Kapitel 3
PoV: Unbekannt
Das Knacken von Zweigen unter meinen Pfoten ist das einzige Geräusch, das die bedrückende Stille des Waldes unterbricht. Die Nacht ist pechschwarz, und der Rauch, der vom brennenden Haus zurückgeblieben ist, hängt schwer in der Luft. Mein Atem geht schnell, meine Muskeln brennen, aber ich wage es nicht, langsamer zu werden. Das, was ich getan habe, wird Konsequenzen haben – tödliche Konsequenzen.
Alex ist tot. Adam hat ihn getötet. Ich habe es gehört. Doch bevor Adam ihn zu Fall brachte, hat Alex den Befehl gegeben, das Haus anzuzünden. Sein letzter Akt der Grausamkeit – oder vielleicht seiner Rache – war das Feuer. Er wollte Lia und alles, was Adam liebte, in einem Inferno verschwinden lassen.
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Die Flammen, die knisternd und tobend das Haus verschlangen. Die Hitze war unerträglich, und selbst aus der Entfernung konnte ich den Rauch schmecken. Ich hätte weglaufen können. Ich hätte einfach verschwinden und das alles hinter mir lassen können. Doch etwas hielt mich zurück.
Lia. Ich kannte ihren Namen, bevor ich sie sah. Die Geschichten über sie waren überall, von den Rogues, die in Alex' Schatten überlebten, bis zu den verstoßenen Wölfen wie mir. Sie war mehr als nur ein Mate – sie war der Beweis, dass Adam nicht unbesiegbar war. Alex hatte es sich zum Ziel gemacht, sie zu zerstören, um Adam zu brechen. Doch als ich hörte, dass sie in diesem Haus gefangen war, konnte ich nicht zulassen, dass Alex' letzte Grausamkeit erfolgreich war.
Ich stürzte mich in die Flammen. Der Rauch brannte in meinen Lungen, und meine Augen tränten so stark, dass ich kaum etwas sehen konnte. Ich wusste nicht, ob ich sie rechtzeitig finden würde, oder ob ich selbst in den Flammen umkommen würde. Doch dann sah ich sie – bewusstlos auf dem Boden, umgeben von Hitze und Rauch, aber am Leben. Neben ihr lagen ein paar der Welpen, ebenfalls reglos, aber atmend.
Ich griff nach ihr, zerrte sie aus den Flammen. Sie war leicht, viel leichter, als ich erwartet hatte. Ihr Gesicht war rußgeschwärzt, und ihre Haut war heiß von den Flammen, aber sie lebte. Ich brachte sie hinaus, einen nach dem anderen, die Welpen dicht bei mir, während das Haus hinter uns in sich zusammenbrach. Es war ein Wunder, dass wir entkommen konnten.
Jetzt liege ich nicht mehr verborgen im Dreck, wie es für einen Rogue normal wäre. Stattdessen habe ich sie und die Welpen zu einem alten Unterschlupf gebracht, tief im Wald, weit weg von den Grenzen der Rudel. Die Höhle ist kühl und dunkel, und während die Welpen sich zitternd aneinander kuscheln, beobachte ich Lia. Ihr Gesicht ist blass, ihre Atmung flach, aber sie lebt.
Ich knie mich neben sie, die Erinnerung an den Moment, als ich sie zwischen den Flammen fand, immer noch frisch. Ich wusste, wer sie war. Und ich wusste, dass ich sie retten musste.
„Lia," murmele ich leise, fast so, als müsste ich mich selbst davon überzeugen, dass sie es wirklich ist. Sie bewegt sich nicht, doch ihre Brust hebt und senkt sich langsam. Ich weiß nicht, ob sie träumt oder ob sie an der Schwelle zwischen Leben und Tod hängt. Aber eins ist klar: Ich werde sie nicht aufgeben.
Die Welpen fiepen leise in einer Ecke der Höhle, und ich werfe ihnen einen Blick zu. Auch sie waren dem Feuer knapp entkommen. Ihr Überleben fühlt sich an wie ein kleiner Sieg inmitten all des Schmerzes und der Verluste dieser Nacht. Doch ich weiß, dass meine Entscheidung, sie zu retten, nicht ohne Folgen bleiben wird. Adam wird mich für einen Feind halten, wenn er erfährt, dass ein Rogue Lia in den Wald gebracht hat. Und die Überbleibsel von Alex' Rudel werden nach mir suchen, weil ich ihren Plan vereitelt habe.
Trotzdem – ich bereue nichts. Diese Nacht hat etwas in mir verändert. Vielleicht habe ich nicht die Stärke eines Alphas oder die Macht, die Welt zu verändern, aber ich habe eine Wahl getroffen. Und diese Wahl war, gegen das Chaos zu kämpfen, das Alex hinterlassen hat.
Ich beuge mich zu Lia hinunter und flüstere: „Du bist sicher. Ich lasse nicht zu, dass sie dich finden."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro