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11. Kapitel

Nikolai Gortschakow


Nikolais Blick folgt Alexandra, als sie ihren noch halbvollen Cocktail stehen lässt und den Raum verlässt. Für einen kurzen Moment überlegt er, ihr zu folgen, so wie er es immer macht, doch dann gleitet sein Blick wieder zu ihrer kleinen Schwester, die mit einem Mal völlig verunsicher und hilflos wirkt. 

Nein, Alexandra wird wohl kaum seine Hilfe heute brauchen, hat sie schließlich noch nie, und somit bleibt er wortlos an seinem Platz in der Ecke sitzen, auf dem er den ganzen Raum überschauen kann. 

Für ihn ist es fast genau so überraschend gewesen wie für Alexandra, als mit einem Mal ihre kleine Schwester den Raum betreten hat. Er selber hat Molly nur ein paar Male gesehen, meist auf irgendwelchen wichtigen Familienfeiern und auch das ist schon mehrere Jahre her, sodass es nicht wirklich verwunderlich ist, dass er einige Minuten gebraucht hat, sie zu erkennen. 

Doch Alexandra hat scheinbar die gleichen Schwierigkeiten gehabt, woraus er schließt, dass die beiden sich zum einen lange nicht mehr gesehen haben und Molly sich ziemlich verändert hat. Während er sich an damals zurückerinnert, beobachtet er Molly dabei, wie sie nach dem Cocktail ihrer Schwester greift und einen tiefen Schluck nimmt. 

Wären sie nun in einer Bar, die nicht nur größtenteils aus illegalen Geschäften finanziert werden würde, würde nun wahrscheinlich irgendjemand etwas sagen. Allerdings werden in der Halle nebenan illegale Kämpfe durchgeführt, somit ist es eigentlich jedem egal, was die anderen tun, sofern es nicht einen selbst stört. 

Aus wahrscheinlich reiner Langeweile lässt sie ihren Blick durch den Raum schweifen und als er bei ihm einen Moment länger hängen bleibt, bekommt er für einen Augenblick Angst, sie könnte ihn entdecken. Doch als er einfach weiterstreift, als wäre nichts gewesen, atmet er erleichtert aus. 

Und selbst wenn sie ihn entdeckt hätte, was wäre daran so schlimm gewesen? Er hätte einfach behaupten können, er wäre nur zufällig hier, schließlich kann sie unmöglich die ganze Wahrheit kennen, fällt ihm erst im Nachhinein ein. Doch was wäre, wenn er sich beim Gespräch mit ihr verplappert? Er ist ganz sicher noch nie ein guter Lügner gewesen und das scheint irgendwie jeder zu wissen. 

Mit einem Mal erscheint ihm all das, was er hier macht, unglaublich riskant, obwohl es bei weitem nicht das erste Mal ist. Wenn er wollen würde, könnte er nun einfach aufstehen und gehen und niemand würde je die Wahrheit erfahren. Oder er verwandelt sich in einem günstigen Zeitpunkt in ein sogenanntes Luftwesen, die die Gabe besitzen, sich unsichtbar zu machen. Viele Möglichkeiten, doch ein ungutes Gefühl in seinem Bauch hält ihn davon ab, auch nur eine in die Tat umzusetzen. 

Stattdessen bleibt sein Blick weiter auf Molly liegen und er findet es mehr als verwunderlich, dass ihr nicht schon längst aufgefallen ist, dass er sie die ganze Zeit ununterbrochen anstarrt. Bei Alexandra musste er immer wieder weggucken, weil es ihr irgendwann immer bewusst geworden ist und sie sich immer aufmerksamer umgesehen hat. Doch bei Molly scheint er keine Probleme damit zu haben. 

Doch schließlich ist es etwas anderes, was seine Aufmerksamkeit erregt, sodass er seinen Blick abwendet. Misstrauisch beobachtet er, wie zwei junge Männer durch die Tür, die zu der Halle führt, in die Bar treten und sich dabei lautstark unterhalten. Da beide keine Kampfspuren aufweisen, geht er mal davon aus, dass sie nur als Zuschauer hier gewesen sind. 

Die beiden lassen sich direkt an der Theke nieder und kurze Zeit später bringt der Barkeeper ihnen auch schon hochprozentige Getränke. Während sie diese trinken, unterhalten sie sich so laut, dass Nikolai sie wahrscheinlich sogar verstehen würde, wäre es nicht um ihn herum so laut. Aber trotzdem kann er sich ungefähr vorstellen, worüber sie reden, als sie anfangen, mit ihren Fingern auf Molly zu deuten, die praktisch am anderen Ende der Theke sitzt und von dem Ganzen rein gar nichts mitbekommt. Begierde leuchtet in den Augen des eines Mannes auf und das ungute Gefühl von Nikolai verstärkt sich nur noch weiter. Mittlerweile kann er sich auch schon ganz gut vorstellen, was jetzt gleich passiert, doch eigentlich will er es nicht wahrhaben. 

