5. Kapitel
Drei Tage sind eine kurze Zeit, gerade wenn der komplette Tag zu geplant war. Morgens frühstücken, dann Training mit Großmutter, Training mit Narvik, Mittagessen, wieder Training mit meiner Großmutter, Abendessen und zwischen durch noch schlafen und packen. So verliefen die kommenden drei Tage. Während ich die ganze Zeit beschäftig war, kümmerte sich Aegir um die Formalitäten. Erstellte mir eine neue Identität, in so was war er gut, meldete mich in der Schule an und kümmerte sich um meine Look Veränderung. Kurz sah es so aus, als müsste ich Kontaktlinsen oder gar eine Perücke ragen, doch dann entschied er sich zum Glück um, und mir wurden nur etwas die Spitzen gekürzt. Als ich in den Spiegel sah, sah ich nicht wirklich ein anderes Mädchen. Ich sah immer noch mich, zwar verändert, aber immer noch ich. Und dann, plötzlich, war der Tag meiner Abreise da. An diesem Morgen erwachte ich früh, selbst für meine Verhältnisse. Nachdem ich aus unergründlichen Digen aufgewacht war, starrte ich Minuten lang einfach nur auf meine Decke. Alles würde anders sein. Die Decke. Das Bett. Die Menschen. Die Umwelt. Ja selbst das Klima würde anders sein. Kurz bekam ich Bauchgrummeln und fragte ob ich wirklich die beste Tat, doch ich unterdrückte es. Es wäre sowieso zu spät. Und sowieso, ein Ende bedeutete doch immer ein neuer Anfang, oder? Ich beschloss mir nicht weiter darüber Gedanken zu machen, selbst wenn die Stimme in mir weiter allerlei schlimme Szenarien aufzählte. Schnell schlüpfte ich in eine blaue Jeans und T-Shirt und lief die Treppen hinunter, raus in den Garten. Kühle Morgenluft empfing mich, als ich über die Wiese hastete. In den letzten Tagen, war es kaum wärmer geworden, selten kletterte das Thermometer über zehn Grad, wie es wohl in Deutschland war? Trotz des kühlen Wetters fror ich nicht. Kind des Nordens sag ich nur. Meldete sich die Stimme wieder in mir. Danke für deinen Beitrag.Gab ich schnippisch zurück. Gern geschehen. Ob ich es wollte oder nicht, die Stimme in mir hatte recht. Zwar hatte ich nur etwa drei Tage trainiert, doch die Grundlagen im Eisbändigen beherrschte ich nun. Mein Problem lag nur in der Ruhe, Dinge zu gefrieren war kein Problem, auch Schnee zu erschaffen hatte ich schnell gelernt. Doch zum Beispiel jetzt das Eis zu bewegen, war schon eine andere Liga, meist zerbrach es einfach. Nur weil zu zu schnell bist! Warf die Stimme ein. Klappe halten! Wies ich sie an Bin ich eigentlich krank oder was ist bei mir falsch gelaufen, dass ich dich habe? Kein Mensch hält doch dieses Unterbewusstsein aus! Meinte ich. Danke für das Kompliment und doch, das hat jeder Mensch. Kam es etwas beleidigt zurück Aber das kann doch nicht normal sein! Du bist ja eine richtige Persönlichkeit. Sagte ich. Na ja um es genau zu sehen, bin ich deine Persönlichkeit, nur das ich dir hemmungslos all deine Schwächen zeige, wobei du sie eigentlich kennst nur manchmal so verdrängt hast, dass du gar nicht mehr weißt das zu sie hast. Erzählte die Stimme. Ich grummelte nur und öffnete dann Narviks Stall, der Wallach begrüßte mich freundlich. Zum Glück hatte er sich ziemlich schnell daran gewöhnt, dass ich ihn und er mich verstehen konnte. Mir war es immer noch etwas unheimlich, doch es wurde besser, je mehr ich mit ihm sprach. ,,Guten Morgen großer." Lächelte ich also und gab ihm ein Leckerli. ,,Guten Morgen, kleine." Gab er zurück. ,,Ich bin nicht klein." Meinte ich gespielt entrüstet. ,,Im Gegensatz zu mir schon." Kam es unbeeindruckt zurück. ,,Du bist aber auch eine ganz andere Spezis." Warf ich ein. ,,Stimmt auch wieder, aber wie soll ich die sonst nennen?" ,,Keine Ahnung, denk dir was aus. Aber nicht kleine." Grinste ich und streifte ihm sein Halfter über. ,,Hm, okay, wie wäre es mit Sonnenschein?" fragte er ,,Wegen dem bisschen hellem Fell auf deinem Kopf." Ich musste lachen ,,Das sind Haare, die sollen da oben sein." Grinste ich ,,Aber Sonnenschein klingt gut." ,,Dann bist du jetzt mein kleiner Sonnenschein." Gab Narvik schelmisch zurück. Grinsend gab ich ihm einen Stoß ,,Du Witzbold." Grinste ich und betrat seine Box ,,Aber genau deswegen liebe ich dich!" glücklich umarmte ich seinen kräftigen Hals, bevor ich anfing an seinem Widerrist zu kraulen, dass mochte er besonders gut. ,,Ahh, ja, das tut gut!" sagte Narvik auch gleich und machte entspannt den Hals lang ,,Noch etwas nach unten! Ja so ist es gut!" Ich musste grinsend und legte mich so ordentlich ins Zeug, musste jedoch nach zehn Minuten aufhören, da ich keine Kraft mehr hatte. ,,Schade!" fand Narvik ,,Keine Sorge, schon bald, sind wir den ganzen Tag zusammen!" lächelte ich etwas traurig. ,,Wieso bist du Traurig?" fragte er sofort ,,Willst du etwa nicht mit mir zusammen sein?" ,,Doch,doch." Beeilte ich mich zu sagen ,,Aber heute geht es doch los." Erklärte ich und das Grummeln in meinem Bauch wurde stärker ,,Alles wird anders sein, ich denke, davor hab ich Angst." Sagte ich langsam. ,,Weißt du Talea, ich habe auch etwas Angst, wenn ich daran denke. Aber, es kann ja eigentlich nichts passieren! Wir werden nicht gefressen und die anderen Pferde sind bestimmt nett, da ist es egal ob ich jetzt aus Singapur, Amerika, oder Russland komme." erklärte Narvik ,,Und bei den Mädchen wird es genauso sein! Und wenn nicht, bekommen sie es mit mi zu tun!" kündigte der Rappe an, sein Mut entlockte mir ein lächeln ,,Du hast recht, ich hab ja immer noch dich!" sanft strich ich über sein Fell ,,Was würde ich nur ohne dich tun?"
