8. Kapitel
,,Guten Morgen alle zusammen." Begrüßte uns eine junge Lehrerin am nächsten Morgen, die wie ich wusste Frau Bett hieß ,,Ich werde euch, wie schon in den letzten Jahren in Englisch und Französisch erhalten bleiben. So habe ich noch ein Jahr, um euch mit Grammatik und Aussprache in den Wahnsinn zu treiben." Sie zwinkerte uns zu, und ich beschloss sofort sie zu mögen. ,,Bevor will allerdings beginnen, möchte ich euch Lea Anderson vorstellen." Mit einer Handbewegung gab sie mir zu verstehen, aufzustehen. Mittlerweile hatte sich es schon rumgesprochen, dass es eine Neue geben würde. Spätestens als Laila und Julia mich gestern zu der Versammlung begleitet hatten, wusste jeder das es frisch Fleisch' gab. ,,Möchtest du uns etwas über dich erzählen?" fragte Frau Bett. Kurz zögerte ich, doch wahrscheinlich am ich sowieso nicht darum herum! ,,Ich heiße Lea Anderson, bin sechzehn Jahre alt und habe ein Pferd namens Narvik." Sagte ich kurz ,,Meine Eltern stammen ursprünglich aus Norwegen, sind aber vor elf Jahren nach Deutschland gezogen und besitzen jetzt einen Hof auf dem sie Dänische Warmblüter züchten." Fügte ich hinzu. ,,Cool, kannst du auch Norwegisch?" rief ein Junge mit kurzen, verstrubelten brauen Haaren herein. ,,Jada, men du vil sannsynligvis ikke forstå noe." Grinste ich. Der Junge starrte mich an ,,Jada, was?" ,, Jada, men du vil sannsynligvis ikke forstå noe." Wiederholte ich ,,Bedeutet: Klar, aber du wirst wahrscheinlich nichts verstehen." Erklärte ich. Der Blick des Jungen war wirklich unbezahlbar und entlockte mir ein kleines Grinsen. ,,Schön, setzt dich bitte wieder..." rief Frau Bett und begann aufzulisten, was wir dieses Jahr machen würden und wie viele Vokabeltests und Klassenarbeiten wir machen würden. Doch meine Gedanken schweiften ab, so auch mein Blick. Langsam checkte ich die Klasse, sie war nicht wirklich anders als meine letzte Klasse. Wobei, es waren deutlich mehr Mädchen als Jungs anwesenden. Die Klasse bestand aus zehn Mädchen und zwei Jungs. Der eine Junge, mit den kurzen verstrubelten braunen Haaren und grauen Augen und ein weiterer Junge mit blonden Haaren und grünblauen Augen. ,,Der Junge mit den braunen Haaren ist Tim. Der Blonde ist Benedikt." flüsterte mir Laila auf einmal zu ,,Beide sind Vielseitigkeit. Tim hat einen Dunkelbraunen namens Las Vegas und Benedikt gehört Never Stop Hoping. Ganz vorne Sitzen Aischa, Safija und Leonie." Sie deutete auf ein dunkelhäutiges Mädchen, Aischa, in zierliches braunblondes Mädchen, Safija, und breit gebautes Mädchen mit braunen, gelockten Haaren, Leonie. ,,Hinter Aischa sitzt Tamara und eben Ben und Tim. Dann kommen wir, hinter uns ist Sara, Olivia, das sind die Zicken, und Vanessa und Anna. Sie sind eineiige Zwillinge, sind aber vom Charakter komplett unterschiedlich. Das einzige was sie beide mögen sind Lehrer mit ihrer Ähnlichkeit in den Wahnsinn zu bringen." Laila grinste. Ich grinste zurück. ,,So alle miteinander. Holt bitte euer Englischbücher raus und schlagt Seite 12 auf." Rieß Frau Bett uns aus unserer Konversation ,,Wir wollen heute doch schon einmal anfangen uns an die Discussion phrases zu erinnern." Rief sie ,,Lea, du machst bitte was du tun musst." Sagte sie an mich gewandt. Ich nickte und holte mein Buch Mandarin für Anfänger und Fortgeschrittene heraus außerdem noch mein Handy mit Kopfhörer, auf dem ich viele Vokabeln und Sätze gespeichert hatte. Ich setzte die Kopfhörer auf und klickte auf das