Kapitel 1
Anna
Zappelnd, stand ich vor dem Bett meiner Schwester, Elsa. Sie war die Königin von unserem Königreich, Arendelle, wo wir lebten. Ich sah ihr dabei zu, wie sie so tat, als würde sie schlafen, und zwar nur, weil sie keine Lust hatte mir wieder zu helfen.
Ich war verlobt, weshalb ich jeden Morgen, seit dem Tag an dem ich den Antrag bekommen hatte, vor ihrem Bett stand und wartete, bis sie endlich nachgab. Doch jetzt lag sie seelenruhig da und tat so, als wüsste sie nichts von meiner Präsenz.
»Elsa, ich weiß, dass du nicht mehr schläfst«, sagte ich ungeduldig und rüttelte an ihrem Arm. Sie reagierte nicht und drehte sich um. Ich rollte mit meinen Augen, auch, wenn sie es nicht sehen konnte. Dann zog ich ihr die Decke vom Körper.
»Anna«, sagte sie maulend und drehte sich auf den Rücken. »Lass das und gib mir meine Decke zurück.«
»Nein«, sagte ich kindisch und kreuzte die Arme vor der Brust. »Wir haben heute noch einiges vor, also steh endlich auf.«
»Wie spät ist es denn?«, sagte sie gähnend.
»Halb elf, du verschlafene Königin. Jetzt steh endlich auf, ich warte im Essenssaal.«
Damit lief ich zur Tür und ging hinaus ohne auf ihr Gemecker zu achten.
Als ich die Türen zum Essenssaal öffnete, konnte man Olaf sofort hören.
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte der kleine Schneemann glücklich.
»Was kannst du kaum erwarten?«, fragte ich ihn, während ich mich neben Kristoff setzte.
»Natürlich auf eure Hochzeit!«, sagte er und sein Lächeln vergrößerte sich.
»Ich mich auch, nur mache ich mir ein wenig Sorgen um Elsa«, sagte ich.
»Wieso? Wird sie wieder krank? Nicht schon wieder«, jammerte Kristoff. Ich wusste natürlich, was er meinte; als ich Geburtstag hatte, war Elsa krank gewesen und hat kleine Schneemännchen geniest, die nicht gerade leicht zu bändigen waren.
»Nein, es ist nur so, dass ich drei Jahre jünger bin als sie und trotzdem früher heiraten werde. Und noch dazu, geht sie ganz alleine zu unserer Hochzeit«, sagte ich.
Seufzend, legte ich meinen Kopf in meine Hände. Stille trat ein und man merkte, wie bedrückend dieses Thema war.
»Ich könnte doch mit ihr gehen«, sagte Olaf dann.
Ich sah durch den Schlitz in meinen Fingern. Anscheinend nahm er das falsch auf, denn sofort begann er zu brabbeln.
»Ich weiß, ich bin ein Schneemann, aber sie hat mich lebendig gemacht und dank ihr lebe ich immer noch. Das ist dann das Mindeste, was ich für sie tun kann.«
Ich dachte kurz darüber nach, was Elsa sagen würde. Olaf war ein Schneemann, ja, aber er war kein normaler Schneemann. Olaf war unser tollpatschiger, lustiger, kleiner, lebendiger Schneemann, der nur so vor Lebensfreude glühte. Und diese Idee, die war gar nicht mal übel.
»Das ist eine super Idee, Olaf. Genau, sie würde sich bestimmt freuen«, sagte ich lächelnd und legte meine Hände wieder auf den Tisch. Just genau in diesem Moment kam Elsa zur Tür hinein, gekleidet und Haare in ihrem Lieblingszopf.
»Guten Morgen«, sagte sie und Olaf rief sofort: »Elsa!«
Er lief zu ihr und sie bückte sich, damit sie auf gleicher Höhe waren.
»Was hast du für Neuigkeiten, Olaf?«, fragte sie lächelnd.
»Wir haben gerade über die Hochzeit geredet und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mit mir dorthin gehen möchtest?«
Erst hatte es den Anschein, als würde sie ihm ins Gesicht schlagen, aber anscheinend war das einfach nur meine Angst gewesen, denn sie antwortete: »Ach, Olaf, das würde ich liebend gerne.«
Sie lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann stellte sie sich aufrecht hin und sah zu mir.
