Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 6

»Was für Verletzungen hat sie?«, fragte Robin. »Von den offensichtlichen mal abgesehen.«

Er stand mit einer Ärztin des Krankenhauses auf dem Gang. Kurze, braune Haare, nicht besonders alt. Ein Namensschild mit der Aufschrift »Dr. Julia Mertens« und ein silberner Kugelschreiber befestigt an der Brusttasche. Die Frau vergrub ihre Hände tief in den Taschen ihres Arztkittels. »Ich weiß ehrlich gesagt, gar nicht, wo ich anfangen soll.«

Sechs Stunden waren vergangen, seitdem Hannah Becker völlig unvermittelt auf dem Polizeirevier aufgetaucht war. Der Strom funktionierte wieder, und auf den Straßen war es ruhig. Man hatte Hannah untersucht, gewaschen und ihr ein eigenes Zimmer gegeben. In der Zwischenzeit hatte Robin genug Zeit gehabt, um zu Hause ein paar Stunden zu schlafen und zu duschen. Zudem hatte er seine Vorgesetzte Ilka Fischer kontaktiert, die ihm die Verantwortung für den Fall übertragen hatte. Sie ging davon aus, dass es Hannah leichterfallen würde, mit jemandem über die Sache zu sprechen, den sie nicht kannte, und Robin hatte ihr zugestimmt.

Die Nachricht von Hannahs Flucht hatte Fischer tief erschüttert, und die Schuldgefühle würden schwer auf der ganzen Wache lasten.

Ja, seit Hannah Beckers Verschwinden waren Jahre vergangen, aber das änderte nichts daran, dass sie eine Kollegin aufgegeben und im Stich gelassen hatten.

»Sie hatte einige Knochenbrüche, die vermutlich nie behandelt wurden«, sagte die Ärztin. »Prellungen. Narben, die sich über einen großen Teil ihres Rückens und Oberkörpers erstrecken. Weniger ernst, aber etwas, das dennoch schnellstmöglich angegangen werden sollte: einige problematische Zähne. Ein Zahnarzt wird sich darum kümmern, wenn wir sie erst einmal stabilisiert haben. Ihre Blutwerte sind schlecht, und sie leidet unter extremen Mangelerscheinungen - absolut verständlich bei jemandem, der hungern musste. Sie haben gesagt, dass sie alleine geflohen und zum Polizeirevier gelaufen ist?«

»Ja, sieht ganz danach aus.«

»Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wie sie das geschafft hat.« Die Ärztin machte eine kurze Pause. »Sie können jetzt zu ihr, aber regen Sie sie bitte nicht auf.«

Robin nickte. »Ich muss herausfinden, wo man sie festgehalten hat und was genau passiert ist. Ihr Leben könnte immer noch in Gefahr sein.«

»Ich will damit nur sagen, Sie sollen behutsam mit ihr umgehen und sie nicht drängen, wenn sie noch nicht bereit ist, mit Ihnen zu reden. Es könnte sie psychisch überfordern, und dann stehen Sie letztendlich mit leeren Händen da.«

»Ich verstehe.«

Die Ärztin ging weiter, und Robin klopfte an die geöffnete Tür des Krankenzimmers, bevor er eintrat.

Nun, da sie gewaschen war und ein Krankenhaushemd anstelle des schweren Mantels trug, sah sie sogar noch schlimmer aus als vorher - wenn das überhaupt noch möglich war. Er konnte alte und neue Blutergüsse auf ihren nackten Armen sowie Narben und Verletzungen auf ihren dünnen Handgelenken erkennen. Es sah aus, als ob jemand versucht hätte, ihr die Haare zu waschen, irgendwann aber aufgegeben hatte. Robin verspürte den Drang, sich eine Schere zu schnappen und die verfilzten Stellen aus ihrem Haar herauszuschneiden.

»Hey.« Er zog einen Stuhl neben ihr Bett. »Erinnern Sie sich noch an mich?«

Sie drückte eine Taste auf der Fernbedienung ihres Krankenbettes, um das Kopfende etwas hochzufahren. »Mein Ersatz.«

»Das würde ich so nicht sagen.«

»Kommissar Sturm, richtig?«

»Ja, richtig.« Es überraschte ihn, dass sie sich noch an seinen Namen erinnern konnte. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«

Das seichte Morgenlicht fiel auf ihr Gesicht und enthüllte Augen von intensiver, blauer Farbe, aus denen sie ihn so direkt ansah, dass ihm unbehaglich wurde. Ihre Augenbrauen waren dunkelblond, so anders als ihre Haare. Er durchquerte den Raum und streckte seine Hand nach den Vorhängen aus.

»Nicht.«

Mit dem Arm in der Luft hielt er inne.

»Lassen Sie sie bitte auf.«

»Die Sonne scheint Ihnen direkt in die Augen.«

»Ich möchte sie in meinen Augen haben.«

Er ließ die volle Bedeutung ihrer Aussage in sein Bewusstsein dringen. Aber natürlich. Ihrer Blässe nach zu urteilen, hatte sie vermutlich schon sehr lange kein natürliches Licht mehr zu Gesicht bekommen.