nächste Level, dass ich dieses Jahr bearbeiten konnte. Leise wiederholte ich die Wörter, so lange bis sie richtig klangen. Akzentfrei würde ich sowieso nicht mehr schaffen, zwar hatte ich ein Talent für sprachen, doch ich war mittlerweile zu alt um eine Sprache akzentfrei Sprechen zu lernen. ,,Frau Bett, wieso darf Lea auf ihrem Handy spielen und muss dem Unterricht folgen?" rief plötzlich Sara in den Unterricht. Ich drehte mich zu ihr um, ärgerlich blicke ich sie an, Petzte. ,,Lea spricht Englisch und Französisch seit sie klein ist, und daher fließend." Erklärte Frau Bett ,,Zwar wird sie mit uns die Klassenarbeiten schreiben, um zu kontrollieren, dass sie unsere Ziele gut erreicht, darf aber im Unterricht weiter an ihrer Sprache lernen, die sie gerade lernt." Sara blickte mich fassungslos an ,,Bist du so was wie ein Sprachtalent? Oder was? Wie viel Sprachen sprichst du überhaupt?" motzte sie. ,,Englisch, Norwegisch und Deutsch spreche ich seit meiner Kindheit. Französisch, Dännisch und Spanisch habe ich von einer Freundin und meiner Großmutter gelernt." Erklärte ich trocken ,,Es steckt also nicht einfach so Gott mit seinem Salzstreuer der Talent streut, sondern einfach eine internationale Familie, Spaß und vielleicht auch etwas Talent hinter der Sache." Als keine Fragen mehr kamen, nickte ich einfach noch einmal in Richtung Lehrerpult und widmete mich wieder meinem Buch.
Nach dem normalen Unterricht hatten wir erst einmal Mittagspause. Das Mittagessen, Spagetti Bolognese, verbrachte ich mit Laila und Julia. Die beiden waren eigentlich ziemlich nett, auch wenn das es nicht wirklich besser machte sie anzulügen. Wenn sie blöd wären, wäre es auch blöd ihnen nicht sagen zu können, wer du wirklich bist. Warf mein Unterbewusstsein ein Stimmt, wieder ein Dilemma. Stimmte ich ihr zu. Vielleicht siehst du Lea Anderson einfach zu sehr als anderen Menschen. Talea ist Lea, es ist nur ein Name! Ich seufzte leise, Wenn du nur recht hättest! ,,Wieso seufzt du?" fragte Laila plötzlich und blickte von dem Manuskript auf, mittlerweile waren wir, mit Julia, wieder auf unserem Zimmer, da Julia Laila unbedingt ihr neues Buch zeigen wollte. ,,Ach nicht, ich war nur in Gedanke." Winkte ich ab ,,Du denkst ziemlich viel." Stellte Julia fest. Ich zuckte die Schultern ,,Ich bin eben ein Denker." Versuchte ich einen Witz. Laila grinste ,,Und ich eine Abenteurerin!" ,,Und ich ein Lesemonster!" lachte Julia. Ihr Lachen stecke mich an und ich lachte ebenfalls, wie schön war doch diese unbeschwerte Atmosphäre! Wir alberten noch etwas herum, bis wir vor Schreck bemerkten, dass wir nur noch acht Minuten hatten, bis wir uns, zu unsere erste Reitstunde vor unserem Stall treffen sollten. Hektisch flitze Julia aus dem Zimmer um ihre Reithose, Stiefel und Helm zu holen. Auch Laila und ich beeilten uns, uns fertig zu machen. Schnell schlüpfte ich in meine geliebten schwarzen Lederstiefel und meine schwarze Reithose. Mit meinem weinroten T-shirt und meinen hellblonden Haaren bildete es einen tollen Kontrast. ,,Wow, ist der Helm von Samshield?" fragte Laila bewundernd. ,,Äh, ja." Gab ich verlegen zu ,,Meine Eltern haben ihn mir zum Geburtstag geschenkt." Laila erwiderte nichts darauf und wir liefen schnell zu nach draußen, dort warte schon Julia auf uns. Doch die Atmosphäre hatte sich verändert, zuvor war sie froh und ausgelassen gewesen, nun war sie eher nachdenklich und ernst. Schade fand ich, während ich den beiden folgte.
