Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Sous le dôme épais

Ich träume von Versailles. 

Nein, dies ist kein Traum, ich bin wirklich hier!  Ich habe immer gehofft, diesen wunderbaren Ort einmal zu sehen. Trotz der unruhigen Kriegszeiten, die nun endlich, im Jahre 1697, ein Ende gefunden haben. Mein lieber Vater, von je her auf der Seite des Kaisers, hatte mir strikt verboten, zum ehemaligen Feind zu reisen. Doch dann ergab es sich, dass meine Cousine, die Prinzessin Maria Helene Augusta von Bayern, nach Versailles geladen wurde, um dort einen Compte zu ehelichen,um die Beziehungen mit Frankreich zu stärken. 

Nun, im Großen und Ganzen geht es wieder einmal darum, den Habsburgern zuvor zu kommen, schätze ich. Doch ich habe wenig Interesse an diesen komplizierten Ränkespielchen. Habe das Glück, oder vielleicht auch das Unglück, als Tochter eines brandenburgischen Reichsgrafen geboren zu sein und so eine würdige Reisebegleitung für die Prinzessin darzustellen. Die Fahrt war anstrengend gewesen und die meiste Zeit habe ich damit verbracht, meine Lektüren zu verschlingen und mich aus den Gesprächen der Prinzessin und ihrer Zofen heraus zu halten. Es ging darum, wie der Herr Compte d'Angèle wohl aussehen würde und meine kurze Anmerkung, dies doch abzuwarten und sich nicht Spekulationen hinzugeben, wurde ignoriert. Nun, die Damen in meiner Gesellschaft sind um einiges jünger als ich, die Prinzessin hatte gerade ihr achtzehntes Lebensjahr erreicht und ich bin genauso alt wie ihr zukünftiger Gemahl, wir beide sind im Jahre 1671 geboren. Der Compte wäre ein Künstler, ein Lebemann. Aber um ihn soll es mir nicht gehen, ich möchte nur den wunderschönen Garten von Versailles erkunden, um mir vielleicht die eine oder andere Idee zu rauben. Deshalb bitte ich den Kutscher, mich aussteigen zu lassen und nicht bis vor die Eingangstür des Schlosses zu bringen. Natürlich reisst Maria ihre hübschen, himmelblauen Augen auf.

„Vera, fürchtest du dich denn nicht?"

„Wovor? Vor blutrünstigen Monstern? Sie scheuen das Tageslicht",  erwidere ich amüsiert und Maria schüttelt ihr goldenes Haar.

Ja, sie ist umwerfend schön! Sie fächert sich Luft zu und haucht:

„Dann geh nur. Ich werde jedoch deinem Vater berichten, dass ich dich nicht aufhalten konnte, sollte dir etwas zustoßen."

„Vater denkt, ich sei bei dir auf Schloss Nymphenburg. Und ich hoffe, der König wird ihn in dem Glauben lassen, sonst enterbt er mich sofort! Oder er schickt die gesamte Armee hinter mir her, und zack, haben wir den nächsten Krieg!", erkläre ich belustigt und nehme die Hand des französischen Soldaten, der mir aus der Kutsche helfen will.

Er schmunzelt. Er versteht deutsch?

„Entschuldigt. Natürlich bin ich kein Befürworter des Krieges...", sage ich zu ihm, dieses Mal auf französisch.

„Es sei euch verziehen. Und ich teile eure Meinung!", antwortet er lächelnd. „Soll ich euch begleiten?"

Ich verneine freundlich. Ich will vermeiden, dass er vielleicht noch beginnt, mir den Hof zu machen, denn es scheint, dass mein üppiger Vorbau ihm gefällt. Nun, die Rundungen habe ich von meiner Mutter geerbt und ich esse eben gerne. Dennoch würde er seine Meinung schnell ändern, wenn er wüßte, was ich noch von ihr geerbt habe...

Die betörenden Düfte des Gartens von Versailles sind einfach überwältigend, die vielen, verschiedenfarbigen Blüten wunderschön. Ja, es ist genauso- nein, viel besser, als ich es mir vorgestellt habe! Ich wünschte, unser Gärtner würde mich nur ein einziges Mal an seiner Arbeit teilhaben lassen, doch ich habe nur ein winziges Eckchen in unserem Schlosspark abbekommen, das ich nach meiner Facon gestalten darf. Vater ist der Meinung, jede Pflanze sehe sowieso gleich aus. Plötzlich fällt mir ein wunderschöner Rosenbusch ins Auge, der so hoch gewachsen ist, dass er mich fast überragt. Der Duft ist lieblich, nicht zu schwer, nicht zu dezent und die Farbe der Blüten ist von einem dunklen, tiefen Rot. Ich gehe näher heran und stecke meine Nase in eine der Blüten. Hm. Wenn ich von dieser einen Samen bekommen könnte, hätte sich die wochenlange Fahrt schon gelohnt! Und jetzt sehe ich, dass der Strauch gar keine Dornen hat. Noch besser!