Trotzdem steht er sicherheitshalber auch auf, als der eine Mann sich erhebt. In der Zeit, in der Nikolai an der Wand des Raumes langgeht und sich so unauffällig immer weiter zu Molly bewegt, behält er sie und den Mann, der sich nun auch auf sie zu bewegt die ganze Zeit im Auge. Schließlich ist er selber nur noch wenige Meter von ihnen entfernt, bleibt aber erst mal stehen, um zu sehen, ob sein Eingreifen überhaupt nötig ist. 

Er beobachtet, wie der Mann anfängt, auf Molly einzureden, doch sie irgendwas vehement abstreitet, was er aus ihrem heftigen Kopfschütteln zieht. Schließlich fängt er sogar an, nach ihr zu greifen, doch sie weicht die ganze Zeit so gut es möglich ist aus. Wie erwartet interessiert sich keiner der anderen in diesem Raum für die zwei, ein Grund, warum solche Orte besonders beliebt bei Leuten wie Dieben, Vergewaltigern oder schlimmeren sind. Er bemerkt, wie Molly langsam die Möglichkeiten ausgehen und sieht dies als seinen Moment zum Eingreifen. 

Mit sicheren Schritten geht er auf die beiden zu, doch keiner der beiden schenkt ihm ihre Aufmerksamkeit. Erst, als er sie erreicht und sich zwischen Molly und den Typen stellt, sehen sie beide ihn an. Doch in diesem Augenblick hat er nur Augen für den Typen, den er wütend anstarrt. 

„Ich würde die Finger von ihr lassen und ganz schnell wieder zu deinem Kumpel dahinten zurück gehen", droht Nikolai dem fremden Mann und deutet zum Schluss schließlich auf seinen Freund, der das ganze Schauspiel aus der Ferne beobachtet. Gerade, als der Mann noch etwas widersprechen will, baut Nikolai sich zu seiner wahren Größe auf und ihm ist mehr als klar, dass er damit nicht nur die meisten überragt, sondern auch mehr als furchteinflößend wirken kann, wenn er möchte, auch wenn er noch nicht die Zwei-Meter-Marke überschritten hat und auch nicht besonders kräftig. 

Somit überlegt es sich der Fremde doch recht schnell anders und nur wenige Sekunden später ist er wieder bei seinem Kumpel am anderen Ende des Raumes. Erst jetzt dreht er sich wieder zu Molly um, die die ganze Zeit wie erstarrt hinter ihm stehen geblieben ist und ihn nur verwirrt ansieht. 

„Wir sollten schleunigst von hier verschwinden", schlägt er an sie gerichtet vor, doch sie bewegt sich keinen Zentimeter. Ohne etwas Weiteres zu sagen, greift er nach ihrem Arm und zieht sie mit sich heraus, während er dabei versucht, sie nicht allzu fest festzuhalten. Die ganze Zeit über versucht sie nicht einmal, sich zu wehren, scheinbar immer noch mehr als erstaunt von dem Auftauchen ihres Retters. 

Augenblicklich fragt er sich, ob sie mittlerweile weiß, wer er ist, oder sie ihn für einen Unbekannten hält. Erst, als sie schließlich einige Meter von der Bar entfernt sind, wird er langsamer und schließlich lässt er sie los und sie kommen zum Stehen. Wieder wendet er sich ihr zu und lässt nun auch ihren Arm los. 

„Weißt du, wer ich bin?", erkundigt er sich sicherheitshalber, damit sie nicht auch noch denkt, er hätte nun das Gleiche mit ihr vor, wie der Typ in der Bar. Wortlos schüttelt sie den Kopf und erst jetzt fällt ihm auf, dass sie leicht zitternd. Ob aus Angst vor ihm oder aus Schock, was gerade passiert ist, ist ihm dabei nicht ganz klar. „Ich bin Nikolai." 

Für einen kurzen Moment überlegt er, ihr nun auch noch seinen Nachnamen zu nennen, doch in dieser Gegend weiß man nie, wer einem alles zuhört und sein Name wird deutlich bekannter sein, als sein Aussehen. Im Gegensatz zu seinen alten Freunden hat er nicht so viel öffentliche Auftritte und die Öffentlichkeit hat bei weitem auch keine sonderliche große Interesse daran. Wenn es mal eine Pressekonferenz oder Ähnliches gibt, wird diese meistens in Russland veranstaltet, wo auch der Hauptsitz ihrer Familienfirma liegt. 

