in der Nacht war und hoffentlich alle, bis auf einer, schliefen. Irgendwann, als ich vermutete, dass es spät, beziehungsweise früh, genug war, stand ich so leise wir möglich aus dem Bett, verließ mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und drehte mich um. Vor der Badezimmertür stand bereits eine dunkle Gestalt, auf welche ich nun einen Schritt zuging. „Hi", flüsterte er und sofort verbanden wir unsere Hände miteinander. Wieder fanden unsere Lippen den Weg zueinander und unsere Körper den Weg aneinander. Dieses Mal war unser Kuss nicht so friedlich wie in der Nacht zuvor. Er war drängender, tiefer, heißer. Das Einzige worauf wir achteten war, dass wir keine zu lauten Atemgeräusche machen duften. „Ich liebe dich", waren wieder seine letzten Worte, bevor er ins Wohnzimmer verschwand. Der folgende Tag verlief genauso, ebenso wie der Tag darauf. Der einzige, negative Unterschied war, dass wir uns in der Nacht noch etwas wilder geküsst hatten, woraufhin uns Mikey entdeckt hatte und uns in unsere Zimmer verbannt hatte. Beide wussten wir, dass er soweit gehen würde, uns zu überwachen, damit wir uns in der Nacht ebenfalls nicht sahen.
Und tatsächlich.
Harvey hatte allen Ernstes unsere Zimmertür abgeschlossen und den Schlüssel zwar neben die Tür, aber unter eine extra dafür gekaufte Glocke gelegt, sodass ich Lärm machte, wenn ich ihn nehmen wollte. Zudem setzte er sich in diesem Moment neben mich und sah mich bittend an. „Ich will dich wirklich nicht in deinem Zimmer einsperren Ryan, aber du lässt mir keine Wahl. Bitte versau dir den Moment nicht, wenn du Andy vor dem Altar wiedersiehst". Mit einem Nicken nahm ich seine Worte hin und wurde in den nächsten Stunden und Tagen immer hibbeliger.
(Pov. Jack)
Weder Brook noch ich waren in den letzten Tagen mehr als zum schlafen in der Wohnung gewesen. Erst fuhren wir permanent zwischen der Wohnung und der für die Hochzeit angemieteten Location hin und her und brachten alle möglichen Dekorationen, Tischdecken, Besteck, Geschirr und sonstige Sachen dort hin. Die nächsten Tage bauten wir alles auf, putzen, richteten es her und dekorierten immer wieder um, bis alles perfekt schien. Als die Hochzeit nur noch zwei Tage hin war, durften wir auch endlich in die Kirche und uns dort mit sämtlichen, aber trotzdem dezenten Dekorationen ausbreiten. Mit dem Pastor klärten wir alles ab, was aus unserer Sicht heraus geklärt werden musste. Mein bester Freund uns ich verstanden uns dabei so gut wie noch nie und näherten uns immer weiter an uns an. Als wir heute tatsächlich mit der Kirche fertig wurden, nahm Brook mich fest in den Arm und grinste sein wunderschönes, kindliches Lächeln. „Jetzt kann die Hochzeit unserer besten Freunde beginnen", verkündete er stolz und ich nickte, während ich mich an ihm festhielt. Eine Weile standen wir so da und betrachteten unser Werk. Anschließend setzten wir uns ins Auto und fuhren zurück zur Wohnung, wo wir niemanden antrafen. Aufgrund unserer massiven Arbeitszeiten sowie dem Schlafmangel beschlossen wir uns nur einen Film auf unseren Betten anzusehen. Dabei aßen wir noch die auf dem Rückweg besorgte Pizza und schliefen beide noch während dem Film ein.
(Pov. Andy)
Seit ich Rye auch in der Nacht nicht mehr sehen konnte, wurde ich von Minute zu Minute nervöser. Die Aufregung war unbeschreiblich. Es tat fast schon weh, außerdem war mir schon schlecht. Mikey hatte dies natürlich bemerkt, weshalb wir jetzt durch die Londoner Straßen spazierten. Ich sog tief die angenehme Luft in meine Lungen, so tief, dass auch das letzte Lungenbläschen gefüllt wurde. Einen kurzen Augenblick hielt ich die Luft an, bevor ich sie zischend entweichen ließ. „Hey Andy, beruhige dich mal", lachte der Schwarzhaarige leise neben mir. „Ich kann nicht. Es ist nur noch so kurz hin und ich darf Rye ja auch nicht sehen, was es absolut nicht besser macht! Meinst du nicht ich könne ihn heute...? Auch nur ganz kurz? Für einen Kuss? Oder eine Umarmung? Bitte!" „Nein. Kommt gar nicht in Frage. Gedulde dich noch zwei Tage, dann siehst du ihn wieder", antwortete er kalt und ich ließ den Kopf hängen. Wieder lachte Mikey auf. „Bist du denn wegen der Hochzeit an sich gar nicht aufgeregt?" „Bitte?", kreischte ich fast entgeistert, „ich hyperventiliere jedes Mal fast wenn ich nur daran denke. Ich muss verdammt aufpassen, dass ich nicht andauernd einen Asthmaanfall bekomme. Weißt du eigentlich ob Rye schon einen Anzug hat?", der letzte Satz rutschte mir ganz beiläufig heraus, doch Mikey knuffte mich nur in die Seite. „Ich habe gesagt keine Fragen zu diesem Thema. Und jetzt komm mal her und reg dich ab". Er zog mich in seine schlaksigen, starken Arme und hielt mich fest. Immer noch staunte ich jedes Mal über seinen herrlichen Geruch.
