Das Gefühl, wie ein Blitz
Harry öffnete langsam die Augen und sah die Gesichter von Hermine und Ron über sich. Er lag in einem Bett des Krankenflügels und hatte gewaltige Kopfschmerzen.
"Harry? Wie geht es dir?"
"... mein Kopf... tut weh..."
Ron und Hermine sahen sich lächelnd an, bis sie sich wieder Harry zu wandten.
"Wenigstens kannst du wieder normal reden", sagte Ron mit einem Lächeln.
Madam Pomfrey ging mit hastigen Schritten zu den Dreien und scheuchte Hermine und Ron zur Seite. Sie hatte eine dicke, dunkelglasige Flasche und ein kleines Gefäß in den Händen und füllte Harry etwas von dem Trank ins Gefäß ein. Sie hielt es ihm hin und Harry nahm zitternd an.
"Trinken Sie das, Mr. Potter. Ich weiß nicht, was Sie getrunken haben, aber es hätte sie umbringen können."
Hermine zischte und beide sahen mit bösem Blick dabei zu, wie Harry mit verzogenem Gesicht den Trank runterwürgte.
"Das hat Malfoy mit Absicht gemacht!", schoss aus Rons Mund heraus, wie ein Blitz.
Harry legte das Gefäß auf den Nachttisch neben seinem Bett und versuchte den ekligen Nachgeschmack zu ignorieren. Der Trank hatte wie alte Socken und verschimmelter Käse geschmeckt, mit einer leichten Note Honig. Harry sah in seinem Augenwinkel, wie Ron stürmisch aus dem Krankenflügel laufen wollte, doch Hermine hielt ihn auf halben Weg zurück.
"Ron! Tu jetzt nichts unüberlegtes!"
Er drehte sich wütend zu Hermine um, mit einem Blick, den sie von ihm nicht kannte.
"Er hätte beinahe Harry umgebracht! Es war schon schlimm genug, dass Harry durch Todessern getötet wurde! Dieses Mal ist er zu weit gegangen!"
Ron riss sich von ihrem Griff los und verschwand in den Gängen der Schule. Harry rief Ron noch hinterher und wollte aufstehen, doch seine Kopfschmerzen ließen seine Muskeln erstarren und er fiel mit schmerzverzehrtem Gesicht wieder auf das Bett. Hermine sah ihm enttäuscht und wütend hinterher, gesellte sich aber wieder zu Harry.
"Er ist nur aufgewühlt... er beruhigt sich bestimmt wieder... es ist egal, was Malfoy getan hat, er darf ihn nicht verletzen, sonst bekommt er nur Ärger von McGonagall...", sagte sie langsam zu Harry.
Trotz Schmerzen versuchte er sich aufzurichten und lehnte sich an das eine Bettende, dazwischen sein Kissen.
"Schon klar, Hermine. Doch du kennst ihn genauso gut wie ich. Er ist Ron und dabei bleibt er."
Hermine seufzte und nickte.
"Stimmt... aber egal. Ich sag den anderen, dass es dir besser geht. Ich komme nach dem Unterricht nochmal vorbei, ok? Hoffentlich ist Ron dann auch dabei."
Harry lächelte und winkte ihr zum Abschied zu, als sie, wie Ron, in den Gängen verschwand. Die Tür fiel ins Schloss und Harry atmete tief ein und aus. Er lehnte seinen Kopf nach hinten und dachte an die Szene unten am See. Es war definitiv Hedwig, die auf Malfoys Arm war. Aber das konnte nicht sein, sie wurde getötet, als sie Harry mit ihrem Leben beschützt hatte. Eine Träne rann seine Wange herunter, als er sie direkt vor Augen hatte. Wie ist das möglich? Es war definitiv Hedwig...
Harry versank in Gedanken und bemerkte nicht, dass die Tür zum Krankenflügel geöffnet wurde. Leise vernahm er Schritte, die langsam lauter wurden und als er sie nicht mehr hören konnte, drehte er seinen Kopf zur Tür und sah Malfoy vor seinem Bett stehen, mit einem Blick, den er noch nie bei ihm gesehen hatte. Er war nicht arrogant, er war nicht gehässig. Er sah traurig und schuldig aus.
"Malfoy? Was machst du hier?", fragte Harry ihn.
Er war erstaunt, dass er keine Wut in seinen Worten hörte, sondern Mitgefühl. Malfoy sah zu Boden und trat ein paar Schritte näher an Harry heran.
"... leid...", hörte Harry nur von ihm.
"W-wie bitte?"
Malfoy sah ihm in die Augen und Harry konnte in dem Hellgrau Trauer und Schuldgefühle erkennen. Er hatte sich nicht getäuscht, Malfoy hatte sich geändert.
"Ich hab gesagt, es tut mir Leid...", sagte er langsam, den Blick wieder gesenkt.
Harry lächelte kurz auf, doch versuchte die Fassung nicht zu verlieren. Es war Draco Malfoy, der vor ihm stand, das durfte er nicht vergessen. Ein ehemaliger Todesser.
"Schon ok. Du hast es nicht mit Absicht gemacht."
Malfoy sah ungläubig hoch und starrte Harry nur an. Durch Harry zog sich ein Gefühl, es war wie ein Blitz und sein Herz schlug ein wenig schneller. In Malfoys Augen sah er Hoffnung, wieso, wusste er nicht.
"D-danke...", sagte Malfoy schnell und drehte sich zur Tür um, die in den Krankenflügel führte.
"Ich gehe dann wieder... bye, Potter."
"Warte!", rief Harry ihm nach und hielt inne, als er merkte, was er da sagte.
Malfoy drehte sich langsam um. Harry war sich sicher, dass er das nicht erwartet hatte, genauso wenig wie er selbst.
"... danke, dass du hier warst...", sagte Harry langsam, doch direkt.
Malfoy lächelte kurz und senkte wieder seinen Blick. Durch Harry zog sich bei seinem Lächeln noch ein Blitz durch den Körper und er zuckte kurz mit seiner Hand. Malfoy ging zur Tür und öffnete sie, bis er in der Türangel stand. Er sah noch einmal kurz über seine Schulter zu Harry, wollte etwas sagen, doch nickte nur kurz dankend, dann verschwand er, wie Ron und Hermine vor ihm, in den Gängen.
Harry blieb mit verwirrten Gedanken zurück und erinnerte sich an das Gefühl, dass er wegen Malfoy hatte. Er schüttelte kurz den Kopf und legte sich vorsichtig wieder hin.
"Das bildest du dir ein. Es ist Malfoy... aber..."
Er schloss die Augen, schlief ein und träumte von dem See, von Hedwig und von Draco.
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