Da Nikolai aber schon lange nicht mehr in seiner Heimat gewesen ist, ist er sowieso meistens nicht zugegen gewesen. Aber scheinbar reicht sein Vorname Molly aus, um ihn zu erkennen und Erkenntnis breitet sich auf ihrem Gesicht aus. 

„Es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben", meint sie schließlich nur und versucht damit zu rechtfertigen, warum sie ihn nicht sofort erkannt hat. Doch nie im Leben würde er ihr das übel nehmen, schließlich musste er bei ihr auch zwei Mal hinsehen. 

„Die Gegend hier ist gefährlich. Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn ich dich jetzt noch nach Hause begleite", schlägt er ihr vor. Sie nimmt das Angebot mit einem Lächeln an und Dankbarkeit breitet sich auf ihrem Gesicht aus. 

So machen die beiden sich auf den Weg. Während sie gehen, bemerkt Nikolai, wie Molly immer wieder nach hinten sieht, wahrscheinlich in der Angst, dass der fremde Mann ihnen folgen könnte. Doch scheinbar tut er dies nicht, da sie ihren Blick immer wieder nach vorne richtet und mit jedem Schritt, den sie sich weiter entfernen, sich entspannt. 

„Wieso genau hast du mir geholfen?", durchbricht Molly schließlich irgendwann die Stille und wirft ihm einen interessierenden Blick zu. 

„Ich bin einfach in der Nähe gewesen", antwortet er ihr zögernd, nicht sicher, welche Antwort sie genau darauf erwartet. 

„Aber trotzdem, wieso? Nicht jeder hätte mir geholfen und ich weiß mehr als gut, dass es für einen von uns mehr als gefährlich werden kann, in so einer Gegend Aufmerksamkeit zu erregen. Und wir beide kennen uns auch nicht sonderlich gut, ich habe dich ja noch nicht einmal erkannt. Und auch sonst tun die meisten von euch doch nichts ohne jeglichen Hintergedanken." Während sie spricht, merkt man erst wirklich, wie sehr sie sich scheinbar verändert haben. 

Solche Worte, die alles und jeden nach einem hinterlistigen Grund hinterfragen, kommen für gewöhnlich nur aus den Mündern ihrer Eltern, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Scheinbar hat Alexandras Mutter doch mittlerweile mehr Einfluss auf ihre jüngere Tochter genommen, die es früher noch nicht einmal interessiert, warum und wie die Welt sich dreht. Aus dem Augenwinkel wirft Nikolai dem Mädchen neben sich einen Blick zu und kann so langsam den verletzten Ausdruck auf Alexandras Gesicht von eben verstehen. 

„Weißt du, nur weil man manchmal mit seinem Handeln ein Risiko eingeht, heißt es nicht, dass man direkt etwas damit bezwecken will. Manche Menschen helfen sich nur einander, weil sie einander etwas bedeuten und wichtig für den jeweils anderen sind. Und auch fremden Menschen helfen sie, weil sie freundlich sind und der Meinung, dass es auf dieser Welt schon genug Unglück gibt. Wieso kann ich nicht einer dieser Menschen sein?" Fragend blickt er sie an und hofft in diesem Moment, ihr am Ende dieses Gespräches ein kleines bisschen dieses Denkens genommen zu haben. Dieses Denken gehört zu ihren Eltern oder zu irgendwelchen machtgierigen Menschen, aber ganz sicher nicht zu ihr. 

„Du bist ein Gortschakow. Deine Familie ist eine der sieben mächtigsten auf der ganzen Welt. So jemand tut etwas nicht, was ihn sein Ansehen kosten kann, nur weil er gerade Lust dazu hat. Vielleicht tust du es aus einem Grund, doch weißt noch gar nicht, dass es der Grund ist, warum du das alles tust", erwidert Molly ohne mit der Wimper zu zucken. 

Dabei kann Nikolai es nicht vermeiden, über ihre letzten Worte nachzudenken. Selbst wenn er einen Grund hätte, warum er das alles tut, wieso sollte er nicht wissen, dass es der Grund ist. Um ihr zu helfen braucht er auch keinen Grund, schließlich ist sie Alexandras Schwester. 

„Nein, ich wollte wirklich einfach nur nett sein, aber ich danke dir für dieses Gespräch", gibt er ihr schließlich eine Antwort, als sie gerade das Familienanwesen erreichen und ihre Wege sich trennen. Doch während er auf dem Weg zu Schule ist, gehen ihm ihre Worte einfach nicht aus dem Kopf.


