Brief mit Siegel
Viel zu viele Zettel musste er wieder und wieder durchlesen. Harry richtete seine Brille und arbeitete sich weiter durch den Papierkram. Die Wörter flogen an seinem geistigen Auge vorbei, doch er konnte sich kaum konzentrieren. Er musste die ganze Zeit an Draco denken. Sorgen überkamen ihn. Wo war er? Ging es ihm gut? Das waren zu viele Fragen in seinem Kopf, so konnte er nicht weiterarbeiten. Mit dem Arm schon er einen Haufen Papier zur Seite und nahm sich ein leeres Stück Pergament und fing an zu schreiben. Ein Brief an Ron und Hermine.
Hey ihr Zwei,
tut mir Leid, dass ich euch damit belasten muss, aber ich kann einfach nicht anders. Draco geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Als ich vor zwei Tagen in Hogwarts war, habe ich mich mit ihm unterhalten und es war auch positiv ausgegangen, aber danach ist er spurlos verschwunden. Ich hab ihn ewig lang gesucht, doch ihn nicht gefunden. Bitte schreibt mir schnell zurück, ob er noch in Hogwarts ist. Ansonsten versuche ich es in London und benachrichtige das Ministerium.
Hermine?
Bitte überrede Ron, dass er dir hilft. Es ist wichtig.
Danke dir.
Harry
Als er den Brief fertig hatte, rollte er ihn zusammen, nahm sich eine brennende Kerze, träufelte etwas Wachs auf das Pergament und drückte es mit dem Siegel des Zaubereiministerium zusammen. Mit ihm in der Hand ging er aus dem Büro und wollte sich auf den Weg machen, um eine Eule loszuschicken, da traf er auf dem Flur Shacklebolt, der ihn freundlich grüßte.
"Hallo, Mr. Potter. Wie weit sind Sie mit dem Todesserfall?"
Harry seufzte kurz auf. Natürlich wollte Shacklebolt einen Bericht haben und er konnte keinen klaren Gedanken fassen, deshalb kam er nicht weiter.
"Schwierig... würd ich sagen. Ich brauche mehr Zeit."
Sein Vorgesetzter nickte bedächtig.
"Kein Problem. Ich habe ein paar Auroren nach London geschickt. Dort soll etwas vorgefallen sein. Ich werde Sie benachrichtigen, falls etwas für Sie von Belangen ist."
Der junge Auror bedankte sich und ging weiter seines Weges. Er kam bei dem Eulenhort an, suchte sich eine Eule, gab ihr das Pergament und ließ sie losfliegen. Kurz sah er ihr nach und hoffte sehr, schnell eine Antwort zu bekommen. Während er zurück ging, dachte er an das Gespräch mit Draco. Die Worte hallten durch seinen Kopf, bis sich eine Szene wieder und wieder wiederholte.
"Das Zaubereiministerium hat mich abgeholt, wegen dem Anwesen meiner Familie."
Harry wechselte sein Ziel und ging in die unteren Stockwerke des Ministeriums. Er kam in einem Gang voller Türen an, ein paar andere Auroren waren ebenfalls dort und Harry grüßte sie. An einer Tür blieb er stehen, hob seinen Zauberstab und die Tür ging langsam auf. Hinter ihr erstreckte sich ein Raum mit Glaskugeln, in ihnen Gegenstände. Harry wusste, dass das Zaubereiministerium verschiedenste Sachen konfiszierte und in Glaskugeln lagerte. Unteranderem auch Häuser und ganze Anwesen. Er fuhr mit dem Finger über die Regale, war bei M angekommen und bei dem Namen Malfoy stand keine Kugel. Schnell lief er zurück in das Büro von Shacklebolt, der sich ein paar Unterlagen durchlas.
"Das Malfoy-Anwesen ist weg!"
Der Abteilungsleiter sah hoch und hatte einen fragenden Blick im Gesicht.
"Was erzählen Sie da, Mr. Potter?"
