Kapitel 12
Elsa
Pitch traf mich und ich flog durch die Luft. Mein ganzer Körper schmerzte, als ich gegen das Haus krachte und auf dem Boden aufkam. Zuerst sah ich alles verschwommen, doch ich hörte etwas klimpern. Pitch hob sein Schwert auf.
»Finger weg, oder sie sind ab«, sagte eine mir vertraute Stimme. Ich blinzelte und erkannte Jacks Kleidung.
»Jack! Wie schön, dass du auch kommst. Deine Herzensdame und ich haben gerade ein paar Komplikationen«, sagte Pitch. Wie ich ihn hasste.
»Komplikationen? Für mich sieht es eher so aus, als wolltest du sie umbringen«, antwortete Jack. Ich versuchte mich aufzurichten und kam auf die Knie und Hände.
»Ganz genau«, sagte Pitch mit einem bösen Unterton. Er holte mit seinem Schwert aus, doch Jack schoss es ihm aus seiner Hand. Es flog weg. Pitch sah hinterher.
Jack drehte sich zu mir. Er hielt mir seine Hand hin, die ich dankend annahm. Als ich stand, drehte sich Pitch wieder um. »Guter Schuss.«
Er fing an mit schwarzem Sand zu schießen doch Jack blockte alles mit seinem Stab, während ich hinter ihm stand. Meine Beine wollten wieder auf den Boden. Ich durfte nicht schwächer werden, denn wenn ich schwächer werden würde, dann auch meine Kräfte und dann könnte ich meine Familie und mein Volk nicht beschützen.
»Du darfst keine Angst haben, das macht ihn stärker«, flüsterte Jack.
»Ich habe keine Angst vor ihm, ich habe Angst, dass ich meine Familie nicht beschützen kann«, flüsterte ich erschöpft zurück.
»Das brauchst du nicht, denn du kannst das. Wenn nicht du, wer dann?«
Er hatte Recht, ich konnte nicht aufgeben. Wenn ich aufgab, dann gab ich auch mein Zuhause auf, meine Familie, mein Volk.
Ich stellte mich entschlossen neben ihm. Dann schoss ich ihn wie vorhin ab und er flog zurück. Leg dich nicht mit einer wütenden Frau an, die obendrein noch solche Kräfte besitzt.
Ich schaute zur Kirche, die immer noch vereist war.
»Wieso sind sie dort drin?«, fragte Jack.
»Meine Schwester hätte heute geheiratet.«
»Da hat sich Pitch ja ein feines Datum ausgedacht.«
»Allerdings.«
»Ihr könnt das nicht gewinnen!«, rief die hässliche Gestalt uns gegenüber.
»Ach ja?«, rief Jack zurück. »Wir sind zwei gegen einen. Noch dazu haben wir unsere Eiskräfte. Wir sind dir überlegen.«
»Ihr seid mir überlegen?« Er lachte auf. Dann grinste er uns an. »Das will ich sehen.« Hinter ihm begannen die schwarzen Pferde aus dem Boden zu wachsen. Sie bestanden aus schwarzem Sand und sahen uns nicht gerade freundlich an. »Wer ist jetzt wem überlegen?«
Sie griffen an. Ich schoß so schnell Eisblitze, dass ich alles andere um mich herum vergaß. Aber es waren zu viele. Es wurden immer mehr und lange würden wir das nicht aushalten. Jack vereiste sie oder schlug ihnen eins mit dem Stock über. Mir wurde es zu viel. Ich bildete um mich herum eine Kuppel, die aus dickem Eis bestand.
Die Pferde traten darauf ein, jedoch brach nichts. Das Geräusch nervte mich, ihr Wiehern bereitete mir Kopfschmerzen. Wieso konnte ich nicht ein Mal ein normales Leben führen? Meine Schwester hätte heute heiraten können, aber nein, Pitch musste ja die Party sprengen! Er hatte mir jahrelang wehgetan und er regte mich so auf.