Während er die kleine Küche betritt, lauscht er Alessias Worten durch das Handy an seinem Ohr. Eigentlich wollten sie sich heute treffen, doch Alessia hat das Treffen abgesagt, da sie sich noch mit Freunden treffen will. Somit nutzen sie die kleine Pause, die bei ihren Schulen vollkommen gleich liegen, um noch ein bisschen miteinander zu telefonieren.

Gerade erzählt sie ihm die neusten Geschichten ihrer besten Freundinnen und ein Lächeln taucht auf seinen Lippen auf, als er sich vorstellt, wie sie dazu mit den Händen gestikuliert. Schon immer hat er es geliebt, ihr zu zuhören, durch ihre besondere Art, die Dinge darzustellen, wird es immer wieder zu einem ganz neuen Erlebnis. Immer noch seiner Freundin lauschend lässt er sich in der kleinen Küche nieder und bekommt nur am Rande mit, wie noch jemand anderes den Raum betritt. Doch das ist ihm in diesem Moment völlig egal, da Alessia gerade seine volle Aufmerksamkeit hat.

Erst als er nach einigen Minuten an der Schulter angetippt wird, wendet er seine Aufmerksamkeit auf die andere Person im Raum. Langsam dreht er sich um und blickt direkt einer sichtlioch genervten Alexandra ins Gesicht.

„Kannst du bitte ein bisschen leiser telefonieren? Ich möchte nicht jedes einzelne Wort mitbekommen", bittet sie ihn, wenn auch ziemlich unfreundlich.

„Ehm ... natürlich", bringt er stotternd hervor, ehe er augenblicklich sein Handy leiser schaltet. Alessia hingegen hat von alldem nichts mitbekommen und redet immer noch fröhlich weiter. Während er ihr zuhört und sein Frühstück isst, schweift sein Blick fast undurchgängig zu Alexandra, die nun auch dabei ist, ihr Frühstück zu essen, dabei aber keinesfalls sonderlich fröhlich aussieht.

Ob es etwas mit dem Auftauchen ihrer Schwester gestern Abend zu tun hat, fragt er sich augenblicklich. Aber nie im Leben würde er auf die Idee kommen, ihr diese Frage lautzustellen. Somit wüsste sie sofort, dass er gestern dort gewesen ist und Alexandra wird sich mit keiner einfachen Ausrede zufrieden geben, wie zum Beispiel ihre Schwester. Stattdessen würde sie immer weiter nachhaken, bis sie sich vollkommen sicher ist, dass sie nun die ganze Wahrheit kennt. Doch diese Wahrheit wäre gefährlich, vor allem für ihn.

Er beobachtet sie dabei, wie sie sich ein Brötchen schmiert und als sie nach der Marmelade greift, rutscht der Ärmel des T-Shirts zurück. Dabei bemerkt er, dass sie das Armband aus bunten Perlen nicht mehr trägt. Eigentlich trägt sie es immer und dabei ist ihr völlig egal, ob es zu ihrem Outfit passt oder andere sich darüber lustig machen.

Ihr ist es schon immer egal gewesen, schließlich hat Molly ihr dieses Armband als kleines Mädchen gemacht und zum Geburtstag geschenkt. Es nun abgelegt zu haben, ist wahrscheinlich ein sehr großer Schritt für sie gewesen und zeigt nur noch einmal deutlich, dass ihre jetzige Laune ganz sicher mit dem Auftauchen ihrer Schwester zusammenhängt.

Schließlich hebt sie den Blick und als ihrer auf seinen trifft, sieht er eilig weg. Nie im Leben würde er sich von ihr beim Starren erwischen lassen wollen. Würde sie das, würde sie ihn nur die ganze Zeit damit aufziehen und nie im Leben Ruhe geben.

„Nikolai, was sagst du eigentlich dazu?", hört er Alessia am Telefon, wie sie seinen Namen sagt, und krampfhaft überlegt er schnell, worüber sie gerade noch einmal gesprochen hat. Es dauert einige Sekunden, aber schließlich fällt ihm wirklich wieder ein, dass sie ihm von einem Streit zwischen ihr und einer Mitschülerin erzählt hat, die sich wohl nicht sonderlich nett verhalten hat.

„Ich stimme dir da voll und ganz zu, das weißt du doch", antwortet er das, was sie am liebsten hören würde. Trotzdem kann er das Seufzen nicht verhindern. Aber würde er Alessia die Wahrheit sagen, würden sie nur wieder diskutieren, streiten und sich die nächsten paar Tage anschweigen, bis es an ihm wäre, wieder bei ihr angekrochen zu kommen und sich bei ihr zu entschuldigen.

Doch dafür hat er momentan weder die Zeit noch den Nerv, denn Alessia kann mehr als rechthaberisch sein, wenn sie will. In solchen Phasen versucht Nikolai immer, so wenig wie möglich Kontakt zu ihr zu haben, weil sie nicht nur anstrengend und nervig wird, sondern auch noch erwartet, dass jeder ihr Recht gibt.

„Ich sage es dir, irgendwann werden noch alle Menschen verstehen, dass diese Lily nur ein Miststück ist, die einfach nur Aufmerksamkeit will und nichts anderes. Wie sie sich auch an James ranschmeißt", führt Alessia ihrer Schimpftirade fort und das ist nun auch wieder der Moment, wo Nikolai gedanklich abschaltet. Nirgendwo ist Alessia so leidenschaftlich, wie wenn sie sich über irgendjemanden beschwert, denn sie nicht leiden kann.

Trotzdem ist er mir ihr zusammen, schließlich hat auch sie ihre guten Eigenschaften. Wenn sie will, kann sie mehr als entschlossen sein, der Grund, warum sie überhaupt erst zusammen gekommen sind. Damals ist er jeden Tag die gleiche Strecke entlang spazieren gegangen und diese Strecke ist Teil ihres Schulweges gewesen. So haben sie sich eigentlich täglich immer wieder gesehen und so wie er sie registriert hat, hat auch sie ihn bemerkt.

Allerdings hätte er von sich aus nie den Mut gehabt, sie anzusprechen, dazu ist er einfach nicht gemacht. Also hat sie einfach die Initiative ergriffen und ihn irgendwann angesprochen und mit der Zeit haben sie immer öfter miteinander geredet. So ist schließlich eine Beziehung daraus entstanden. Bei den Gedanken an ihre ersten paar Treffen schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen. Nie wird er diese Tage vergessen.

Während Alessia immer noch dabei ist, sich über ihre Mitschülerin aufzuregen, wandert Nikolais Blick wieder zu Alexandra und augenblicklich fragt er sich, woran sie gerade denkt. Es liegt ein wehmütiger Ausdruck auf ihrem Gesicht, den man für gewöhnlich nicht von ihr kennt. Wahrscheinlich denkt sie an ihre Schwester und erinnert sich an längst vergangene Tage zurück, wo die beiden noch kleiner gewesen sind.

Wieder hört er, wie Alessia ihn am anderen Ende der Leitung anspricht, doch in diesem Moment hat Alexandra seine volle Aufmerksamkeit. Am liebsten würde nun zu ihr hingehen, sich neben sie setzen und mir ihr reden. Ihr Mut zu sprechen, dass Molly vielleicht irgendwann wieder so wird, wie sie einmal gewesen ist, doch er ist wie erstarrt. Erst, nachdem Alessia ihn zwei oder auch dreimal angesprochen hat, wird es ihm wirklich bewusst.

„Ja?", antwortet er endlich. Er hört, wie sie tief einatmet, ein Zeichen dafür, dass sie mittlerweile ziemlich wütend ist.

„Hörst du mir überhaupt zu? Ich bin deine Freundin. Bin ich nicht die Einzige, die deine Aufmerksamkeit verdient?" Während sie spricht, wird sie immer lauter, sodass er wahrscheinlich einen Hörschaden bekommen würde, wenn er das Handy nicht ein bisschen weiter weghalten würde. Nun sieht auch Alexandra verwirrt auf, wahrscheinlich um zu sehen, wer hier so einen Krach macht.

Ein Schauer läuft ihm über den Rücken, als sie Alessia dabei zuhört, wie diese sich über seine fehlende Aufmerksamkeit beschwert und eigentlich in jedem zweiten Satz betont, dass sie seine Freundin ist. Ihm wird gleichzeitig heiß und kalt, während seine furch vor Alexandras Reaktion steigt.

Was wird sie wohl nun dazu sagen, wenn sie jetzt erfahren hat, dass er eine Freundin hat? Interessiert es sie überhaupt? Angestrengt beobachtet er jede noch so kleine Bewegung von ihr und hofft, dadurch ein bisschen mehr zu erfahren.

Erst, als durch das Handy ein lautes Tuten ertönt, richtet er seinen Blick wieder auf das elektronische Gerät in seiner Hand und kann einzig und allein den Kopf schütteln. Zwar ist ihm nicht wirklich klar, was Alessia noch genau gesagt hat, doch ihm ist klar, dass es nur eine Möglichkeit gibt, diesen Streit wieder beizulegen. In dem er demnächst bei ihr vorbeischaut und sich auf Knien bei ihr entschuldigt.

