Harry hatte Kopfschmerzen, als er versuchte aufzustehen. Er lag auf Holzboden, seine Gliedmaßen waren schwer, als hätte man Gewichte daran befestigt. Mehrere Male blinzelte er. Der Raum war nur leicht beleuchtet, trüb schien das Licht der wenigen Lampen und ließen eine unangenehme Atmosphäre herrschen. Der junge Auror setzte sich vorsichtig auf, tastete nach seinem Zauberstab, doch der war nicht mehr an seinem Gürtel befestigt. Panisch tastete Harry den Boden ab, doch fand ihn auch dort nicht.
„Accio Zauberstab", sagte er und streckte eine Hand aus.
„Das funktioniert nicht, hab ich schon versucht", klang es plötzlich neben ihn und er erkannte die Stimme von Blaise.
Scheinbar war der Slytherin okay und nachdem sich Harrys Augen an das seichte Licht gewöhnt hatten, sah er Blaise im Schneidersitz sitzen. Er hatte die Hände gefaltet und starrte ins Nichts, mit einem Blick, der wahrscheinlich seine Gefühle widerspiegelte, die Harry allerdings nicht deuten konnte.
„Alles okay bei dir?", fragte er aus Gewohnheit.
Der Slytherin antwortete nicht, sondern sah nur zu ihm hinüber und nickte einmal kurz.
„Wo sind wir? Immer noch im Anwesen?"
„Ja, wahrscheinlich in einem Saal, der etwas weiter hinten im Haus ist. Avery will uns wahrscheinlich endgültig zur Strecke bringen, damit wir keine Gefahr mehr sind. Unsere Zauberstäbe hat der Bastard bestimmt auch."
Harry stand während den Worten von Blaise auf und untersuchte das Zimmer. Es war größer als das Wohnzimmer der Dursleys, ebenfalls schöner eingerichtet, auch wenn nicht viel in dem Raum stand: ein paar Sitzmöglichkeiten, Statuen, die auf Podesten standen und Bildern an der Wand, die sich nicht bewegten.
„Wie kommen wir hier wieder raus?", war Harrys Frage und er wusste, dass sie eigentlich bescheuert war.
„Gar nicht. Die Tür ist mit Magie versiegelt. Sonst gibt es keinen anderen Weg hinaus. Wir sitzen hier fest. Und können nur auf unser Ende warten."
„Sag doch sowas nicht!"
Diese Worte brachten Harry in Rage und er ballte die Fäuste.
„Es muss einen Weg hieraus geben. Und dann müssen wir unsere Stäbe wiederholen."
Blaise amüsierte seine Reaktion und seine Worte, weshalb er kurz auflachte und den Kopf schüttelte.
„Gib es auf, Potter. Wir sind verloren... und ich konnte nicht mal mein Versprechen halten."
Er realisierte seine eigenen Worte und senkte enttäuscht den Kopf.
„Darin war ich nie besonders gut..."
Harry sah zu ihm herüber und hatte den Entschluss gefasst, dass er die Beiden aus dem Raum bringen würde. Er ging zur Tür und legte sein Ohr an das Holz. Leise konnte er Stimmen hören, die wahrscheinlich von Todessern waren, die Wache halten mussten.
„Ich hab eine Idee", sagte er dann leise zu Blaise, um nicht die Aufmerksamkeit der Todesser auf dich zu ziehen.
„Du hasst mich, oder?"
Blaise drehte sich bei der Frage um und sah Harry mit einer hochgezogenen Augenbraue an, selbst wenn der junge Auror es nicht ganz sehen konnte.
„Wie soll uns das jetzt helfen?"
Harry gesellte sich wieder zu Blaise und erklärte seine Idee.
„Tu so, als würdest du mich verprügeln. Die haben dann keine andere Chance als reinzukommen. Schließlich will Avery mich persönlich beseitigen, da kommt es Ihnen bestimmt gut, wenn du das versuchst."
Blaise kratzte sich leicht am Hinterkopf und dachte über den Plan nach. Dumm war er nicht und er könnte eventuell funktionieren.
„Ich garantiere für nichts, schließlich muss es echt klingen."
„Du sollst mich nicht wirklich hauen, sondern nur so tun, also mich anschreien und vielleicht mir eine Backpfeife geben, damit es authentisch wirkt."
Nach kurzem Überlegen stand Blaise auf und nickte ihm zu.
„Okay, versuchen wir's."
———
„Schon etwas von Avery gehört? Wir lange wir hier stehen sollen?"
Der Todesser sah seinen Kollegen an und schüttelte nur den Kopf.
„Wahrscheinlich bis er wieder da ist. Der hat ja mit Lucius zu tun."
„Kranker Typ... aber was soll man dagegen machen. Der dunkle Lord hat ihn zwar nicht für sowas auserwählt, aber er-„
Die Beiden Todesser drehten sich schlagartig um und starrten auf die Tür.
„Du hast alles kaputt gemacht! Dafür bezahlst du!"
„Ich hab gar nichts gemacht, das war deine Schuld, Zabini!"
Kurz sahen sich die Todesser fragend an, dann hörten sie weiter den beiden Stimmen von ihren Gefangenen zu, die sich ankeiften.
„Sollten wir etwas tun?", fragte der eine den anderen, der nur mit den Schultern zuckte.
„Keine Ahnung, was wenn sie sich gegenseitig verprügeln?"
„Avery würde das wahrscheinlich nicht gut heißen und wir bekommen dann den Ärger."
Kurz sagten sie nichts, dann richtete der eine seinen Zauberstab auf die Tür und öffnete sie mit Alohomora.
Als die Tür aufging, sagen die Todesser nichts, gingen allerdings direkt in den Raum und wirkten Lumos.
„Was soll das?!", rief der eine in die Dunkelheit, dann fiel er auch schon zu Boden, genau wie der andere.
Harry und Blaise hören das Klirren der Vasen, die sie auf die Köpfe der Todesser geworfen hatten und Blaise konnte nicht glauben, dass das funktioniert hatte.
„Scheinbar funktionieren Muggeltricks doch mal ganz gut", sagte Harry zufrieden und griff nach den Zauberstäben. Einen warf er Blaise zu.
„Komm schon", sagte er, während er in den Flur ging.
„Du weißt schon, dass uns die Stäbe kaum nützen werden."
„Besser als nichts", sagte Harry knapp und daraufhin folgte Blaise ihm in einem sicheren Abstand.