Kapitel 1
PoV: Beta Ben
Die Nacht ist dunkel und drückend. Mein Atem geht schwer, während ich Adam anschaue, wie er auf dem Boden zusammensackt. Sein Körper zittert vor Erschöpfung, und ich sehe, dass er kaum noch bei Bewusstsein ist. Sein letztes Heulen klingt verzweifelt, wie ein Ruf nach IHR - ein Ruf, den sie nie wieder hören wird. Der Anblick schockiert mich, aber ich habe keine Zeit, lange darüber nachzudenken.
"Adam!", rufe ich, aber es kommt kein Laut von ihm. Ich knie mich neben ihn und versuche, seine Schulter zu schütteln, um ihn wachzuhalten. Seine Augen flackern kurz, dann rollen sie nach hinten. Panik überkommt mich, aber ich zwinge mich, ruhig zu bleiben. Ich kann es mir nicht leisten, jetzt die Kontrolle zu verlieren.
Ich packe seinen Körper, der schwerer ist, als ich erwartet hatte, und versuche ihn hochzuziehen. "Du schaffst das, Adam, du musst durchhalten", murmle ich zu ihm, aber es kommt mir eher so vor, als würde ich mir selbst Mut zusprechen.
Sein Fell ist warm, zu warm. Das ist kein gutes Zeichen. Er hat schon zu viel Blut verloren, und die Wunden sind tiefer, als ich dachte. Sein Atem geht flach, und er stöhnt leise. Ich merke, dass er nicht lange durchhalten wird, wenn ich ihn nicht schnell ins Lager zurückbringe.
Mit einer letzten Anstrengung werfe ich seinen Arm über meine Schulter und stütze ihn, so gut ich kann. Dann laufen wir los. Nach und nach kommen ein paar Überlebte und schließen sich uns an. Jeder Schritt ist eine Qual, für uns beide. Adams Körper ist schwer, und ich spüre, wie mein eigener Kreislauf nachgibt. Der Wald um uns herum scheint stiller zu sein als sonst, als würde er uns beobachten, vielleicht sogar aufgeben.
Der Weg zurück zum Rudel fühlt sich endlos an. Ich höre nichts außer unserem gemeinsamen Atem, dem raschelnden Laub unter unseren Füßen und dem leisen, fast nicht mehr hörbaren Keuchen von Adam. Mein Kopf schwirrt. Was, wenn er es nicht schafft? Was, wenn ich zu spät ankomme?
Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wie es überhaupt so weit kommen konnte, während ich ein paar der Krieger schon vor zum Rudelhaus schicke. Adam, unser starker Alpha, jetzt hier, zusammengebrochen, am Ende seiner Kräfte. Wir waren in so vielen Kämpfen, aber diesmal... diesmal war es anders. Der Feind war vorbereitet. Wir waren nicht schnell genug.
Ich spüre, wie meine Beine immer schwerer werden, doch ich darf jetzt nicht aufhören. Der Weg zum Rudelhaus ist nicht mehr weit. Ein paar Schritte noch. Die anderen Wölfe werden wissen, was zu tun ist. Wir sind ein Rudel, und wir lassen niemanden zurück. Vor allem nicht unseren Alpha.
Als wir das Lager erreichen, sehe ich schon die ersten Wölfe auf uns zukommen. Ihre Gesichter sind angespannt, ihre Augen voller Sorge. "Beta!", ruft einer von ihnen, "Wen hast du da?" Ich antworte nicht, meine Konzentration liegt nur darauf, Adam sicher abzulegen.
Vorsichtig lasse ich ihn auf den weichen Boden sinken, und sofort knien sich zwei Heiler neben ihn, beginnen seine Wunden zu untersuchen. Die anderen Wölfe versammeln sich um uns.
"Er braucht Hilfe", sage ich, obwohl es offensichtlich ist. "Er hat gegen Alex gekämpft." Der Name allein reicht, um ein kollektives Zittern durch das Rudel zu jagen. Alex war kein gewöhnlicher Gegner, und jeder hier wusste das, alle hatten die letzten Wochen miterlebt.
"Was ist mit dem Rest des Rudels, wo sind die restlichen Krieger?" fragt eine junge Wölfin, ihre Augen weit vor Angst, als sie die handvolle Menge an Kriegern neben uns stehen sieht, ihr Mate und die Mates vieler anderer Wölfinnen nicht unter ihnen . Ich kann ihr nicht in die Augen sehen. Die Wahrheit brennt in meiner Kehle, aber ich spreche sie nicht aus. Noch nicht. Stattdessen schüttle ich den Kopf. "Wir kümmern uns jetzt erst um Adam."
Die Heiler arbeiten schnell, aber ich sehe, dass sie nicht viel ausrichten können. Adams Wunden sind zu schwer. Blut sickert weiter aus den tiefen Bissen in seinem Fell, und seine Atmung wird immer schwächer.
Einer der Heiler, ein älterer Wolf mit grauem Fell, schaut mich an und schüttelt kaum merklich den Kopf. "Wir brauchen mehr Zeit", sagt er leise. "Oder... wir werden ihn verlieren."
Ich schließe die Augen, mein Kopf schwirrt. Zeit ist genau das, was wir nicht haben.
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