Ein guter Freund würde sich jetzt wahrscheinlich sofort auf den Weg zu ihr machen, doch nun hat er darauf nicht wirklich Lust und allein bei dem Gedanken an ein weiteres Gespräch mit Alessia heute entfährt ihm ein Seufzen. Also packt er nun einfach das Handy weg und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf Alexandra, die ein Lächeln auf den Lippen trägt, dass den meisten Menschen wahrscheinlich Angst einjagen würde. Doch dafür kennt er sie schon zu lange und zu gut, dass sie sehr viel gefährlicher wird, wenn sie gar keinen Gesichtsausdruck trägt.

„Und, Stress mit der Freundin?", durchbricht sie die Stille und irgendwie hat er es nicht anders erwartet, dass sie sofort damit anfangen wird, ihn damit aufzuziehen. Eine Reaktion, die ganz sicher von ihrer Freundschaft zu Avaline kommt, die, wäre sie in Alexandras Position, erst Weihnachten aufhören würde, ihn damit aufzuziehen.

Aber anders als Avaline belässt sie es bei der einen Aussage, auf die er keine Antwort weiß. Was soll er ihr auch schon antworten? Eine Bestätigung wird sie nicht brauchen, dafür hat Alessia laut genug geredet. Somit wendet er sich schweigend wieder seinem Frühstück zu, genau wie Alexandra und Schweigen kehrt wieder in dem kleinen Raum ein.

Dabei hebt er immer wieder den Blick und beobachtet sie dabei, wie sie durch ihr Handy scrollt und sich wahrscheinlich irgendwelche Bilder ansieht oder Nachrichten liest. Währenddessen wirkt ihr Blick hochkonzentriert und in diesem Moment wirkt sie keinesfalls wie die Alexandra, die jede noch so kleine Schwäche ausnutzt.

In diesem Augenblick ist sie die Alexandra, die seiner Meinung nach viel zu wenig zum Vorschein kommt. Ganz vertieft in diesen Anblick bemerkt er einen Moment zu spät, dass auch sie ihn angesehen hat und wendet seinen Blick eilig ab. Er spürt, wie das Blut ihm in den Kopf schießt und am liebsten würde er nun im Boden versinken.

Diesmal wartet er erst wieder einige Minuten ab, ehe er wieder zu ihr hinüberblickt. Würden sie nun miteinander sprechen, könnte er sie die ganze Zeit ansehen, ohne das es seltsam wirken würde. Doch worüber sollte er mit ihr reden. Das Thema mit ihrer Schwester würde garantiert rausfallen, da sie so schließlich die Wahrheit erfahren könnte. Doch sonst haben sie absolut keinen Punkt, in dem sich ihre Freizeit überschneitet.

Gut, vielleicht könnten sie noch über alte Zeiten reden und Erinnerungen austauschen, doch da der Plan, Eadlyn zu vertreiben, von ihr stammt, kann er sich vorstellen, dass dies nicht unbedingt das beste Gesprächsthema ist. Überhaupt, was würde sie wohl denken, wenn er nun einfach das Gespräch mit ihr beginnt, obwohl sie zum letzten Mal vor ziemlich langer Zeit miteinander geredet haben.

Nein, wahrscheinlich würde es einfach mehr als seltsam rüberkommen und Erinnerungen wecken, die besser vergraben hätten bleiben sollen. Augenblicklich tauchen Bilder und Gedanken in seinem Kopf auf, die er am liebsten vermieden hätte. Zwanghaft wendet er seinen Blick ab.

Nein, ein Gespräch wäre auf keinen Fall eine gute Idee. Es ist alles gut, so wie es jetzt ist, und es wäre am besten, wenn es so bleibt, redet er sich krampfhaft ein und während der gesamten Pause blickt er nicht einmal mehr zu ihr, obwohl seine Gedanken nirgendwo anders sind.


Der Steinpavillon im Park der Schule ist schon immer sein Rückziehort gewesen. Vor allem nach dem Gespräch gestern mit Molly und der Pause, die er praktisch mit Alexandra verbracht hat, braucht er dringend etwas Ruhe für sich und Zeit zum Nachdenken.

Doch als er schließlich während seiner freien Zeit dort ankommt, ist er nicht der erste. Doch noch bevor er umdrehen kann, wird er von der anderen Person entdeckt, die ihn mit einem schwachen Lächeln begrüßt.

„Hallo Nikolai. Du kannst dich ruhig auch hierhin setzen, wenn du willst. Ich brauche einfach nur etwas Ruhe zum Nachdenken", begrüßt Dante ihn, als wären sie alte Freunde. Langsam geht er weiter auf ihn zu, unsicher, ob er sich noch irgendwie hinausmanövrieren kann.

„Ich eigentlich auch. Aber wenn ich dich störe, sollte ich vielleicht besser gehen", versucht er, eine Ausrede zu finden, von hier zu verschwinden. Doch Dante schüttelt einfach nur mit dem Kopf.

„Du störst ganz sicher nicht. Also setz dich. Vielleicht fällt es uns beiden ja leichter, wenn wir gemeinsam nachdenken." Bei Dantes Worten kann Nikolai eigentlich nur den Kopf schütteln, da sie eigentlich keinen Sinn ergeben. Doch ihm ist auch klar, dass dies so ziemlich der einzige Ort in der ganzen Schule ist, wo er sich sicher sein kann, dass er einen ganz bestimmten Person nicht begegnen wird.

Und Dante ist auch eine bessere Gesellschaft, als so manch andere. Mit einem Seufzen gibt Nikolai nach und lässt sich neben Dante auf der harten Steinbank in der Mitte des Pavillon nieder und lässt seinen Blick über den Park schweifen. Der Himmel ist wolkenverhangen, was irgendwie ganz gut zu seiner Stimmung passt.

„Worüber musst du nachdenken?", durchbricht Dante nach einigen Minuten die Stille und augenblicklich fragt Nikolai sich, ob sie nicht gemeinsam schweigen wollten. Allerdings scheint Dante das schon wieder vergessen haben und Nikolai entscheidet sich dazu, sich doch auf das Gespräch einzulassen, in der Hoffnung, dass es ihn auf andere Gedanken bringt.

„Über vieles. Gott, die Welt, mein Leben. Allerlei Dinge, die zusammenkommt. Und du?", gibt Nikolai eine Antwort. Selbst, wenn Dante bei weitem nicht so selbstsüchtig wie Alexandra oder Avaline ist, so vertraut Nikolai ihm immer noch nicht genug, um wirklich offen über seine Gedanken zu sprechen.

„Darüber, warum mein Herz die Entscheidungen trifft, die es trifft", antwortet Dante ihm und Nikolai ist über seine Offenheit mehr als erstaunt. Trotzdem kann er über Dantes Worte nur lachen.

„Ach bitte. Du bist doch der unnahbare von uns sieben. Derjenige, dem die Liebe nur im Weg stehen würde, da sie dich extrem beschränken würde", erwidert Nikolai und spielt dabei ganz offensichtlich auf Dantes Todsünde, die Todsünde der Wollust.

„Nur weil man unnahbar wirkt, heißt es nicht, dass es nicht auch Personen gibt, die einem ans Herz wachsen und die einen verletzen können, mehr als man eigentlich will." Dantes Stimme klingt dabei so ernst, wie Nikolai es selten von ihm gewohnt ist. Normalerweise nimmt er das Leben ähnlich locker wie Raffaello und denkt nicht an morgen oder gestern, sondern nur an heute. Dabei bringen Dantes Worte Nikolai zum Nachdenken.

„Ich schätze, man kann nicht immer zufrieden mit der Entscheidung sein, die das Herz für einen trifft", erwidert er und nimmt dabei den gleichen ernsten Ton an, wie Dante. Dabei entlockt er ihm mit dieser Aussage auch noch ein Lächeln. „Wer hat denn das Recht, von dir begehrt zu werden? Also Eadlyn ist es auf keinen Fall und ich schätze, eine der anderen drei ist es auch nicht", fängt Nikolai mit seinen Vermutungen an, wobei er mit den anderen dreien, Alexandra, Avaline und Charlotte meint.

„Keine Sorge, du wirst sie sowieso jetzt nicht kennen und wahrscheinlich auch nie kennen lernen", meint Dante einfach nur und lässt seinen Blick umherschweifen. Nur das Lächeln auf seinen Lippen zeigt Nikolai, dass er in Gedanken wahrscheinlich gerade bei seiner Liebsten ist.

„Ich möchte trotzdem wissen, wer es ist. Und wie sie ist. Du kannst mich doch nicht so auf die Folter spannen", beschwert Nikolai sich lautstark und das Lächeln auf Dantes Lippen wird immer breiter.

„Sie ist unglaublich. Freiheitsliebend, willensstark und unglaublich eigensinnig", fängt Dante an, von ihr zu schwärmen und in diesem Moment wird Nikolai klar, dass Dante unglaublich verschossen sein muss. So hat er seinen alten Freund noch nie erlebt. Nicht einmal in der ganzen Zeit, in der sie sich kennen.

„Ach komm, jetzt sag es mir doch einfach. Ist doch nichts dabei. Ich will doch nur ihren Namen und nicht zu ihr laufen und ihr sagen, was für eine Idiotin sie ist, dich sitzen zu lassen.", versucht Nikolai weiter, auch nur ein Wörtchen aus ihm herauszubekommen, doch Dante schüttelt vehement den Kopf. Dabei muss er einfach nur schmunzeln, da es schon sehr lange her ist, dass er Nikolai so aufgedreht ist. Aber nur wenige Sekunden später schleicht sich ein hinterhältiges Lächeln auf sein Gesicht und in Nikolai macht sich ein schlechtes Gefühl breit.