Gerade noch rechtzeitig erreichten wir den Treffpunkt vor dem Stall, wo schon alle auf uns warteten. Ab gesehen von unser und der zehnten und zwölften Klasse, standen auch schon drei Erwachsene am Treffpunkt. Aus dem Internet wusste ich, dass die Reitgruppen nicht nach Alter oder Klassenstufen gebildet wurden, sondern nach Können. ,,Erst einmal Willkommen auch von uns im nächsten Schuljahr." Lächelte eine hochgewachsene blonde Frau. Sie erinnerte an eine typische Skandinavierin und ihr leichter Akzent verriet nordische Herkunft ,,Wie ihr alle wisst, werdet ihr heute alle noch euren Wahlfächern aufgeteilt, morgen werden dann die Leistungsgruppen eingeteilt." ,,Das ist Smilla, unsere Springlehrerin." Verriet mir Laila leise ,,Neben ihr ist Andrea, die Dressurlehrerin und Frank ist für das Vielseitigkeitsteam verantwortlich." ,,Woher kommt sie?" fragte ich leise, bitte nicht aus Norwegen! ,,Schweden glaube ich. Wieso?" antwortete Laila ,,Nur so, wegen ihrem Akzent dachte ich sie wäre Finnin." Murmelte ich und atmete innerlich aus. Schwedin. Keine Norwegerin. Und so wie sie sprach war sie auch schon lange in Deutschland. Trotzdem wäre es gefährlich, wenn sie aus Norwegen stammte. Norweger, oder allgemein Skandinavier, waren ziemlich Lands stolz. Oft hielten sie noch Jahre nach dem sie das Land verlassen hatten Kontakt zu ihren Freunden und schauten gerne Skandinavisches Fernsehen. Zumindest wenn man meinem Vater glauben konnte. ,,So jetzt aber genug gequatscht! Holt eure Pferde! Die Dressurreiter treffen sich auf dem östlichen Reitplatz, die Springreiter auf dem Westlichen Platz. Die Vielseitigkeitsreiter sind in der Halle." Rief Smilla. Sofort wurde unsere Gruppe lebendig und wir liefen in den Stall. Gestern Abend hatte ich mich noch einmal in den Stall geschlichen und hatte auch den Neuankömmlingen' noch einmal erklärt wer und was ich war. Zum Glück hatten sie es alle mehr oder weniger azeptiert. Nur anscheinend der Falbe neben Narvik noch nicht so ganz, den er wich erschrocken zurück, als seine Besitzerin ihn aus seiner Box holte und ich ausversehen seine Flanke streifte. Doch zum Glück fing der Falbe sich schnell wieder und stand wenige Sekunden später wieder brav neben seiner Besitzerin. ,,Sorry." Entschuldigte ich mich bei dem Mädchen. ,,Kein Problem, normalerweise ist er nichts so schreckhaft." Winkte das Mädchen, ich glaube sie hieß Anne, ab. Es herrschte ordentlich Gedränge, als alle ihre Pferde zum Putzplatz raus führten. Dieser, der eigentlich für zwanzig Pferde geeignet war, war nach fünf Minuten voll und so zogen manche Paar hinter den Stall um, um dort ihre Pferde zu putzen. Ich blieb lieber mit Narvik im Stall und machte ihn dort fertig .Der Rappe stand ganz still, als ich sein nachtschwarzes Fell bürstete. Jeder Zentimeter war mir so vertraut, wie ein Teil von mir. Sanft strich ich mit meiner Hand über das weiche Fell. ,,Wie war eigentlich die Nacht, mein Süßer?" fragte ich leise, damit uns niemand hörte. ,,Ganz gut. Die Box ist super! Ich kann richtig toll rausgucken!" fand der Wallach ,,Die andern Pferde sind auch echt nett, mal abgesehen von so nem eingebildeten Schimmel, Colorado heißt der glaub ich, oder so." der Rappe schüttelte sich ,,Hat die ganze Zeit nur über seine tolle Abstammung und seine tolle Rasse geredet." Narvik schien die Augen zu verdrehen und ich musste lachen. Wie ich diesen Rappen doch liebte! Immer noch grinsend holte ich seinen Sattel und Trense. Wenige Minuten später war ich fertig und führte ihn aus dem Stall. Auf dem Putzplaz waren die meisten auch schon fertig, nur noch wenige Mädchen trensten oder sattelten ihre Pferde. Ich lies meinen Blick über die Menschen schweifen, dabei viel mir eine bestimmte Sache auch, es waren wirklich fast nur Mädchen. Abgesehen von Tim und Benedikt, den alle nur Ben nannten, gab es nur noch einen weiteren Jungen aus unserer Gruppe, der kam, soweit ich wusste, aus der zehnten. ,,Komm schon Abendträumer! Bleib doch mal stehen!" hörte ich ein Mädchen, mit schwarzen Haaren, auf einmal rufen. Der dunkelbraunen neben ihr tänzelte die ganze Zeit herum, und dass zierliche kleine Mädchen hatte Probleme den schweren Vielseitigkeitssattel auf den Rücken des braunen zu bekommen. Kurz entschlossen murmelte ich kurz zu Narvik ,,Bleib mal kurz hier." Und lief dann mit entschlossenen Schritten auf das Paar zu. ,,Darf ich dir helfen?" fragte ich freundlich. Das dunkelhaarige Mädchen drehte sich erschrocken um, ihr blasses Gesicht war schon ziemlich rot, doch sie hatte strahlend grüne Augen. ,,Äh ja, danke. Aber pass auf, er wird ziemlich zickig, wenn man ihn versucht zu satteln. Im Sattel ist er ganz lieb, doch beim Satteln hat er keinen Respekt." Plapperte das Mädchen ,,Wir haben erst gedacht ihm tut was weh, aber der Sattel passt perfekt und er hat auch keine Rücken Probleme." Ich hob die Hand und sie verstummte. Ich hob den Sattel und wollte ihn auf den Rücken des dunkelbraunen gleiten lassen, doch der Wallach wich geschickt zur Seite. ,,Haha, du kriegst mich nicht." Hörte ich ihn lachen. Ich versuchte es noch einmal, doch wieder wich Abendträumer aus. ,,Ach las es." Seufzte das Mädchen ,,Es funktioniert doch sowieso nicht!" Als der Wallach wieder auswich als ich ihn satteln wollte, wurde ich ärgerlich ,,Jetzt reicht es aber! Bleib stehen Abendträumer." Rief ich. Der Wallach blieb überrascht, dass er mich verstehen konnte, stehen. Diesen Moment nutze ich und warf den Sattel auf den Rücken des Pferdes. Bevor er sich versah, hatte ich schon den Sattelgurt befestigt und der Sattel saß fest. ,,So, trensen kannst du nehme ich an allein?" fragte ich und blickte das Mädchen, dass bestimmt einen Kopf kleiner war als ich an. ,,Die nickte wie hast du?" hauchte sie. ,,Selbstbewusstsein. Wenn er, dass das nächste Mal macht, mach dich groß und dräng ihn auf eine Seite. Zeig ihm das du es ernst meinst. Meistens hilft das. Wenn nicht, kannst du ihm auch mal einen Klaps geben. Aber nicht stark, es reicht kein kleiner hieb." Erklärte ich. ,,Okay." Ehrfürchtig nickte das Mädchen. ,,Er scheint mir noch jung zu sein. Manchmal braucht er eben noch eine feste Hand. Vergiss nicht, ihr seid eine Herde und er hat sich dir unterzuordnen! Nicht aus Angst, das ist wichtig! Aber er muss Respekt vor dir haben, sonst könnte er dich verletzen! Freundschaft ist das Stichwort, okay?" ich lächelte ,,Ein hübsches Pferd hast du da." Verabschiedete ich mich, bevor ich ging strich ich Abendträumer noch einmal über die Kuppe ,,Und du bist brav okay?" sagte ich kaum hörbar für Menschliche Ohren, doch der Braune hörte mich. Beschämt schnaubte der Wallach. Erst als ich langsam zu Narvik zurück ging, bemerkte ich die Blicke der anderen, die mich anstarrten, als wäre ich ein Alien. Ich verdrehte die Augen, ich hatte ein Pferd gesattelt, war das so etwas Besonderes? Anscheinend schon! Gluckste wieder mein Unterbewusstsein. Wo warst du eigentlich? Ich dachte es ist deine Aufgabe mich zu nerve? Fragte ich die Stimme ironisch. Na ja, wenn ich dich nerve, nerve ich irgendwie auch mich, weil ich bin ja deine Wenigkeit. Meinte die Stimme. Aber es ist doch nicht normal, dass du so redest, oder? Ich glaube ich werde verrückt! Wobei stopp, dass bin ich ja schon längst! Leise seufzte ich und stellte mich wiederneben Narvik, da nun wieder unsere Reitlehrer kamen. ,,Oh, Abendträumer ist ja schon fertig!" überrascht sah Andrea das Mädchen an ,,Wie hast du ihn gesattelt bekommen?" Das schwarzhaarige Mädchen lächelte unsicher ,,Das war ich nicht. Sie war es." Sie deutete in meine Richtung. Mein Gott, so viel zu nicht auffallen. Dachte ich, presste die Lippen zusammen und deutete ein Nicken an. Andrea zog die Augenbraunen hoch, beließ es aber dabei. ,,So, da Abendträumer schon fertig ist, teilt ihr euch jetzt bitte einmal in eure Gruppen auf. Dressur bitte links, Springen bitte rechts und Vielseitigkeit in die Mitte."
