James' Traum
Ich weiß, was ich will,
An einem leeren Strand allein mit dir sein,
Und alles tun, was man so tun kann zu zwei'n.
Und kein Gedanke von uns bleibt ungesagt,
Nichts wird vertagt.
James' Traum
Man sagt immer, wenn man träumt, dann ist die Seele frei. Wenn man träumt, dann erlebt man das, was das Unterbewusstsein über den Tag abspeichert und verarbeitet. Und an diesem Tag hatte James' Unterbewusstsein eine Menge zu verarbeiten.
Er stand mit Lily an einem Strand in Südengland. Die Sonne schien und der Himmel war wolkenlos. Lilys begeisterte Rufe hallten vom Meer wider, wie auch immer das möglich war. Grinsend lief James dem rothaarigen Mädchen hinterher. Als er sie eingeholt hatte, schlang er von hinten seine Arme um ihre Hüfte und hob sie hoch. Sie schrie und zappelte, doch als er sie runterließ, drehte sie sich zu ihm um und küsste ihn innig.
Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher, bis sie schließlich ihre Sachen an Ort und Stelle fallen ließen und sich in die Fluten stürzten. Schnell fühlte James die Kleidung an seiner Haut kleben und sah, wie Lilys Haare ihr quer überm Gesicht klebten, doch es schien sie nicht zu stören. Er zog sie liebevoll zu sich und sie begannen wieder, sich zu küssen. Eine halbe Ewigkeit später stellte James fest, dass sie sich bereits zwei Meilen von der Küste entfernt hatten. Es schien unmöglich, zurückzuschwimmen und so ließen sie es bleiben.
Stattdessen küssten sie sich weiter und weiter, während es anfing zu regnen. Plötzlich wurde es dunkel, die Sonne verschwand vom Himmel und das spärliche Mondlicht des Vollmonds, das durch die Wolkendecke schien, reichte gerade so, damit James Lily erkannte. Sie küssten sich weiter, ignorierten alles, was um sie herum geschah, hörten nur in der Ferne Schiffshörner, während sie eng umschlungen von der Strömung dahingetrieben wurden.
Plötzlich stand James wieder auf festen Füßen. Hand in Hand standen Lily und er vor dem Lilienbeet im Garten der Familie Potter. Aus irgendeinem Grund hatten beide ein dickes Grinsen im Gesicht, während sie zusahen, wie die Blumen langsam im Boden versanken. Als nur noch am Rand einige Lilien standen, wuchs die Blüte einer Großen Klettertrompete in der Mitte aus dem Beet. Es vergingen einige Herzschläge, in denen Lily James' Hand drückte, bevor eine einzelne Rosenblüte daneben aus dem Boden wuchs, der ein Gänseblümchen folgte.
Lily grinste James an und James fühlte einen Stolz, den er nicht erklären konnte. Dann zog Lily James in Richtung Haus, wo auf der Terrasse eine Großmutter und ein Großvater saßen, die ihren Enkelkindern beim Spielen zusahen. Es waren unglaublich viele Kinder und fast alle hatten rote Haare. Im Haus konnte James die Eltern der Kinder ausmachen, die im Speisesaal standen und sich scheinbar unterhielten. Acht rothaarige Männer und Frauen mit jeweils einem Partner. Einer dieser Partner blickte für einen Moment aus dem Fenster und James hatte das Gefühl, in einen Spiegel zu schauen. Dann hob der Mann plötzlich eine Hand und alle anderen hinter der Fensterscheibe wandten ihre Aufmerksamkeit James und Lily zu.
Wieder wechselte die Szene abrupt. James sah Lily in einem weißen Kleid und registrierte Sirius hinter sich, der leise Ratschläge murmelte, wie „bleib einfach cool" oder „sei du selbst, James". Als Lily vor James stand, begann ein Mann zu sprechen, allerdings zu träge, als dass man etwas hätte verstehen können. James starrte die ganze Zeit über nur in Lilys Augen und dann sollten sie plötzlich ihre Gelübde sprechen.
Doch auch wenn James nicht wusste, von welchen Gelübden die Rede war, so war ihm doch klar, was er sagen sollte. Er begann und zählte alles auf, was er für Lily zu tun versprechen wollte. Dann erklärte er ihr, warum er ihr das versprach und schließlich erzählte er noch seine ganze Lebensgeschichte, damit er kein einziges Geheimnis mehr vor ihr hatte.
Nachdem er fertig war, erklärte Lily ihm genau das gleiche. Sie versprach, niemals von seiner Seite zu weichen, immer für ihn da zu sein und ihm Kinder zu schenken. Sie erzählte auch ihre ganze Lebensgeschichte, die James aus irgendeinem Grund schon kannte.