„Na ja, wenn es danach gehen würde, wer unglücklicher verliebt ist von uns beiden, würde ich ganz klar verlieren. Tiefer als du kann man schließlich sinken." Bei Dantes Worten stöhnt Nikolai auf und eigentlich hat es schon geahnt, dass sie wieder bei diesem Thema landen. Seitdem Nikolai ihm und Raffaello damals von seiner Kindheitsliebe erzählt hat, haben sie noch nie eine Gelegenheit ausgelassen, ihn damit aufzuziehen.

„Okay, wir müssen das jetzt nicht genauer thematisieren. Themenwechsel, bitte", versucht Nikolai noch so gut wie möglich, das Thema zu vermeiden, doch er merkt schon, dass es schlicht und ergreifend zu spät ist.

„Nein, du bist nicht nur unglücklich in sie verliebt, nein, sie ist auch noch SIE. Schlimmer geht es doch eigentlich schon gar nicht. Wie konntest du dich nur je in sie verlieben?" Ungläubig starrt Dante ihn an, als wäre es für ihn unverständlich, was es wahrscheinlich auch ist.

„Lass mich doch einfach in Ruhe. Außerdem bin ich nicht mehr in sie verliebt. Schon lange nicht mehr", streitet Nikolai es ab, da es auch einfach stimmt. Seine Gefühle zu ihr haben schon vor langer Zeit aufgehört, glücklicherweise.

„Ach ja? Ich sehe genau, wie du lächelst." Freudig deutet Dante auf Nikolais Mundwinkel, die sich unbemerkt nach oben bewegt haben, als er an sie gedacht hat. Augenblicklich setzt er wieder seine normale Miene auf. Am ehesten könnte er Dante nun ruhigstellen, in dem er ihm von seiner Beziehung zu Alessia erzählen würde. Doch irgendwie würde es sich falsch anfühlen, als würde er das nur sagen, um Dante vom Gegenteil zu überzeugen. Dabei liebt er Alessia wirklich. Es gibt niemanden auf der Welt, den er mehr liebt.

„Du kannst mir einfach glauben, wenn ich dir sage, dass ich sie schon lange nicht mehr liebe", beharrt Nikolai weiter auf seiner Meinung. Allerdings hat er die Hoffnung, dass Dante so leicht das Thema wechselt eigentlich schon aufgegeben. Eigentlich ist es auch nicht wie Avaline, die sich über alles und jeden lustig macht, doch Dante scheint es mehr als unterhaltsam zu finden, dass sich er, Nikolai, ausgerechnet in sie verliebt.

Augenblicklich wandern seine Gedanken zu ihr und er erinnert sich an das letzte Mal, als sie sich gesehen haben. Ihre hochkonzentrierte Miene und das Funkeln in ihren blauen Augen.

„Soll ich raten, an wen du denkst?" Das Grinsen auf Dantes Lippen wirkt fast schon gruselig, sodass Nikolai zurückweicht. „Du denkst an ..."

„Okay, es reicht. Sei verdammt noch einmal leise", unterbricht Nikolai ihn lautstark. Dabei lässt er seinen Blick über die Umgebung schweifen und kann dabei einfach nur noch hoffen, dass niemand etwas von ihrem Gespräch mitbekommen hat. Zwar kommt sie eigentlich nie hierher, doch es gibt eigentlich immer ein erstes Mal. Erst nach einigen Sekunden atmet er beruhigt aus, als er sich wirklich sicher ist, dass sich niemand in ihrer unmittelbaren Nähe befindet.

„Ich sage es doch. Du bist immer noch voll in sie verschossen. Sonst würde es dich doch eigentlich nicht interessieren, wenn ich jetzt zu ihr gehe und ihr davon erzähle, oder?" Dante zieht die Augenbrauen hoch, doch Nikolai schüttelt einfach nur den Kopf.

„Denk du doch, was du willst", meint er noch, ehe er aufsteht und den Steinpavillon verlässt. Zwar hört er noch Dante, wie dieser sich lautstark hinter ihm entschuldigt, doch diesmal dreht er nicht um. Ihm ist auch vollkommen klar, dass das alles nur ein Spaß ist und Dante es nie wagen würde, zu ihr zu gehen.

Doch irgendwie hat er heute darauf nicht den Nerv, schließlich hat er eigentlich nur ein bisschen Ruhe gebraucht. Aber mittlerweile ist ihm klar, dass nach diesem Gespräch nur noch eine Person in seinen Gedanken herumspuken wird.

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