Kurz darauf folgte ich Smilla und den anderen Springreitern in Richtung Springplatz. Insgesamt gab es zwei Große Plätze, einmal der westliche, der für das Springen benutzt wurde, und einmal der östliche der normalerweise für die Dressur benutzt wurde. Dazu gab es noch ein Dressurviereck und zwei Reithallen. Für die Vielseitigkeitsreiter gab es weiter im Wald noch eine Geländestrecke. Mittlerweile waren wir auf dem Springplatz angekommen, dieser war, wie gefühlt alles hier super modern und in Schuss. Er war riesig und konnte von vier großem Leuchten beleuchtet werden außerdem hätte der Bodenbelag wahrscheinlich viele Strände hier in Norddeutschland neidisch gemacht. ,,So, bitte steigt auf und macht euch warm." Rief Smilla und stellte sich in die Mitte des Platzes. Während die meisten sich an den Zaun drängten oder um die Aufstieg Hilfe kämpften, ging ich einfach ein paar Schritte zurück, sagte halblaut zu Narvik ,,Nicht erschrecken, ich komme!" und nahm kurz Anlauf. Nach wenigen Schritten sprang ich geschmeidig ab und landete weich im Sattel, mein Rappe zuckte nicht einmal mit dem Ohr. Sanft legte ich meine Waden gegen seinen warmen Bauch und er schritt anmutig an. Tief atmete ich aus, endlich wieder im Sattel! Hier fühlte ich mich zuhause Sanft legte ich meine Waden gegen seinen warmen Bauch und er schritt anmutig an. Tief atmete ich aus, endlich wieder im Sattel! Hier fühlte ich mich zuhause, hier war ich geborgen. Automatisch nahm mein Körper die Richtige Haltung an und verschmolz mit Narvik. Am langen Zügel ritten wir ganze Bahn und ich dachte über das erste Mal, als ich auf einem Pferd saß nach. Damals war ich, soweit ich mich erinnern konnte erst ein Jahr alt, als mich meine Großmutter endlich mal auf den Rücken eines Ponys setzte. Seit ich das erste Mal ein Pferd gesehen hatte, wollte ich immer Pferde kucken. Während andere Mädchen mit Puppen spielten, wollte ich immer in den Stall Pferde streicheln. Und dann, endlich durfte ich sogar mal auf Finn, einem kleinen Norweger, sitzen. Ich denke damals war ich das glücklichste Mädchen auf der Welt. Drei Jahre später durfte ich schließlich richtig Reitunterricht nehmen. In diesen drei Jahren war ich schon oft auf Finn gesessen und konnte auch schon ohne Sattel ein paar Schritte geführt werden, ohne runterzufallen. Auf dem Norweger durfte ich dann auch Reitunterricht nehmen. Am Anfang eigentlich nur ohne Sattel sondern mit einem Longiergurt, damit ich mein Gleichgewicht fand. Nachdem ich ohne Probleme in allen Grundgangarten oben blieb, begann ich mit Sattel und Trense das Lenken zu lernen. Beinahe jeden Tag war ich im Stall, denn Mamma und Pappa hielten uns bis zum sechsten Lebensjahr, so gut wie es ging von der Presse hin fern. Zwei Jahre ging das so, und in diesen zwei Jahren lernte ich eine Menge. Bald schon saß ich sicher im Sattel und kam auch gut mit fauleren Pferden zurecht. Trotzdem wollte ich die meiste Zeit immer nur auf Finn, meinem geliebten Norweger reiten. Als ich dann jedoch sechs Jahre alt war, musste ich immer öfter mit meinen Eltern und meinem Bruder zu irgendwelchen Veranstaltungen fahren. Damals fand ich es viel zu viele, heute wünschte ich mir, ich hätte nur so wenige Aufgaben. Als ich schließlich acht Jahre alt wurde, starb mein geliebter Norweger Finn im stolzen Alter von 37 Jahren. Tagelang hatte ich geheult, mich in meinem Zimmer verkrochen, kaum etwas gegessen. Ich war zwar damals erst acht, doch ich wusste, dass Finn nie wiederkommen würde. Ich weiß noch, wie meine Großmutter mich irgendwann geschnappt hat und mit mir