Einsicht ist der erste Schritt
Dracos Zauberstab fiel aus seiner Hand und er sank zu Boden. Tränen liefen ihn aus den Augen, er atmete schwer und keuchte, als sich sein Hals zuschnürte. Harry eilte auf den jungen Zauberer zu, fiel auf die Knie und hob Draco vorsichtig auf, lehnte ihn gegen seine Brust, sodass sein Kopf über seiner Schulter lag und umarmte ihn leicht.
"Es ist alles gut... beruhige dich...", sagte er leise zu dem Blondschopf.
Draco krallte sich an Harrys Rücken fest, schluchzte, weinte und war glücklich, dass es vorbei war. Avery würde ihn nicht mehr belästigen, er wusste von allem rein gar nichts mehr und Harry war sicher. Er konnte Harry beschützen, er konnte das tun, was er am meisten wollte.
"Es wird alles gut, Draco."
Ein kurzer Schock fuhr durch Dracos Körper. Wie Harry seinen Namen gesagt hatte, hallte es durch seinen Kopf, durch seine Brust, bis hin zu seinen Beinen. Sein Herz schlug schneller, er roch Harrys Geruch und verlor sich darin. Seine Hände fingen an zu zittern und Harry nahm ihn von seiner Schulter, um in seine Augen zu sehen.
"Hey, geht es wieder?"
Diese Augen, diese smaragdgrünen Augen, dachte Draco vorsichtig. Er merkte, wie er die Kontrolle über seinen Körper verlor, er durfte nicht. Harry durfte es nie erfahren. Draco zwang sich dazu, nicht dem nachzugehen, was sein Körper verlangte. Er biss sich auf die Lippe.
Harry zuckte zusammen. Er bekam wieder das Gefühl, das, was er im Krankenflügel hatte, als Draco sich bei ihm entschuldigte: Wie vom Blitz getroffen.
Ihm wurde mulmig zumute. Dieser Anblick, den er hatte, von Draco, wie er sich auf die Lippe biss, ließ Harrys Herz schneller schlagen. Er versuchte seinen Blick abzuwenden und sah auf Dracos Hals. Seine Halsschlagader pulsierte sehr stark, er hatte Herzrasen.
"Beruhige dich, bitte. Atme tief durch."
Draco tat, was Harry wollte und lächelte, wenn auch schwer. Harry lächelte ebenfalls zurück. Draco spürte den Blick von Harry auf sich und seine Wangen wurden heiß. Er drehte sich von ihm weg und versuchte sich von seinem Griff zu lösen.
"W-wir... sollten nach... Avery schauen...", sagte er langsam und leicht stotternd.
Harry war verwirrt, doch stimmte ihm zu. Beide standen auf, Harry war Draco eine kleine Stütze, da seine gesamte Kraft noch nicht regeneriert war. Aufmerksam gingen sie zu Avery, die noch immer am Boden lag, Augen geschlossen. Harry ließ Draco los, kniete sich zu Avery und fühlte, ob er noch lebte.
"Du bist dir sicher, dass du ihn nicht umgebracht hast?"
"Ja... ich wollte nur sein Gedächtnis löschen."
Avery riss die Augen auf und setzte sich kerzengerade auf. Harry und Draco erschraken und der Auror sah die Beiden fragend an.
"Mr. Malfoy, Mr. Potter... erlauben Sie mir die Frage. Wo sind wir?"
Harry atmete leicht auf, Draco wich einen Schritt zurück.
"Im Nordturm. Draco und ich wollten unseren Astrologieaufsatz fertig machen."
Er sah sich im verwüsteten Raum um, runzelte etwas die Stirn und fasste nach seinem Zauberstab. Er fand in wenige Meter von ihm entfernt, streckte seine Hand aus und er kam auf ihn zugeflogen. Avery und Harry standen auf, der Auror mit den Händen in den Hüften.
"Ich hoffe das waren Sie und keine Wichtel."
Harry kratzte sich leicht am Kopf mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, Draco blieb still schweigend. Der Auror machte kurze Bewegungen mit dem Zauberstab und Regale, Tische, Unterlagen, Bücher und Teleskope reparierten sich und flogen auf ihren ursprünglichen Platz zurück.
"Das bleibt unter uns, wenn es Ihnen recht ist."
"Danke, Mr. Avery", sagte Harry dankend.
Avery verbeugte sich leicht, holte seine Taschenuhr heraus und sah auf, als er die Uhrzeit bemerkte.
"Es ist schon spät. Sind Sie fertig mit dem Aufsatz?"
Harry schüttelte den Kopf.