„Rosae sine spinis, sie zieht einen in ihren Bann, aber tötet nicht", höre ich eine raue, sanfte Stimme auf französisch sagen.

Ich drehe mich um und schaue in die wohl schönsten blauen Augen der Welt. Und nicht nur die Augen sind wunderschön, das Gesicht des Mannes ist wie gemalt. Und es ist bemalt! Er trägt keine Perücke, seine Haare sind dunkelbraun und zu einem Zopf gebunden. Und im Gegensatz zu ihm muss ich an diesem sehr heißen Tag in meinem Kleid vor Hitze vergehen, während er nur eine weiße, dünne Pluderhose trägt. Schickt sich das am Hofe? Ich wende schnell meinen Blick ab und betrachte wieder den Busch. Ich höre ihn leise lachen.

„Ich versuche seit Stunden, diese Farbe zu mischen. Es will mir nicht gelingen!"

„Sie erscheint mir fast, wie Blut?", murmele ich, mir absolut bewußt, dass ich alleine mit einem mir fremden, halbnackten Mann auf weiter Flur bin!

Und der mit mir Konversation betreibt, ohne, dass er sich mir vorgestellt hat. Welch merkwürdige Sitten hier in Frankreich!

„Ihr meint, ich solle Blut benutzen? Wollt ihr mich zum Mord anstiften?" Er lacht leise.

Nun muss ich auch lächeln.

„Nicht hier, wo uns jeder belauschen könnte!", flachse ich. „Nachher werde ich noch meinen Kopf verlieren!"

„Und das, meine hübsche, puppenhafte Unbekannte, wäre wahrlich fatal! Nein, so ein Geschöpf wie ihr kennt keine Arglist, ihr seid so unschuldig, wie die weißen Jasminblüten dort."

Ich lache.

„Jasmin? Ihr irrt euch. Lasst euch nicht von ihrem Aussehen täuschen, sie ist giftig. Diese Rose hier ist bedeutend unschuldiger", erkläre ich.

„Touché, Madame", erwidert er und verbeugt sich tief. „Dann seid ihr die Rose."

„Und ihr der Jasmin?" 

Es kommt selten vor- nein, eigentlich hatte ich noch nie eine dermaßen spaßige Konversation mit einem männlichen Wesen! Obwohl es ziemlich anstrengend ist, seinem Blick auszuweichen, doch mein Anstand erlaubt es mir nicht, ihn anzuschauen. So...nackt!

„Ihr denkt, ich sei gefährlich?", raunt er.

„Ich kenne euch nicht, Monsieur. Es war nur eine Frage, um hinter euer Geheimnis zu kommen?"

„Oh, ihr habt recht, ich habe mich nicht vorgestellt, das muss sehr verdächtig wirken, nicht?" Er lächelt wieder. „Nun gut. Mein Name ist...mein voller Name, damit euch nichts entgeht- Jean Baptiste de Letaux, Compte d'Angèle."

Mir stockt der Atem. Ja, meine wunderschöne Cousine, dein Gemahl ist dir ebenbürtig! Ich verbeuge mich.

„Oh, nein, nein, steht auf. Ich bin nur ein törichter, unbegabter Künstler, schaut, ich bringe nicht mal einen Rosenbusch anständig auf die Leinwand! Es sieht aus, wie...wie..."

Ich trete näher, obwohl ich weiß, dass ich ihm des Anstandes wegen nicht zu nahe kommen dürfte. Doch ich möchte das Bild betrachten und er steht im Weg.

„Es ist wunderschön....", hauche ich ehrfürchtig und meine es auch so. Und dann, nach eine kleinen Pause: „Eure Durchlaucht, ich...gehöre zum Gefolge eurer Verlobten."

„Vielen Dank! Ich werde das Bild euch widmen, Madame „ich gehöre zum Gefolge eurer Verlobten"", albert der Compte und ich seufze.

Er nimmt mein Kinn und dreht meinen Kopf zu sich. Der Compte ist mir jetzt so nahe, dass ich seinen Schweiß riechen kann. Er riecht nicht unangenehm, eher...anregend. Und ich mag es sowieso nicht, wenn Menschen sich so über parfümieren, wie sie es heutzutage tun. Er raunt heiser:

„Es ist unhöflich, einen Grafen einfach so stehen zu lassen, ohne sich selbst vorzustellen. Und ihn dabei nicht mal anzusehen. So muss ich doch annehmen, dass ihr etwas verbergen wollt?"

