Kleines Licht
Er hörte Gelächter aus dem Flur. Die Eichenholztür war geschlossen, das Feuer brannte nur noch leicht und draußen war es dunkel. Draco saß zusammengekauert auf einem der Sofas im Wohnzimmer und starrte auf das kleine helle Licht, das versuchte durch die letzten Holzreste noch ein wenig zu überleben. Averys Stimme drang durch die Wand, betörte Dracos Ohren und er hielt sie sich zu.
"Sei ruhig...", sagte er zu sich selbst, auch wenn er nicht sich meinte.
Weitere Stimmen ertönten, lachten, redeten und Draco wusste genau, dass sie es planten: den Ausbruch von Askaban.
Seine Hände krallten sich in sein blondes Haar, sein Kopf hörte nicht auf wehzutun. Er schwankte hin und her, verlor das Gleichgewicht und landete auf den Boden. Panik breitete sich aus und er wusste nicht genau wie lange er einfach nur auf dem Boden lag, still schweigend seinem Herzschlag zuhörte und einfach nur hoffte, dass er bald aufwachen würde, wie immer, wenn er glaubte, es sei wirklich die Realität, die ihm gegenüber stand.
Mit einem Knall ging die Tür auf und Draco zuckte zusammen. Schwere Schritte ließen das Parkett zittern und als der junge Zauberer zur Seite sah, konnte er tiefschwarze Stiefel erkennen, an dessen Seite eine Schlange ihre Bahn zog. Ein Blitz, der durch seine Gliedmaßen fuhr, ließ ihn sich aufsetzen und er starrte in das Gesicht von Avery, der zu ihm runter starrte und ein breites Lächeln im Gesicht hatte.
"Na sieh mal einer an, Sie sind ja immer noch da, wo ich Sie gelassen habe, Mr. Malfoy. Auf dem Boden winselnd, wie ein kleines Frettchen."
Er lachte auf und kurz darauf folgte weitere Stimmen, die es ihm gleich taten.
"Nun stehen Sie schon auf! Das ist ja erbärmlich."
Avery griff nach Dracos Arm, doch er wich ihm aus, ohne dabei nachzudenken und schon kurz darauf bereute er es zutiefst. Ein schneller Blick genügte, um sagen zu können, dass die Aktion überhaupt kein guter Schachzug war. Averys Blick veränderte sich von vergnügt und belustigt zu ernst und wütend.
"Aufstehen hab ich gesagt!", schrie er den Slytherin an, griff erneut nach seinem Oberarm und zog ihn auf die Beine.
Draco versuchte sich loszureißen, doch er war zu schwach. Seine Beine konnten ihn kaum halten, so erschöpft waren sie von den Ereignissen der letzten paar Stunden. Die Knie knickten ein und sein Gewicht hing an dem Oberarm, den Avery festhielt. Dieser Anblick schien ihm zu gefallen.
"Zu schwach um zu stehen? Und Sie sollen SEIN Sohn sein? Ha! Das ist nicht lache."
Ohne Vorwarnung ließ Avery Draco los und er fiel unsanft auf seine Unterschenkel. Er musste sich auf den Boden abstützen, um nicht mit dem Gesicht aufzukommen. Er hustete leicht und sein gesamter Körper zitterte.
"Glauben Sie ja nicht, dass Potter herkommen wird, um Sie zu retten... oh warte, das haben Sie ja vergessen!"
Wieder lachte er, doch dieser Satz schrie nach Dracos Aufmerksamkeit.
"Was meinen Sie damit?", fragte er in einer unerwarteten stabilen Stimme.
Avery grinste bei der Antwort noch breiter und ging einige Schritte zurück zur Tür.
"Wenn ich es Ihnen sagen würde, wäre es ja kein Spaß mehr."
Draco zog sich über den Boden. Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, oder warum es ihn so interessierte, was Avery über ihn und Potter wusste, doch irgendetwas in seinem Kopf sagte ihm, dass es wichtig sei.
"Bleiben Sie stehen!", rief er und konnte sich an einem von Averys Stiefel festkrallen. Der falsche Auror starrte erneut zu ihm herunter, grinste und versuchte ihn abzuschütteln. Bei dem Versuch brach er Draco beinahe das Handgelenk, doch er blieb stur.
"Soll ich es wirklich verraten?", fragte er und sah dabei zur Tür, wo wahrscheinlich weitere Todesser standen und sich über das Schauspiel amüsierten.
Stimmen bejahten die Frage und Dracos Herz schlug etwas schneller.
"Nun gut."
Draco ließ den Stiefel los, als er merkte, dass Avery sich herunter beugte und die Ellenbogen auf die Knie legte. Draco stützte sich auf seinen Unterarmen ab und sah dem Ex-Auror direkt in die Augen. Alles an ihm war anders. Seine Augen schienen dunkler, seine Hautfarbe war blasser als gewöhnlich und dieses terrorisierende Grinsen ging Draco nicht mehr aus dem Kopf.
"Sie würden sich für Potter verschwenden? So dumm sehen selbst Sie nicht aus."
Mit dieser Frage konnte Draco nichts anfangen. Was sollte das überhaupt bedeuten? Avery griff nach Dracos Kinn und drückte seine Wangen ein wenig zusammen. Seine Blick stich wie Nadeln.
"Was finden Sie an ihm... ist es seine Art? Sein Gang? Seine Wortwahl? Die Tatsache, dass sie eigentlich Feinde sind?... Ich hab es nie verstanden."
Wieder Aussagen, mit denen Draco nichts anfangen konnte. Er bekam nur noch mehr Fragen in den Kopf, die ohne Antwort blieben und langsam bestand sein gesamtes Denkvermögen nur aus antwortlosen Fragen.
"W-was... ?", versuchte er herauszubringen, doch sein Mund konnte sich kaum richtig bewegen, was seine Stimme leicht nuscheln ließ.
"Was geschieht wohl, wenn ich seinen Namen sage... Harry Potter."
Draco weitete seine Augen, als er merkte, wie sich das Geflüster von Avery in sein Gedächtnis brannte und sein Herz schneller und schneller schlug. Wieder grinste Avery breit, ließ Dracos Kiefer los und stand auf.
"Das wird noch lustig."
Wie erstarrt blieb Draco liegen, sah, wie Avery zurück zur Tür ging und sie hinter sich wieder schloss. Das Feuer starb und ließ Draco allein in der Dunkelheit zurück.
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