Asthma...
(Pov. Andy)
Rye mag mich sehr? „Woher willst du das den wissen?", fragte ich ungläubig und konnte meine extreme Neugier kaum verbergen. „Ich sehe es ihm an! Er versucht dir nahe zu sein. Sonst hätte er dir ja nicht den Arm um die Schulter gelegt", begann er und kam mir dabei vor wie ein Psychodoktor. „Und ich glaube, du magst ihn auch!" Shit! War ich so leicht zu durchschauen? „Wie kommst du darauf? Ich habe schließlich eine Freundin!"
„Ja, aber du liebst sie nicht, denn du hast meine Vermutung vor ein paar Tage im Zug einfach so stehen gelassen. Du hättest es abstreiten können, aber du hast es nicht. Ich schließe daraus, dass du es nicht magst zu lügen und deshalb lieber gar nichts gesagt hast. Außerdem hast du Rye's Arm nicht abgeschüttelt, wie du es getan hättest, wenn du ihn nicht mögen würdest, oder dir deine Freundin wirklich alles bedeuten würde. Dann hättest du nämlich sofort klar gestellt, dass das rein freundschaftlich sei. Genau das hast du aber nicht getan, sondern du hast dich ihm auch genähert, als du deinen Kopf gegen ihn gelegt hast. Du bist sogar eingeschlafen, was bedeutet das du dich sehr wohl bei ihm gefühlt hast."
Wow
„Mikey du bist unglaublich!", staunte ich.
„Danke. Ich war schon immer gut darin Menschen zu durchschauen. Mir brauchst du, wie schon im Zug gesagt, nichts vormachen!" Ich nickte nur, war aber noch nicht bereit, ihm zu erzählen, dass ich mich ganz schön in Rye verschossen hatte. Ich hatte immer noch Angst etwas kaputt zumachen.
Mit Mikey nahm ich die wenigen verbleibenden Takes auf und machte mich anschließend mit ihm erst auf den Weg zur Wohnung und danach mit den gepackten Sporttaschen auf zum Fitnessstudio.
Mikey hatte wie immer Recht gehabt, denn das erste Training war wesentlich schlimmer gewesen, als das heutige, sodass ich frisch geduscht den Rückweg sogar selbst in Angriff nehmen konnte. „Guck! Es war doch gar nicht so schlimm!" lachte der schwarzhaarige mich an. „Es ging", nickte ich leicht und als wir bei der Wohnung ankamen, öffnete uns ein, als er mich sah, erstaunt lachender Ryan die Tür. „Andy du kannst ja noch alleine gehen!" „Jap!", lachte ich und schlängelte mich an ihm vorbei in die Wohnung. Die Jungs hatten es sich in der Wohnung ziemlich gemütlich gemacht. Es war dunkel draußen und drinnen brannte nur schummriges Licht. Auf dem Tisch standen wieder Teetassen und Jack kam gerade aus der Küche, um mir ebenfalls eine in die Hand zu drücken. „Danke Jack", krächzte ich dankbar. Meine Stimme war wohl etwas überanstrengt von der ganzen Singerei heute. Er nickte mir lächelnd zu und setzte sich wieder in sein Bett, welches sich unter meinem derzeitigen Schlafplatz befand. Nachdem ich meinen Tee getrunken und mich im Bad umgezogen hatte, legte ich mich völlig erschöpft zurück ins Bett und lies meine Gedanken um die Geschehnisse des Tages kreisen.
Mikey hatte mich fast komplett entlarvt. Ich wusste allerdings nicht, ob das gut oder schlecht für mich war. Prinzipiell war es eher gut, denn somit wusste wenigstens Einer nicht alles, aber ziemlich viel von meinen Gefühlen, auch wenn er es nur vermutete. Schließlich waren seine Vermutungen ja richtig. Aber er hatte auch gesagt, dass Rye mich sehr mögen würde.
Korrektur!: Dass er dachte, Rye würde mich sehr mögen.
Das waren immerhin zwei verschiedene Dinge, obwohl ich sehr hoffte, dass sie es nicht waren.
Ich drehte mich im Bett um und konnte nun Rye sehen, der auf der anderen Seite des Raumes in seinem Bett auf dem Bauch lag und las. Heute trug er kein Shirt zum Schlafen, also konnte ich seinen nackten Oberkörper betrachten. Nicht schon wieder Andy! Du hast ihn schon im Fitnessstudio letztens so angestarrt! Mit diesem Gedanken wendete ich meinen Blick ab, murmelte ein „Gute Nacht Leute" auf welches ich aus allen Ecken des Zimmers leise Antworten bekam, und schloss die Augen.