Zwei Tage später.
Ich war nervös.
Endlos nervös.
Hibbelig, aufgekratzt, unaufmerksam, chaotisch, unfokussiert, panisch.
Noch nie hatte ich solche Schwierigkeiten mit meiner Atmung gehabt. Meine Lunge pfiff in einer Tour, mein Asthmaspray hatten Mikey und ich bereits neu kaufen müssen und Schlaf hatte ich seit einigen Tagen nur ziemlich wenig gesehen. Wenn mich mein bester Freund und Trauzeuge nicht bekochen und fast schon füttern würde, hätte ich auch seit Tagen nichts mehr gegessen. „Du willst doch bei eurer Hochzeit nicht wegen Kräftemangels umkippen oder?", war immer das Argument, mit welchem mich Mikey zum essen, trinken und schlafen brachte. Durch die Abwesenheit meines Geliebten konnte ich so dermaßen schlecht einschlafen, dass ich die letzte Nacht in den Armen meines besten Freundes verbracht hatte, um vor der Hochzeit überhaupt noch einmal geschlafen zu haben und die Augenringe loszuwerden. Es war relativ früh, als Mikey mir mein Frühstück zum Bett brachte und zusammen mit mir, neben mir aß und kontrollierte, dass ich etwas aß. Anschließend scheuchte er mich in die Dusche und schloss hinter mir die Wohnzimmertür ab, als ich wieder bei ihm stand. Einen Moment später hörte ich die Dusche erneut. Vermutlich hatte Harvey genau das selbe gerade mit Rye vor. Bevor ich allerdings weiter darüber nachdenken konnte, hatte Mikey mich schon vor den Spiegel geschoben und angefangen meine Haare zu föhnen und zu stylen, bis sie tatsächlich ziemlich gut aussahen. Ich ließ mich rasieren, meine Haut eincremen, meine Nägel schneiden, pfeilen und lackieren, die Zähneputzen und mit Zahnseide so lange maltretieren, bis alles blitzte und mein Zahnfleisch fast blutete, ließ mir Deo auftragen und mir die saubersten Klamotten anziehen, die Mikey extra fast ein Dutzend Mal gewaschen hatte.
Ich konnte mich währenddessen nicht bewegen. Mein Körper zitterte, das Adrenalin flutete meinen Körper, meine Haut kribbelte und brannte. Meine Gedanken waren vernebelt, bis Mikey plötzlich mit der gigantisch riesigen Kleidungshülle vor mir stand und breit grinste. „Bereit in dein Hochzeitsoutfit zu schlüpfen?" Ich brauchte keine Antwort zu geben, denn schon half der Schwarzhaarige mir dabei meinen Anzug, das Hemd, die Krawatte und die Schuhe anzuziehen. Er band mir sogar die Schnürsenkel zu. Als er mich nach gut zwei Stunden erneut vor den Spiegel schob waren alle meine Gedanken plötzlich so klar wie in den letzten Tagen nie.
Ich nahm alles wahr.
Ich sah und fühlte den angenehmen, weißen Stoff auf meiner Haut, roch das süßliche, dezente Parfüm, welches mir mein bester Freund in diesem Moment aufsprühte, schmeckte die frische Minze der Zahnpasta, hörte meinen zitternden, leise pfeifenden Atem. Immer wieder sah ich an mir hinab und staunte über das Werk, welches Mikey vollbracht hatte. Ohne eingebildet klingen zu wollen fand ich mich wirklich ein klein Wenig hübsch. Besonders gefielen mir, neben dem wundervollen Anzug, meine weiß lackierten Fingernägel.
Mein Zimmergenosse sah auf die Uhr und nahm dann meinen Arm.
„Bereit?"...
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So. Bald ist es soweit Leute! :D Ich bin selber schon ein Bisschen aufgeregt. Danach kommen auch einige weitere Teile, die schon fertig sind, und hoffentlich einigen von euch gefallen werden. Das hoffe ich natürlich auch bei diesem hier.
Bei dem letzten Kapitel gab es Probleme mit den Benachrichtigungen, aber ich hoffe jetzt funktioniert es wieder. Einen schönen Abend noch,
Eure Lisa
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