Hallo, Vater
Der Wind war stürmisch, peitschte um Dracos Körper, als er in einem der Gefangenenräume von Askaban stand. Die Todesser hatten Zauber auf den Turm gewirkt und ihn an einigen Stellen zerstört, um Zugang zu bekommen. Avery, Hamish und Scourge standen ebenfalls bei ihm und Avery streckte sich einmal ausgiebig.
"Endlich hier, nach so langer Zeit."
Avery grinste breit über beide Ohren, während Draco über sich Zauber durch die Luft feuern vernahm, obwohl der Wind den größten Lärm machte. Scheinbar kämpften die anderen Todesser gegen Dementoren, um sie abzulenken, was Draco seltsam fand, da er dachte Dementoren können nicht einfach so mit Zauberei abgewehrt werden, außer dem Patronus. Aber wirklich Zeit zum Nachdenken bekam er nicht, da Avery durch die Tür schritt, die halb aus den Angeln hing. Innen waren meterlange gerade Gänge, die an den Seiten Türen zu Zellen besaßen. Der Blick von Avery wanderte durch die schmalen Gitterstäbe der Luken an den Türen und nach einer kleinen Weile blieb er vor einer stehen. Ganz plötzlich hörte sein Körper auf sich zu bewegen und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Hamish hatte Draco am Arm hinter sich her gezogen, damit er ja nichts dummes anstellte, auch wenn Draco mehr und mehr bemerkte, dass er wohl besser wieder eine Phiole von dem Zaubertrank nahm, der ihn auf den Beinen heilt. Zitternd griff er nach der Phiole in seiner Jackentasche und war gerade dabei den Korken herauszuziehen, doch Avery sprengte die Tür auf und Draco ließ die Phiole fallen. Die grüne Flüssigkeit verteilte sich auf dem kargen Steinboden und Draco sah ihr einfach nur hinterher, bis er den Kopf hob und ihn sah. Er sah blasser aus als sonst, seine Haare glänzten, so fettig waren sie und sein Gesicht war leicht eingefallen, als hätte er seit Jahren nichts mehr gegessen. Dieser Anblick seines Vaters war grauenhaft und Draco konnte nicht glauben, dass der Mann, der vor Avery stand, sein Vater war.
"Lucius...", sagte Avery langsam, während der ehemalige Todesser ihn nur mit einem bodenlosen, milchigen Blick anstarrte.
Er sagte nichts, zitterte und war sich nicht sicher wer vor ihm stand. Die Hand von Avery glitt über das lange platinblonde Haar von Lucius, bis er seine knochige Wange in der Hand hielt.
"Was haben sie mit dir gemacht?"
Draco konnte in Averys Stimme Trauer hören und Mitleid, als wäre er ein normaler Mensch, als hätte er Gefühle für andere.
Lucius sagte noch immer nichts, drehte sich dann allerdings zu seinem Sohn um und riss schlagartig die Augen auf.
"D... draco...", sagte er langsam und ging an Avery vorbei.
Seine Schritte waren unpräzise, schlaksig und beinahe wäre er über sie gestolpert. Er breitete seine Arme aus, Hamish ließ Draco los und kurz darauf fand er sich in den Armen seines Vaters wieder. Sie war nicht stark, sondern schwach. Genauso wie er hatte Lucius keine wirkliche Kraft, um sicher irgendetwas zu tun, doch bei dieser Umarmung und bei dem Gefühl, das Draco hatte, umarmte er ihn zurück. Noch nie hatte er eine Umarmung von seinem Vater bekommen. Tränen liefen ihm übers Gesicht und am liebsten hätte er für eine Weile nicht mehr losgelassen, doch Hamish mischte sich ein. Er zog Draco weg von Lucius, der ihm nur traurig nachsah, als sein Sohn mehrere Meter weggezogen wurde. Draco hatte es nicht bemerkt, doch Avery ballte seine Fäuste und starrte ihn eindringlich an.
"War ja klar... es war schon immer klar."