Irgendwie war es James aber auch nicht ganz geheuer, als Lily so neutral von Kindern und Erziehung und Kindheit sprach, doch er hörte ihr so geduldig zu, wie sie zuvor ihm zugehört hatte und als sie fertig war, küssten sie sich.
Nur Momente später standen sie vor einem Fotographen, der Lily und James gemeinsam mit Sirius, Peter und einem Baby fotografierte. Sirius hielt das Kind auf dem Arm und spielte mit ihm, bevor er es an Lily übergab. Sie drehte sich um und lief in ihrem dunkelblauen Kleid durch die Menge hindurch, die sich um sie herum teilte, wie das rote Meer.
Die nächste Station war Hogwarts, wo James in einem Bett lag, das er noch nie gesehen hatte. Allein schon, dass es ein Doppelbett war, war für Hogwarts ungewöhnlich genug, doch dieses stand in einem Zimmer, das James noch nie betreten hatte. Nach genauerem Umsehen erkannte er schließlich, dass es wohl das Schlafzimmer einer Lehrkraft sein musste. Neben ihm im Bett lag Lily. Sie lächelte ihn an und gab ihm einen kurzen Kuss.
Im nächsten Moment liefen die beiden dann einen Korridor entlang. Viele Kinder kamen ihnen entgegen. Sie wurden gegrüßt, viele Schüler waren freundlich, scheinbar waren sie beliebt. Lily und James tauschten ein Grinsen, bevor sie die große Halle betraten. Sie liefen den Gryffindortisch entlang und dort saß eine Gruppe junger Schülerinnen.
Eine grüßte ihn. „Morgen Hanna", erwiderte James automatisch und lächelte. Vom Ravenclawtisch kam ein Schüler herüber und gab Hanna einen kurzen Kuss. Grinsend sahen sich James und Lily an, während sie weiter auf den Lehrertisch zuliefen. Auch Prof. McGonagall grüßte sie, doch sie schien alt und gebrechlich, ganz anders als James sie in Erinnerung hatte.
Als sie dann am Tisch saßen und die Große Halle überblickten, fühlte James plötzlich so etwas wie pure Erfüllung. Es war ein seltsames Gefühl. Es war, als könnte James sich nichts vorstellen, was er jetzt noch brauchte.
Dann standen sie auf einem Bahnsteig und lösten ein Ticket. Lily sammelte die Münzen, die im Rückgabefach lagen, ein und schob das gelöste Ticket in die Wand hinter dem Fahrkartenschalter.
Das Ticket verschwand und Lily zog den Fahrscheinautomaten auf, wie eine Tür. Sie traten Arm in Arm hindurch und wurden von Julie begrüßt.
James wusste zwar weder, wer Julie war, noch woher er ihren Namen kannte, doch Julie gehörte zur Familie, dessen war er sich bewusst.
Ein Ebenbild von James umarmte ihn, während Julie lächelte und schüchtern „Hallo Omi und Opi", grüßte. Lily zog Julie in eine Umarmung, bei der ihre roten Haare rasch weiß wurden. Julie dagegen behielt ihre schwarze Haarfarbe. Von etwas weiter hinten kamen noch mehr Kinder und Enkelkinder, die James und Lily alle grüßen wollten.
Langsam kämpften sie sich durch die Menge und James fühlte sich mit jedem Schritt schlapper. Schließlich stiegen sie in einen Zug ein. Sie setzten sich in ein Abteil, aus dem sie den anderen winken konnten. Während der Zug aus dem Bahnhof rollte, fielen James langsam die Augen zu, während er Lily noch ein letztes Mal küsste.
James schlug die Augen auf. Er hatte wilde Träume gehabt. Es war fast ein wenig beängstigend gewesen. Er stöhnte leise. Die Nacht auf dem Boden und ohne Decke machte sich bemerkbar. Er drehte sich erst auf den Rücken und dann wieder auf die Seite, die Augen fest geschlossen. Während James sich vornahm, gleich aufzustehen, spürte er plötzlich eine Hand an seiner Wange. Lily drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor sie ihm seine Decke überwarf und in Richtung Tür lief.
„Geh nicht", flüsterte James.
„Was?", fragte Lily
„Warte einen Moment. Ich bin gleich wach."
„Nein, James, ich mach mich nur schnell fertig. Wir treffen uns gleich im Gemeinschaftsraum."
James murmelte irgendetwas unverständliches, woraufhin Lily lachte.
„Ich geb' dir fünfzehn Minuten", hauchte sie, bevor sie seine Tür schloss.
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