»Können wir los?«
Ich nickte. »Bis später.«
Als wir gerade das Tor passierten, brach Elsa die Stille.
»Was müssen wir denn noch erledigen?«
»Zuerst müssen wir die Torte aussuchen gehen.«
»Wir?« Sie hob eine Augenbraue. »Es ist doch deine Hochzeit.«
»Na ja«, sagte ich verlegen und schaute nervös durch die Gegend, »das mag zwar stimmen, aber du bist immerhin die Königin. Dir muss sie auch gefallen.«
Sie fing an zu lachen. Ich sah sie an, während sie einfach lachte. Ich war ganz verdutzt, meinte sie das Ernst? Was war an dieser Aussage so lustig?
»Also ehrlich, Anna«, sagte sie dann und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, »es ist deine Hochzeit, also wird es auch deine Torte sein.«
»Ja, aber -«
»Nein, nichts aber. Sie wird so, wie sie dir gefällt.«
Ich nickte. Das war dann wohl das Schlusswort.
»Weißt du denn schon, welche Torte du möchtest?«
»Kristoff und ich haben schon mal darüber gesprochen. Ich wollte eine riesige Schokotorte, aber er sagte, dass es doch besser wäre, wenn wir sie mit mehreren Geschmäckern machen würden.«
Sie nickte verständnisvoll und ich erzählte weiter.
»Also haben wir uns für eine Mehr-Schichten-Torte entschieden. Eine Schicht sollte den Geschmack Schokolade haben, die größte Schicht natürlich, die nächste Erdbeere, Waldfrucht und die letzten beiden wissen wir noch nicht, weshalb ich nachfragen wollte, was es denn noch so gibt. Wir würden dann über jeder Schicht eine Marzipanverkleidumg haben und vielleicht mit Marzipanschmetterlingen verzieren oder so.«
Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen, als ich nur an die wundervolle Torte dachte.
❄❄❄
Elsa
Bis wir bei der Konditorei ankamen, hatte Anna diesen verträumten Blick drauf und ich konnte mir mein Lächeln nicht verkneifen. Bernd, der Konditor, stand hinter der Ladentheke und verbeugte sich, als wir eintraten.
»Guten Morgen, eure Majestäten«, sagte er und stellte sich wieder aufrecht hin. »Was verschafft mir die Ehre?«
Anna kam aus ihrer Träumerei heraus und fing an zu sprechen.
»Oh, also, in fünf Tagen ist ja meine Hochzeit und natürlich darf dort keine Torte fehlen.«
»Natürlich nicht.« Bernd schnappte sich ein Stück Pergament und eine Feder. Er tunkte die Spitze in ein Tintenfass.
»Wie soll sie denn werden?«
»Also ...«, begann Anna, aber ich hörte gar nicht mehr hin. Mich interessierte etwas, das vor dem Laden passierte. Ein paar Kinder hüpften aufgeregt um etwas herum. Jedoch redeten sie. Ich legte die Stirn in Falten. Mit wem sprachen sie? Dort war niemand. Andere Leute sahen sie auch seltsam an, schoben es aber wahrscheinlich auf deren Phantasie und genau dasselbe wollte ich auch gerade tun, doch dann gefror der Boden.
Geschockt und mit aufgerissenen Augen sah ich auf die dünne Eisschicht auf dem gepflasterten Boden. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber selbst die Erwachsenen begannen darüber zu sprechen, also musste es da sein. Jedoch war ich es nicht gewesen und sonst niemand in dieser Stadt hatte dieselben Kräfte wie ich; geschweigedenn irgendjemand.
»Elsa? Kommst du?«, riss Annas Stimme mich aus meine Gedanken.
»Ah, ja«, sagte ich und wandte meinen Blick ab. Wir verabschiedeten uns und gingen hinaus.
Als ich wieder zu den Kindern sah, war die Eisschicht verschwunden und sie taten alle so, als wäre sie nie da gewesen.
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