Der Fluch
Still lehnte er sich im roten Sessel zurück, zwei besorgte Blicke lasteten auf seinen Schultern. Keiner von den Dreien wollte etwas sagen, die Stimmung litt an Stille. Wieder und wieder spielte sich die Szene in Harrys Kopf ab. Fragen formten sich, quälten ihn mit Ungewissheit. Noch immer konnte er Dracos Verhalten nicht verstehen. Harry malte sich Antworten aus, auf die Frage was genau mit ihm passiert war.
"Vielleicht solltest du mal mit Slughorn reden", unterbrach Hermine die Stille und Harry sah zu ihr auf.
Sein Blick machte ihr Angst, als könne sich seine Seele nicht entscheiden, was er fühlen sollte.
"Warum, glaubst du, würde das helfen?"
"So, wie du es geschildert hast", fing sie logisch an laut darüber nachzudenken, "scheint er etwas zu wissen. Eine Angelegenheit zwischen Malfoy und mir. Frag ihn doch einfach, erklär ihm die Situation, er wird es verstehen."
Ron fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, als Hermine ihren letzten Satz beendet hatte.
"Sag doch gleich der ganzen Schule, dass Harry schwul ist, wird be-", sagte er laut und Hermine stieß ihm mit ihrem Ellbogen in die Seite.
"Ronald!"
Die paar Gryffindors, die ebenfalls im Gemeinschaftsraum saßen, sahen mit fragenden Blicken zu ihnen, doch wandten sich nach kurzer Zeit wieder ihrer Tätigkeit zu.
"Sag sowas nicht!", zischte sie leise und sah wieder zu Harry.
Der hatte sich nicht einen Millimeter bewegt, scheinbar dachte er wieder nach, war in seiner eigenen, kleinen Welt. Kurz seufzte sie.
"Probier es einfach aus, okay? Ron und ich gehen zum Abendessen."
Sie stand von Sofa auf, drehte sich zu Ron um und zuckte kurz mit dem Kopf, symbolisierte ihm, dass er mitkommen sollte. Ohne Widerworte stand er ebenfalls auf und beide gingen Richtung Tür zur Halle der Treppen.
"Versuch es", waren ihre letzten Worte, bevor sie hinter der Tür verschwanden.
Der Auror blieb noch einen Moment sitzen, bis er allein war. Erst, als er sich sicher war, dass niemand seinen Weg kreuzen würde, ging er ebenfalls, doch sein Ziel war nicht die große Halle, sondern die Kerker des Schlosses. Dieses Mal brauchte er länger. Geschwind nahm er die Treppen nach unten und konnte Slughorn noch gerade so abfangen. Er schien überrascht, doch Harry erkannte, dass sich sein ehemaliger Lehrer es sich schon gedacht hatte, dass er noch einmal kommen würde.
"Harry, mein Junge. Was kann ich dieses Mal für Sie tun? Mr. Malfoy ist beim Essen, wenn Sie-"
"Ich wollte mit Ihnen sprechen, Professor", unterbrach Harry ihn schnell, um Slughorn gedanklich in die richtige Spur zu lenken. Nun schien er wirklich überrascht, öffnete hinter sich die Tür zum Unterrichtsraum und wies Harry zu einem Platz. Er setzte sich, Slughorn gegenüber von sich.
"Es ist wegen Mr. Malfoy, nicht wahr?"
Der junge Auror nickte, richtete seine Brille und Slughorn lächelte leicht.
"Machen Sie sich keine Sorgen. Es geht ihm wieder besser."
Kurz schwiegen Beide und durch Harrys Kopf flogen wieder die Fragen. Er wollte Antworten, er machte sich Sorgen.
"Professor, bitte sagen Sie mir was mit Draco nicht stimmt. Was ist da an seinem Arm? Sind es wieder die schwarzen Adern, wegen des dunklen Mals? Bitte geben Sie mir Antworten!"
Seine Worte flehten Sluhorn an, er konnte Verzweiflung hören und murmelte etwas unverständliches.
"Harry, ich würde Ihnen gerne helfen, allerdings ist es etwas sehr privates, was mir Mr. Malfoy anvertraut hat. So sehr ich es mir wünsche, ich kann es Ihnen nicht sagen, ohne die Einverständnis von Mr. Malfoy."