Seine Worte klangen ziemlich weich, dafür, dass sein Blick Draco mit Feuer durchbohren könnte.
"Ich werde mich später um Sie kümmern..."
Er ließ seine Fäuste locker und ging an die Seite von Lucius, wo er ihm wieder durchs Haar strich, während er ihn keines Blickes würdigte. Avery legte wieder seine Hand an Lucius Gesicht und drehte ihn zu sich, damit er ihn ansehen musste.
"Lucy, erinnerst du dich an mich?"
Mehrere Male blinzelte Dracos Vaters, bis er den Mund öffnete und wieder einen Namen sagte.
"... James?..."
Er schien als wäre er nicht ganz bei Sinnen, doch Avery schien das zu übersehen. Ein Grinsen breitete sich dafür auf seinem Gesicht aus und dieses war anders,als die, die Draco von ihm kannte.
"Ja, du erkennst mich noch."
Kurz verharrten die Beiden so, dann drehte sich Lucius wieder zu Draco um und starrte ihn mit einem leicht geöffneten Mund an. Er war lange in Askaban und die Zeit hatte auch gereicht, um ihn vollkommen verrückt zu machen. Avery griff nach Lucius Arm und ging mit ihm langsam zu dem Punkt zurück, von dem sie kamen.
"Wir gehen erstmal zurück zum Anwesen, danach regeln wir alles weitere", waren seine Worte an Draco, die ziemlich giftig schienen, wobei er danach ignoriert wurde.
Mit einem fragenden und auch traurigen Blick sah er seinem Vater hinterher, wie er von Avery weggezogen wurde. Sein Arm wurde ebenfalls gepackt, jedoch von Hamish, der dafür sorgte, dass Draco auch mit ihnen kam und ebenfalls keinen Schwächeanfall erlitt, wie eine Woche vorher. Er hörte das leise Klimpern der letzten Phiole, die er noch dabei hatte, leider kam er nicht an sie heran, was ihn weiter schwächeln ließ.
Oben angekommen, peitschte der Wind wieder in Dracos Ohren und er erkannte, dass die Todesser die Dementoren gut verjagt hatten, wenn sie es denn wirklich waren. Als sie Lucius sahen, blieben sie einfach stehen, machten keine Bewegungen mehr und starrte ihn durch ihre Masken an. Danach verschwanden sie wieder in ihrem schwarzen Rauch und flogen Richtung Küste. Avery nahm Lucius mit, Hamish Draco und sie blieben erst wieder stehen, als sie vor der Tür des Malfoy-Anwesens standen. Für einen kurzen Moment ließ Avery Lucius sein Anwesen sehen. Seine Hände zitterten, als er die Tür berührte und scheinbar nicht glauben konnte, dass er wieder Zuhause war. Die Tür ging auf und die Todesser traten ein. Als wäre es abgesprochen gewesen, drückte Hamish den jungen Draco die Treppen hoch und scheinbar in sein Zimmer. Als sich Draco noch einmal umsah, konnte er erkennen, wie Avery seine Hand an den Nacken von Lucius legte und seinem Gesicht näher kam. Danach schlug eine Tür hinter ihm zu und er befand sich in einem der Korridore, wo sich auch nicht weit weg sein Zimmer befand.
"Was soll das? Warum ist er hier? Wofür war die ganze Aktion? Sprich schon!"
Draco hätte am liebsten mit den Fäusten um sich geschlagen, doch seine Kraft reichte dafür nicht aus und Hamish konnte ihn in sein Zimmer bringen. Er setzte ihn auf seinem Bett ab und stand noch etwas vor ihm.
"Avery hat das getan, was er sollte. Der dunkle Lord hat Lucius auserwählt seine Taten zu Ende zu bringen. Er wird den Jungen töten. Deshalb ist er hier."
Hamishs Stimme klang so tief wie immer und nach den Worten verließ er das Zimmer, mit den fragenden und unwissenden Blicken von Draco im Nacken.
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