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Ich sehe mich um, der Schweiß rinnt mir von den Schläfen. Vorsichtig bücke ich mich und hebe die Kette auf. Sie fühlt sich kalt an, als würde sie schon lange unberührt da liegen.
Plötzlich höre ich ein Knacken. Ich zucke zusammen und fahre herum. Aber da ist niemand. Die Personen auf den Bildern starren mich böse und vorwurfsvoll an und ich lächele entschuldigend zurück.
Dann realisiere ich erst, dass ich die Kette jetzt habe. Ich grinse leicht und starre für ein paar Sekunden dümmlich in der Luft herum. Dann drehe ich mich um und laufe los.
Zoe steht mit Henry schon in der Halle und sehen hoffnungsvoll auf, als sie mich die Treppe herunterkommen sehen. Ich grinse und Zoe macht einen Luftsprung.
,, Du hast sie?", fragt Henry und dennoch ist er angespannt. Aber er hat recht. Wir sind noch nicht draußen.
Ich ziehe die Kette aus der Tasche; ich habe sie so fest um mein Handgelenk gewickelt, dass die feinen Metallkettchen einen roten Abdruck hinterlassen haben. Henry reißt sie mir aus der Hand.
,, Wahnsinn", haucht er und fährt die Konturen des Anhängers nach.
,, Wenn wir die anderen gefunden haben, sind wir gerettet", sagt Zoe leise.
Wir vereinbaren, dass Henry Luise, und ich Ben holen.
Ich finde ihn in einer große Küche, die kaum beleuchtet ist und überall liegen Töpfe und Pfannen auf dem Boden verstreut. Es erinnert mich ein bisschen an den Tag, als ich bei ihm war und er etwas versteckt hat. ,, Was hast du damals versteckt, Ben? In deinem Zimmer, als ich zu dir gekommen bin?"
Er sieht auf und stellt die kleine Metalldose auf den Boden, die er soeben durchwühlt hat.
,, Das war die Kette. Ich hatte Angst, dass Josh sie suchen würde. Aber er kannte ihre Bedeutung nicht."
Ich nicke. ,, Ich hab sie."
,, Was? Die Kette?" Seine Augen leuchten.
Er grinst und schlingt seine Arme um mich und drückt mir einen Kuss auf den Mund. Ich lache, als er mich hochhebt und mich so leichtfüßig wieder absetzt, als wäre ich dreißig Kilo schwer und nicht dreiundsechzig.
,, Sie war in dem zweiten Raum, in dem ich gesucht habe. Ich bin niemandem begegnet."
Plötzlich zieht Ben die Nase kraus. ,, Findest du das nicht seltsam? Dass alles so glatt läuft?"
Ich sehe ihn ernst an und streiche ihm eine Strähne hinter das Ohr; seine Haare sind länger geworden, seit wir hier sind. Es steht ihm.
,, In ein paar Stunden sind wir hier raus. Dann siehst du Rick wieder und Resala. Bitte, wir bekommen das hin", flüstere ich beschwörend.
Er nickt, aber ich sehe, dass er sich noch Sorgen macht.
Luise, Henry und Zoe warten im Gang hinter dem Gemälde auf uns.
Wir stehen jetzt hier, die eine Kette in Henrys Hand und die andere in Bens Tasche.
,, Wir können jetzt gehen", flüstere ich leise, aber die Anderen hören mich trotzdem.
,, Wollen wir das nicht lieber draußen machen?", sagt Henry plötzlich.
,, Seit wann bist du so leichtsinnig? Wir könnten erwischt werden!", zischt Ben angespannt.
Henry zuckt zusammen und ich sehe den Schweiß auf seiner Stirn im Schein der Fackeln glänzen.
,, Das könnt ihr sowieso vergessen", murmelt Zoe, ,, Von hier kann man mit der Kette nicht weg. Der Leser hat diesen Ort mit diesem Zauber belegt, das Schloss steht seit Anbeginn des Landes hier."
Henry schließt die Augen und lehnt sich an die Wand.
Luise nimmt seine Hand und zieht ihn weiter.
,, Er ist seltsam", stellt Ben fest, wir bilden das Schlusslicht, während wir zurücklaufen.
,, Wir sind in Lebensgefahr. Da kann man schon mal durchdrehen", nehme ich ihn in Schutz.
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