Kapitel 10
Elsa
Ich wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, aber nachdem ich die Wein-Phase hinter mir hatte, kam die Stumm-Phase und die verlief mit einem starren Blick auf den See. Jedoch merkte ich, wie es dunkler und frischer wurde, also begann ich langsam nach Hause zu laufen. Zu diesem Zeitpunkt, kam ich mir vor, wie ein unliebwürdiges Wesen, dass nur aus Zufall existierte. Ich war so dumm zu glauben, dass mich jemand wirklich lieben könnte. Einfach nur dumm.
Als ich im Bett lag, starrte ich die Decke an. Ich wollte nicht schlafen. Was wäre, wenn er wieder kam? Was für eine Ausrede würde ich dann hören?
Leider gab es nur einen Weg, diese Fragen zu beantworten. Ich schloss meine Augen und drehte mich auf die Seite.
Allein durch die Kälte, wusste ich, dass ich da war. Aber ich wollte meine Augen nicht öffnen, denn ich war verdammt wütend, aber auch traurig, und noch dazu wollte ich ihn nicht sehen weder noch mir seine Ausrede anhören.
»Ich weiß, dass du wach bist, Elsa«, sagte er, wie meine Schwester seit geraumer Zeit. Ich regte mich nicht, tat so, als würde ich schlafen. Jedoch verriet mich mein Atem, der nicht mehr gleichmäßig lief. »Die ganze Nacht jetzt nur auf dem Bett zu liegen und so zu tun, als würdest du schlafen, ist doch ziemlich kindisch, findest du nicht?«
Ich öffnete meine Augen. Er sah in sie. Er saß auf einem Stuhl, der neben dem Bett stand. »Das müsstest du doch am besten wissen. Du bist über 300 Jahre alt und immer noch ein blödes, kleines Kind«, entgegnete ich. Keine Ahnung, wo das herkam, aber es tat gut. Ich richtete mich auf und stellte mich auf die andere Seite des Bettes.
»Autsch«, sagte er nur.
»Weißt du eigentlich, was ich mir gedacht habe? Ich habe mir alles gedacht, von A bis Z. Und ich bin wütend, so wütend! Und ich hasse es, dass mein Leben jetzt so nach dir gerichtet ist! Es regt mich auf, nur eine Nacht warst du nicht da, und ich fange an zu verzweifeln und weinen! Ich habe mir eingeredet, dass du mich nur als Ablenkung oder so besucht hast und es jetzt vorbei sei. Wegen dir konnte ich nicht mehr klar denken!«
»Wegen mir?«
»Ja! Und ich hasse es!«
»Also hasst du mich?«
»Ja!«, schrie ich sofort. »Warte, nein. Doch. Argh, keine Ahnung!«
»Ich bin verwirrt.«
Ich starrte ihn wütend an. »DU bist verwirrt?«
Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ja, weißt du, letzte Nacht habe ich einfach über Dinge nachgedacht und bin dann eingeschlafen. Entschuldige.«
Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. »Nein, ich muss mich entschuldigen.« Dann lachte ich. Ich war so lächerlich.
»Wieso lachst du?«, fragte er, sichtlich verwirrt.
»Weil ich so lächerlich bin. Du kamst eine Nacht nicht und ich drehe vollkommen durch! Das ist doch nicht normal.«
Er stand auf und kam langsam zu mir herüber. »Weißt du, ich bin zwar kein Experte, aber die meisten Menschen tun das nur, wenn sie wirklich etwas für den anderen empfinden.«
Mein Herz hämmerte wie wild. Er wusste es, natürlich tat er das. Offensichtlicher ging es ja kaum noch.
»Und das ist wirklich total normal. Mir ging es heute auch nicht besser. Ich bin zwar nicht im Wald rumgerannt und habe geweint, aber ich war auch ziemlich schlecht drauf, weil ich mir dafür hätte eine klatschen können.«
»Woher weißt du ...«
»Ich weiß es einfach.«
Er stand vor mir. In mir drehte alles durch; mein Herz wollte aus meiner Brust springen, meine Lunge die Luft so schnell in sich haben, wie es nur ging.
Er kam näher und wir waren kurz davor uns zu küssen, als ich wieder in meinem Bett lag.
Jemand rüttelte mich.
»Elsa, schnell, wach auf!«, sagte Annas Stimme.
Ich blinzelte. »Was ist denn?«, fragte ich und streckte mich.
