Kapitel 43
PoV: Elias
Die Rückkehr ins Rudel ist unerwartet still. Kein Triumph, keine Erleichterung. Nur der Wind, der durch die Bäume streicht, und das leise Knirschen der Kiesel unter unseren Füßen. Adam hält Lia eng bei sich, seine Präsenz strahlt eine Mischung aus Schutz und unnachgiebiger Entschlossenheit aus. Die anderen Wölfe verteilen sich langsam, verschwinden in ihren Hütten oder sammeln sich, um die Verluste zu zählen.
Ich bleibe am Rand stehen, beobachte alles aus der Distanz. Es fühlt sich fremd an, hier zu sein. Ein Rudel, dem ich nie angehört habe, eine Schwester, die ich kaum kenne, und die mich trotzdem hier hineingezogen. Doch hier bin ich. Und irgendwie weiß ich, dass ich nicht mehr zurückkann.
Adam dreht sich zu mir um, seine Augen glühen im Schein des nahenden Sonnenaufgangs. „Wir müssen reden," sagt er knapp, seine Stimme schneidend, aber nicht feindselig.
Ich nicke, folge ihm, während er Lia sanft zu einer der Hütten bringt. Sie sieht erschöpft aus, ihre Bewegungen sind langsam, und ich kann den Schmerz in ihren Augen sehen. Doch sie sagt nichts. Sie hält sich aufrecht, weil sie stark sein will. Für Adam. Für das Kind. Jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Wir versammeln uns im Hauptraum des Rudelhauses. Ben ist bereits da, seine Arme vor der Brust verschränkt, sein Gesicht eine Maske aus Anspannung. Adam nimmt Platz am Kopf des Tisches, sein Blick trifft meinen.
„Kain ist noch draußen," beginnt er, ohne Umschweife. „Das hier ist nicht vorbei. Wir haben Lia zurück, aber er wird es nicht dabei belassen."
„Er wird kommen," füge ich hinzu, meine Stimme ruhig. „Und er wird nicht allein sein."
Ben schnaubt, seine Kiefer mahlen hörbar. „Was wollen wir tun?" fragt er, seine Stimme schneidend. „Warten, bis er uns angreift? Oder ihn zu Fall bringen, bevor er die Chance dazu hat?"
Ich sehe zwischen ihnen hin und her, spüre die Spannung im Raum. „Ihr könnt nicht nur an Rache denken," sage ich schließlich. „Kain ist nicht wie andere. Er spielt ein Spiel, bei dem wir nicht alle Regeln kennen. Wir müssen vorsichtig sein."
Adams Blick verengt sich, doch er nickt. „Das heißt aber nicht, dass wir stillsitzen," sagt er. „Ben, ich will das Rudel verstärkt sehen. Jeder, der kämpfen kann, wird vorbereitet. Elias..." Er hält inne, seine Augen bohren sich in meine. „Du kennst ihn besser als jeder andere hier. Was wird er als Nächstes tun?"
Ich atme tief durch, lasse die Frage auf mich wirken. „Er wird versuchen, euch zu brechen," sage ich schließlich. „Nicht durch Stärke, sondern durch Zweifel. Er wird euch zwingen, euch selbst zu hinterfragen. Aber..." Ich zögere kurz, bevor ich weiterspreche. „Er wird nicht sofort angreifen. Nicht, solange er glaubt, dass er die Kontrolle über die Situation hat."
Adams Gesicht bleibt ausdruckslos, doch ich sehe die Räder in seinem Kopf arbeiten. „Dann nehmen wir ihm die Kontrolle," sagt er schließlich. „Wir bereiten uns vor. Und wenn er kommt, werden wir bereit sein."
Ich nicke, auch wenn ich weiß, dass es nicht so einfach sein wird. Kain ist ein Gegner, der mehr als nur Stärke fordert. Doch ich halte den Blick fest. Ich bin hier, um zu kämpfen. Für Lia. Für das Rudel. Für die Familie, die ich nie hatte.
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