Die Kuppel explodierte in meinem Wutausbruch und zerstörte jeden einzelnen Alptraum. Es war totenstill. Pitch sah mich leicht verängstigt an; Jack war geschockt über meinen Wutausbruch und blieb in der Bewegung stehen.
»Du bist an allem schuld!«, schrie ich Pitch entgegen und schoss einen Eisblitz nach ihm, doch er sprang zur Seite. »Du hast einfach alles ruiniert mit deinen blöden Alpträumen!« Ich schoss wieder, doch er wich aus. Langsam lief ich auf ihn zu. »Wärst du all die Jahre nicht gewesen, dann wäre heute alles gut. Du nahmst mir alles!«
»Elsa, bitte, beruhige dich«, sagte Jack hinter mir, aber ich ignorierte ihn.
Genau, hör nicht auf ihn. Komm zu mir.
Die Stimme war in meinem Kopf. Ich blieb stehen, Pitch grinste mich an. Er war es.
Nein, antwortete ich entschlossen.
Wieso nicht? Denkst du, wenn du gewinnst, verliebt er sich in dich?
Das schockte mich. Woher wusste er das? Ich dachte er könne nur Negatives bemerken?
Ich bin in deinem Kopf, ich kann alles hören, was du denkst. Deine Gefühle zu erraten war nicht schwer. Denkst du, er beschützt dich, weil er dich mag? Nein, das tut er nur zu seinem Wohl. Es ist sein Job, Herzchen.
»Elsa, egal was er dir erzählt, er lügt. Hör nicht auf ihn«, sagte Jack hinter mir. Genau, wieso sonst hätte Jack mich küssen wollen?
Weil du eine Hüterin werden sollst. Ihr habt dieselben Kräfte. Eure Kinder würden sie auch haben. Wie schon gesagt, nur zu seinem Wohl.
Nein, dachte ich wieder entschlossen.
Ach, wie schade.
Dann durchfuhr mich ein Schmerz, der nicht zu beschreiben war. Es fühlte sich an, als fräße mich etwas von Innen. Ich fiel auf die Knie und krümmte mich. Am liebsten hätte ich geschrien, aber ich hielt es zurück. Doch dann kam ein weiterer Schmerzensstoß, dieses Mal von Außen. Jetzt schrie ich.
»Nein!«, rief Jack. »Pitch, mach das sofort rückgängig!«
»Niemals.« Pitch hob sein Schwert auf. »Jetzt kann ich es beenden und mich wird niemand aufhalten. Und noch dazu tut es dir doch so weh, sie leiden zu sehen, dass es doppelt so viel Spaß macht.«
Die Schmerzen wurden heftiger und mir wurde langsam klar, was er getan hatte. Jack hatte mir einmal eine Geschichte erzählt, wie Pitch Sandy mit einem Alptraumpfeil getroffen hatte. Danach war er verschwunden. Und er hatte mich ebenfalls getroffen, nur das ich zum Bösen wechseln sollte. Jedoch hatte er nicht mit meiner Stärke gerechnet.
Mühsam kam ich auf die Beine. Ich sah zu den beiden. Jack wurde von zwei Männern, die aus schwarzem Sand bestanden, festgehalten. Pitch redete irgendeinen Mist und lief mit dem Schwert in der Hand auf ihn zu. Jack würde nicht sterben, nicht heute, nicht morgen, niemals.
Ich lief auf die beiden zu, der Schmerz erschwerte es mir, aber ich gab nicht auf. Er hob sein Schwert. Jack sah ihn nur böse an und zappelte herum.
»Sich zu wehren bringt nichts, es endet heute. Und wenn die anderen Hüter auch noch kommen, dann endet es auch für sie.« Das Schwert war auf Bauchhöhe und er stach zu.
Pitch sah erst verwundert aus, dann zog er das Schwert aus meinem Bauch.
»Das ist ja noch besser«, sagte er nur, grinste und verschwand mit seinen Männern aus Sand.
Ich kippte zur Seite, doch Jack fing mich auf. Er sah mir in die Augen und legte seine Hand über meine, die auf meiner Wunde lag. Das Blut floss über unsere Hände.
»Nein ...«, flüsterte er.
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