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Kapitel 1

Irgendwann hörte sie auf zu schreien. Es war derselbe Tag, an dem sie aufgab, über die Welt außerhalb der fensterlosen Kammer nachzudenken. Diese Welt existierte nicht mehr. Zumindest nicht mehr für sie. Jetzt gab es nur noch die Teller mit Essen, die in unregelmäßigen Abständen in ihr Verlies gebracht und dann in völliger Dunkelheit von ihr leer gegessen wurden - ohne jegliche visuelle Anhaltspunkte und ohne dass ihre Geschmacksnerven hätten feststellen können, was in ihren Mund wanderte.

Ihr Leben bestand jetzt daraus, auf das Geräusch seiner Schritte auf der Treppe zu achten. Ihr Leben bestand daraus, auf das Schlurfen seiner Füße über den Zementboden zu horchen und darauf zu warten, seine Stimme zu hören. Möge Gott ihr beistehen, aber es war schon so weit gekommen, dass sie sich auf seine Stimme und auf seine Besuche irgendwie sogar freute. Alles war besser als diese Stille in ihrem Kopf.

Dann gab es Tage, an denen er sie aus der Zelle in den Kellerraum zerrte, sie aus der Dunkelheit herauszog.

Sie blinzelte in die grelle Helligkeit der einzigen Glühbirne, die von der Kellerdecke herunterhing. Wenn sie versuchte zu sprechen - ihre Stimme klang kratzig, fremd und hohl -, schlug er ihr ins Gesicht.

Und das war okay.

Heute führte er sie zu der Abflussstelle in einer Ecke des Kellers, drehte den Wasserhahn auf, richtete die Brause auf ihren nackten Körper und bespritzte sie mit eiskaltem Wasser.

Selbst da schrie sie nicht. In ihr waren keine Schreie mehr übrig geblieben.

»Du bist ekelhaft.«

Ja, vermutlich war sie das. Vielleicht hatte er ja deshalb aufgehört, sie anzufassen. Ekelhaft war gut.

Als er damit fertig war, sie abzuduschen, stellte er das Wasser ab. Sie zitterte vor Kälte - sonderbar, dachte sie mit einer gewissen Distanziertheit.

»Los, zurück in die Kammer.«

Anfangs hatte sie noch versucht, ihr Ich zu bewahren. Eine Zeit lang hatte sie sich darum bemüht, sich selbst daran zu erinnern, wer sie war. Sie hatte versucht, sich ihre Haarfarbe und ihre Gesichtsform ins Gedächtnis zu rufen. Aber eines Tages hatte sie es aufgegeben. Das hier war jetzt ihr Leben, und ihre Haare und ihr Gesicht waren nicht mehr wichtig. Wenn man sich nichts mehr wünschte, wurde das Überleben einfacher. Sobald man aufgab und sein Schicksal akzeptierte, wurde das Dasein erträglicher, weil nicht jeder Tag ein Wiedereinsetzen des nie mehr endenden Albtraums war.

In der Kammer kauerte sie sich auf dem Boden zusammen und zog ihre Knie bis an die Brust, während sie weiterzitterte.

Jetzt würde er die Tür verriegeln.

»Kannst du nicht noch ein Weilchen hierbleiben?«, fragte sie. Ihre Stimme war schwach wie ein Windhauch. »Ein bisschen mit mir reden?«

Erstaunt starrte er sie an. Unrasiert. Mut grausamen, verwirrt dreinblickenden Augen. Auf dem Kopf war ein Gewirr aus braunen Haaren. Er dachte nicht über sie nach. Sie war für ihn zu einer lästigen Pflicht geworden - so wie ein Hund, von dem er sich jetzt wünschte, er hätte ihn sich nie angeschafft, aber den er jetzt notgedrungen füttern musste. Wenn er denn überhaupt dran dachte, ihr etwas zu essen zu geben.

Hinter ihm flackerte die Glühbirne auf, dann erlosch sie. Im ganzen Haus wurde es mit einem Mal mucksmäuschenstill. Er fluchte leise in der Dunkelheit.

Das schwärzeste Schwarz. Aber schwarz war ihr Freund. In dieser dunklen Welt, in der sie nicht sehen konnte, war ihr Gehörsinn scharf geworden. Sie war daran gewöhnt, durch die Dunkelheit hindurchzusehen, um sich im Kopf ein Bild von ihrer Umgebung zu machen - die Entfernung zu den Wänden und die Höhe der Decke.

Nur wenige Augenblicke, nachdem das Licht erloschen war, fühlte sie etwas Seltsames. Etwas, das sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gefühlt hatte.

Hoffnung.

Sie kannte die Maße seines Körpers. Sie wusste, wie groß er war und wie viel er wog. Sie kannte die Schwielen an seinen Händen und die lange, breite Narbe auf seinem Bauch. Sie kannte den Umfang seiner Oberarme und wusste, dass sein Atem nach Zigaretten und Bier stank.

Seltsam, dass ihr jetzt Gedanken an eine Flucht kamen, obwohl sie so etwas schon vor langer Zeit aufgegeben hatte. Aber vielleicht war sie ja auch in einer Art Winterstarre gelegen und unbewusst auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Auf genau diesen Moment, wenn das Universum die Waagschale zu ihren Gunsten neigte. Auf diese eine Sekunde, in der sie im Vorteil war.

Sie konnte im Dunkeln sehen.

Nicht auf unerklärliche, mystische Weise, sondern eher wie ein Nacktmull, der sein ganzes Leben in absoluter Dunkelheit verbracht hatte. Irgendwann war die Dunkelheit kein Hindernis mehr.

An der linken Hüfte des Mannes hing ein Elektroschocker. Kein geläufiges Modell, aber die zahlreichen Male, in denen er das Gerät bei ihr angewendet hatte, hatten sie alles gelehrt, was sie wissen musste. In der Dunkelheit, im Dunkelsten des Dunkeln, kalkulierte sie die Entfernung. Dann sprang sie auf, stürzte sich auf ihn und riss den Elektroschocker aus der Halterung heraus.

Sie presste ihren Daumen auf den ON-Knopf, woraufhin sich die Waffe mit einem Surren einschaltete. Ein Luftzug streifte ihr Gesicht, als der Mann nach ihr griff.

Wie jemand, der mit einem Schwert zum Schlag ausholte, zielte sie dorthin, wo sie seine Brust vermutete. Der Elektroschocker traf auf seinen Körper, und aus der Kehle des Mannes ertönte ein unfreiwilliges, gurgelndes Geräusch, als er zu Boden ging und zu ihren Füßen wie wild zuckte.

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