"Wir brauchen noch ein wenig, ist das in Ordnung?"
Avery nickte leicht, ging an den Beiden vorbei zum Eingang des Klassenraumes. Bevor er endgültig ging, drehte er sich noch einmal um und sprach zu Harry.
"Ach, Mr. Potter, wegen Ihrer Anfrage bezüglich der Aurorenausbildung-"
Harry nickte ihm ab, lächelte aber dabei, womit Draco nicht gerechnet hätte.
"Danke, sehr nett von Ihnen, aber wie sie es schon gesagt haben. Ich bin ein begabter Schüler. Ich werde die Ausbildung schon meistern."
Avery sah ihn kurz verwirrt an, lächelte dann aber und ging aus dem Klassenraum, die Tür fiel hinter ihm zu. Draco atmete aus, lächelte und war froh, dass er den Zauber richtig verwendet hatte.
"Und ich dachte, ich hätte sein Gedächtnis vollkommen ausgelöscht", sagte Draco und lachte kurz auf, "da hätte ich riesen Ärger von McGonagall bekommen..."
"Malfoy?"
Er zuckte zusammen. So nannte Harry ihn immer, seit mehr als 7 Jahren schon, warum war er traurig deswegen?
"Sagst du mir jetzt bitte, was das alles sollte? Avery und du, euer... Verhältnis? Deine Reaktionen, auch die, bevor das alles angefangen hat?"
Draco fing an zu schwitzen. Er durfte es ihm nicht sagen, doch er wollte so sehr. Er hatte Angst, Harry würde ihn auslachen, er würde ihn nicht verstehen, warum sollte er auch.
"Potter... ich...", sagte er leise und mit gesenkten Blick, "ich kann es dir nicht sagen."
Harry ging auf Draco zu, blieb kurz vor ihm stehen und sah ihm in seine Augen. In die Augen, in der er sich so gerne verlor. Harry war ihm so nahe, dass er wieder den Geruch in der Nase hatte, so hatte auch der Liebestrank in Slughorns Unterricht von vor zwei Jahren gerochen. Draco ging ein paar Schritte weg von ihm, um nicht gänzlich verrückt zu werden. Harry griff nach Dracos Arm und hielt ihn fest, damit er sich nicht noch weiter von ihm entfernte.
"Draco bitte!"
Da war er wieder, sein Name, ausgesprochen von Harry Potter, dem Jungen, mit den bodenlosen, glänzenden Augen.
"Potter, lass mich los", war seine Antwort auf Harrys Reaktion.
"Ich lasse dich erst los, wenn du mir sagst, was los ist."
Draco versuchte weitere Schritte von Harry wegzugehen, doch Harrys Griff war zu stark, er konnte sich nicht lösen.
"Lass mich endlich los!"
"Draco!"
Draco kniff die Augen zusammen und sachte nicht über die Worte nach, die sein Mund sagte.
"Lass mich los, Harry!"
Stille breitete sich im Raum aus. Als Draco die Augen wieder öffnete, realisierte er, was er gesagt hatte, starrte Harry an, der mit offenen Mund vor ihm stand und seinen Griff lockerte.
"Du... hast... Harry gesagt, zum zweiten Mal schon", sagte er langsam und Draco spürte die Unsicherheit in ihm toben.
Er machte weitere Schritte von Harry entfernt, sein Herz raste.
"Bitte... zwing mich nicht dazu..."
Harry ging erneut näher an Draco heran. Er senkte seinen Blick, um ihn nicht ansehen zu müssen, den Jungen, mit den Augen.
"Ich muss es wissen. Ich bitte dich, Draco."
Draco hob langsam seinen Kopf und bemerkte Harrys Halsschlagader. Sie war nicht zu übersehen, sein Herz musste wie wild schlagen, doch weshalb? Er wurde wieder unsicher. Er wollte das alles nicht. Er war kurz davor zurück in sein Zimmer zu apparieren, doch er wollte Harry nicht allein zurück lassen. Er wollte bei ihm sein, er wollte es ihm sagen, das sagte sein Herz, doch sein Kopf schrie ihn zusammen, er solle es nicht tun.
"Es ist schwierig, kompliziert und ich will dich damit nicht belasten."
"Nur, weil du es dir kompliziert machst."
Harry setzte sich auf den Boden des Unterrichtsraumes und deutete Draco an, sich ebenfalls zu setzen. Er zögerte, doch folgte Harrys Aufforderung. Ihm war unbehaglich, doch zur gleichen Zeit war er glücklich. Er wusste, dass es an Harry lag. Er konnte es nicht länger leugnen.
Er liebte Harry Potter.
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