Diese Antwort hätte Harry befürchtet und ballte die Fäuste. Vielleicht sollte er Slughorn sein Geheimnis erzählen. Eventuell könnte er es sich anders überlegen, das war aber nicht sicher. Wieder schwiegen sie, Slughorn tippelte leicht mit den Fingern in der Luft und sah Harry besorgt an.
"Gibt es etwas, dass Sie mir sagen wollen?", sagte er dann ruhig.
Ein Zwiespalt formte sich in Harry und die Gedanken verworren sich tief in seinem Kopf. Sollte er, oder nicht?
"Professor... ich muss einfach wissen, was mit Draco ist... ich... ich liebe ihn."
Harry sah in Slughorns Augen und der lächelte einfach nur.
"Also doch...", sagte er langsam und ging ein paar Schritte im Zimmer umher.
"Nun, Harry, mein Junge, Liebe ist nie zu übersehen, aber es ist gut, dass Sie es sich endlich eingestehen. Sonst ist sie verloren, aber ich denke das wissen Sie."
Kurz sah er dem Lehrer fragend hinterher.
"Sie wussten es?"
Ein leises Lachen schallte durch den Raum, bis sich Slughorn wieder umdrehte.
"Sie sehen Mr. Malfoy genauso an, wie Lily damals James. Diesen Blick kenne ich nur zu gut."
Harry lächelte leicht, drehte sich dann aber wieder um.
"Es ist ein Fluch. Ein mächtiger Zauber, der dem Träger Dinge zuflüstern soll und ihn somit verrückt macht. Ebenfalls fügt der Fluch Schmerzen zu, solange, bis er seine Aufgabe erfüllt hat, oder stirbt. In Mr. Malfoys Fall ist es eine eisblaue Schlange, die die schwarzen Adern mit ihrem Gift verstärken kann, bis sie sein Herz erreichen. Lange wird dies nicht mehr dauern, sie gehen schon bis zu seiner Schulter."
Harry sprang auf, stieß dabei seinen Stuhl um und war entsetzt.
"Was können wir tun?!"
Slughorn ging an Harry vorbei, nahm sich das rosige Zaubertränkebuch und schlug die Seite auf, die er auch schon Draco gezeigt hatte. Der Auror ging an die Seite des Lehrers und las sich die Sätze durch.
"Mr. Malfoy und ich brauen diese Substanz, um die Schlange einzufrieren. Bisher funktioniert es wunderbar, doch ich weiß nicht, wie lange wir das noch machen können. Um sie endgültig zu zerstören, müsste man denjenigen finden, der den Fluch ausgesprochen hat, allerdings kann sich Mr. Malfoy an nichts erinnern, ich denke er wurde obliviiert."
"Das heißt wir können nichts tun...", sagte Harry enttäuscht und hätte beinahe seinen Halt verloren.
Slughorn legte seine Hand auf Harrys Schulter und besänftigte ihn ein wenig.
"Es gibt eine Möglichkeit. Mr. Malfoy muss das tun, was der Fluch im zuflüstert, allerdings kann nur er das hören und wir wissen nicht, was es ist, somit können wir die Ausmaße nur erahnen."
Durch Harrys Kopf zogen sich verschiedenste Szenarien, was passieren würde, wenn er mit der Erkenntnis bei Draco ankam. So, wie er sich verhielt, würde es keinen Sinn machen. Irgendwie musste er an ihn heran kommen, doch nichts war wie zuvor, alles hatte sich geändert. Und dann kam ihm die Lösung. Er musste ebenfalls anders denken, auch wenn es ihm nicht gefiel. Es war die einzige Möglichkeit an Draco heranzukommen, auch wenn es durch eine dritte Person war.
"Mit wem verbringt Draco die meiste Zeit?"
Kurz überlegte Slughorn, tippte leicht mit dem Zeigefinger an sein Kinn, bis er antwortete.
"Das wäre Mr. Zabini. Die Beiden arbeiten in jedem Unterricht zusammen, sitzen beim Essen nebeneinander und gehen nur zu zweit durch die Gänge. Ist schon ein Wunder, dass Mr. Malfoy allein Nachhilfe bei mir hat, finden Sie nicht?"
Slughorn lachte und konnte nur noch die Tür hören, wie sie ins Schloss fiel, Harry war schon weg.
"Doch so stürmisch, naja... ich wünsche Ihnen viel Glück, mein Junge."
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