Harry keuchte etwas, da er so schnell wie möglich durch das Ministerium gelaufen war. Shacklebolt stand ebenfalls auf und ging auf seinen Schützling zu.
"Beruhigen Sie sich, was ist passiert?"
Shacklebolt wies Harry an sich zu setzen und als sie sich gegenüber saßen, fing Harry an zu berichten, was er gesehen hatte.
Sein Vorgesetzter murmelte etwas und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Harry starrte ihn an, wartete auf eine Aussage.
"Scheinbar hat es jemand gestohlen, aber warum? Der einzige, der Anspruch darauf hat, ist Draco Malfoy, aber der bekommt das Anwesen erst, wenn er seinen Abschluss gemacht hat, das dauert noch ein paar Monate."
"Sir, es könnte doch möglich sein, dass die Todesser-"
"Mr. Potter, das hier ist das Zaubereiministerium, die Sicherheitsvorkehrungen sind, seit dem Vorfall mit Voldemort, stark verschärft worden. Hier kommt keiner rein, der hier nicht hingehört."
Ein bekanntes Geräusch machte sich im Büro breit und als sich Harry umdrehte, stand Avery vor der Tür und richtete sich die Haare.
"Hallo, Shacki, Potter."
Shacklebolt seufzte, als er Avery ansah und der nur doof grinste. Harry freute sich über den Anblick des Aurors.
"Avery, haben Sie Dra-... ich meine Malfoy heute gesehen? War er im Unterricht?"
Kurz drehte sich Avery zu Harry um, bemerkte seinen Blick und schüttelte den Kopf.
"Oh man, Potter. Sie machen sich zu viele Gedanken... ja, er war im Unterricht. Also kümmern Sie sich um ihren Fall. Shacki? Ich brauche die Unterlagen für Fall TR-47. Das kommt morgen im Unterricht dran."
Shacklebolt zog seinen Zauberstab, ließ ihn durch die Luft tippen und aus einem der Schränke, die an einer Wand standen, flog eine Akte heraus und blieb vor Avery stehen. Der nahm sie die Unterlagen und blätterte sie kurz durch.
"Sehr gut, danke, Shacki."
Mit den Worten verschwand er auch wieder, kurz nachdem er seine Kette berührte. Harry hatte ihm dabei zugeguckt, aber mit seiner Antwort war er nicht zufrieden. Er spielte mit seinen Fingern herum, bis sein Vorgesetzter etwas sagte.
"Was ist los, Mr. Potter? Sie sind schon eine ganze Weile so..."
Harry drehte den Kopf zur Seite. Natürlich war mit ihm etwas nicht in Ordnung, er musste wissen, wo Draco war. Er glaubte Avery irgendwie nicht. Er war nie gut auf Draco zu sprechen, wenn er damit anfing.
"Ich... mache mir Sorgen, um einen Freund. Das ist alles."
Kurz sagte niemand etwas, dann lächelte Harry kurz laut auf.
"Es tut mir Leid, ich bin nicht genau bei der Sache."
"Wenn Sie sich wirklich Sorgen um ihren Freund machen, dann sollten Sie ihn sehen und mit ihm reden. Das ist die beste Variante. Nehmen Sie sich Urlaub und kommen Sie wieder, wenn das Thema gegessen ist."
Harry sah auf, konnte nicht glauben, was Shacklebolt ihm gesagt hatte.
"Wirklich? Sind Sie sich da sicher?"
Er nickte und Harry sprang auf, nahm sich seine Jacke und ging aus dem Büro. Über die Schulter rief er Shacklebolt noch etwas zu, bis er auf der ersten Ebene des Ministeriums ankam, seinen Feuerblitz in die Hand nahm und draußen nach Hogwarts flog. Unterwegs kamen ihm wieder die Bilder in den Kopf, bis eines sich festgesetzt hatte. Das Mal, als er Draco geküsst hatte. Harry kniff die Augen zusammen. Wenn Avery doch die Wahrheit gesagt hatte, dann war Draco in Hogwarts. Und wenn er das war, dann musste er noch einmal mit ihm reden. Ohne wenn und aber.
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