Sur la rive en fleurs
Nun, da der nächste Tag recht anstrengend werden soll, haben wir beschlossen, uns doch gegen ein Uhr „Gute Nacht" zu sagen, um etwas zu schlafen. Doch im Bett wird mir das ganze Ausmaß meiner Lage bewußt. Jean ist Franzose. Zwar hatte er nie im Krieg gekämpft, aber dennoch war er der Feind und ich denke, wenn ich Jean heirate, wird Vater mich enterben. Ich seufze verzweifelt, während Elisabeta schnarcht. Soll ich sie wecken und ihr etwas darüber erzählen, wie man seinem Liebsten zu schneller Erleichterung verhilft? Das würde mich etwas ablenken. Statt dessen nehme ich lieber ein Buch zur Hand. Doch es verfehlt seine Wirkung, das, was ich eben noch spannend gefunden hätte, macht mir plötzlich Angst. Die Horde wütender, französischer Soldaten, die brandschatzend in eine Stadt einfallen. Wie es in Heidelberg passiert war...
Ich bin jünger, doch nicht viel. Anstatt Seide trage ich Baumwolle, mein Kleid ist alt und zerrissen und hängt lose über meinen Knochen. Meine kleineren Geschwister weinen vor Hunger und wir hören Kanonenschüsse, ganz in der Nähe.
„Wir hätten wenigstens versuchen sollen, zu fliehen, Mutter!", sage ich leise und schaukele das Baby.
Meine Mutter liegt im Sterben, denn die Geburt vor einer Woche hat ihr die letzte Kraft geraubt. Wer weiß, wo mein Vater jetzt ist. Musste er ihr unbedingt noch ein Kind machen? Wir hatten jetzt schon nicht genug! Plötzlich hören wir lautes Gegröhle, Gesänge, Poltern. Ich springe auf und Elias fängt an zu brüllen.
„Shhh...", zische ich und halte ihm den Mund zu, er wehrt sich.
So ein kleiner Kämpfer, jetzt schon! Die Tür fliegt auf und ein paar französische Soldaten stürmen hinein. Mutter richtet sich erschrocken auf, die Mädchen scharen sich um meinen Rock und klammern sich fest an mich. Elias brüllt und schnauft. Ein großer, dunkler Mann tritt auf mich zu und reisst ihn mir aus der Hand. Er bricht ihm das Genick und ich beisse mir so stark auf die Unterlippe, dass ich sofort blute. Ich spüre die kleinen Hände meiner Schwestern, die sich in meinen Rock krallen. Mutter schreit heiser auf, und im nächsten Augenblick wird sie erschossen. Ich schiebe die Mädchen hinter mich. Der Franzose, der meine Mutter getötet hat, lächelt. Er sagt irgendwas zu dem Kindmörder, der lacht. Ein anderer, der stechend blaue Augen hat, brummt etwas. Dann zeigt er auf mich. Sie beginnen, sich zu streiten und ich schiebe die Mädchen schnell in die Küche und weise sie an, sich im Ofen zu verstecken. Sie heulen, wollen, dass ich mitkomme, aber ich muss die vier Männer aufhalten. Wie auch immer.
„Ihr seid nichts weiter als dämlisches, stinkendes Gesindel..." , zischt der mit den blauen Augen, als ich ins Wohnzimmer zurück komme.
Unter anderen Umständen würde ich ihn wohl als hübsch bezeichnen, doch nun gehe ich mit einem Schüreisen auf ihn los. Merkwürdigerweise erschießt er mich nicht, sondern wehrt den Haken ab, schlägt ihn mir energisch aus der Hand. Ich schreie vor Schmerz auf, dann habe ich seine Faust im Magen. Ich gehe in die Knie, höre die anderen Männer lachen. Einer ruft etwas, unter anderem verstehe ich, dass Blauauge wohl Jean heißt. Jean lässt mich am Boden liegen und wendet sich ab, doch die anderen reden auf ihn ein, während ich versuche, wieder aufzustehen. Jean flucht, verpasst mir einen heftigen Tritt, sodass ich wieder am Boden liege und dann dreht er mich auf den Bauch. Ich weine stumm, als er meinen Rock zerreisst.
„Dann solltest du die Finger von mir lassen...", murmele ich, nachdem er meine Unterwäsche zerfetzt hat.