Zwei Stunden war es dann soweit. Meine Eltern und mein Bruder folgten mir nach draußen zu dem Auto, was mich zum Flughafen bringen sollte. Das Gepäck war schon eingeladen und Narvik war vor einer halben Stunde verladen worden. Zum Glück war der Wallach das Verladen gewohnt und machte nie Terror oder irgendwas anderes, dass ich ihn verladen hatte und ihm dabei genau erzählt hatte was jetzt passieren würde, hatte das Verladen noch einmal vereinfacht. Nun war ich daran verladen zu werden, meine Eltern konnten wieder leider nicht mitkommen und auch mein Bruder würde zuhause bleiben. Deswegen verabschiedete ich mich schon hier ,,Tschüss." Murmelte ich leise zu meiner Mutter, die umarmte mich einfach fest ,,Du wirst schon sehen, es wird ganz toll da!" sagte sie leise in meine Haare ,,Wenn du irgendwas brauchst, ruf einfach an! Und melde dich mindestens einmal im Monat, okay?" sagte sie und blickte mir tief in die Augen, täuschte ich mich, oder waren das Tränen in ihren Augen? ,,Mach ich." Sagte ich leise und blickte zu Boden ,,Ich werde dich vermissen." Murmelte ich. Meine Mutter schnappte nach Luft und umarmte mich noch einmal fest. ,,Meine kleine!" murmelte sie noch, bevor sie mich los lies. Dann ging ich vorsichtig zu meinem Vater, seit er verkündet hatte, mich nach Deutschland zu schicken, hatten wir kaum gesprochen. ,,Das wird schon." Sagte er und strich mir über das strohblonde Haar, sein Gesicht wirkte auf den ersten Blick hart, doch ich kannte ihn zugut und wusste, wie es in seinem inneren aussah. Er war längst nicht der strenge, etikettenbrave Kronprinz der er auf dem ersten Blick zu seinen schien. Eigentlich war er ein liebevoller, lustiger Vater, der es liebte zu lachen. Doch das Schloss hatte ihn so erzogen, immer brav, aber irgendwie auf emotionslos zu sein. Er legte viel Wert auf Tradition und Erziehung, auch wenn er nicht so war. ,,Tschüss." murmelte ich wieder und wollte mich gerade von Kai verabschieden, da drehte ich mich wieder um, und umarmte ihn. Kurz wich mein Vater überrascht zurück, dann erwiderte er die Umarmung. Nach ein paar Sekunden, die sich wie Minuten anfühlten, lies ich ihn schließlich wieder los und ging zu meinem Bruder ,,Da gehst du nun." Sagte er, in seinem Dunkeln, warmen Stimme ,,Wird jetzt ganz schön langweilig ohne dich hier." Ich musste lächeln, und mir stiegen die Tränen in die Augen, als ich ihn so betrachtete, dann umarmte ich ihn fest ,,Vergiss mich nicht!" murmelte Kai ,,Wie könnte ich?" gab ich zurück und drückte ihn noch etwas fester. Von meinen Eltern war ich es gewöhnt, wenn ich sie ein paar Tage nicht sah, doch mein Bruder war immer da gewesen. Egal ob ich nun krank war, oder wir beim Arzt gewesen waren, er war immer da gewesen. Und ganz gleich das ich die große Schwester war, es hatte sich immer ein wenig angefühlt, als ob er mich beschützen würde. Und nun, würde ich ein Jahr mein wohlbehütetes Zuhause verlassen um danach Kronprinzessin zu werden. Also in etwa das, was jeder Teenager tat, man bemerke die Ironie. Ich atmete noch einmal tief durch, umarmte noch einmal meinen Bruder, dann stieg ich ins Auto. ,,Bereit?" fragte Aegir, der mich zum Flughafen und nach Deutschland begleiten würde ,,Bereit." Ich atmete tief durch. ,,Na dann, auf geht's!" rief mein Fahrer und trat auf Gas.
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