Kapitel 6
PoV: Lia
Mein Kopf fühlt sich an, als würde er in einem Nebel aus Schmerz und Verwirrung treiben. Jeder Atemzug ist schwer, als hätte der Rauch des Feuers meinen Lungen etwas von ihrer Kraft geraubt. Doch es ist nicht nur mein Körper, der leidet – es sind die Gedanken, die wie Schatten an mir nagen. Sie flüstern Fragen, die ich nicht beantworten kann.
Ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos war, als ich wieder aufwache. Der erste klare Gedanke, der sich durch die Dunkelheit schiebt, ist der, dass ich irgendwo bin, wo ich nicht sein sollte. Die Luft ist kühl, die Höhle um mich herum still, und der Boden unter mir fühlt sich feucht und hart an.
Langsam richte ich mich auf, der Schmerz in meinen Rippen lässt mich keuchen. Meine Finger gleiten über meinen Arm, wo ich eine Wunde spüre, die grob verbunden wurde. Wer auch immer das getan hat, hat keine Zeit verschwendet – und keinen Trost geboten.
Ich sehe die Kleinen in der Ecke der Höhle, zusammengekauert wie kleine Bündel. Ihr leises Wimmern bricht mir das Herz, und gleichzeitig weiß ich nicht, warum. Es fühlt sich an, als wäre ich ihnen verbunden, aber ich kann mich nicht daran erinnern, wie. Diese Ungewissheit schmerzt fast mehr als die Wunden an meinem Körper.
Dann kommt er zurück. Der Rogue.
Seine Schritte hallen leise in der Höhle wider, und ich sehe, wie er in den Eingang tritt. Sein Schatten fällt über den Boden, und obwohl er keine unmittelbare Gefahr ausstrahlt, spannt sich mein Körper an. Es ist ein Reflex, ein Schutzmechanismus, der tief in mir verwurzelt ist.
Er bleibt stehen, mustert mich mit seinen scharfen, prüfenden Augen. „Du solltest dich noch ausruhen," sagt er, seine Stimme rau, aber nicht unfreundlich.
„Ich will Antworten," sage ich und merke, wie meine Stimme trotz meiner Schwäche an Schärfe gewinnt. „Wo bin ich? Warum bin ich hier? Und... wer bist du?"
Sein Blick verfinstert sich, und für einen Moment glaube ich, er wird nicht antworten. Doch dann seufzt er leise, als ob die Schwere seiner Worte ihn selbst belastet. „Du bist in Sicherheit. Das ist alles, was du wissen musst."
„Das reicht mir nicht," entgegne ich, meine Augen verengen sich. „Was ist passiert? Warum erinnere ich mich an nichts?"
Er tritt einen Schritt näher, bleibt jedoch auf Distanz. „Das Feuer," sagt er schließlich. „Du warst in einem Haus, das Alex' Männer angezündet haben. Du hättest sterben sollen."
Alex. Der Name bringt eine Flut von Emotionen mit sich, doch keine davon macht Sinn. Hass, Angst, und... Trauer? Ich weiß nicht, was diese Gefühle bedeuten, doch sie lassen meinen Atem stocken.
„Ich habe dich herausgeholt," fährt er fort, seine Stimme kühler. „Dich und ein paar der Welpen. Mehr war nicht möglich."
„Warum?" frage ich, und meine Stimme bricht. „Warum hast du mich gerettet?"
Er senkt den Blick, als ob er mit sich selbst ringt. „Weil niemand anderes es getan hätte. Und weil... weil Alex nicht mehr gewinnen darf."
Seine Worte hängen in der Luft, und ich spüre, dass er etwas zurückhält. Doch bevor ich nachhaken kann, schüttelt er den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Was zählt, ist, dass du lebst. Jetzt ruh dich aus."
„Warte!" rufe ich, bevor er sich umdrehen kann. „Da war... da war jemand. Ein Mann." Die Worte kommen langsam, fast zögerlich, doch ich kann sie nicht aufhalten. „Ich erinnere mich nicht an seinen Namen, aber er war wichtig. Wer ist er?"
Der Rogue bleibt stehen, seine Schultern spannen sich an. „Ich weiß nicht, von wem du sprichst," sagt er leise, ohne sich umzudrehen. „Aber wenn er wirklich wichtig war, wird er dich finden. Irgendwann."
Mit diesen Worten verschwindet er aus der Höhle und lässt mich mit meinen Gedanken allein. Die Kleinen geben wieder ein leises Wimmern von sich, und ich krieche näher zu ihnen, fühle die Wärme ihrer kleinen Körper gegen meine zitternden Hände.
Doch die Kälte in meinem Inneren bleibt. Der Gedanke an den Mann – wer auch immer er ist – und die vage Erinnerung an ein Leben, das sich so weit entfernt anfühlt, treiben mich fast in den Wahnsinn. Ich schließe die Augen und hoffe, dass der Schlaf mich davon erlöst.
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