in den Stall gefahren war. Dort hatte sie mir ein gewisses schwarzes Fohlen gezeigt. Narvik. Seine Mutter war nicht wie in vielen Filmen bei der Geburt gestorben, oder war er traumatisiert worden oder hatte er eine tolle Abstammung. Nein, Narvik war eigentlich ein ganz normales Fohlen gewesen. Doch für mich war es sofort Liebe auf den ersten Blick gewesen. Jede freie Minute hatte ich bei ihm verbracht, hatte ich gestreichelt, gefüttert und war, nachdem er abgesetzt wurde mit ihm über dem Hof gewandert. Er war immer brav zu mir gewesen, auch wenn er manchmal ziemlich temperamentvoll sein konnte, hatte er doch immer auf mich aufgepasst und ich auf ihn. Als er mit vier Jahren langsam an longiert und an den Sattel gewöhnt wurde, war ich immer dabei gewesen und hatte ihn beruhigt. Und nun acht Jahre später war aus ihm ein tolles Pferd geworden, ausgeglichen, freundlich, mutig und treu. Was wollte man mehr? Narviks schnauben holte mich zurück aus meinen Gedanken, schnell nahm ich die Zügel auf, und begann ihr ordentlich war zu machen. Zwar war es heute, für mich, eigentlich ziemlich warm, doch das Thermometer zeigte gerade mal zehn Grad an. Nach einer viertel Stunde Schritt, begann ich mit dem Traben. Auch die anderen hatten mittlerweile angefangen zu traben, insgesamt zählte ich gute zwanzig Mädchen. Plötzlich ritt Laila neben mich, die auf einem hübschen Apfelschimmel saß ,,Hey!" begrüßte sie mich. ,,Hi!" lächelte ich ,,Wer ist denn diese Schönheit?" ,,Aquarius, mein elf Jähriger Holsteiner. Und deiner?" grinste Laila. ,,Acht Jähriges Dänisches Warmblut namens Narvik. Tollstes Pferd der Welt." Verträumt lies ich mich nach vornefallen und umarmte den kräftigen Hals. ,,Na den Titel besitzt doch schon Aqua!" grinste Laila ,,Aber Narvik hat wirklich schöne Gänge. Er schwebt ja richtig!" ,,Du solltest mal seinen Galopp sehen, traumhaft!" schwärmte ich ,,Aber deiner ist auch nicht schlecht." Lachend versuchte Laila mich in die Seite zu boxen, doch wir waren etwas zu weit auseinander. ,,Wenn ihr fertig mit kämpfen seid, könnt ihr auch schon mal angaloppieren!" rief und Smilla lachend zu. Mittlerweile hatte sich die Schwedin auf einen Stuhl gesetzt und beobachtete uns genau, hin und wieder schrieb sie etwas auf einen Block. Hey, kennst du einen guten Witzt über Schweden? Treffen sich ein Norweger und ein Schwede im Auto auf einer engen Straße. Sagt der Schwede ,,Für einen Idioten mache ich nicht Platz!" Der Norweger erwiderte ,,Ich aber schon!" und macht dem Schweden Platz. Ich musste grinsen. Schweden und Norwegen mochten sich auf einem gesunden Niveau nicht, was auch an Norwegens Geschichte mit Schweden lag, so kannte jedes norwegische Kind mindestens einen guten Witz über Schweden, umgekehrt war es genauso. Mittlerweile war Laila wieder abgedreht und Galoppierte Aquarius auf dem unteren Zirkel. Auch ich gab Narvik die Galopphilfe und lies mich von seinem wunderbaren Galopp ganz und gar verzaubern.
Nachdem wir uns alle ordentlich in allen drei Grundgangarten warm gemacht hatten, baute Smilla niedrige Sprünge auf, ich schätze sie auf etwa 70 Zentimeter. Nun sollten wir nach einander über die kleinen Steilsprünge springen. Ich war nach Aischa dran, die die Sprünge mit ein wenig Mühe auf einem Araber Fuchs Mix bewältigte. Narvik hatte längst verstanden, was er gleichtun musste und spitze schon ungeduldig die Ohren, wartete jedoch bis ich ihm die Hilfen gab. ,,Los geht." Hörte ich ihn freudig rufen und er wechselte vom Trab in einen raumgreifenden Galopp.
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