Kaptel 19 - Molly
Nein! Nein nein nein! Das kann nicht sein, das darf einfach nicht wahr sein.
"Gestorben?" Schockiert starre ich die Krankenschwester an. Sie nickt mit einem traurigen Gesichtsausdruck.
Nike soll tot sein? Mein Nike, der immer so gut drauf war, in meinen Augen so wunderschön war und immer für mich da war. Der zwar oft auf Drogen war und sicher nicht immer korrekt war. Aber er war echt und einfach der Beste. Er war. Nie wieder 'er ist'. Ich kann das einfach nicht glauben, bestimmt ist das nur ein schlimmer Traum, aus dem ich gleich aufwache und dann feststelle, dass Nike zwar wegen des Unfalls nicht ganz gesund ist, aber immerhin lebendig.
Jetzt bin ich quasi alleine auf der Welt. In dem Moment kommt eine zweite Krankenschwester.
"Hallo Frau Franken." Sie lächelt, was ich in dem Moment gar nicht gut finde.
"Wir hatten ja eine Ultraschalluntersuchung bei ihnen durchgeführt, um zu sehen, ob sie innere Verletzngen haben und wir haben ihnen Blut abgenommen. Da sind jetzt die Werte da. Es ist soweit alles gut, sie hatten Glück im Unglück. Wir haben jedoch festgestellt, dass sie schwanger sind. Herzlichen Glückwunsch!"
Jetzt grinst sie über das ganze Gesicht. Die erste Krankenschwester reisst erschrocken die Augen auf und kneift sie dann zusammen.
"Herzlichen Glückwunsch??!!", schreie ich sie an.
"Meinen sie, dass mich so eine Nachricht jetzt freut? Ich habe gerade erfahren, dass mein Freund gestorben ist und da kommen sie hier strahlend rein und gratulieren mir zu einem Kind von ihm?!"
Erschrocken schaut sie mich an und wird knallrot im Gesicht.
"Oh nein... das... das tut mir leid", stottert sie.
"Na schönen Dank auch."
Ich drehe mich im Bett um, mit dem Rücken zu den beiden Krankenschwestern. Nach kurzer Zeit höre ich, wie die beiden das Zimmer verlassen. Die erste sagt noch irgendwas von wegen wenn ich was brauche, soll ich einfach Bescheid sagen, aber ich antworte nicht.
Eine Weile starre ich einfach nur aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen. Ein Baby. Ich lege die Hand auf meinen Bauch. Wie soll ich das machen? Ich bin Drogenabhängig, habe keine Arbeit, wo ich genug Geld für zwei verdiene. Und ohne Vater...
Ich muss abtreiben. Das scheint mir die einzige die Möglichkeit zu sein. Wo ich sowieso schon hier im Krankenhaus bin, könnte ich das auch eigentlich gleich machen lassen.
Ich stehe vorsichtig auf und gehe zum Schwesternzimmer meiner Station. Die Tür steht ein Stück auf, ich schiebe mich in den schlichten Raum.
"Hallo? Ich habe eine Frage." Eine mir unbekannte Krankenschwester schaut mich freundlich an und fragt, wie sie mir helfen kann.
"Ich bin schwanger, möchte das Kind aber nicht behalten. Weil ich ja sowieso schon hier bin, dachte ich, dass man das in den nächsten Tagen gleich erledigen kann.", sage ich mit ausdrucksloser Miene.
"Oh." Sie sieht mich überrascht an.
"Haben Sie sich das auch gut überlegt? So eine Abrteibung kann man ja schließlich nicht mehr rückgängig machen."
Ich nicke nur.
"Na gut. Einen Moment, ich schaue mal im Computer nach, wann der Arzt einen Termin frei hat." Irgendwie weit entfernt klingt das Geräsch der Maus und Tasten durch meine Gedanken.
"Ja, morgen um 13 Uhr? Da hat zufällig jemand abgesagt." Die Stimme der Frau holt mich wieder zurück in die Wirklichkeit.
"Ja...danke"
"Nachher kommt dann noch jemand zu ihnen, wegen eines Vorbereitungsgesprächs."
Mit einem erneuten Nicken drehe ich mich um und gehe zurück in mein Bett.
Ich muss etwas tun, denke ich nach einer Weile, in der ich mich nur unruhig im Bett herumgedreht habe, sonst werde ich verrückt.
Plötzlich erinnere ich mich wieder an das Mädchen vor dem Supermarkt, das mir ihre Nummer gegeben hat. Ich meine, sie heisst Sophie.
Soll ich sie einfach mal anrufen? Aber was wird sie schon mit einer wie mir zu tun haben wollen? Das war mit Sicherheit nur nett gemeint mit der Nummer, sie will nicht wirklich, dass ich sie anrufe.
Ich tue es trotzdem. Die Nummer ist zum Glück noch in meiner Handtasche. Also krame ich mein Handy heraus und tippe sie ein.
Schon nach dem zweiten Tuten hört man eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Hallo?", sagt diese vorsichtig.
"Äh hallo", antworte ich schnell.
"Hier ist Molly. Die, der du deine Nummer am Supermarkt gegeben hast."
Sie zögert kurz, bevor sie antwortet.
"Hm... Ja! Jetzt erinnere ich mich an dich. Mein Name ist übrigens Sophie." Also hatte ich mich richtig erinnert.
"Wie kann ich dir helfen?", fragt Sophie.
"Tja, das ist eine etwas längere Geschichte..."
"Kein Problem, ich hab Zeit", erwidert sie fröhlich.
Dann erzähle ich ihr alles, angefangen bei Nike, über unseren Unfall, seinen Tod, mein Drogenproblem und das Baby.
Es ist seltsam, so offen zu sein, aber es tut gut, sich alles mal von der Seele zu reden. Sophie unterbricht mich kein einziges mal.
"Tja und so alleine erschlagen mich meine Gedanken irgendwie", beende ich meine Erzählungen.
"Weisst du was?", sagt sie plötzlich, "ich komme jetzt einfach mal vorbei".
"Ok.." Überrascht sehe ich das Handy an. Nachdem ich ihr meine Zimmernummer und die Station genannt habe, lege ich auf.
Ist ja schon echt süß von ihr.
Ein frohes neues Jahr euch allen😊
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