Als ich sie wieder öffnete, war es hell und ruhig. Das war merkwürdig, denn in den vergangenen Tagen waren immer schon alle vor mir wach gewesen. Und noch etwas war anders, denn als ich mich aufsetzte, spürte ich keine Schmerzen. Keinen Muskelkater. Verrückt!
(Pov. Rye)
Ich erwachte von einem Schrei und einem starken Ruckeln an meinem Bett. Kerzengerade schoss ich hoch und saß aufrecht. „Was ist denn hier los?", rief ich. „Andyyyy! Na warte! Das bekommst du schon noch zurück!", kreischte Mikey und als ich Andy's Namen hörte, wurde ich hellhörig. Nach mehrmaligem Blinzeln hatten sich meine Augen an das helle Tageslicht gewöhnt und ich sah einen Mikey gegenüber von mir liegen, dessen Haare, Gesicht und T-Shirtrand komplett nass waren. Hinter ihm stand Andy mit zerzausten Haaren, einem breiten, frechen und wie ich fand unglaublich süßem Grinsen im Gesicht und einem leeren Becher in der Hand.
„Das war für das Auskitzeln am Morgen als ich Muskelkater hatte!", rief er, als er während seinem Lachanfall kurz Luft bekam. An diesen Morgen konnte ich mich noch sehr gut erinnern, da ich dort zum ersten Mal Andy's Quietschen in seinem Gelächter hörte. Es war das niedlichste gewesen, was ich bisher gehört hatte.
Wieder ruckelte mein Bett, denn Mikey krabbelte an mir vorbei und kletterte aus dem Bett um Andy zu jagen. „Lass ihn am Leben Mikey!", lachte ich ihm hinterher und sah nur, wie Andy Anstalten machte zu flüchten.
Als ich plötzlich die Haustür hörte, sprang ich fast aus dem Bett und stürzte zum Fenster. Dabei hatte ich mir blitzschnell die kleine Kamera geschnappt und drückte den Aufnahmeknopf. „Mikey jagt gerade Andy über die Straße zum Spielplatz und es regnet!", lachte ich. Auch Jack, Brook und Harvey waren von Mikey's Schrei aufgewacht und drängten sich nun neben mir ans Fenster, um von dem Spektakel ja nichts zu verpassen.
(Pov. Andy)
Ich rannte lachend und quietschend vor Mikey weg. Es regnete, aber das machte es nur noch lustiger, denn das Gras auf dem Spielplatz auf dem wir jetzt ankamen, war glitschig geworden und Mikey rutschte hinter mir aus. Man musste bedenken, dass wir beide keine Schuhe trugen.
Ich sah ihn im nassen Gras liegen und lief zu ihm, doch er krümmte sich nur vor lachen. Als ich ihm eine Hand ausstreckte, um ihn hochzuziehen, griff er sie und zog mich zu sich ins nasse Gras. Beide lachten wir und ich war so froh einen so guten Freund wie Mikey gewonnen zu haben. „Frieden?", fragte ich hoffnungsvoll, doch Mikey grinste nur „Für den Moment ja". „Können wir dann vielleicht wieder in die Wohnung gehen? Es regnet und es ist kalt" „Gute Idee!", lachte er, stand auf und zog mich fast mit sich.
Zurück in der Wohnung wurden wir von grölenden Jungs mit Handtüchern in Empfang genommen. „So kann man auch Wasserkosten sparen!", reif Harvey, der sich vor Lachen an den Türrahmen lehnen musste.
Nachdem wir uns dann auch mal angezogen und gefrühstückt hatten, saßen wir im Zimmer zusammen und besprachen den Verlauf des Tages. „Heute werden wir die Videos für eure Cover drehen", begann Brook, „dieses Mal könnte Andy anfangen und morgen wäre dann Harvey dran, wenn das für euch beide okay ist?" Ich schaute kurz zu Harvey und wir beide nickten.
Eine knappe Stunde später standen wir, in diesem Fall Rye, Brook, Jack, Mikey und ich auf einem Hügel. Eben hatte ich noch den Videodirector und Kameramann Chris Brooker kennengelernt. Er war nicht viel älter als wir, hatte kurze braune Haare und einen kleinen Bart. Er gab uns den gesamten Tag über Anweisungen, wann wir wo wie stehen und was wir dort tun sollten. Dabei ging er auf all unsere Ideen, die hauptsächlich von mir kamen, schließlich war es ja quasi meine Aufnahmeprüfung in die Band, ein.
Es begann mit kurzen Einspielungen in denen jeder von uns kurz gezeigt wurde. Ich saß dabei auf einer Wand der Ruine, die wir für den Dreh ausgesucht hatten und welche auf einem Hügel stand und somit einen gigantischen Ausblick in die Ferne freigab. Wir rannten über die Wiese den Hügel hinunter und sprangen über Felsen. Chris zoomte nah an uns heran und wieder von uns weg. Dabei sangen wir die ganze Zeit, gaben uns dabei aber keine besondere Mühe, da der schon aufgenommene Ton von Gestern ja sowieso über das Video gelegt werden sollte. Rye und Mikey bauten wie neulich im Supermarkt Mist, aber ich fand es ziemlich witzig gerade diese Szenen in das Cover einzubauen. Wir hatten die Idee Slowmotion-Szenen zu benutzen, welche Chris im Schnitt hinzufügen sollte.
Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen und liefen umher und als wir uns in der Dunkelheit zurück zur Wohnung begaben merkte ich, wie fertig ich war, denn mein Herzschlag war schnell und meine Atmung ging unregelmäßig und flach. In der Wohnung angekommen lief ich sofort ins Bad, schloss die Tür und setzte mich in eine gekauerte Position auf den Boden. Mein Rücken lehnte gegen den Rand der Badewanne. Meine Versuche meine Atmung zu kontrollieren klappten nur mehr oder weniger gut und als ich immer schlechter Luft und leider auch eine leichte Panik bekam, stand ich auf und schwankte leicht, als ich hustend ins Zimmer zurückkehrte. Meine Tasche lag am Fußende meines Bettes, also musste ich erst hinauf klettern. Selbst dies strengte mich jetzt ungeheuer an. Ich zog am Reißverschluss meiner Tasche und fing an zu wühlen. Irgendwo musste dieses blöde Asthmaspray doch sein!
„Hey alles in Ordnung?", fragte eine Stimme hinter mir plötzlich und ich spürte eine Hand auf meinem Rücken. Es war unverkennbar an seiner weichen, warmen Stimme, Ryan. Dadurch, dass ich kurz die Luft angehalten hatte, hatte ich nun entgültig das Gefühl langsam zu ersticken und schüttelte geistesabwesend den Kopf.
„Was ist denn los? Und was suchst du?", fragte er jetzt mit einer besorgten Stimme, kletterte neben mir auf mein Bett und als er mein wahrscheinlich bleiches Gesicht sah, zog er mir schnell meine Tasche aus der Hand und hatte nach einigen Sekunden mein Asthmaspray in den Händen. Verwundert schaute er mich an „Du hast Asthma?", fragte er leise. Ich sagte nichts, riss ihm fast das Spray aus den Händen und atmete das erlösende Medikament ein. Sofort war das furchtbare Gefühl zu ersticken weg. Ich lies mich mit dem Spray in den Händen auf mein Bett sinken und atmete erst einmal wieder. Ein. Aus. Ein. Aus.
„Danke", hauchte ich Ryan zu, der sich in meine Richtung gedreht neben mich gelegt hatte. „Du hast Asthma?", fragte Rye noch einmal, dieses Mal aber merklich vorsichtiger. „Jap", erwiderte ich leise und schaute ihn an, „leider schon mein ganzes Leben. Nochmal danke wegen eben". Er nickte mir zu „dafür nicht Fovvs"
(Pov. Rye)
Ich hob leicht meine Hand und strich damit einmal über seine Wange. Immer noch wusste ich nicht, was mich dazu trieb es zu tun, aber es fühlte sich in dem Moment einfach richtig an. „Du hättest es uns aber früher sagen sollen Andy". „Ich weiß, aber ich hatte und habe immer noch Angst, dass ihr keinen Sänger mit Asthma in der Band wollt", er schaute mich mit großen, unsicheren Augen an. Ich schmunzelte. „Glaub mir. Das wird keinerlei Auswirkungen auf irgendeine Entscheidung haben. Und auch die Fans werden das verstehen, wenn du es ihnen vielleicht irgendwann erzählen musst" „Meinst du dann wenn ich wegen einem Anfall vielleicht nicht auftreten kann und alle sauer auf mich sein werden, weil ich euch im Stich gelassen habe?", fragte er traurig. „Niemand würde deswegen sauer auf dich sein! Besonders die Roadies nicht. Sie verstehen das. Und außerdem mögen sie dich jetzt schon." „Wie können sie mich denn jetzt schon mögen?", fragte er ungläubig und ich holte meinen Laptop von meinem Bett, setzte mich wieder neben Andy in sein Bett und öffnete die Youtube-Seite unserer Band...
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So. Ich glaube das ist das längste Kapitel, dass ich bisher geschrieben habe. Ich hoffe es gefällt euch. Für die Beschreibung von Andy's Cover habe ich übrigens parallel zum Schreiben das Video laufen gehabt. Ich habe es in einem der letzten Kapitel schon als „Titelbild" verwendet. Vielen Dank für's Lesen und wie immer freue ich mich über jede Rückmeldung. Einen schönen Abend noch,
Eure Lisa
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