Und ernte einen harten Schlag auf den nackten Hintern. So heftig, dass ich mit dem Kopf gegen die Wand knalle. Mein Gesäß brennt, doch Jean ist noch nicht fertig, er spricht eine Art Reim, während er mein Gesäß im Rhythmus klatscht. Seine Freunde gröhlen mit, ich weine vor Schmerz und Scham. Dann feuern die Männer Jean an, und ich weiß, dass ich wohl als nächstes meine Unschuld verlieren werde. Auf die brutalste Art, die es gibt. Plötzlich stellt sich der Babymörder vor mich und packt sein Geschlecht aus. Jean schreit ihn an. Blauauge ist deutlich jünger als die anderen, doch es scheint, als ob er so etwas wie ein ranghöherer Soldat ist, denn der Babymörder mault und zieht sich zurück. Ich atme erleichtert auf, aber nur so lange, bis Jean mich an den Haaren packt und hinter sich her zerrt. Ins Schlafzimmer, das völlig verstaubt ist, weil wir nur noch im Wohnzimmer gehaust hatten.
„Degoutante!", zischt Jean und schmeisst mich auf das Bett. „'Ör zu, isch will das nischt, aber sie aben sonst keine Respekt mehr vor mir. Also tu mir den Gefallen, und wasch disch wenigstens."
Er wirft mir ein Tuch zu, das er mit Alkohol getränkt hat. Ich lasse es neben mir liegen und rühre mich nicht, was ihn dazu verleitet, mir heftig ins Gesicht zu schlagen. Mir wird schwindelig. Ich kippe nach hinten und Jean ist plötzlich über mir. Schlägt mich noch einmal. Dann schiebt er meine Beine brutal auseinander und ich spüre, wie er mit dem getränktem Tuch hart über meine Scham reibt. Meine zarte Schleimhaut brennt unter dem Alkohol wie Feuer und ich schreie. Wütend stopft Jean den Lappen in meinen Mund, sodass ich kaum noch Luft bekomme. Ich höre auf zu kämpfen, lasse mich fallen. Was hilft's denn! Ich bin sowieso schon so gut wie tot, und...ein scharfer, mächtiger Schmerz zerreisst mich fast und ich bäume mich wieder auf. Jean stößt immer wieder brutal in mich und der Schmerz ist kaum auszuhalten. Plötzlich höre ich einen Knall und dann Geschrei. Die Mädchen! Nun wehre ich mich wieder, doch der Franzose dreht mich auf den Bauch und rammt in mich, er zerreisst mich schier. Ich höre meine Schwestern schreien und hoffe, dass sie schnell getötet werden, wie meine Mutter und mein Bruder. Ich spucke das Tuch aus und flüstere: „Bitte..."
Jean krallt sich in meinen Po und keucht. Schubst mich von sich weg und zischt: „Noch mehr? Du bist ja unersättlich, du dreckiges Flittschen."
„Bitte verschont meine Schwestern!" , wimmere ich.
Er packt meine Haare, und als er mich hochzieht, spüre ich, wie etwas warmes an meinen Beinen runterläuft. Mein Blut, vermischt mit einer hellen Flüssigkeit. Jean schaut nach unten und grinst.
„Hatte isch tatsäschlich eine Jungfrau? Hm, vielleischt werde ich disch doch noch einmal gebrauchen, bevor ich disch töte."
Als wir in die Küche kommen, rieche ich sofort, was passiert ist. Der Ofen ist entzündet worden und mit ihm, in ihm, meine kleinen, unschuldigen Schwestern. Sie sind elendig verbrannt. Ich beginne zu zittern, zu schreien und kann nicht mehr aufhören.
„Shhhh...Vera...c'ést un cauchemar!"
Ich reisse die Augen auf und starre in die dunklen Augen von Elisabeta.
„Du liesst zu viel schauerliche Geschichten!", tadelt sie und legt das Buch weg, über dem ich wohl eingeschlafen bin.
„Jean...", keuche ich.
„Der Compte? Was hat er getan?"
Ich weine bitterlich. Nein, ich kann diesen Mann nicht heiraten! Es ist noch dunkel draußen und ich stehe trotzdem auf. Es lässt mir keine Ruhe, und ich würde sowieso nur wieder träumen. Uns Frauen ist es nicht gestattet, die Räumlichkeiten der Männer aufzusuchen, also schicke ich einen Diener zu Jean. Ich bin völlig überrascht, als er schon fünf Minuten später im Foyer erscheint. Seine langen Haare offen und verwuschelt, sein Blick verschlafen, als wäre er sofort los gelaufen. Immerhin trägt er einen Morgenmantel. Er lächelt, und doch sehe ich nur den brutalen Vergewaltiger vor mir. Ich stöhne leise auf und reibe meine Arme.
„Liebes, was hast du? Siehst du wieder Dinge?", raunt Jean und will mich umarmen.
Ich weiche zurück.
„Ich...nicht auf diese Art. Jean, hör zu, ich...habe noch einmal nachgedacht. Und ich...ich...kann dich nicht heiraten. Es tut mir leid!", sage ich weinerlich.
Sein erst ungläubiger, dann trauriger Blick sticht tief in mein Herz. Das Leuchten seiner Augen ist prompt verschwunden und er nickt.
„Bitte sag mir wenigstens, warum. Komm, lass uns ein wenig spazieren, hier kleben überall Spione an den Wänden."
Ich seufze. Ich habe Angst, mit ihm alleine zu sein. Aber wenn...er so wäre, dann hätte er mich gestern Nacht schon mit Gewalt genommen, oder? Nein, vielleicht wartet er nur, bis ich sein bin, um mir dann sein wahres Gesicht zu zeigen, wie ich es oft in den Büchern gelesen habe. Ich drehe mich wortlos um und laufe nach draußen. Jean folgt mir langsam, schweigend. Er macht keine Anstalten, mich zu berühren, doch er weicht nicht von meiner Seite. Nach einer Weile spüre ich, dass ich ruhiger werde. Dass er mich ruhiger macht, in dem er einfach nur neben mir steht... Ich setze mich auf eine Bank und schaue Jean an, er lächelt.
„Vera... auch, wenn du mich nicht heiraten möchtest, werde ich trotzdem bei dir bleiben und auf dich aufpassen. So, wie du auf mich aufgepasst hast!"
„Du verstehst nicht. Vater würde dich töten. Du bist Franzose!"
„Es ist mir gleich. Ich sterbe eher, als dich vergessen zu müssen. Ist das der einzige Grund?"
Ich seufze.
„Nein."
„Nun, was ist es dann?", fragt er leise und spielt mit meinen Fingern.
Ich stöhne auf und beginne, ihm meinen Traum zu schildern. Und meine Angst, er würde sich nur so freundlich verhalten, um mein Vertrauen zu gewinnen. Jean lächelt.
„Ja, ich habe solche Männer kennen gelernt. Deine Angst ist nicht unberechtigt und ich kann nur hoffen, dass du meinem Wort vertraust...", schließt er sanft.
Ich beisse mir auf die Unterlippe und nicke.
„Jean. Ich weiß manchmal nicht, was wahr ist und was nicht", hauche ich traurig.
„Ich werde dir helfen, so gut es geht. Nun, es ist nicht wahr, dass ich ein brutaler Vergewaltiger bin. Ich schätze, der Traum ist durch die Geschichte, die du..."
Ich zucke zusammen, denn eine Erinnerung schießt hoch und ich unterbreche Jean: „Mutter! Sie hat es mir erzählt. Als Gute Nacht- Geschichte!"
Seine blauen Augen schauen erst irritiert, dann verzieht sich sein Gesicht. Irgendetwas zwischen Wut und Ekel. Ja, so bin ich. Ekelerregend.
„Ich bin keine gute Frau für dich, Jean", hauche ich.
„Wie alt warst du?", fragt er, ohne zu reagieren.
„Fünf. Sie sagte immer, wenn ich nicht artig bin, kommen die Türken und stecken mich in den Ofen. Dann erzählte sie mir die Geschichte und meinte, dass sie sie selbst erlebt hätte, sie wäre vergewaltigt worden und ihre Schwestern verbrannt. Ich habe erst viel später begriffen, dass es nur ihre Einbildung gewesen war."
Tränen laufen über meine Wangen. Und doch tut es gut, jemandem das zu erzählen! Selbst Vater weiß es nicht.
„Darf ich...meinen Arm um dich legen?", raunt Jean vorsichtig.
Ich nicke. Wie absurd es doch ist, vor ein paar Stunden hatte ich sein Geschlecht geküsst und nun darf er mich nicht mal in den Arm nehmen? Doch genau das ist es doch, so funktioniert mein krankes Gehirn! Als ich seinen warmen Körper spüre, breche ich zusammen und weine bitterlich. Er hält mich einfach nur, wiegt mich. Irgendwann geht die Sonne auf, der neue Tag bricht an. Die Vöglein singen und alles scheint voller Zuversicht zu sein.
Nun haben wir doch die Nacht gemeinsam verbracht.
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