Ein wenig überrumpelt von ihrer unerwarteten Gefasstheit und Wachsamkeit, setzte er sich neben sie. Aber er hatte es hier auch nicht mit jemandem zu tun, der nur für kurze Zeit gefangen gehalten worden war. Sie hatte immerhin Jahre gehabt, um zu lernen, ihre Gefühle gänzlich abzuschalten, Jahre, um ihr Gehirn neu zu vernetzen und um das zu akzeptieren, was mit ihr geschah. Selbst ihre neu erlangte Freiheit.

»Sie müssen kein Mitleid mit mir haben«, sagte sie.

War er denn so leicht zu durchschauen? Robin war stets stolz darauf gewesen, dass er zumindest nach außen hin gelassen blieb, aber nicht auf kalte, sondern auf kontrollierte Art und Weise. Das hatte ihm schon durch so manche schwierige Situation hindurchgeholfen - das letzte Jahr mit inbegriffen. Sein persönlicher Schmerz war zwar ganz anderer Natur als der Horror, den Becker durchgemacht hatte, aber vielleicht nicht ganz so anders, wenn es um die Bewältigung ging.

»Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben wegen der Fragen, die Sie mir stellen müssen«, sagte sie. »Und auch nicht wegen dem, was ich durchgemacht habe. Darüber zu sprechen wird die Dinge nicht schlimmer machen. Es ist ja nicht so, als hätte ich alles verdrängt und es würde wieder hochkommen, wenn ich darüber rede.«

»Nun, ehrlich gesagt... genau das habe ich gerade überlegt«, gab er zu.

»Ich werde es Ihnen ein bisschen leichter machen: Ich habe keine Ahnung, wo sich das Haus befindet.«

»Aber es handelt sich um ein Haus.« Feststellung. »Nicht um ein verlassenes Gebäude oder eine Lagerstätte oder irgendetwas in der Art?«

»Nein, ein Haus. In einer Wohngegend.«

Und dann begann sie, über ihre Flucht zu sprechen. Wie es abgelaufen war. Sie erzählte ihm, dass sie den Mann, der sie drei Jahre lang in einem dunklen Keller eingesperrt hatte, getötet hatte.

»Mit der Pistole, die Sie bei sich trugen, als Sie auf dem Revier auftauchten?«

»Ja.«

Die Seriennummer der Waffe wurde bereits nachverfolgt. Pistole, Mantel, Mütze und die Stiefel, die sie getragen hatte, waren schon zum Kriminallabor geschickt worden.

Robin hoffte nun auf einen Fingerabdruck oder eine genetische Übereinstimmung. »Der Mann... sind Sie ganz sicher, dass Sie ihn getötet haben?«

»Ich bin mir sicher.« Aber ihre Augen verdüsterten sich zweifelnd, als sie das sagte. »Es war dunkel...«

Wieder verspürte Robin das starke Bedürfnis, den Vorhang zuzuziehen. Das Sonnenlicht war zu grell und offenbarte zu viel - angefangen bei Hannahs hervorstechendem Brustbein bis hin zu ihrer transparenten Haut und der kahlen Stelle an ihrem Kopf. Entweder hatte sie dort selbst die Haare ausgerissen, oder jemand anderes hatte das getan.

Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie sich irrte und ihr Entführer immer noch am Leben war. Schließlich war es ein hochemotionaler Moment gewesen, in dem ihr ihre Sinne einen Streich gespielt haben konnten. Ohne Zweifel war sie in Panik gewesen und hatte automatisch und ohne lange nachzudenken gehandelt.

»Würden Sie das Haus wiedererkennen, wenn Sie es sehen würden?«, fragte er.

Sie schaute ihn nicht an, während sie überlegte, sich zu erinnern versuchte. »Nein. Ich habe das Haus nie von außen gesehen. Keine Ahnung, wie es aussieht.«

»Und nach Ihrer Flucht sind Sie sofort zum Polizeirevier marschiert?«

Sie zögerte. An einem gewissen Punkt geschah so etwas immer. Hier kam sie also. Die Lüge. Er war schon lange genug bei der Polizei, um so etwas zu erkennen. Aber dann sah er, wie sie die Lüge verwarf und sich entschied, etwas anderes zu sagen - etwas, von dem er hoffte, dass es zumindest annähernd der Wahrheit entsprach.

»Ich bin nach Hause gegangen.«

»Nach Hause.« Er runzelte die Stirn und füllte die Lücken mit dem, was er über ihr Leben wusste. Sie war ledig, hatte aber einen Freund gehabt, als sie damals verschwand. »Was ist passiert, als Sie nach Hause kamen?«

Sie schluckte. »Ich möchte im Moment lieber nicht darüber reden.«

»Okay. Dann werden wir später darauf zurückkommen.« Er erinnerte sich an die Warnung der Ärztin, sie nicht zu früh zu etwas zu drängen. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro