Kapitel 27
PoV: Kain
Die Stille in der Hütte ist beinahe greifbar, nur unterbrochen vom leisen Tropfen von Wasser irgendwo in der Ferne. Ich lehne mich an den Türrahmen, die Dunkelheit des Raumes hinter mir wie ein lebendiger Schatten. Lia sitzt auf dem Boden, zusammengesunken, ihre Schultern leicht nach vorne gebeugt. Sie wirkt schwach, verletzlich. Aber ich kenne solche Täuschungen. Es sind immer die, die am zerbrechlichsten wirken, die am gefährlichsten sein können.
Ich lasse meinen Blick über sie gleiten, nehme jedes Detail in mich auf. Ihr Atem geht flach, ihre Hände zittern leicht, und sie presst sie immer wieder gegen ihren Bauch. Etwas stimmt nicht mit ihr, das ist offensichtlich. Sie hatte ihr Essen auch kaum angerührt.
„Dir geht es nicht gut," sage ich, meine Stimme ruhig, fast beiläufig.
Sie hebt den Kopf, ihre Augen sind dunkel, erfüllt von einer Mischung aus Trotz und Angst. „Was du nicht sagst", knurrt sie. "Warum tust du das?" Ihre Worte klingen schwach, doch da ist immer noch dieses Feuer in ihrem Blick, das sie nicht verbergen kann.
„Warum?" Ich schnaube leise und trete näher. „Weil du der Schlüssel bist. Du bist das, was ich brauche, um das zu beenden, was Adam begonnen hat."
Ihr Gesicht verändert sich bei der Erwähnung seines Namens, nur für einen Moment, doch es reicht. Da ist etwas. Eine Erinnerung? Ein Gefühl?
„Ich kenne diesen Mann nicht," sagt sie schließlich, ihre Stimme rau. Doch ich sehe den Zweifel in ihren Augen, höre ihn in der Art, wie ihre Worte stolpern. Sie lügt.
„Das glaubst du vielleicht," sage ich und knie mich vor ihr nieder, sodass meine Augen auf gleicher Höhe mit ihren sind. „Aber tief in dir weißt du, wer er ist. Und was er für dich bedeutet."
Sie schüttelt den Kopf, ihre Lippen pressen sich zusammen, als würde sie sich weigern, meine Worte zu hören. Doch ich sehe den Riss in ihrer Fassade. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie zerbricht.
Ich richte mich auf und gehe zur Tür, werfe einen letzten Blick über die Schulter. „Du wirst dich erinnern," sage ich, meine Stimme ist leise, aber sie trägt die Schwere eines Versprechens. „Und wenn das passiert, wird es für dich und ihn zu spät sein."
Die Tür schließt sich hinter mir, und die Kälte der Nacht schlägt mir entgegen. Der Wald ist still, doch ich spüre die Bewegung in den Schatten. Sie suchen nach ihr. Er sucht nach ihr.
Ein Lächeln spielt auf meinen Lippen, kalt und triumphierend. Lass ihn kommen. Alles verläuft nach Plan.
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