Ich spüre, wie mir Hitze in die Wangen steigt. Der letzte Mann, der mir so nahe war, hatte bei mir nicht mal ein Wimpernzucken verursacht und ist wie alle Heiratskandidaten- nun, es waren nur zwei an der Zahl- nach ein paar Tagen abgesprungen. Damals war ich jünger als meine Cousine, und doch schon vom Leben gezeichnet. Ich lächele den Compte an und antworte: „Ich sage euch gerne meinen Namen, doch wird es euch dadurch nicht klarer werden, ob ich eine Spionin bin oder nicht. Herzogin Vera Margarete Augusta zu Brandenburg. Da habt ihr's."

„Brandenbourg? Wir waren mal Freunde, vor diesem unseligem Krieg!" 

Der Compte seufzt und  macht keine Anstalten, mein Kinn loszulassen. Ich spüre seine Hitze. Ein Schweißtropfen läuft in mein Korsett und kitzelt mich. Dann der betörende Duft von Jasmin und Rosen und langsam frage ich mich, ob ich wohl über meinem Roman eingeschlafen bin und doch nur träume...

„Monsieur le Compte! Eure Gemahlin!", höre ich jemand atemlos rufen.

Der Compte lässt mich so abrupt los, dass ich fast nach hinten kippe und brummt: „Wir sind noch nicht vermählt!" 

Jean beugt sich hinunter und zerrt einen Bündel Kleidung aus dem Gebüsch. Schnell wirft er sich ein Hemd über und ich atme erleichtert auf.

„Ihr werdet begeistert von eurer Prinzessin sein...", hauche ich.

„Seid ihr mit ihr verwandt?", fragt er, während er seine Kleidung richtet.

Schon kommt ein beleibter Herr angelaufen. Er schnauft ziemlich und keucht:„Eure Durchlaucht, die Prinzessin! Alle warten nur auf Euch!"

Doch der Compte schaut mich immer noch fragend an und ignoriert den Mann.

„Sie ist meine Cousine", antworte ich.

„Nun denn, wenn sie nur halb so puppenhaft ausschaut, wie ihr, so will ich zufrieden sein", brummt der Compte dann und hält mir den Arm hin. „Ich trage wieder Kleidung, ihr dürft mich nun berühren. Kommt, zeigt mir eure Cousine."

Ich lege meine Hand auf seinen Unterarm, der nun von einem kühlen, weißen Seidenstoff umhüllt ist. Ich schmunzele.

„Blanc jasmin...", murmele ich.

„Nun denn, dann sei es so", entgegnet der Compte lächelnd und der dicke Mann schaut uns irritiert an.

„Eure Durchlaucht...beeilt euch. Der König ist ungeduldig!", keucht er dann und versucht, uns zu überholen, doch der hübsche Compte führt mich gerade durch einen schmalen Gang, der von beiden Seiten mit schwer duftenden Rosen bewachsen ist.

„Rosae muscatae", erklärt der Compte. „Ich kann euch ihre Namen sagen, nicht aber, was sie zu bedeuten haben."

„Diese könnt ihr verspeisen, Durchlaucht", antworte ich.

Er lächelt verschmitzt und ich werde rot. Wenn ich seine Rose wäre...hm. Der Compte murmelt: „Ruft mich bitte Jean. Oder weißer Jasmin, aber lasst den Durchlaucht."

„Jean Jasmin?", schlage ich lächelnd vor.

„Et Vera, Rose du sang."

Ich zucke zusammen und er bleibt stehen.

„Verzeiht. Ich...wollte euch nicht erschrecken. Ihr habt sicher von den grausamen Morden meiner Landsleute gehört, und wer bin ich, solche Scherze zu machen, saß ich doch hier in Versailles und habe gemalt, als man euer Volk niedergemetzelt hat? Vergebt mir, Madame."

Er verbeugt sich so tief, dass ich das Gefühl bekomme, dass ich vom Stande her über ihm stehen würde. Wenn er nur wüßte!

„Beeilt euch doch!", zischt der Beleibte und stößt mich unsanft beiseite.

Blitzschnell schießt Jean hoch und funkelt ihn an.

„Mathieu! Wenn ihr euren Kopf behalten wollt, dann entschuldigt ihr euch sofort bei der Herzogin!"