»Du musst mir helfen.«
»Wobei?«
»Bei meinem Kleid!«
Ich sah sie halb schlafend an. »Dein Kleid? Weshalb?«
Ihr Mund klappte auf. »Hast du es etwa vergessen? Heute ist meine Hochzeit!«
Dann war ich hellwach. War es schon soweit? Ich setzte mich hin. »Ich bin gleich da, geh du schon mal.«
Sie nickte und ging aus meinem Zimmer. Dann fiel mir auf, dass ich selbst noch nichts zum Anziehen hatte. Ich ging zu meinem Kleiderschrank. Darin fand ich ein wundervolles Kleid, welches meinem Krönungskleid ähnlich sah, jedoch hatte dieses keinen Umhang und Schmuckverzierungen in der Mitte. Es war ärmellos und ging bis zum Boden. Das hatte ich noch nie gesehen, aber ich wollte es tragen.
Nachdem ich fertig war, ging ich zu Anna. Sie saß auf einem Stuhl und kämmte ihre langen Haare.
»Ich habe Angst«, sagte sie, als ich mit ihren Haaren anfing.
Ich lächelte. »Brauchst du nicht. Du musst nur zum Altar laufen, wo Kristoff auf dich wartet. Du wirst ihm übergeben, sprichst vielleicht noch ein Gelübde, sprichst dem Priester nach und dann bist du schon Frau Bjorgmann.«
»Ich bin so aufgeregt. Kommen die Trolle auch?«
»Ja, denen haben wir auch eine Einladung geschickt.«
»Gut.«
Ich steckte ihre geflochtenen Haare nach oben. Dann half ich ihr bei ihrem Kleid. Nachdem sie fertig war, drehte sie sich einmal. Ihr Kleid war bezaubernd. Es war weiß mit rot. Die Mitte war rot und der Rest weiß. Es ging bis zu den Handgelenken und auch auf den Boden. Sie sah toll aus.
Zusammen gingen wir zum Schlosshof. Ich musste sie stützen, da ihre Beine manchmal aufgeben wollten. Auf dem Hof sah es aus, wie an ihrem Geburtstag. Überall standen Tische und Stühle, alles war dekoriert, Blumen hingen überall.
Olaf kam zu uns. »Elsa! Ich habe dich schon gesucht.«
»Wieso?«
Er blieb vor uns stehen. »Ich brauche noch einen Anzug.«
»Oh.« Mit einer Handbewegung wurde er von Schneeflocken umhüllt und als sie verschwanden, trug er einen hellblauen Anzug, mit einem weißen Hemd.
»Wow, der ist toll. Danke!«
»Kein Problem. Wir sehen uns drinnen.«
Er winkte und lief zur Kirche.
»Ich schaffe das, oder?«, sagte Anna, als wir uns der Kirche näherten.
»Natürlich tust du das«, sagte ich.
Vor der Kirche fing sie an zu zittern.
Ich legte meine Hand auf ihre. »Es wird alles gut.«
Sie krallte sich an meinen Arm. »Elsa, bitte lass mich nicht fallen.«
»Niemals.«
Die Türen gingen auf, die Glocken fingen an zu spielen und jeder in der Kirche stand auf. Die Trolle nahmen den meisten Platz weg. Olaf war ganz vorne links, neben Kristoffs Adoptiveltern, Bulda und Cliff. Grand Pabbie war ebenfalls dort. Bei Kristoff stand Sven, der sein Trauzeuge sein sollte. Verrückte Sache. Und ich war Annas Trauzeugin.
Sie krallte sich noch mehr an meinen Arm. »Sieh nirgendswo anders hin, als zu Kristoff«, flüsterte ich ihr aus dem Mundwinkel zu. Ihre Augen huschten zu ihm. Sie entspannte sich leicht.
Wir liefen los und sie ließ ihn nicht aus dem Blick. Vorne nahm ich Annas Hand und dann Kristoffs, bevor ich sie zusammenlegte.
»Pass gut auf sie auf«, flüsterte ich ihm zu und zwinkerte. Danach stellte ich mich an die Seite. Die Glocken verstummten und der Pastor zeigte den Leuten, dass sie sich setzen konnten.
Ich atmete tief durch: Meine Schwester würde heiraten. Ich konnte es nicht glauben. Die Tage waren jetzt so schnell vergangen, genauso wie die Nächte. Aber wenn sie glücklich war, war ich es auch. Dieser Gedanke brachte mich zum lächeln.
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