Kapitel 26
PoV: Rogue
Die Spur, der ich folge, ist schwach, fast nicht zu erkennen, doch ich lasse mich davon nicht aufhalten. Ihr Duft – eine Mischung aus Asche und Wärme – ist wie ein leises Flüstern in der Luft, das mich leitet. Doch da ist noch etwas anderes, ein zweiter Geruch, der mir unbekannt ist. Er ist rau und metallisch, wie Rost und Blut, und er lässt mein Fell sich sträuben.
„Wer auch immer das war, du wirst dafür bezahlen," knurre ich, während ich meine Schritte beschleunige. Die Wut in meiner Brust lodert heiß, doch ich halte sie unter Kontrolle. Jetzt ist nicht die Zeit, die Beherrschung zu verlieren. Nicht, wenn sie mich braucht.
Die Spur führt mich tiefer in den Wald, zu einem Ort, der mir fremd ist. Die Bäume hier sind höher, die Schatten dunkler, und die Luft fühlt sich schwer an, als würde sie mich warnen. Mein Wolf ist angespannt, meine Sinne sind geschärft, und jedes Rascheln der Blätter lässt mich zusammenzucken.
Ich halte an und hebe die Nase, um die Luft zu prüfen. Ihr Duft ist stärker hier, gemischt mit dem fremden Geruch. Mein Herz schlägt schneller, als ich einen Abdruck im Boden entdecke – ein Fußabdruck, frisch und eindeutig. Sie war hier, und sie ist nicht allein.
Ich schleiche weiter, meine Schritte sind leise, mein Körper angespannt. Dann sehe ich es. Zwischen den Bäumen taucht eine Hütte auf, klein und halb verfallen, die Fenster dunkel, die Tür angelehnt. Der Geruch von Verfall und Angst ist hier fast überwältigend, und ich weiß, dass ich am richtigen Ort bin.
Doch ich halte inne. Mein Instinkt schreit mich an, dass hier etwas nicht stimmt. Ich spüre, dass ich beobachtet werde, dass jemand oder etwas in den Schatten lauert. Mein Wolf knurrt leise, ein tiefer, bedrohlicher Laut, der in meiner Kehle vibriert.
Ich verwandle mich wieder zurück, kehre in meine menschliche Form zurück. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, meine Augen bleiben auf die Hütte gerichtet. Wenn sie hier ist, werde ich sie finden. Und wenn jemand sie verletzt hat, werde ich ihn dafür bezahlen lassen.
„Lia," flüstere ich, mein Atem schwer. „Ich komme."
PoV: Lia
Mein Körper fühlt sich schwer an, als hätte ich einen Kampf gegen eine unsichtbare Macht verloren. Meine Hände zittern, während ich mich an der kalten, steinernen Wand abstütze. Mein Kopf schwirrt, und mein Magen rebelliert auf eine Weise, die ich nicht verstehe. Es ist, als würde jede Bewegung, jedes Atemholen mich auslaugen.
Was ist nur los mit mir?
Ich schließe die Augen und atme tief durch, versuche, die Übelkeit zu verdrängen, die sich in meinem Bauch ausbreitet. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich so fühle. Zu allem Übel meiner Amnesie spüre ich seit Tagen diese Schwäche, die mich überkommt, diese seltsame Unruhe, die meinen Körper durchzieht. Doch jetzt, hier, in dieser dunklen Hütte, fühlt es sich unerträglich an. Der Fraß, den ich zu essen bekommen habe wird vermutlich der Übeltäter für meinen Zustand sein.
Ich lasse mich langsam auf den kalten Boden sinken, schließe die Augen und lege eine Hand auf meinen Bauch. Eine seltsame Wärme breitet sich aus, ich atme tief durch und die Übelkeit legt sich wieder langsam.
„Reiß dich zusammen, Lia," murmle ich, doch meine Stimme klingt schwach.
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