Oh, ich wäre nun bereit, vor dem Compte in die Knie zu gehen! Dieser wütende, energische Blick...Der Dicke sagt: „Verzeiht, Herzogin. Aber nun, kusch! Sonst rollen alle unsere Köpfe!"

Jean lacht.

„Das würde Louis nie wagen, er weiß, durch mich bekommt er die Gunst Bayerns zurück!"

„Und was...bekommt ihr?", frage ich leise.

Sein wunderschöner Blick trifft meinen und bevor er antworten kann, schiebt uns Mathieu an den Wachen des Schlosses vorbei. Das große Tor wird geöffnet und ich sehe meine Cousine. Sie sieht müde und verärgert aus. Die Zofen fächern ihr Luft zu und betupfen ihr Dekolleté.

„Die Blonde?", raut Jean mir zu.

Ich nicke.

„Sie ist euch nicht annähernd ähnlich!", brummt er, lässt mich abrupt los und steuert schnellen Schrittes auf die Gruppe Menschen zu.

Ich teile mein Gemach mit einer italienischen Prinzessin, die ohne Pause redet. Auch sie soll verheiratet werden, ich komme mir vor, wie auf Louis' persönlichem Brautbasar! Da die Kutschfahrt und der anregende Spaziergang mich erschöpft haben, versuche ich, Mittagsschlaf zu halten, doch die Prinzessin will wissen, ob ich denken würde, dass die Franzosen bessere Liebhaber wären als die Italiener oder die Deutschen.

„Je ne sais pas!", fauche ich nach der dritten Wiederholung ihrer Frage.

Ich hatte gehofft, wenn ich ihr den Rücken zuwende, würde sie annehmen, dass ich schlafe. Vielleicht hätte ich laut schnarchen sollen?

„Aber...seid ihr nicht...eine Kurtisane?", fragt sie, ohne auf meine Unhöflichkeit zu reagieren.

Wie, bitte? Ich fahre hoch und drehe mich zu ihr um.

„Wie kommt ihr denn darauf?", zische ich.

„Nun...ihr seid...unverheiratet. Und ihr seht nicht aus, als wäret ihr...eine alte Jungfer?"

„Ich nehme das mal als Kompliment, aber nein, ich bin keine Kurtisane. Denn dann würde ich bestimmt nicht hier liegen, sondern..."

Ich lächele. Jean. Ja, seine wunderschöne Alabasterhaut, so zart! Und doch so stark, hm, seine Muskeln... Wie die Helden aus meinen Büchern. Nun, meistens sind es Antihelden. Mörder, Strigoi, Untote. Ich liebe die dunkle Literatur, doch natürlich muss ich sie vor Vater verstecken!

„Wo?", hakt Elisabeta nach.

„In meinem eigenen Schloß...", murmele ich, drehe mich wieder um und schließe die Augen.

Ich träume von Versailles. Von seinen Gärten, versteckten Lauben, in denen ich mich mit Jean treffe und Leinwände mit dem Blut italienischer Jungfrauen bemale. Roter Jasmin, weiße Rosen, die Dornen sehen aus, wie Fangzähne. Sie wollen nach mir schnappen und Jean lacht mich aus. „Du kannst deinem Schicksal nicht entgehen!", ruft er.

„Nein!", keuche ich und schieße hoch.

„Uh, Vera. Was ist?", ruft Elisabeta erschrocken.

„Nur ein Albtraum, es ist nichts", hauche ich und ziehe die Decke über meinen Kopf.

Mein Schicksal. Es bedeutet, ohne einen Mann zu leben. Was durchaus nicht schlimm ist. Ich habe meinen alten Vater, um den ich mich kümmern kann, mein bisschen Garten. Ein paar Hunde und eine Menge Bücher, die ich noch nicht gelesen habe. Ich sehe nicht wie eine Jungfer aus, aber ich bin eine. Alles, was ich über die Liebe weiß, habe ich aus Büchern. Aber so redselig, wie die Italienerin ist, werde ich bald hören, wie das Ganze wirklich von statten geht. Wie Jean wohl...küsst? Nein, denke nicht mal daran, Vera. Er ist deiner Cousine versprochen und auch, wenn er dir wunderschöne Komplimente gemacht hat, bedeutet es nicht, dass er nicht auch fliehen würde, wenn er dein Geheimnis kennt. 

Nein, ich bin keine Rose. Auch kein Jasmin, keine Lilie, kein Stiefmütterchen. Ich bin eine Kreuzung aus allem.

Und ich kann nur hoffen, dass es mich nicht heute trifft. Oder morgen. Ich falte meine Hände und bete. 

Manchmal hilft das.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro